Was haltet ihr von Abtreibung?

@Isamu
Das ist natürlich alles richtig. Nur ist das keine Lösung für das eigentliche Problem an der ganzen Sache.
Du musst nämlich einen Punkt finden, ab dem dieser Zellhaufen diesen Status "Mensch" erhalten soll. Diese Festlegung ist die ganze Krux an einer Diskussion zur Abtreibung.
Wenn man es genau nimmt, muss man sich fragen, was einen Mensch zum Menschen macht. Bewusstsein? Potentielles Bewusstsein? Grundsätzliche Lebensfähigkeit? Sehr schwierig.
Rein praktisch muss man einfach einen Punkt festlegen, ab dem der Zellhaufen ein Mensch ist. Nur wird diese Festlegung unserer emotionalen Sichtweisen, was denn konkret für uns ein Mensch ist, oftmals zuwider laufen.

Isamu schrieb:Oder wie sieht es aus mit Siamesischen Zwillingen von denen einer ein Lebenswichtiges Organ mitbenutzt? Das ist kein eigenständig lebendes Wesen, sondern ein Symbiont.

Diese Frage stellt sich eigentlich nicht. Denn in diesem Punkt besteht weitestgehend Einigkeit, was einen Menschen ausmacht. Wenn ein Mensch keine Beine hat, ist er dennoch ein Mensch. Wenn er ein künstliches Herz hat, ist er dennoch ein Mensch.

@kleinundgrün

Was ich damit sagen wollte ist, dass wenn man sich hinstellt und sagt "Das ist ein Zellhaufen und er kann tja nicht eigenständig leben" das beides keine objektiven Argumente sind. Wir alle sind Zellhaufen, auch als Menschen und eigenständig leben können auch einige Menschen nicht. Und wenn man diese Arugmente anführt, stellt sich die Frage schon, denn irgendwoher muss ja die Argumentation kommen ^^ Sie wurde nur nicht genug reflektiert.

Ich finde, dass die Frage, ob etwas ein Mensch ist oder nicht, oft gegen das Argument geführt wird, ob eine Frau das Kind nun haben will oder nicht. Es gibt zwei sehr anerkannte Gründe eine Abtreibung durchzuführen: Vergewaltigung und Behinderung des Kindes. Ich finde behindertes Leben trotzdem schützenswert und es würde eine Diskriminierung darstellen gegenüber Behinderten die schon Leben und es wird auch wieder die Frage aufwerfen, wie behindert muss ein Kind denn sein? Keine Sehfähigkeit? Keine normale Statur? Keine Zeugungsfähigkeit? Geben wir Frauen die freie Hand darüber treibt man in Zukunft vielleicht auch das falsche Geschlecht ab. Ob eine Abtreibung wegen Behinderung stattfindet müsste als ein Arzt festlegen und kontrollieren und nicht allein der Mutter obliegen. Das OB entscheidet der Arzt, das Ja oder Nein kommt von der Mutter. Aber dennoch bewegen wir uns hier auf Mienenfeldern, denn es gibt genügende Behinderungen die Mütter abtreiben lassen würden, von denen es aber genug Beispiele gibt, dass sie ein weitestgehend normales Leben führen können mit Job und Frau und Kindern. Das ist ein Freifahrtschein für Diskriminierung und ich möchte betonen, dass die Kinder die mit Behinderung groß werden oft leichter durchs Leben kommen als die, denen so etwas später widerfährt. Soll man also denen, die es leichter haben das Leben verwehren weil es nicht Lebenswert ist aber das von Leuten bei denen es aus einem Unfall resultiert, schaffen das? Oder geht es nur darum, dass die Mutter sich ein leichteres Leben erwünscht hat? Das Wohl des Kindes vorschieben um das eigene Leben angenehmer zu haben, ist auch fragwürdig.

Alle anderen Argumente wie "Sie will doch kein Kind", "Sie hat es nicht früh genug gemerkt", "Sie hat die Pille genommen und ihr Frauenarzt war zu blöd" und so weiter, sind finde ich kein Grund für eine Abtreibung, egal in welcher Schwangerschaftswoche man ist.

Isamu schrieb:Alle anderen Argumente wie "Sie will doch kein Kind", "Sie hat es nicht früh genug gemerkt", "Sie hat die Pille genommen und ihr Frauenarzt war zu blöd" und so weiter, sind finde ich kein Grund für eine Abtreibung

Für mich reichen diese Argumente, um in Zukunft einem neuen Menschen Unliebe, Ignoranz und ein suboptimaler Start ins Leben zu ersparen.

Isamu schrieb:Ich finde, dass die Frage, ob etwas ein Mensch ist oder nicht, oft gegen das Argument geführt wird, ob eine Frau das Kind nun haben will oder nicht.

Das stimmt nicht.

Die regelung ist folgende: Statt eines einzigen Zeitpunktes, der darüber entscheidet, wann ein Mensch ein Mensch ist und damit schützenswert, werden mehrere Zeitpunkte definiert.
Der erste Zeitpunkt legt fest, dass danach das entstehende Leben soweit schützenswert ist, dass ein grundloser Abbruch nicht mehr zulässig ist. Der zweite Zeitpunkt legt fest, dass danach das entstehende Leben soweit schützenswert ist, dass auch bestimmte Gründe den Abbruch nicht mehr zulässig machen.
In beiden Fällen ist das - gemäß der Definition - kein Mensch.

