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Gedichte aus aller Welt

800 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Literatur, Gedichte, Lyrik ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Gedichte aus aller Welt

16.09.2023 um 07:19
Totenklage aus „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“


Das Gedicht, das bei der Beerdigung in „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ gelesen wird, stammt von W.H. Auden, einem im englischsprachigen Raum relativ bekannten, fast schon als schwulen Kultdichter zu bezeichnenden Autor. In der Gedichtsammlung von Auden heißt es einfach „XX“.

Stop all the clocks, cut off the telephone,
Prevent the dog from barking with a juicy bone,
Silence the pianos and with muffled drum
Bring out the coffin, let the mourners come.

Let aeroplanes circle moaning overhead
Scribbling on the sky the message He Is Dead,
Put crepe bows round the white necks of the public doves,
Let the traffic policemen wear black cotton gloves.

He was my North, my South, my East and West,
My working week and my Sunday rest,
My noon, my midnight, my talk, my song;
I thought that love would last for ever: I was wrong.

The stars are not wanted now; put out every one:
Pack up the moon and dismantle the sun;
Pour away the ocean and sweep up the woods:
For nothing now can ever come to any good.

W. H. Auden


*


Haltet alle Uhren an, laßt das Telefon abstellen,
Hindert den Hund am bellen, indem ihr ihm einen Knochen gebt,
Klaviere sollen schweigen, und mit gedämpftem Trommelschlag,
Laßt die Trauernden nun kommen, tragt heraus den Sarg.

Laßt Flugzeuge kreisen, klagend im Abendrot,
An den Himmel schreibend die Botschaft Er ist tot;
Laßt um die weißen Hälse der Tauben Kreppschleifen schlagen,
Und Verkehrspolizei schwarze Baumwollhandschuh‘ tragen.

Er war mein Nord, mein Süd, mein Ost und West,
Meine Arbeitswoche und mein Sonntagsfest,
Mein Gespräch, mein Lied, mein Tag, meine Nacht,
Ich dachte, Liebe währet ewig: Falsch gedacht.

Die Sterne sind jetzt unerwünscht, löscht jeden aus davon,
Verhüllt den Mond und nieder reißt die Sonn‘,
Fegt die Wälder zusammen und gießt aus den Ozean,
Weil nun nichts mehr je wieder gut werden kann

W. H. Auden (übersetzt von Karina Lübke)

https://www.schwung-karlsruhe.de/2008/02/totenklage-aus-vier-hochzeiten-und-ein-todesfall/

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Gedichte aus aller Welt

16.09.2023 um 07:47
Liebste, gib dein müdes Haupt

Gütig mir, der treulos ist;

Zeit, Gelüste – dies Gewaber

Nimmt den grüblerischen Kindern

Alle Anmut und das Grab

Zeigt, daß wir vergänglich sind:



Bis zum Morgengrauen aber

Bleib, lebendiges Wesen, bleib,

Sterblich, schuldig, doch für mich

Schönheit in Vollkommenheit





Geist und Leib sind schrankenlos:

Wenn Liebende beisammen sind

Auf jenem Hang Glückseligkeit,

Wo die Ohnmacht sie umspinnt,

Dann verkündet Venus ernst

Die Harmonie als Zauberkraft,

Liebe, Hoffnung weltenweit;

Doch ein kalter Scharfblick wacht

Im Gletschereis und Felsgewirr

Der ichbezognen Leidenschaft





Sicherheit, Verläßlichkeit

Schwinden mit der Mitternacht

Wie der Schall vom Glockenschlag,

Und irre Zeitgenossen krähn

Jetzt ihr kleinliches Geschrei:





Jeder Preis, der ausgemacht,

Was die Karten wahrgesagt

Wird beglichen, doch kein Wort,

Kein Gedanke, Kuß und Blick

Sei dahin nach dieser Nacht.





