Literatur
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Welches Buch lest ihr gerade?

7.217 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bücher, Lesen, Literatur ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Welches Buch lest ihr gerade?

28.06.2024 um 09:05
The Stepson
Diane Saxon

123239726
When your whole life becomes one big lie…
The night my mum disappeared, after a panicked 3am phone, I knew something was wrong.

The police tried to reassure me. There had to be a logical explanation they said – perhaps she’s taking a break after the tragic death of my father.

But I know my mum.

Or do I?

She would never leave without telling me.

Or would she?

The harder I look, the more I discover deep, dark family secrets I was not privy too.

Worrying secrets I was ever meant to know.

Which means my parents have lied to me my whole life.

But why?

Who can I turn too? Trust?

Who is friend and who is foe?

Were they scared of something in their past?

Or were they trying to protect me?

Has mum gone of her own free will?

Or has someone taken her?
Quelle: Klappentext

https://www.goodreads.com/book/show/123239726-the-stepson

Ich weiß nicht, ob es Absicht ist, dass absolut alle Charaktere in diesem Buch unsympathisch sind. 🤣

Sandra, die Mutter, kommandiert ihren Ehemann ständig herum und verbietet ihm sogar den Kontakt mit seiner Familie.

Henry, der Vater und Ehemann von Sandra, der sich das alles gefallen lässt und seinen Sohn Trevor aus seiner ersten Ehe einfach abschiebt, weil Sandra das so will und gleich auch komplett den Kontakt zu ihm abbricht.

Trevor, besagter Sohn aus erster Ehe und ein totaler Psychopath. Er hätte eine Behandlung in der Psychiatrie benötigt und keine Unterbringung bei verschiedenen schlechten Pflegefamilien. Vielleicht wäre dann alles ganz anders gekommen.

Lorraine, die Tochter von Sandra und Henry, alleinerziehende Mutter, weil ihr Ex ein absoluter Arsch ist. Sie ist absolut ahnungslos, schwer von Begriff und lässt auf sich herumtrampeln. Außerdem ist sie ziemlich selbstgerecht, wozu sie bei ihren eigenen Entscheidungen absolut keinen Grund hat, die sind nämlich auch nicht besser als die jener Menschen, über die sie urteilt.

Tante Caroline, die jüngere Schwester Henrys. Warum sucht sie nach dem Tod ihres Bruders nicht den Kontakt zu ihrer Nichte? Dass die mit ihrer Schwägerin, die ihrem Bruder den Kontakt mit ihr verboten hat, nichts zu tun haben will, ist verständlich, aber warum spricht sie nicht mit ihrer Nichte und erklärt ihr alles?

Alle verhalten sich seltsam. Henry und Sandra erzählen ihrer Tochter nichts über Trevor und was dazu geführt hat, dass sie keinen Kontakt zu ihm haben. Es wäre klüger, alles zu erzählen. Wenn Sandra so große Angst vor Trevor hat, warum warnt sie ihre Tochter nicht vor ihm? Das ist komplett unlogisch.

Dass Lorraine sich als Erwachsene Wort für Wort an einen Wortwechsel ihrer Eltern erinnert, als sie noch ein kleines Kind war, ist eher unwahrscheinlich. Und warum fragt sie nie nach ihren Großeltern oder Verwandten, die sie als kleines Kind ja noch regelmäßig besucht hat? Ein Kind würde doch fragen, warum sie nicht mehr zu Oma und Opa fahren.

Dysfunktionale Familie hin und her, aber da spricht ja nicht einmal die Mutter mit ihrer Tochter, obwohl sie ein gutes Verhältnis haben.

Sehr eigenartig, am liebsten würde ich diese Charaktere die ganze Zeit nur schütteln 🤣.

Die Handlung ist ziemlich durchschaubar, es geht aber auch nicht so sehr darum, was wirklich mit Sandra passiert ist (das ist von Anfang an klar), sondern man beobachtet Lorraine dabei, wie sie nach und nach ihre Familiengeschichte aufdröselt.