Man kann die Menschwerdung ziemlich beliebig nach vorne verlegen. Alles, was einigermaßen kausal für die Menschwerdung ist, kann im Prinzip schon als ein solcher Punkt definiert werden.
Alles das hängt einzig daran, was das "Menschsein" ausmacht.

Was würdest Du denn als Mensch definieren und warum?

Ein Rabbi, ein Imam und ein katholischer Pfarrer diskutieren, wann das menschliche Leben beginnt. Der Imam meint pragmatisch: "Das Leben beginnt mit der Geburt!" Der katholische Pfarrer widerspricht heftig: "Nein, das Leben beginnt schon mit der Verschmelzung von Ei und Sperma." Der Rabbi korrigiert lächelnd: "Ach was, das Leben beginnt, wenn die Kinder aus dem Haus sind und der Hund gestorben ist!"

@Isamu

Isamu schrieb am 20.05.2015:Alle anderen Argumente wie "Sie will doch kein Kind", "Sie hat es nicht früh genug gemerkt", "Sie hat die Pille genommen und ihr Frauenarzt war zu blöd" und so weiter, sind finde ich kein Grund für eine Abtreibung, egal in welcher Schwangerschaftswoche man ist.

Deinen schön formulierten Beitrag möchte ich mit dem Hinweis ergänzen, daß solche Argumente in Ländern mit Babyklappe (...) meiner Meinung nach überhaupt keine Rolle mehr spielen dürften. Es ist wirklich nur noch der pure Egoismus nicht einmal die Schwangerschaft/Entbindung ertragen zu wollen und statt dessen das Kind gleich abzutreiben.
Denn egal wie schlecht die eigene Lebenssituation ist, wie krank, überfordert oder mutlos man sich fühlt...dank einiger hervorragender Anlaufstellen steht man selbst mit der schlimmsten Situation nicht alleine da! Ob Babyklappe oder vertrauliche Geburt - in jedem Falle bekommt das Kind eine Chance zu leben und dank der besonders guten Adoptions-Situation speziell hier in Deutschland haben solche Kinder sogar ausgezeichnete Chancen ein richtig schönes Leben führen zu können.

Darum finde, daß wir in Deutschland viel mehr über solche Lösungen sprechen sollten - anstatt über Abtreibung, die durch ihre größere Bekanntheit viel zu schnell als "beste" Lösung wahr genommen wird. Es sollte statt dessen Kampagnen dafür geben aufzuklären, wie gut das mit Babyklappen und vertraulichen Geburten funktioniert, damit diese Lösung zur Nr. 1 und die Abtreibung zur Seltenheit wird.

Wikipedia: Babyklappe

https://www.geburt-vertraulich.de/anonyme-beratung/ (Archiv-Version vom 21.04.2016)

@kakaobart
darüber wird man aufgeklärt, sollte man abtreiben wollen.......man hat aber - zum Glück - trotzdem das Recht, sich dagegen zu entscheiden....

@Tussinelda

Tussinelda schrieb:darüber wird man aufgeklärt, sollte man abtreiben wollen.......man hat aber - zum Glück - trotzdem das Recht, sich dagegen zu entscheiden....

Die Gesellschaft hat aber - zum Glück - auch das Recht den Fokus auf Babyklappe in den Vordergrund zu rücken. Dies wird auch nicht verhindern, daß man ergänzend bei Interesse auch über Abtreibung aufgeklärt wird.

Der Unterschied zwischen uns beiden liegt also in der Auffassung, worauf der öffentliche Fokus liegen sollte...und welche Lösung wir lieber nur im Falle des Falles besprechen wollen. Warum bist du der Meinung, daß Abtreibung dabei dominieren sollte? Warum findest du die Idee schlecht Babyklappen & Co. als Lösung etwas populärer zu machen?

@kakaobart

Emanzen glauben heutzutage aber, man würde ihnen was wegnehmen, wenn man ihnen dabei ein Recht abspricht. Das ist der moderne Feminismus.

@Isamu

Isamu schrieb:Emanzen glauben heutzutage aber, man würde ihnen was wegnehmen, wenn man ihnen dabei ein Recht abspricht. Das ist der moderne Feminismus.

In den USA ging die Arbeit dieser Feministen sogar so weit, daß man mit Obama* vorm Karren (wieder) das "Recht" etablierte Kinder bis unmittelbar vor der natürlichen Geburt noch legal "abtreiben" zu dürfen:

Wikipedia: Intact dilation and extraction#Partial-birth abortion

Dort endete die Diskussion über den Status "Mensch" mit dem vorübergehenden Urteil, daß wir erst mit der Vollendung der Geburt Menschen sind und vorher auch keine Menschenrechte haben. Soweit sind wir in Deutschland zum Glück nicht...aber ich finde es erschreckend, daß es in D. unter den Feministen durchaus Verständnis für diese amerikanische Regelung gibt.

