@Thawra (
@Heizenberch )
Ich erfahre ja am eigenen Leib, wie riesig groß die Welt der Mathematik ist und da ist es auch völlig in Ordnung, wenn man sich auf das Wesentliche beschränkt.
Was mich nur wahnsinnig stört, ist die Art und Weise wie Mathematik teilweise "mystifiziert" wird.
In der Schule fängt es damit schon an.
Wenn man als kleiner Bub erzählt bekommt, man dürfe beim Subtrahieren nur eine kleinere von einer größeren Zahl abziehen - man das Konzept der negativen Zahlen erstmal als nicht-existent annimmt.
Oder beim dividieren zeitweise zu hören bekommt, dass man nur die Darstellung "ganzzahliger Anteil und ein Restwert" verwenden darf.
Ich erinnere mich da ganz konkret, wie ich in der 4. Klasse einmal einen Punkt abgezogen bekam, weil ich bei 30 geteilt durch 12 als Ergebnis 2,5 hingeschrieben hatte und nicht "2 Rest 6".
Ständig hört man, dass etwas nicht ginge oder verboten ist, um dann im Jahr darauf zu erfahren, dass das sehr wohl geht. Ist doch Quatsch.
Und auch an der Uni finde ich es zweifelhaft, wenn ich in einer Wirtschaftsvorlesung das Basiskonzept von einfachsten Optimierungsaufgaben vorgestellt bekomme und dann vermittelt wird, dass wir das hier ja nicht lösen könnten und das etwas für die Mathematik sei.
Habe ich bei einer Vorlesung zur Experimentalphysik auch mehrfach erlebt. "Schau da, eine Fourierreihe - mit denen müssen sie nicht umgehen können. Dafür gibt es Mathematiker." Wie bitte?
silberhauch schrieb:Ich zitiere mich mal selber: Alles ist Mathematik!
Man sollte dem nur nicht soviel Beachtung schenken, sonst müssten wir alle mit dem Zollstock umherrennen, um die Orientierung nicht zu verlieren.
Jemand der eine Straße baut, der braucht natürlich auch einen Zollstock!
Aber scheinbar reicht der gesunde Menschenverstand aus, auch ohne besondere mathematische Kenntnisse ans Ziel zu kommen.
Ja der gesunde Menschenverstand. Mit dem kommt man tatsächlich ein Stück weit.
Mir ist auch klar, dass ich beim Einkauf von Farbe zum Wandstreichen nicht erst eine lineare Gleichung auf dem Papier lösen muss, um herauszufinden, ob ich bei meinen Wänden 1 oder 2 Farbeimer kaufen sollte.
Dennoch ist es wichtig, dass man lernt, wie man selbst solch einfache Probleme formalisiert. Bzw. eignen sich gerade solch banale Sachen, um noch nachvollziehen zu können, wie die Formalisierung zu verstehen ist.
Aber man müsste eben auch mal erwähnen, wohin das ganze führen kann.
Irgendwelche schwachsinnigen Textaufgaben mit Schafen und Schweinen auf einem Bauernhof helfen da nun nicht unbedingt.
Aber dennoch sind es diese einfachen Probleme, die einen Einstieg geben können.
Denn irgendwann erfährt man vielleicht, dass alltägliche Probleme genau solche Sachen brauchen.
Sei es, dass man einen Schichtplan aufstellen muss oder irgendwer dafür sorgen muss, dass das Nahverkehrsnetz möglichst gut funktioniert.
Das ist jetzt nichts, was jemanden interessiert, der die Buchhaltung machen muss oder den ganzen Tag Akten von A nach B trägt, aber solange die Kurzen noch Schüler sind, so kann man nicht erahnen, wer von denen das Konzept linearer Gleichungssysteme doch mal brauchen wird.
Und gerade dann, wenn es immer komplexer wird, wird der gesunde Menschenverstand nur noch bedingt nützlich sein.