Lebenseinstellung und Verhalten

Jetzt hab ich's gefunden. Wollte eigentlich auch noch ein Beispiel dazu liefern:

moric schrieb:Na ja... es gab mal einen wohl offensichtlich verwirrten oder kranken Menschen (Borderline oder vielleicht Tourette-Syndrom), der auf offener Straße, als er einfach normal einen Schritt vor den anderen setzte, laut rumbrüllte bzw. pausenlos schimpfte.

Das war bestimmt eine Extremform von Tourette. Das kann so schlimm werden, dass der Betroffene völlig die Kontrolle über seine Äußerungen und Handlungen verliert, was sogar zu schlimmen Verletzungen führen kann (an sich selbst, oder auch an Anderen).

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Was bisher beschrieben wurde ist eigentlich typisches Sozialverhalten. Jeder stört sich an etwas. Vielleicht redet man sogar untereinander über das, was einem gerade nicht passt. Aber den Verursacher anzusprechen - dazu reicht der "Mut" dann auch nicht aus. Eigentlich soll man sich ja zusammenrotten, wenn etwas ( naja vielleicht dramatischeres als ein Teenager mit Tasche ) vorfällt um den sozialen Druck auf den Querulanten zu erhöhen.

@Helenus
Wird nicht passieren. Ist sich doch jeder selbst der Nächste. Und der "Querulant" wird wahrscheinlich wenig auf sozialen Druck geben, wenn es ihm im Vorfeld schon nichts ausmacht, sich so zu verhalten.

Richtig. Man stelle sich vor jemand wird von einen Rabauken bedrängt. Da wird der Großteil einen Teufel tun und diesen zur Räson bringen wollen. Schließlich könnte man dann selbst zum "Opfer" werden. Wird ja schon von der Polizei so kolportiert; nur eingreifen, wenn eine Selbstgefährdung auszuschließen ist. Das nimmt der Zivilcourage ab ovo den Wind aus den Segeln.

Helenus schrieb:Wird ja schon von der Polizei so kolportiert; nur eingreifen, wenn eine Selbstgefährdung auszuschließen ist.

Ja, wirklich super. Wann kann man schon jemanden so gut einschätzen, dass eine Selbstgefährdung unwahrscheinlich wird? Nie.

Zeo schrieb:Ja, wirklich super. Wann kann man schon jemanden so gut einschätzen, dass eine Selbstgefährdung unwahrscheinlich wird? Nie.

Das ist die Crux dabei :D

Gedankenspiel: ein Opfer bei einer Messerstecherei ist schon schlimm genug für die Statistik. Mann/Frau kommt dazu und versucht den Helden zu spielen. Wird ebenfalls erdolcht. Dann sind's schon zwei Todesopfer. Soweit die Logik dahinter.

Allerdings: wenn ein 18-Jähriger ( schwach gebaut, 1,70 M ) eine Frau belästigt, dann kann ein 50-Jähriger Weltschwergewichtsmeister ( nur Muskeln, 2,10 M ) schon eingreifen ohne befürchten zu müssen sich selbst in Gefahr zu bringen.

@Helenus
Nur treffen in der Realität selten solche Gegensätze aufeinander. Wenn sogar ein Schimpanse mit einem einzigen Angriff einer Frau das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verstümmeln kann, ist selbst bei jemandem mit normalem Körperbau zumindest das Risiko gegeben, ein Auge zu verlieren, oder die Nase gebrochen zu bekommen.

Ich verstehe nicht so ganz das Problem an dem Beispiel. Statt eure Köpfe zu schütteln und auf ein Wunder zu hoffen, da der junge offensichtlich in der pubertät steckt und andere Probleme hat, bzw. er es, warum auch immer, nicht bemerkt hat, hättet ihr einfach mal von Anfang an fragen können, ob er seine sporttasche wegräumen kann. Sorry aber das problem war einfach wieder unsere Gesellschaft. Es fällt einem schwer den jungen anzusprechen und dafür nimmt man lieber in Kauf, zu stolpern und sich tagelang danach aufzuregen.

Es wird zunehmend schwer ruhig zu bleiben, aber Versuch die Welt anders zu sehen. Nicht jeder hat eine gute Kindheit und Erziehung genießen können und kann sich Benehmen oder gar integrieren. Dabei muss man behilflich sein. Wenn ihr dem jungen gesagt hättet was richtig ist, würde er beim nächsten mal vielleicht daran denken.

@Delomelanicon
Das ist eben so eine Sache. Hätte einer den Jungen ( freundlich! ) angesprochen, dann wäre unter Umständen nur ein rotzfrecher Spruch als Parade zurückgekommen: "Hey Alter, deine Mudda!" ( ich weiß ja wie die heutige Jugend sich artikuliert ).

Und so will sich natürlich niemand die Blöße geben. Vor allem nicht in coram.

Helenus schrieb:Gedankenspiel: ein Opfer bei einer Messerstecherei ist schon schlimm genug für die Statistik. Mann/Frau kommt dazu und versucht den Helden zu spielen. Wird ebenfalls erdolcht. Dann sind's schon zwei Todesopfer. Soweit die Logik dahinter.