Schönheit, Nacht, Vision vergehn:

Mache, Frühwind, der umweht

Sanft dein Haupt voll Träumerei,

Daß ein schöner Tag entsteht,

Der das kranke Herz versöhnt,

Sterblich ist die Welt, es sei;

Trifft dich klares Mittagslicht,

Sei gestärkt dank wilder Mächte,

Kränkten Nächte dich, vergiß,

Welches Auge sah sie nicht



Wystan Hugh Auden –
Schlaflied
(Lullaby)

https://www.yeyebook.com/de/w-h-auden-schlaflied-lullaby-poesie-deutscher-text/

Wystan Hugh Auden war ein englischer Schriftsteller, der 1946 die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm.

Wikipedia: W. H. Auden


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Gedichte aus aller Welt

16.09.2023 um 07:58
Argentinien

Erwartung der Liebe

Nicht die vertraute Nähe deiner Stirn, hell wie ein Fest,
noch die Gewohnheit deines Körpers, wiewohl mysteriös, schweigsam und mädchenhaft,
noch die Abfolge deines Lebens, das zu Wörtern oder Schweigen wird,
werden eine so rätselvolle Gunst sein
wie die Betrachtung deines Schlafs,
verflochten in die Wacht meiner Arme.
Wie durch ein Wunder wieder Jungfrau durch die freisprechende Macht des Schlafes,
ruhig und leuchtend wie ein Glück, das das Gedächtnis erwählt,
wirst du mir dieses Ufer deines Lebens schenken, das du selbst nicht besitzt.
Der Ruhe hingegeben
werde ich diesen letzten Strand deines Seins von fern erblicken,
und dich zum ersten Mal sehen, vielleicht,
wie Gott dich sehen muss,
aufgehoben die Fiktion der Zeit,
ohne die Liebe, ohne mich.

***

Ni la intimidad de tu frente clara como una fiesta
ni la costumbre de tu cuerpo, aún misterioso y tácito y de niña,
ni la sucesión de tu vida asumiendo palabras o silencios
serán favor tan misterioso
como el mirar tu sueño implicado
en la vigilia de mis brazos.
Virgen milagrosamente otra vez por la virtud absolutoria del sueño,
quieta y resplandeciente como una dicha que la memoria elige,
me darás esa orilla de tu vida que tú misma no tienes,
Arrojado a quietud
divisaré esa playa última de tu ser
y te veré por vez primera, quizá,
como Dios ha de verte,
desbaratada la ficción del Tiempo
sin el amor, sin mí.



*

Jorge Luis Borges – Erwartung der Liebe
Spanisches Original: Amorosa Anticipación (1925)
Jorge Francisco Isidoro Luis Borges Acevedo, kurz Jorge Luis Borges war ein argentinischer Schriftsteller und Bibliothekar.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/frankfurter-anthologie/frankfurter-anthologie-erwartung-der-liebe-von-jorge-luis-borges-15529047.html


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Gedichte aus aller Welt

19.09.2023 um 06:59
“I love the silent hour of night,
For blissful dreams may then arise,
Revealing to my charmed sight
What may not bless my waking eyes.”

― Anne Brontë, Best Poems of the Brontë Sisters


Ich liebe die stille Stunde der Nacht,
denn dann können glückselige Träume entstehen,
die meinem verzauberten Anblick enthüllen,
was meine wachen Augen nicht segnen mag.




Anne Brontë (* 17. Januar 1820 in Thornton (Yorkshire); † 28. Mai 1849 in Scarborough) war eine britische Schriftstellerin.


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19.09.2023 um 23:54
Osip Mandelstam - Ode an Stalin (1934)
Wir Lebenden spüren den Boden nicht mehr,
Wir reden, dass uns auf zehn Schritt keiner hört,

Doch wo wir noch Sprechen vernehmen, -
Betrifft's den Gebirgler im Kreml.

Seine Finger sind dick und, wie Würmer, so fett,
Und Zentnergewichte wiegt's Wort, das er fällt,

Sein Schnauzbart lacht Fühler von Schaben,
Der Stiefelschaft glänzt so erhaben.

Schmalnackige Führerbrut geht bei ihm um,
Mit dienstbaren Halbmenschen spielt er herum,

Die pfeifen, miaun oder jammern.
Er allein schlägt den Takt mit dem Hammer.