Das Buch ist insgesamt okay.

Anzeige
melden

Welches Buch lest ihr gerade?

28.06.2024 um 13:31
Don't Let Her Stay
Nicola Sanders
80830635Original anzeigen (0,3 MB)
Someone inside your house wants you dead, but no one believes you…

Joanne knows how lucky she is. Richard is a wonderful husband, Evie is the most gorgeous baby girl, they live in a beautiful house… Life couldn’t be better.

Until Richard’s twenty-year-old daughter Chloe turns up. Chloe hasn’t spoken to her father since the day he married Joanne two years ago. But Chloe wants to make peace. She’ll even move in for a few weeks to help Joanne with the new baby.

It sounds perfect, but when things happen that make Joanne feel like she’s losing her mind, she begins to wonder: Is Chloe really here to help? Or has Joanne made a terrible mistake by letting her move in?

And is it too late to ask her to leave?

Perfect for fans of Frieda McFadden, Sue Watson and Shalini Boland, Don’t Let Her Stay is a totally addictive psychological thriller with a twist that will shock you!
Quelle: Klappentext

https://www.goodreads.com/book/show/80830635-don-t-let-her-stay

Dieses Buch wurde mir aufgrund dessen vorgeschlagen, dass ich The Stepson gelesen habe. Das passt auch total, die Bücher sind ziemlich ähnlich. Der Psychopath ist halt diesmal die Stieftochter 🤣.

Wieder verstehe ich die Hauptcharaktere nicht bzw. finde ich, dass sie sich seltsam verhalten und unsympathisch sind. Vor allem Richard, der Ehemann und Chloes Vater. Er weiß doch, dass Chloe gefährlich ist und was passiert ist, dennoch besteht er darauf, dass sie bei ihm, Joanne und der kleinen Evie lebt. Wenn Joanne ihm ihre Bedenken hinsichtlich Chloe erzählt und ihm berichtet, was alles vorgefallen ist, während er bei der Arbeit war, pflaumt er sie an und redet ihr ein, dass sie sich alles nur einbildet. Sehr normal 🤣. Loyalität zur Tochter aus erster Ehe gut und schön, nur hat Richard ebenso Verantwortung für Joanne und Evie.

Wenn mein Mann mit mir so umginge wie Richard mit Joanne, hätte ich Baby und Hund schon eingepackt und wäre gegangen. Dass Chloe sich ihr gegenüber unmöglich benimmt, ist ja schon schlimm genug, aber dass Richard sie gaslightet, obwohl er genau weiß, wie Chloe ist, bringt das Fass zum Überlaufen. Ich verstehe überhaupt nicht, wieso sich Joanne so als Fußabtreter benutzen lässt. So reich kann mein Ehemann gar nicht sein, dass ich mir sowas bieten ließe.

Der arme Hund tut mir leid, irgendwie kümmert sich nie jemand so richtig um ihn bzw. liest man auch nicht raus, dass er geliebt und gewollt ist. Eher ist er lästiges Beiwerk. Zuerst wird er von Richard getreten, dann einfach zurückgelassen. Furchtbar finde ich das, man hätte den Hund einfach weglassen sollen.

Die Handlung finde ich jedoch sehr gut und unterhaltsam. Warum das Buch teilweise so schlechte Kritiken erhalten hat, hat mich gewundert. Ich fand es spannend und gerade die Wendung am Schluss fand ich besonders gut. Anderen Leserinnen war sie zu viel. So schlecht geschrieben, wie in manchen Rezensionen kritisiert wird, finde ich das Buch auch nicht. Klar, es ist kein literarisches Meisterwerk, das erwarte ich mir aber von einem Thriller auch nicht. Bei mir liegt der Fokus immer auf der Geschichte und die fand ich unterhaltsam.


melden

Welches Buch lest ihr gerade?