Hm... sehe ich auch sehr problematisch...

Ich weiß noch, wie ich am Kölner Hauptbahnhof war und ein Werbeplakat der Polizei gesehen habe... da stand auch:

"Spielen Sie nicht den Helden! Rufen Sie uns!" (oder so ähnlich).

Die Polizei hat wirklich explizit darauf hingewiesen, dass man zwar auf jeden Fall darauf achten soll, wo und was passiert, aber dann bitte aus sicherer Entfernung die Polizei rufen, die Situation kurz beschreiben und im Hintergrund warten, bis der Einsatzwagen eintrifft... die Polizei braucht einen dann auch als wichtigen Zeugen.

Na ja... ich weiß nicht... in fast allen Fällen würde ich gerne so handeln, aber wenn man wirklich schlimmes sieht und man denkt, da kann man helfen, was macht man dann wirklich?

Aber den Helden spielen würde ich ganz sicher nicht... ich renn da nicht inmitten einer Gruppe von Hells Angels Typen, die einen Mann verkloppen... dat kannste aber vergessen.... das ist ja auch ne klare Sache.

Was aber, wenn drei kräftig aussehende, wirklich gewaltbereite Jugendliche (sagen wir 16-17 Jahre) eine Frau mittleren Alters überfallen und sie auch heftigst begrabschen?

Was mache ich dann? Polizei rufen, okay? Aber die kommt wann? Zuschauen, wie's schlimmer und schlimmer wird?

Und drei Jugendliche können mich auch ohne Probleme ins Krankenhaus schicken, oder schlimmer noch... wahrscheinlich schaffen das sogar schon zwei.

Keine Ahnung, ehrlich gesagt...

Es wird ja dann oft -theoretisch- angeführt, dass man sich mit anderen zusammen tun soll, um DANN, mit 'vereinten Kräften' dazwischen gehen soll..

Hört sich in der Theorie auch klasse und machbar an... aber in der Praxis funktioniert das äußerst selten... weil nämlich alle Schiß haben... und zehn Leute von dem nächsten Boxsportverein laufen einem auch nicht immer über den Weg, mit denen man "in die Schlacht" ziehen könnte.

Na ja... ich bin -ehrlich gesagt- sehr froh darüber, dass ich noch nie in eine solche Situation geraten bin.

Ich bin auch relativ ruhig weil ich es nicht einsehe meine Energie an manche Leute zu verschwenden. Wenn einer sich dreist vordrängelt sag ich "sie habens ja eilig, bestimmt haben sie nen richtig wichtigen Termin.." Stört mich nicht, ich hab ja Zeit. Das Einzige bei dem ich keinen Spaß versteh ist wenn andere ungerecht/schlecht/respektlos behandelt werden. Da bleib ich nicht ruhig, egal ob es Freunde oder Unbekannte auf der Straße sind. Wenns bei mir mal innerlich richtig brodelt dann denk ich mir einfach nur "was is das für ne arme Sau, unzufrieden mit seinem/ihrem Leben und lässt es an anderen aus". Das beste Beispiel war immer mein Fahrlehrer. Obwohl ich mich nicht blöd angestellt hab hat er bei jeder minimalen Kleinigkeit rumgeschrien bis sein Kopf fast geplatzt ist. Das war nicht nur bei mir so. Ein anderes Mädchen hat einmal angefangen zu heulen weil er so ausgeflippt ist. Ich hab dann während seiner Schimpftiraden einfach weggehört, bin an den Straßenrand gefahren hab ihn angeguckt und gesagt "Ich weiß nicht, warum sie glauben dass ich besser fahre wenn Sie mich anschreien. Wenn sie weiter so schreien dann steig ich aus und sie können alleine nach Hause fahren". Da hat er dann mal gemerkt wie dämlich das Ganze ist und hat sich zerknirscht entschuldigt. Ab da kam es auch nicht mehr vor. Also ich denke ruhig bleiben ist in manchen Fällen besser als einfach auszuflippen, rumzuschreien oder sonst was.

Ich bin bei solchen Ereignissen immer innerlich gespalten. Einerseits versuche ich, immer freundlich zu sein und insbesonder zu Fremden nicht ausfallend zu werden (was ich ehrlich gesagt komisch finde... warum ist man zu Fremden netter/höflicher, als zu Freunden), gleichzeitig finde ich, dass bestimmtem Verhalten Widerstand geleistet werden muss. Wenn Menschen immer wieder mit ihrem schlechten Verhalten durchkommen, warum sollten sie dann je etwas ändern. Wir sind da nicht anders, als schlecht erzogene Tiere.

Auf der anderen Seite weiß ich von mir selbst, dass ich manchmal einen unglaublich schlechten Tag habe, schlimme Dinge sind passiert, oder viele Kleinigkeiten und dann reagiere ich plötzlich unfreundlich, und merke es gar nicht. So etwas versuche ich immer im Hinterkopf zu haben, wenn ich scheinbar unverschämten Leuten begegne. Gibt es vielleicht einen guten Grund warum sie so sind?