*= Obama war vor seiner ersten Wahl auf die Stimmen/Unterstützung der Feministen angewiesen und warb darum unter Anderem mit dem Versprechen den "partial abortion ban" (ein Gesetz, daß diese Form der Abtreibung verboten hat) wieder aufzuheben. Feministen betrachteten den P.A.B. als Einschränkung ihres Selbstbestimmungsrechtes.

kakaobart schrieb:Dort endete die Diskussion über den Status "Mensch" mit dem vorübergehenden Urteil, daß wir erst mit der Vollendung der Geburt Menschen sind und vorher auch keine Menschenrechte haben.

Quelle? Der Wikipedia-Artikel sagt so ziemlich das Gegenteil von dem, was du behauptest.

@kakaobart

Es ist eine Diskussion "Recht der Frau die ein Kind nicht kriegen will" vs "Recht eines ungeborenen Kindes zu leben". Natürlich sind Frauen da für das Recht zu entscheiden, weil sie denken, man würde über ihre Köpfe hinweg entscheiden, weil es eben eine Regelung ist die nur für Frauen gelten kann. Wäre das eine Regelung die beide Geschlechter beträfe wäre es einfach kein Aufhänger für Feministen. Das wäre dann ja langweilig. Es mangelt ja in der Diskussion oft an Argumenten und es kommen halt die Worthülsen wie "Zellhaufen" ins Spiel, mit denen man die Richtigkeit seiner Meinung mit Annahmen stützt, die nur für denjenigen gelten, der der selben Meinung ist.

Da geht es nicht darum, wann ein Kind ein Kind ist, sondern wie lang das Kind "Sache der Mutter" ist. Das sind die selben Frauen die darüber jammern, wenn man sagt, Frauen sollten besser nicht Nachts aufgebrezelt im Minirock durch dunkle Gegenenden laufen. Sie glauben es ginge dabei um Rechte der Frau.

@Isamu

Isamu schrieb:Da geht es nicht darum, wann ein Kind ein Kind ist, sondern wie lang das Kind "Sache der Mutter" ist. Das sind die selben Frauen die darüber jammern, wenn man sagt, Frauen sollten besser nicht Nachts aufgebrezelt im Minirock durch dunkle Gegenenden laufen. Sie glauben es ginge dabei um Rechte der Frau.

Sag mal wo lebst du.. und woher kommst du?

Wehe, wenn sie los gelassen..

@dolphin

ich bin dafür

@dolphin

wenn eine Frau kein Kind will sollte sie es auch nicht bekommen müssen. Viele würden jetzt sagen "sie kann es ja zur Adoption frei geben" und blablabla... aber wenn die Frau das Kind nicht will, will sie es vielleicht auch nicht austragen. Das Kind könnte die biologische Mutter so später nämlich dafür verurteilen, dass sie es nicht wollte, und sie hätte Schulgefühle. Aber niemand niemand sollte Schuldgefühle dafür haben müssen, etwas nicht zu wollen.

Viele denken auch, dass Abtreibung Mord ist. Obwohl die Schlachtung von Tieren weitaus grausamer ist, denn die Tiere haben wirklich gelebt, sie wussten wie ihnen geschieht, hatten Angst. Ein Embryo dagegen bekommt davon nichts mit. Man kann ihn ja kaum als Lebewesen bezeichnen, da er zwar lebt, aber fast nichts spürt und wahrnimmt.

JurisWorld schrieb: Aber niemand niemand sollte Schuldgefühle dafür haben müssen, etwas nicht zu wollen.

Fragt sich, wie das bei Fällen aussieht, wo die werdende Mutter die Schwangerschaft selbst grob verschuldet hat. Und anschließend kommt dann die Frage danach, welchen Wert man dem ungeborenen Leben beimisst.

@Aldaris

wenn die Mutter selbst einen Teil der Schuld trägt, glaubst du wirklich es ist dann besser, wenn sie es auch noch austragen muss? Wenn man will, dass eine Mutter ihr Kind behält, weil sie selbst Schuld an der Schwangerschaft ist, ist es dann nicht fast schon Bestrafung für sie. Glaubst du das würde Mutter und Kind irgendwie helfen, wenn die Mutter ihr Kind dann wahrscheinlich hasst und das Kind sich verstoßen fühlt?

JurisWorld schrieb:Wenn man will, dass eine Mutter ihr Kind behält, weil sie selbst Schuld an der Schwangerschaft ist, ist es dann nicht fast schon Bestrafung für sie.

Ich halte es schon für zynisch, ein Kind für eine Bestrafung zu halten. Letztlich kann man das Kind immer noch abgeben - da gibt es einige Möglichkeiten. Aber das ist nur meine persönliche Meinung. Abgesehen davon gibt es auch noch einen Vater, der das Kind vielleicht will.

@Aldaris

Nehmen wir mal an, Mutter und Vater wollen das Kind nicht und die Mutter schon gar nicht (weswegen auch immer ist jetzt egal), glaubst du dann sie möchte etwas das sie nicht will oder am besten gleich loswerden will 9 Monate lang mit so einigen Strapazen mit sich herumtragen?