@sanatorium Würdest du das so unterzeichen:
Borderline-Persönlichkeitsstörung (abgekürzt BPS) oder emotional instabile Persönlichkeitsstörung des Borderline-Typs ist die Bezeichnung für eine Persönlichkeitsstörung, die durch Impulsivität und Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, Stimmung und Selbstbild gekennzeichnet ist.
Weil das trifft definitiv auf jeden mit dieser Störung zu. Wie Alkoholkonsum bei Alkoholikern.
socres schrieb:Wie fängt ,man am besten an... Ich denke am Anfang: Wie beginnen Borderliner eine Beziehung (bzw in dem Fall speziell du), also welche Kriterien spielen dabei eine Rolle, wie wird der Partner "ausgewählt", bzw wie läuft die erste Initialphase einer Beziehung, die bei "normalen" Menschen ja nach dem Schema "Äußerliche Anziehung -> Charakterliche Anziehung -> Sexuelle Anziehung -> Gewöhnung -> Beziehung" Abläuft (zumindest würde ich das mal so herunterbrechen, ist natürlich im richtigen Leben noch ein wenig differenzierter)
Welche Faktoren spielen in dieser ersten Phase eine besondere Rolle (also welche Sachen stehen für den Borderliner im Vordergrund)?
Wow, das ist recht kompliziert zu beantworten
:). Beim Austausch mit anderen Erkrankten ist mir aufgefallen, dass es in dem Punkt relativ wenig Uberschneidungen zu geben scheint. Die Gemeinsamkeiten sind mir eher darin aufgefallen, WIE "wir" Beziehungen führen. Ich weiß nicht, ob meine Art und Weise eine Beziehung anzubahnen irgendwas Symptomatisches an sich hat, oder ob ich einfach ne "komische Käutzin" bin
;). Im Schnitt wird Leuten mit einer BPS (die Abkürzung geht einfach fixer, obwohl ich das Wort "Borderline" immernoch grausig finde ^^) ja Promiskuität nachgesagt. Sprich, es wird krampfhaft Nähe durch Sex gesucht, weil emotionale Nähe zu schwer zu ertragen ist. Das führt aber selten zu einer stabilen Beziehung und wenn, dann ist die nur sehr kurz und recht zeitnah erfolgt dann auch der nächste Versuch mit dem nächsten Menschen. Gibt aber natürlich auch Menschen mit einer BPS, bei denen das nicht vorkommt. Bei mir z. B. Ich hab mit meinen 26 Jahren erst zwei Partner gehabt und das auch sehr bewusst. Ich bin lieber alleine, als auf Krampf mir irgendwas zu suchen. Viele Leute mit einer BPS haben aber genau damit Probleme, damit alleine zu sein, weil sie ihre Stabilität durch äussere Bezugspersonen zu ziehen versuchen. Das hab ich z. B. kaum.
Ich finde Menschen per se auch erstmal nicht attraktiv oder sonst was. Für mich ist jeder Mensch erstmal biologische Masse, unabhängig von Geschlecht oder Herkunft. Ich hab keine Vorlieben, aber ich bin mir ziemlich sicher heterosexuell zu sein. Zumindest bin ich nicht homosexuell, da ich schon einige Zeit einen Mann habe den ich liebe und anziehend finde und nächsten Monat auch heirate. Unsicherheit bzgl. der eigenen sexuellen Ausrichtung kommt jedoch auch häufig in diesem Krankheitsbild vor. Auf jeden Fall ist für mich jeder Mensch erstmal absolut gleich, ich werde auch gar nicht durch Äusserlichkeiten angezogen. Kommt nicht vor, dass ich sage "Wow, der hat n Sixpack, der ist heiß". Mir sind solche Sachen humpe. Ist einfach so, mach ich nicht mit Absicht, weil ich denke es sei moralisch besser so. Mir ist egal was moralisch besser ist, ich bin wie gesgt einfach so. Meinen Mann finde ich wunderschön, aber zu Beginn war das auch nicht so, das kam erst mit der Zeit. Ob das irgendwas Symptomatisches ist, weiß ich nicht. Kann ich mir aber irgendwie nicht vorstellen. Mein Mann tickt da genauso und der ist definitiv nicht an einer BPS erkrankt. Und genau das ist mir wichtig. Jemanden, der tickt wie ich. Das spielt bei mir eine Rolle. Ich bin sehr...altmodisch sag ich mal. Will ne Familie, ein Häuschen. Kein Drama, einfach nur Harmonie. Mir ist wichtig, dass mein Mann mit mir gemeinsam in dieselbe Richtung schaut. So war ich aber auch schon immer, auch als Jugendliche. Meine Ma sagt immer, ich bin alt geboren
;). Ich glaube aber wie gesagt nicht, dass das alles irgendwie was mit der BPS zutun hat. Kann es aber auch nicht ganz auschließen, ich weiß es einfach nicht.
Auch bin ich sehr rational und lösungsorientiert veranlagt. Aber ich vermute, dass mir das als Stabilisation dient, um meine instabile emotionale Welt irgendwie im Gleichgewicht zu halten. So war es auch, als ich meinen Mann kennen gelernt habe. Ich bin da eher rational ran gegangen. Ich weiß ganz genau wer ich bin (aber auch erst seit relativ kurzer Zeit, vor einigen Jahren wusste ich rein gar nichts über mich) und was ich suche. Und ich hab halt geschaut, ob es passt. Verliebtsein kenne ich nicht, hatte ich aber auch noch nie. Schmetterlinge im Bauch oder so, ist mir unbekannt. Ich kann nicht genau artikulieren was ich fühle, oder was für mich Liebe ist. Ich weiß nur, dass ich normalerweise sehr schnell den Kontakt zu Menschen abbreche, auf die ich kein Bock habe. Bei meinem Mann war es anders, da gab es (wie bei jedem Menschen) zu Beginn natürlich auch die ein oder andere Unstimmigkeit. Bei ihm hab ich es jedoch toleriert, genauso wie er bei mir. Das hätte ich nicht getan, wenn ich ihn nicht lieben würde. Normalerweise hätte ich wie gesagt eigentlich sofort das Interesse verloren.
Ich muss zu dem Ganzen aber auch sagen, dass ich mittlerweile viele Jahre Therapie gemacht habe. Stationör, sowie ambulant. Und das ich mittlerweile sehr gut darin mich selbst zu reflektieren und Situationen zu beruhigen, bevor sie eskalieren. Ich "steh im Leben". Hab einen festen Arbeitsplatz, komm mit mir halbwegs klar, hab meine Polytoxkomanie so gut wie es geht hinter mir gelassen. Mein Ex hat mir auch sehr geholfen bei allem. Er hat sich von mir getrennt, weil er mich nicht mehr ertragen hat. Danach hatten wir aber dennoch täglich Kontakt als ich in der Klinik war und er hat mir sehr dabei geholfen meine Verhaltensmuster zu erkennen und sie zu überwinden.
Vor einigen Jahren, als meine Symptomatik sehr stark ausgeprägt war, hatte ich keinerlei Interesse an einer Beziehung. Hatte meine erste Beziehung ja erst mit 19 und da ging es mir schon etwas besser, aber dennoch noch meilenweit von dem Zustand entfernt, in dem ich heute bin.