Das Beispiel http://tourette-syndrom.info ist natürlich ganz besonders eindeutig. Die Leute verhalten sich scheinbar schlecht, sind aber nicht selbst Schuld daran. Trotzdem kann man auch bei solchen Leuten nicht alles durchgehen lassen.

Ich glaube, es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als stets von Fall zu Fall zu entscheiden und, so blöd es klingt, immer sein bestes zu versuchen.

drüberstolpern und sie dabei einpaar meter weg kicken. das hilft bei ignoranz

Wenn mir was nicht passt, sage ich höflich, aber sehr bestimmt, meine Meinung. Bislang hatte ich damit eigentlich nie Probleme.

@Helenus
Naja wie gesagt, meiner Meinung nach liegt das an der Erziehung. Aber mal ein anderes Beispiel: jemand Host verletzt, eine große Schnittwunde, geht zum Arzt. Der arzt kann die Wunde jetzt säubern und vernähen, zurück bleibt eine Narbe, er kann dem Patienten aber auch sagen: geh nach Hause, du wirst dich eh wieder verletzten und die Wunde entzündet sich möglicherweise und wird schlimmer.
Der Patient ist in diesem fall der Junge und die Gesellschaft der Arzt. Glaubt ihr wirklich der junge sagt sowas wenn man ihn leise darauf anspricht. Es kommt auf den Umgangston an. Wenn man in so einer Situation nicht gleich reagiert, hat man in. 30 Jahren vielleicht ein Fahrrad im Wartezimmer stehen?! Wer weiß?
Wegschauen, still hoffen dass er es merkt und Kopf schütteln bringt soviel wie den jungen anzuschreie- gar nichts!
Natürlich kann er sowas Antworten, die frage ist die Reaktion des 'Erwachsenen' auf diese Antwort.
Die Reaktion der anderen Menschen im Wartezimmer.

Einmal auf dem Schulweg hatte ich eine ähnliche Situation. Eine Gruppe Heimkinder aus dem Ort haben Laute 'Rap' musik gehört. Der Text war abscheulich und das lied war extrem laut! Keiner von den Erwachsenen hat sich gerührt, obwohl es sichtlich alle gestört hat. Ich bin mit meinen, damals 17 dahin und habe die Jungs höflich gefragt ob sie mal bitte leiser schalten, weil ich kopfschmerzen habe. Zur Bemerkung: die Kinder waren etwa in meinem alter, es war eine Gruppe, mir physisch überlegener Jungs und ich war allein, da die Zivilcourage in unserem Land wieder prickelnd ist. Und was ist passiert? Genau!! Sie haben die Musik leise gemacht! Man kann sich das leben schwer machen, oder riskiert mal was, um es einfacher zu gestalten :)
Ich lebe noch :)

@Delomelanicon: das ist sehr richtig was du schreibst! und das wichtigste ist tatsächlich wie man etwas sagt.
wenn ich z.b. jemanden barsch angehe, dann wehrt er sich nicht nur gegen das was er getan hat, sondern auch gegen das gesagt.
ich fordere ihn sozusagen heraus!

sage ich ihm aber höflich und sehr bestimmt, dass sein verhalten unhöflich ist, dann ist er gefordert,sich der situation bewusst zu werden und zu handeln.

das fällt natürlich bei unverschämtheit schwer, funktioniert aber dennoch oft recht gut.

z.b. hast du damals die gruppe nur gebeten leiser zu sein. hättest du agressiv reagiert, hätten sie auch grund gehabt, sich dagegen zu wehren!!

so habe ich eine recht unfreundliche freundin (ja,wahrscheinlich nicht mehr lang :)) ).
wenn sie sich bei freunden daneben benimmt, sage ich ganz klar : "ich finde dich sehr unhöflich und möchte mich in dieser hinsicht ganz klar davon distanzieren. ich möchte nicht, dass du so mit mir sprichst." das kommt an!!

es ist gut sich das ein oder andere immer mal wieder bewusst zu machen und kann dann, dank solch eines forums, wieder verhaltensmuster ändern oder erweitern.

liebe grüße--manderlai

@rockandroll

rockandroll schrieb:drüberstolpern und sie dabei einpaar meter weg kicken. das hilft bei ignoranz

muahaha, ja das hab ich auch mal gemacht. Allerdings wars keine Sporttasche sondern ein Koffer. Und dann ging der dabei auch noch kaputt und derjenige meinte dann ich solle ihm den Koffer ersetzen... Pfff, hab ich ihm nur nen Vogel gezeigt.

@manderlai

Finde ich gut mit deiner Freundin. Selbes Problem in meinem Freundeskreis :)
Ich Sage auch direkt was ich denke und es ist mir egal ob ich unsympathisch oder uncool bin :)

Mein Motto: Ich bin nicht auf der Welt, um mir Freunde zu machen!