Befehle zertrampeln mit Hufeisenschlag:
In den Leib, in die Stirn, in die Augen, – ins Grab.
Quelle: Deutschlandfunk Kultur

Dieses Gedicht hat ihm wohl das Leben gekostet. Einige Monate nach Veröffentlichung wurde Mandelstam verhaftet und in ein Arbeitslager gesteckt.


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Gedichte aus aller Welt

22.09.2023 um 13:45
Eine Erinnerung

Ja, du bist weg! und nie mehr
wird Dein sonniges Lächeln mich erfreuen;
Aber ich kann an der alten Kirchentür vorbeigehen
und auf dem Boden auf und ab gehen, der dich bedeckt.
Ich kann auf dem kalten, feuchten Stein stehen
und denken, dass er gefroren unter mir liegt
. Das leichteste Herz, das ich je gekannt habe,
das freundlichste, das ich jemals kennen werde.
Doch obwohl ich dich nicht mehr sehen kann,
ist es dennoch ein Trost, dich gesehen zu haben;
Und obwohl dein vergängliches Leben vorbei ist,
ist es süß zu denken, dass du es gewesen bist;
Zu denken, dass eine Seele so göttlich ist,
in einer so engelsschönen Gestalt,
vereint mit einem Herzen wie deinem,
hat einst unsere bescheidene Sphäre erfreut.

Anne Brontë

https://www-literaryladiesguide-com.translate.goog/classic-women-authors-poetry/12-poems-by-anne-bronte/?_x_tr_sl=en&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=sc

Anne Brontë (* 17. Januar 1820 in Thornton (Yorkshire); † 28. Mai 1849 in Scarborough) war eine britische Schriftstellerin.

Wikipedia: Anne Brontë


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24.09.2023 um 18:13
Wer hat jemals geliebt, der nicht auf den ersten Blick geliebt hat?

Gedicht von Christopher Marlowe

Es liegt nicht in unserer Macht zu lieben oder zu hassen,
denn der Wille in uns wird vom Schicksal außer Kraft gesetzt.
Wenn zwei entkleidet sind, lange bevor der Kurs beginnt,
wünschen wir uns, dass einer liebt, der andere gewinnt;

Und eines betrifft uns besonders
Von zwei Goldbarren, die in jeder Hinsicht gleich sind:
Den Grund kennt kein Mensch; Lass es genügen.
Was wir sehen, wird von unseren Augen getadelt.
Wo beide bedächtig sind, ist die Liebe gering:
Wer liebte jemals, der nicht auf den ersten Blick liebte?


Christopher Marlowe, Spitzname „Kit“, war ein englischer Dichter, Dramatiker und Übersetzer des elisabethanischen Zeitalters.


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Gedichte aus aller Welt

24.09.2023 um 18:23
" Der leidenschaftliche Hirte seiner Liebe ", bekannt für seine erste Zeile "Komm, lebe mit mir und sei meine Liebe", ist ein Gedicht des englischen Dichters Christopher Marlowe.



Komm, lebe mit mir und sei meine Liebe,
Und wir werden alle Freuden beweisen,
Diese Täler, Haine, Hügel und Felder,
Wälder oder steile Bergerträge.

Und wir werden auf den Felsen sitzen,
Als sie sahen, wie die Hirten ihre Herden weideten,
Durch flache Flüsse, zu deren Wasserfällen
Wohlklingende Vögel singen Madrigale.

Und ich werde dir Beete aus Rosen machen
Und tausend duftende Sträuße,
Eine Blumenmütze und ein Rock
Alles bestickt mit Myrtenblättern;

Ein Kleid aus feinster Wolle
Was wir von unseren hübschen Lämmern ziehen;
Fair gefütterte Hausschuhe für die Kälte,
Mit Schnallen aus reinstem Gold;

Ein Gürtel aus Stroh und Efeu-Knospen,
Mit Korallenverschlüssen und Bernsteinsteckern:
Und wenn dich diese Freuden bewegen mögen,
Komm, lebe mit mir und sei meine Liebe.

