@Dini1909 Genau diese Spiralen sind ein Teil des Problems...
Man denkt immer und immer wieder die gleichen Gedanken. Eigentlich die selben Gedanken. Und je öfter man sie denkt, desto mehr prägen sie sich in das Gehirn ein. Als wären Gedanken Tiere, die sich einen Trampelpfad durch einen Dschungel des Gehirns anlegen.
Je öfter man sie denkt, desto mehr prägen sie die neuronale Struktur des Gehirns, und desto öfter wird man genau diese Gedanken wieder haben. Weil sie sich so eingeprägt haben. Müssen dann ja was Essenzielles sein. Also denkt man sie wieder. Und wieder.
Wer kann sich schon erinnern, wann und aus welchem Grund man diese Gedanken zuerst hatte. Man fand vielleicht zu einem Problem keine passende Lösung. Also dachte man wieder nach. Und wieder. Bis sich diese Gedankenkreise verselbstständigt haben. Und ganz von alleine wieder kamen. Und wenn man Pech hat, sind es negative Gedanken, die sich da immer tiefer in die Hirnrinde eingraben, immer wieder gedacht werden und einem das Leben zu einer unvorstellbaren Hölle machen, in der man Verdammter und Teufel zugleich ist. Inquisitor und Hexer in ein und derselben Person. Folterknecht und Folteropfer in Einem.
Ein Teufelskreis.
Gegen diese Gedankenkreise kann man vorgehen, das muss allerdings bewusst geschehen und es ist alles andere als einfach. Aber es gibt Techniken dazu. Manche sind - vom Prinzip her - verblüffend einfach. Manche liegen so auf der Hand, dass man sich fragt, warum man da nicht selber drauf gekommen ist. Aber einfach ist es - in der Durchführung - trotzdem nicht, alles in Allem...
Dazu kommt, das - wenn man wirklich in einer schweren depressiven Episode ist - man gar nicht mehr die Kraft hat, sowas in Angriff zu nehmen. Ich sage das nur ungern, weil gerade Psychopharmaka oft sehr unangenehme Nebenwirkungen haben, aber wenn man derart am Boden ist, dass man nur noch verzweifelt ist, nur noch durch diesen zähen, stinkenden Nebel watet, ohne zu wissen, wohin man denn waten soll, dann helfen einem nur noch Psychopharmaka. Jedenfalls, bis das Ärgste überstanden ist.
Wenn das geschehen ist, kann man die Gedankenkreise auch durchbrechen.
Ein paar Dinge aber sind unabdingbar:
Zuerst mal braucht man gute ärztliche Hilfe.
Am Anfang auf alle Fälle die Hilfe eines Psychiaters. Er kann - für den Anfang - helfen, die schlimmsten Auswirkungen in den Griff zu kriegen. Er - oder ein eventuell involvierter Psychologe - kann einem dann auch mit dem nötigen Rüstzeug (Stichwort: Psychotricks; die Techniken, die ich oben erwähnte) ausstatten, um langfristig an Stabilität zu gewinnen.
Im zweiten Schritt sollte man auch überlegen, ob nicht ein Psychotherapeut hilfreich sein könnte. Die Depression kommt ja von irgendwo her, und dieses irgendwo lässt sich meist nicht einfach auf ein chemisches Ungleichgewicht herab brechen. Da war irgendwann einmal ein Knackpunkt, und der sollte gefunden werden.
Drittens wäre es gut, wenn man einen sozialen Rückhalt hat. Familie und/oder Freundeskreis. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das sich hier die Spreu vom Weizen trennt. Ist aber am Ende des Tages gut, wenn man weiß, woran man ist, wie immer das Ergebnis auch aussieht. Und das Ergebnis ist nicht immer rosig. Aber man sieht zumindest klarer. Auch was wert...
Und zuletzt: ein wenig Glück braucht man auch. Das man - sowohl beim Psychiater als auch beim Psychotherapeuten - auf kompetente Mediziner trifft. Und diese dann auch des Pudels Kern finden, denn selbst die besten Ärzte können auch mal irren. Was man aber erst nach einiger Zeit sagen kann. Und das man in der Familie oder/und im Freundeskreis jene Geduld, jenes Verständnis und damit jene Hilfe bekommt, die man braucht.
Dann kann man auch diese tückische Krankheit in den Griff kriegen. Die immer wieder mal vorbei schaut. Die nie ganz weg geht.
Aber man kann damit leben. Wenn es soweit ist. Und das ist die Hauptsache.
Viel Glück auf Deinen Wegen. Und verzweifle nicht, die meisten Psychiater und Psychologen können sich besser in die Situation der Patienten hineinversetzen, als man denkt. Sie werden Dir helfen.
Wenn Du sie lässt.