28.06.2024 um 13:42
Sofi Oksanen - Stalins Kühe

Oksanen-Stalins Kuehe

Dieser 2003 im Original veröffentliche Erstlingsroman der damals 26-jährigen finnischen Schriftstellerin Sofi Oksanen sorgte für Aufsehen ob seiner kompositorischen Macht. Kernfigur ist Anna, die an Bulimie (eigentlich nicht) leidet, jedoch ist es keine Autofiktion, sondern ein hochkomplexer Roman einer in Finnland geborenen Tochter eines Finnen und einer Estin.

Oksanen führt uns in eine Welt, in der Finnen auf ihre Sprachverwandten herabschauen, estnische Frauen sich an Finnen prostituieren (sei es im Wortsinn, sei es durch Ehe und Flucht).
Die estnischen Frauen verkaufen sich für ein Paar Strumpfhosen ... in der Sowjetunion lebt man gut, wenn man ein Auto, eine Wohnung und einen finnischen Liebhaber hat …
Wir lernen ihre Mutter kennen, die nicht will, dass Anna Estnisch lernt oder ihre estnische Abstammung offenbart. Wir lernen die in der sowjetischen estnischen Republik lebende Großmutter kennen, die Verschleppungen Hunderttausender vermeintlicher Faschisten in stalinistische Arbeitslager. Über die Lebensbedingungen im Lager schreibt Oksanen:
Osvald kommt ins Platinbergwerk von Norilsk. Er ist klein und mager genug, um zu überleben; die Kräftigeren ertragen die plötzliche Reduzierung der Nahrungsmenge nicht, von ihnen bleiben jeden Morgen einige auf den Pritschen neben Osvald liegen. Die Leichen werden in Säcken fortgebracht und auf einem Platz in der Nähe des Lagers gestapelt. Im Frühling, wenn der Boden - und die Leichen - aufgetaut sind, wird das, was die Tiere der Tundra davon übrig gelassen haben, in ein Massengrab gebracht. Die tägliche Brotration von dreihundert Gramm ist der Lohn für einen zwölfstündigen Arbeitstag, und sie darf nur im Lager gegessen werden, vielleicht wegen der Fluchtgefahr. So als könnte man von dort fliehen. So als wäre es möglich, mit dreihundert Gramm Brot durch Sibirien zu fliehen.
Osvalds Zähne beginnen auszufallen. Wie viel wiegt er? Vierzig Kilo oder fünfzig?
Die Gedanken stocken. Nicht lange, und der Hunger würde anfangen, das Gehirn aufzufressen.
Die Tage haben sich in Rationen von dreihundert Gramm Brot verwandelt und die Feiertage in eine Kelle Suppe.
Osvalds Brust ist blutig von den Läusen. Wunden heilen nicht, denn das Blut ist so dünnflüssig.
Die Bevölkerung Estlands und auch diejeigen, die als "Waldbrüder" Widerstand geleistet haben, werden von den Sowjetbehörden belogen:
Die russische Propaganda verbreitet Gerüchte, dass denjenigen, die aus dem Wald herauskommen, alles verziehen werde. Sie appelliert an Ehefrauen, Geschwister, Eltern und Freunde. Ein Flugzeug wirft über dem Wald Flugblätter ab, in denen gute Absichten beteuert werden.
Einige wollen das glauben.
Sie werden nach Sibirien geschickt oder erschossen.
Die Leichen der gefassten und getöteten Waldbrüder werden in Brunnen geworfen oder auf dem Markt zur Schau gestellt. Oder an die Diensthunde verfüttert.
1946 gibt es die Amnestie durch Stalin, die dann auch gilt. So kommt der Großvater Arnold, der bei den Waldbrüdern war, mit dem Leben davon. Doch damit ist nicht Frieden. Viele Menschen fliehen oder wollen fliehen. Und 1949:
Die Russen bombardieren die Schiffe, die von Virtsu und Haapsalu ablegen. Die Schiffe sind voller Esten, die aus dem Land flüchten ... Die estnischen Dörfer und Städte sind leer von Männern, übrig sind nur Frauen, Kinder und Greise. Bibeln und Kreuze sind in der Erde vergraben worden.
In der Nacht vom 23. zum 24. März 1949 werden unzählige Menschen nach Sibirien verschleppt und die leeren Häuser werden geplündert. Großvater Arnold wird nicht verschleppt, sein Hof muss jedoch in die Kolchose eingegliedert werden. Die nach Sibirien Verschleppten werden gezwungen zu unterschreiben, dass sie freiwillig nach Sibirien gegangen seien. Die in Estland Verbliebenen werden jahrelang immer und immer wieder vom NKWD verhört und drangsaliert. Die Zahl der Selbstmorde ist hoch.