Die Hirtensöhne sollen tanzen und singen
Zu deiner Freude jeden Maimorgen:
Wenn diese Freuden deinen Geist bewegen,
Dann lebe mit mir und sei meine Liebe.


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Gedichte aus aller Welt

28.09.2023 um 21:28
pablo


Ich bitte um Ruhe.

Nun lasse man mich in Ruhe.

Nun mag man sich an mein Abwesendsein gewöhnen.

Ich will meine Augen schließen.

Fünf Dinge nur will ich,

fünf eingewurzelte Vorlieben.

Eine ist die unendliche Liebe.


Die zweite ist, den Herbst erleben.

Ich kann, ohne dass Blätter

treiben und zur Erde kehren, nicht sein.


Das dritte ist der bittere Winter,

der Regen, den ich geliebt, des Feuers

Zärtlichkeit inmitten grimmiger Kälte.


An vierter Stelle der Sommer

prall wie eine Wassermelone.


Das fünfte sind deine Augen.

Mathilde, inniggeliebte,

ich mag nicht schlafen ohne deine Augen,


mag nicht leben ohne deinen Blick:

Ich tauschte den Frühling ein,

damit du mich fort und fort anblickst.


Freunde, das ist alles, was ich begehre.

Es ist fast nichts und doch fast alles.


Nun könnt ihr gehen, wenn ihr wollt.


Ich werde so lange gelebt haben

dass ihr eines tages zwangsläufig mich vergessen müβt

und mich auslöschen auf der Schiefertafel:


mein Herz war unendlich


Aber wenn ich Ruhe verlange

glaubt nicht dass ich steben will:

ganz das Gegenteil widerfährt mir:


ich werde anfangen zu leben

ich bin und bleibe da.


Jenes wird nicht sein, sondern

in mir wird Getreide wachsen,

zuerst das Samen kommen,

das die Erde durchbricht


um das Licht zu schauen,

doch die Muttererde ist dunkel:

und dunkel bin ich in meinem Innern:

bin wie ein Brunnen in dessen Wasser


die Nacht ihre Sterne beläβt

und allein bleibt auf dem Felde.



So viel wie ich lebte

so viel will ich zum andern leben.

Darum geht’s.


Nie zuvor fühlte ich mich so im Einklang,

nie zuvor hatte ich küsse so viel.


Jetzt, wie immer, ist frühe Stunde.

Das Licht fliegt mit seinen Bienen.


Laβt mich allein mit dem Tag.

Gebt mir Urlaub, dass ich geboren werde.


Pablo Neruda

https://www.yeyebook.com/de/pablo-neruda-gedicht-ich-bitte-um-ruhe-buch-extravaganzenbrevier-text-de/

Pablo Neruda war ein chilenischer Dichter und Schriftsteller sowie Diplomat
1971 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
Wikipedia: Pablo Neruda


Chilenische Literatur


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Gedichte aus aller Welt

01.10.2023 um 16:36
Die Vögel kommen

Dänemark

Die Vögel kommen

in ganzen Schwärmen,

um dich zu erfreuen.

Das junge Grün spriesst;

und der Wald wächst schön

und steht wie eine Braut da,

um dir Freude zu schenken.



Du bist geschaffen.

Du bist da.

Du bekommst heute

das zum Dasein Nötige.

Du wurdest erschaffen.

Du wurdest Mensch.



Du kannst sehen,

bedenke: Du kannst sehen,

du kannst hören, du kannst

riechen, schmecken, fühlen.



Sören Kierkegaard

(* 05.05.1813, † 11.11.1855)

Søren Aabye Kierkegaard war ein dänischer Philosoph, Essayist, evangelisch-lutherischer Theologe und religiöser Schriftsteller.

https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=S%C3%B6ren+Kierkegaard

https://www.zgedichte.de/gedichte/soeren-kierkegaard/die-voegel-kommen.html


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Gedichte aus aller Welt

05.10.2023 um 06:40
REMEMBER ME, when I am gone away,
Gone far away into the silent land;
When you can no more hold me by the hand,
Nor I half turn to go, yet turning stay.
Remember me, when no more day by day
You tell me of the future that you planned:
Only remember me; you understand
It will be late to counsel then, or pray.