In den Dörfern zeigen sich die Gewinner. Diejenigen, welche den Besitz der Verschleppten mit geplündert haben.
Die Mädchen der Remmels haben wunderschöne Kleider. So schöne, dass die Leute sich in der Stadt danach umdrehen. Als Katariina ein wenig älter ist, flüstert Sofia ihr zu, dass die Remmels die Kleider aus dem Haus der Röugs geholt haben, nachdem Aino und Eduard Röug mit ihren Kindern nach Sibirien gebracht worden waren. Mehr als diese geflüsterten Worte wird über die Sachen nicht gesprochen, obwohl alle es wissen. Wer was aus wessen Haus geholt hat. Was aus welchem Speicher »geholt worden ist« - niemals gestohlen, ausgeräumt, geraubt, immer nur »geholt«.
Die Vertriebenen getrauen sich zum Teil nicht mehr aus Sibirien zurückzukehren:
Die Röug'schen Söhne sind - anders als ihre Eltern und Schwestern - nicht bereit, Sibirien zu verlassen, obwohl die allgemeine Begnadigung der Gefangenen von 1956 sogar die Politischen betrifft und so auch der Familie Rõug das Recht gibt, nach Estland zurückzukehren. Die Söhne heiraten in Sibirien russische Frauen und bleiben dort. Wohin hätten sie auch gehen sollen? In ihr Dorf, das sie verraten hatte, in ihr Haus, in dem andere Leute wohnten, an dessen Tisch die Familie eines Denunzianten saß oder die dicke Tochter eines Russen, die Tee trank oder saure Gurken aß, in das Land, wo die Kühe des Kolchos weideten, und zu den Menschen, unter denen ihre Verschlepper waren, in dasselbe Dorf, um dieselben Wege entlangzuwandern, um für dieselben Menschen im Kolchos zu arbeiten, um denselben Mähdrescher zu fahren, um auf derselben Bank zu sitzen, um nachzusehen, ob Karlas, des lieben Onkels, Kaffeetasse dieselbe war wie die, aus der seinerzeit sie selbst tranken, ob Karlas Söhne die Hosen, die ihnen gehört hatten, bis zum Verschleiß abgetragen hatten, wie Elfride vielleicht als Heldenmutter gefeiert und wie sie im Kleid von Mutter Aino Röug auf einem Foto verewigt wird an dem Tag, als ihr der goldene Stern einer Heldin der sozialistischen Arbeit und Beifall und Blumen und Ehre zuteilwerden?
Bei den Besuchen der Großmutter in den 1980er Jahren wird der himmelschreiende Unterschied der Angebote zwischen Valutageschäften und Geschäften für sowjetische Normalbürger immer deutlicher erkennbar.
Um vorwärtszukommen, muss man Schlange stehen, überall warten und Schlange stehen, in Taxischlangen in Behörden im Café im Stoffladen beim Zoll; um irgendwohin zu kommen, muss man erst Schlange stehen, wenn man etwas haben möchte, muss man Schlange stehen, und sei es vor der leeren Ladentheke des Fleischgeschäfts, neben der die leeren Kühltruhen surren, vielleicht liegen am Grunde Pelmeni, Kinderwurst und Schweineklauen, eines Tages vielleicht auch andere Teile, dann, wenn die estnische Schweinerasse zu einem Schwein veredelt worden ist, von dem man auch anderes abbekommt als nur Schwanz, Klauen und Ohren, die auf dem Boden der großen Kühltruhe in einer weißen Emailleschüssel liegen, während die Verkäuferin in ihrem schmuddeligen Arbeitskittel mit saurer Miene dahinter steht und glotzt, unbeweglich neben ihrem Rechenbrett. Die übrigen Teile des in Estland gezüchteten Schweins werden nämlich nach Moskau gebracht... immer wird alles nach Moskau gebracht, das wie ein Fass ohne Boden ist ... Nichts bleibt hier ... Nach Moskau ... Nach Moskau ... oder in Geschäfte, die für das gewöhnliche Volk unzugänglich sind
Zwischen Annas Eltern passt nichts. Ihr Vater arbeitet seit Jahrzehnten an der finnischen Botschaft in Moskau und auch nachdem er mit seiner Frau in eine finnische Kleinstadt gezogen ist, lebt er in zwei Welten: Selten in Finnland, meistens in Moskau mit seinen russischen "Freundinnen". Statt dies auszusprechen, handelt die Mutter rachsüchtig:
Auf Vatis Einkaufsliste vom Dezember findet Mutter das Wort Shampoo und dann eine Flasche des für die Frau passenden Shampoos in Vatis Koffer. Mutter gießt das Shampoo aus und füllt stattdessen Kleister in die Flasche.
Und bei einem Besuch in Moskau:
Als Mutter und ich in Vatis Hotel die Korridore entlanggingen, sahen uns die Russinnen mit langen Blicken, abschätzend und hasserfüllt an.
Die Frau da trägt so einen Lederrock, wie Vati ihn einmal bei Seppälä gekauft hat. Nicht genau denselben, aber fast!
Es passte Vati überhaupt nicht, dass wir in sein Hotel gekommen waren. Er stürmte viele Meter vor uns her und war wütend. Mutter hatte aus purer Bosheit verlangt, das Hotel zu sehen, weil sie wusste, dass Vati uns dort nicht haben wollte.
Auch die Passagen, in der Anna über ihre Bulimie bzw. ihre Beziehungen schreibt, sind hochinteressant, da es keine Außenperspektive ist. Oksanen selbst litt/leidet unter dieser Krankheit. Ein Abschnitt, wie in der Sowjetunion mit Bulimie-Kranken umgegangen wurde, ist beklemmend:
In einer ganz frischen Zeitung, die ich auf dem Sofatisch gefunden habe, wird von einer Frau aus Pärnu berichtet, die im Jahr 1972 mit Elektro- und Insulinschocks wegen ihrer Krankheit behandelt wurde, die erst jetzt als Bulimie erkannt wurde. Jetzt hat diese Maie, deren Gesundheit durch die Behandlungen vollkommen ruiniert ist, die auf das Dreifache aufgequollen ist, einen Bart bekommen und den Tastsinn ihrer Hände verloren hat, den Rechtsweg beschritten, um vielleicht im Ausland irgendeine Behandlung zu bekommen, die ihren Zustand verbessern könnte.
Ein großartiges Buch.