Yet if you should forget me for a while,
And afterwards remember, do not grieve:
For if the darkness and corruption leave
A vestige of the thoughts that once I had,
Better by far you should forget and smile
Than that you should remember, and be sad.


GEDENKE MEIN, wenn ich gegangen bin,
weit weit hinweg, hinein ins stille Land,
wenn du mich nicht mehr hältst an meiner Hand,
ich nicht mehr zweifle, wo wend ich mich hin?
Wenn du mir nicht mehr Tag um Tag den Sinn
der Zukunft deutest, wie du sie geplant;
gedenke mein, nur dies, auf daß dir schwant:
ein guter Rat, der reicht nun nicht mehr hin.

Vergäßest du mich dennoch, und ich fiele
dir später wieder ein, so gräm dich nicht:
denn sollt im Dunkel der Verwesungsschicht
noch eine Spur von mir sein, wie ich fühle,
dann wärs mir lieber, daß du mich vergißt
und lächelst––als gedenkst und traurig bist.


Christina Georgina Rossetti war eine britische Dichterin im viktorianischen Zeitalter.
Wikipedia: Christina Rossetti


https://www.signaturen-magazin.de/christina-rossetti--remember.html


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Gedichte aus aller Welt

06.10.2023 um 06:26
DER BERG HÄLT DEN ATEM AN


ein tiefer Atemzug
und dann stand der Berg da
dann standen die Berge da
und so stehen die Berge da

und neigen sich abwärts
und abwärts
in sich selbst
und halten den Atem an

während Himmel und Meer
streichen und schlagen
hält der Berg den Atem an



Übersetzung von Annette Vonberg



FJELLET HELD ANDEN


anden vart trekt djupt
og så stod fjellet der
så stod fjella der
og slik står fjella der

og lutar seg nedover
og nedover
i seg sjølv
og held anden

medan himmel og hav
stryk og slår
held fjellet anden







Aus Jon Fosse (*1959), Stein til stein, Samlaget, Oslo 2013.

https://norway2019.com/de/news/gedicht-der-woche-woche-9-jon-fosse-der-berg-haelt-den-atem-an

Jon Olav Fosse ist ein norwegischer Autor. Er ist als Dramatiker, als Prosa- und Kinderbuchautor, Lyriker, Essayist und Übersetzer tätig. Mit seinen über 50 literarischen Veröffentlichungen ist er eine der wichtigsten Stimmen der zeitgenössischen norwegischen Literatur.

Wikipedia: Jon Fosse

Der Nobelpreis für Literatur geht in diesem Jahr an Jon Fosse.
Der Norweger erhält den Preis für seine innovativen Theaterstücke und seine Prosa, die dem Unsagbaren eine Stimme geben, begründet das Literaturnobelpreiskomitee die Wahl.


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Gedichte aus aller Welt

14.10.2023 um 07:19
Der Oktober

Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Was vorüber schien, beginnt.
Chrysanthemen blühn und frieren.
Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Und du folgst ihr wie ein Kind.
Geh nur weiter. Bleib nicht stehen.
Kehr nicht um, als sei's zuviel.
Bis ans Ende musst du gehen.
Hadre nicht in den Alleen.
Ist der Weg denn schuld am Ziel?
Geh nicht wie mit fremden Füßen,
und als hätt'st du dich verirrt.
Willst du nicht die Rosen grüßen?
Laß den Herbst nicht dafür büßen,
daß es Winter werden wird.
An den Wegen, in den Wiesen
leuchten, wie auf grünen Fliesen,
Bäume bunt und blumenschön.
Sind's Buketts für sanfte Riesen?
Geh nur weiter. Bleib nicht stehn.
Blätter tanzen sterbensheiter
ihre letzten Menuetts.
Folge folgsam dem Begleiter.
Bleib nicht stehen. Geh nur weiter.
Denn das Jahr ist dein Gesetz.
Nebel zaubern in der Lichtung
eine Welt des Ungefährs.
Raum wird Traum. Und Rauch wird Dichtung.
Folg der Zeit. Sie weiß die Richtung.
"Stirb und werde!" nannte er's.