Stalins Kühe waren übrigens Ziegen.


melden

Welches Buch lest ihr gerade?

gestern um 11:32
Richard Ford - Kanada

Ford-Kanada

Der 65-jährige Literaturlehrer Dell Parsons blickt auf das Entscheidungsjahr seines Lebens zurück, als er 15 Jahre alt ist und seine Eltern einen Banküberfall verüben, damit sie die Schulden bei einer Viehdiebsbande bezahlen können, die der Vater (ehemaliger Bombenschütze im 2. Weltkrieg, wegen Schwarzhandel geschaßt und danach Gelegenheitsarbeiter in Great Falls, Montana) als Hehler engagiert hat. Die Eltern werden ausgeforscht, seine Zwillingsschwester geht nach Kalifornien und Dell wird zum Bruder einer Freundin seiner Mutter nach Kanada geschleust, der in einem kleinen Ort ein Hotel mit Gänsejagdmöglichkeiten führt. Dieser Arthur Remlinger hat aber auch eine dunkle Vergangenheit als Libertinärer. Er hat ein Gewerkschaftsgebäude gesprengt, bei dem ungewollt ein Gewerkschafter ums Leben kommt. Dell wird Zeuge, als zwei Männer aus Detroit, die Remlinger ausgeforscht haben, diesen stellen wollen und Remlinger beide erschießt. Der Junge hilft mit, die beiden im Frostboden zu begraben und wird von der Frau Remlingers an eine kanadische Highschool geführt. Dell wird Lehrer und heiratet.

Das Buch endet mit einer Reise zu Beginn seiner Pensionierung zu seiner krebskranken Schwester. Wie oft in diesem Roman ist er mit Desolation konfrontiert: die Krankheit der Schwester, den kleinen kanadischen Ort gibt es praktisch nicht mehr, Detroit ist eine verfallene Stadt. Dell reflektiert seine doch etwas moralinsauren Vorträge seinen Schülern gegenüber.

Grundsätzlich ist der Roman ok, die Thematik des Verfalls nicht uninteressant, aber aufgrund der vielen, oft langen Reflexionen Dells doch letztlich zäh zu lesen. Auch sind die Figuren sehr eindimensional charakterisiert, nicht alle Handlungen sind unbedingt logisch motiviert.


1x zitiertmelden

Welches Buch lest ihr gerade?

gestern um 13:15
Reinhard Kleist - Der Traum von Olympia

Kleist-Olympia

Der in Berlin lebende Grafiker Reinhard Kleist ist unter anderem Verfasser von Graphic Novels. 2015 erschien dieser Grafikroman über Samia Yusuf Omar, eine somalische Läuferin und Teilnehmerin an den olympischen Spielen 2008 in Peking, wie sie 2012 aufgrund von Anfeindungen durch Islamisten (ihr Vater wurde ermordet, sie mit dem Tod bedroht) mit ihrer Tante über Libyen nach Italien fliehen will, um sich auf die olympischen Spiele in London vorbereiten zu können. Ein legaler Weg war nicht möglich, für Äthiopien hatte sie keine gültigen Papiere. So bezahlte sie Schlepperbanden für eine Überfahrt durch den Sudan an die libysche Küste, wo ihr erster Versuch, nach Malta zu kommen, durch die Küstenwache verhindert wurde. Der zweite Versuch auf einem Schlauchboot endete tödlich. Sie ertrank.

Die in schwarz-weiß erzählte Lebensgeschichte ist durchaus angemessen umgesetzt und beschönigt weder die Islamisten noch die Schlepperbanden, die sich für ihre sehr zweifelhaften "Dienstleistungen" gut bezahlen lassen. Der Traum der jungen Läuferin, mittels adäquaten Trainingsmöglichkeiten an die Weltspitze zu kommen, mag zwar hochgegriffen erscheinen, eine Flucht nach Europa wurde erst nach Ausweisung aus Äthiopien ins Auge gefasst. Nicht thematisiert, aber mitschwingend: außer bei den olympischen Spielen in Peking hatte Omar keinerlei Unterstützung durch Sponsoren.


1x zitiertmelden

Welches Buch lest ihr gerade?

gestern um 19:20
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb:nicht alle Handlungen sind unbedingt logisch motiviert.
Das finde ich bei Büchern auch immer nervig. Andererseits handeln Menschen ja auch meist sehr unlogisch, somit spiegelt eine solche Handlung dann wieder die Realität wider.
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb:Samia Yusuf Omar, eine somalische Läuferin und Teilnehmerin an den olympischen Spielen 2008 in Peking
Ist das eine reale Person oder ist sie fiktiv?