Erich Kästner
Emil Erich Kästner war ein deutscher Schriftsteller, Publizist, Drehbuchautor und Kabarettdichter.

Wikipedia: Erich Kästner


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Gedichte aus aller Welt

14.10.2023 um 07:34
Baum im Herbst

Noch ringt verzweifelt mit den kalten
Oktobernächten um sein grünes Kleid
Mein Baum. Er liebt's, ihm ist es leid,
Er trug es fröhliche Monde lang,
Er möchte es gern behalten.
Und wieder eine Nacht, und wieder
Ein rauher Tag. Der Baum wird matt
Und kämpft nicht mehr und gibt die Glieder
Gelöst dem fremden Willen hin,
Bis der ihn ganz bezwungen hat.
Nun aber lacht er golden rot
Und ruht im Blauen tief beglückt.
Da er sich müd dem Sterben bot,
Hat ihn der Herbt, der milde Herbst
Zu neuer Herrlichkeit geschmückt.

Hermann Hesse

Hermann Karl Hesse, Pseudonym: Emil Sinclair, war ein deutsch-schweizerischer Schriftsteller, Dichter und Maler.

Wikipedia: Hermann Hesse


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Gedichte aus aller Welt

14.10.2023 um 12:05
Bis zum Herbst



Jahreszeit des Nebels und der sanften Fruchtbarkeit,
Enger Busenfreund der heranreifenden Sonne;
Mit ihm verschwören, wie man lädt und segnet
Die Weinstöcke, die die Strohdächer umgeben, tragen Früchte;
Mit Äpfeln die moosbewachsenen Hüttenbäume zu krümmen,
Und fülle alle Früchte bis ins Mark mit Reife;
Den Kürbis aufquellen lassen und die Haselnussschalen praller machen
Mit süßem Kern; um den Austrieb stärker zu setzen,
Und noch mehr, später Blumen für die Bienen,
Bis sie denken, dass die warmen Tage nie aufhören werden,
Denn der Sommer hat ihre feuchten Zellen überfüllt.

Wer hat dich nicht oft inmitten deines Ladens gesehen?
Wer im Ausland sucht, kann manchmal fündig werden
Du sitzt sorglos auf dem Boden eines Getreidespeichers,
Dein Haar wird vom windigen Wind sanft angehoben;
Oder auf einer halb geernteten Furche und tief schlafend,
Ertrunken vom Dunst der Mohnblumen, während dein Haken
Erspart den nächsten Schwad und all seine verschlungenen Blumen:
Und manchmal wirst du wie ein Ährenleser aufbewahrt
Halte deinen beladenen Kopf fest über einen Bach;
Oder an einer Apfelweinpresse, mit geduldigem Blick,
Du beobachtest die letzten Ausflüsse, Stunden für Stunden.

Wo sind die Lieder des Frühlings? Ja, wo sind sie?
Denke nicht an sie, du hast auch deine Musik, –
Während vergitterte Wolken den sanft sterbenden Tag erblühen lassen,
Und berühre die Stoppelebenen mit rosa Farbe;
Dann trauern die kleinen Mücken in einem klagenden Chor
Zwischen den Flussbächen, emporgetragen
Oder sinken, während der leichte Wind lebt oder stirbt;
Und ausgewachsene Lämmer meckern laut aus hügeligem Gelände;
Heckengrillen singen; und jetzt mit Höhenweiche
Das Rotkehlchen pfeift aus einem Gartenhof,
Und Schwalben zwitschern am Himmel.


John Keats
1795 –1821

britischer Dichter



https://poets-org.translate.goog/poem/autumn?_x_tr_sl=en&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=sc


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Gedichte aus aller Welt

19.10.2023 um 06:17
Als wir uns trennten
(When we two are parted)

Als wir uns trennten

In Schweigen und Leid,

Brechenden Herzens,

Für lange Zeit,



Bleich war die Wang’ und kalt,

Kälter der Kuß,-

Wahrlich, mein Ahnen galt

Bitterem Schluß.





Der Tau fiel schaurig

Im Morgenrot:

Mein Herz war traurig

Von künft’ger Not.



Dein Schwur ist verweht nun,

Dein Nam’ ist entehrt,

Ich hör’ ihn geschmäht nun,

Bis Scham mich verzehrt.





Sie nennen den Namen,

Da schaudert’ es mich,-

Mein Herz will erlahmen,-

So liebte ich dich!



Sie flüstern und scherzen,

Sie kennen ja nicht

Den Gram hier im Herzen,

Den Schmerz, der nicht spricht.





Geheim, wie die Lust war,

Geheim ist der Schmerz,

Daß falsch deine Brust war,

Und treulos dein Herz.





Und säh ich dich wieder

Nach langer Zeit,-

Wie sollt’ich dich grüßen?

In Schweigen und Leid.


Lord Byron

https://www.yeyebook.com/de/lord-byron-gedicht-als-wir-uns-trennten-when-we-two-parted/

George Gordon Noel, 6. Baron Byron, bekannt als Lord Byron, war ein britischer Dichter. Er gilt als einer der wesentlichen Vertreter der englischen Romantik und war bekannt als Dandy.
Geboren: 22. Januar 1788, London, Vereinigtes Königreich
Verstorben: 19. April 1824, Mesolongi, Griechenland

Wikipedia: George Gordon Byron


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Gedichte aus aller Welt

20.10.2023 um 06:35
Liebe
gibt und nimmt
mit unberechnender Einfalt;
Liebe
lebt in der Lust zu erfreun
erfreuende Liebe;
Liebe
liebt das Geringste, getan
mit herzlicher
Liebe!

Johann Kaspar Lavater (1741-1801)

ein reformierter Pfarrer, Philosoph und Schriftsteller aus der Schweiz


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20.10.2023 um 06:36
Mit Tränen hab ich lange nachgesonnen -
Was war es, sag, das zwischen uns geschah?
Hielt ich dich nicht, warst du mir denn nicht nah?
Hatt ich mir nicht zu eigen dich gewonnen?.

O Traum der Seele, allzu rasch zerronnen!
Ich glaubte ganz in dich verwebt zu sein,
Wie du in mich. Und sieh, ich war allein
In meiner Liebe Wahnsinn eingesponnen..

Du kamst vorbei; mit deines Wesens Blüte
Halb unbewußt hast du mein Herz berührt,
Da sprang es auf, frohlockte, jauchzte, sprühte,.

Geblendet von den eignen Farbenspielen.
Dich aber hat es nicht zu sich verführt;
Stumm gingst du fort nach vorbestimmten Zielen

Rosa Mayreder (1858 - 1938)

eine österreichische Schriftstellerin, Frauenrechtlerin, Kulturphilosophin, Librettistin, Musikerin und Malerin.


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Gedichte aus aller Welt

23.10.2023 um 06:04
Welkes Blatt

Jede Blüte will zur Frucht,
Jeder Morgen Abend werden,
Ewiges ist nicht auf Erden
Als der Wandel, als die Flucht.
Auch der schönste Sommer will
Einmal Herbst und Welke spüren.
Halte, Blatt, geduldig still,
Wenn der Wind dich will entführen.
Spiel dein Spiel und wehr dich nicht,
Lass es still geschehen.
Laß vom Winde, der dich bricht,
Dich nach Hause wehen.

Hermann Hesse


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Gedichte aus aller Welt

30.10.2023 um 06:20
„Alle Nacht“

Du hast im Arm des Andern
An mich gedacht,
Dein Herz muss zu mir wandern
Alle Nacht.

Du kommst im Traum gegangen
So lieb und sacht
Und küssest mir die Wangen
Alle Nacht.

Und will ich dich umfangen,
Bin ich erwacht –
Es tränen meine Wangen
Alle Nacht.

Adolf Frey

Adolf Frey (* 18. Februar 1855 in Küttigen; † 12. Februar 1920 in Zürich) war ein Schweizer Schriftsteller und Literaturhistoriker.


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