1x zitiertmelden

Welches Buch lest ihr gerade?

gestern um 20:58
Zitat von violetlunavioletluna schrieb:Ist das eine reale Person oder ist sie fiktiv?
Das von Reinhard Kleist nachgezeichnete Schicksal Samia Yusuf Omars ist real. Er hat zum Teil auch vor Ort nachrecherchiert. Hier ein Foto der Läuferin.

0fd9c516-0001-0004-0000-000000390762 w12
Foto: Kerim Okten/ picture-alliance/ dpa

Bei den olympischen Spielen in Peking 2008 konnte sie mit einer Wild Card für Somalia teilnehmen, obwohl sie die Qualifikationszeit nicht geschafft hatte. Ihre Vorlaufteilnahme ist noch auf YouTube zu sehen, hier im Spoiler

Youtube: Samia Yusuf Omar @ 2008 Beijing Olympics
Samia Yusuf Omar @ 2008 Beijing Olympics
Externer Inhalt
Durch das Abspielen werden Daten an Youtube übermittelt und ggf. Cookies gesetzt.




Für London 2012 hoffte sie, durch bessere Trainingsmöglichkeiten, die Qualifikationszeit zu schaffen. Äthiopien als Trainingsort scheiterte an den Papieren, so versuchte sie, mit einer Tante nach Europa zu gelangen. Unterstützung durch Sponsoren hatte sie nicht. 2008 wurde sie noch gefördert (siehe Nike-Stirnband). Daher ihre Entscheidung, über die Schlepperroute nach Europa zu reisen. Dies endete tödlich.


melden

Welches Buch lest ihr gerade?

gestern um 21:11
Das ist eine sehr traurige Geschichte!


Anzeige

melden

Neuen Beitrag verfassen
Dies ist eine Vorschau, mit den Buttons am Ende der Seite kannst du deinen Beitrag abschicken.
Bereits Mitglied?  
Schriftgröße:
Größe:
Dateien Hochladen
Vorschau
Bild oder Datei hochladen

Bleib auf dem Laufenden und erhalte neue Beiträge in dieser Diskussion per E-Mail.


Oder lad dir die Allmystery App um in Echtzeit zu neuen Beiträgen benachrichtigt zu werden:

Ähnliche Diskussionen
Themen
Beiträge
Letzte Antwort
Literatur: Eure Bücher Wunschliste
Literatur, 153 Beiträge, am 11.03.2024 von .lucy.
Dr.Manhattan am 19.12.2011, Seite: 1 2 3 4 5 6 7
153
am 11.03.2024 »
von .lucy.
Literatur: Was sind eure Lieblingsbücher?
Literatur, 166 Beiträge, am 11.08.2023 von PeterWimsey
jessishan am 17.01.2011, Seite: 1 2 3 4 5 6 7 8 9
166
am 11.08.2023 »
Literatur: Wann legt ihr ein Buch vorzeitig zur Seite?
Literatur, 55 Beiträge, am 14.09.2023 von Dr.Edelfrosch
symbiotic am 19.04.2018, Seite: 1 2 3
55
am 14.09.2023 »
Literatur: Zeig mir deine Bücher und ich sag dir wer du bist
Literatur, 337 Beiträge, am 11.02.2023 von Paulianer
Somayyeh am 16.01.2011, Seite: 1 2 3 4 ... 14 15 16 17
337
am 11.02.2023 »
Literatur: Der Thread für Leseratten.
Literatur, 280 Beiträge, am 17.10.2019 von MissHudson
Jinana am 03.10.2012, Seite: 1 2 3 4 ... 11 12 13 14
280
am 17.10.2019 »