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7.356 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bücher, Lesen, Literatur ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

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11.02.2024 um 08:46
Die Schuld (Grisham)

Die Schuld (Originaltitel: The King of Torts) ist ein Roman des US-amerikanischen Autors John Grisham.
Inhalt

Das Buch erzählt die Geschichte des raschen Aufstiegs und ebenso schnellen Niedergangs des Rechtsanwalts Clay Carter in Washington, D.C.

Clay Carter ist ein hart arbeitender Pflichtverteidiger und hat hauptsächlich mit Gewaltverbrechen zu tun. Seine langjährige Freundin Rebecca arbeitet für einen Kongressabgeordneten und ist die Tochter eines wohlhabenden Baumagnaten. Jedoch verabscheut Clay Rebeccas Eltern, was deren wachsendem Wunsch nach einer baldigen Heirat und Kindern mehr als deutlich entgegensteht. Auch Rebeccas Eltern geben Clay immer wieder zu verstehen, dass sie ihn mit seinem geringen Einkommen ihrer Tochter nicht für würdig erachten. Als Rebeccas Vater seiner Tochter zuliebe Clay einen wesentlich besser bezahlten Job vermitteln will und Clay diesen ablehnt, kommt es schließlich zur Trennung.

Tage darauf erhält Clay plötzlich die Chance, selbst zu Reichtum zu gelangen. Ihm wurde vom Bezirksrichter die Pflichtverteidigung eines zunächst normalen Mordfalls übertragen, bei dem sein Mandant Tequila Watson unvermittelt einen anderen Mann niedergeschossen hat. Motiv oder Ursache sind unklar. Über den Mittelsmann Max Pace wendet sich kurz darauf ein großer Pharmakonzern an Clay und bietet ihm mehrere Millionen Dollar, wenn es ihm gelingt, mit den Angehörigen der Opfer mehrerer ähnlicher Mordfälle rasche Vergleiche zu schließen. Es stellt sich heraus, dass eines der Medikamente des Konzerns in einigen Fällen die fatale Nebenwirkung hat, aus harmlosen Menschen kaltblütige Mörder zu machen.

Wikipedia: Die Schuld (Grisham)

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Kann sein, dass ich das Buch schon mal gelesen habe. Muss dann aber schon viele Jahre her sein.


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12.02.2024 um 00:18
Anton Kuh - Werke Bd. 7

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Dies ist der Ergänzungsband mit Quellenvermerken, Literaturverzeichnis und Index, aber auch mit einem gut fünfzigseitigen Nachwort des Herausgebers Walter Schübler, in dem er auf gedrängtem Raum Leben und Werk Anton Kuhs nachzeichnet.

Er beginnt mit Kuhs Beiträgen im Prager Tagblatt ab 1914, der ihn mit seinen polemischen Beiträgen über "Wiener Typen" bereits früh zu einem Feuilletonisten ersten Ranges erhob, was sich an den namentlich gezeichneten Beiträgen erkennen lässt. Sprachwitz, Spott, Häme wie Bosheit waren Kuhs Kennzeichen, was ihn abhob. Das argumentum ad hominem war sein Weg zu schreiben. Oder wie Kuh 1931 es zum Ausdruck brachte: "Nur nicht gleich sachlich werden! Es geht ja auch persönlich."

Seit 1917 lebte Kuh in Hotels und verbrachte seine Tage bzw. Nächte in Cafés, Bars und Theatern. 1919/21 weilte er zum ersten Mal für etwa sechs Monate in Berlin, wohin er 1926 zog. Auch bereits früh positionierte sich der aus einer Prager jüdischen Familie stammende Kuh gegen Assimilation wie Zionismus, seine jüdische Identität war laut Schübler "ein selbstbewußtes, sozialrevolutionäres Weltbürgertum".

Einzigartig waren Kuhs etwa zweistündigen Stegreifreden. Auf der Bühne ein Tisch, ein Stuhl, eine Flasche Kognak und ein Glas. Bereits Anfang der 1920er Jahre schreibt und redet er gegen Totalitarismus wie Nationalsozialismus, am 22. Dezember 1922 konnte ihn nur Polizeischutz in Wien vor einem NS-Mob mit Schlagringen und Schlagstöcken nach einem Vortrag im Wiener Konzerthaus davor bewahren, erschlagen zu werden.

Bei seinen Theaterkritiken (bis 1926, dann hörte er mit den Kritiken auf) war er persönlich, er griff Regie, Schauspieler:innen und Theaterhäuser direkt und namentlich an. Als Gerichtssaalreporter nimmt er Partei für die Mittellosen und Sprachlosen, die sich nicht wehren und keine Rechtsanwälte leisten konnten.

Ab 1926 schrieb er in Berlin für eine große Zahl von Zeitungen und Magazinen, auch Boulevardblätter. Laut Schübler rissen sich Redakteure und Herausgeber um seine Beiträge. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung wie seiner politischen Haltung bedroht, verließt Kuh Berlin im Februar 1933 nach Wien und pendelte bis 1938 zwischen Paris, London, Prag und Wien. 1933 schlugen nach einem Stegreifvortrag über Paneuropa SA-ler das Wiener Konzerthaus kurz und klein. Kuhs letzte Sätze an diesem Abend: "Die Zukuntt wird nicht schön sein, sondern steht mit blutroten Zeichen am Horizont!"

Ab 5. September 1936 steht Kuh in der in der deutschen "Liste der deutschfeindlich tätigen Journalisten und Schriftsteller", im August 1937 entgeht er während der Salzburger Festspiele nur knapp einer Verschleppung nach Deutschland. Am 11. März 1938 trifft er sich in Wien noch mit dem österreichischen Unterrichtsminister Hans Pernter, um ihn von der Bedeutung der Sozialdemokraten für die von Kanzler Schuschnigg initiierten Volksabstimmung zu überzeugen, doch bereits mit dem 14-Uhr-Zug verließ er wegen der angedrohten Invasion deutscher Truppen Wien Richtung Prag. Es war der letzte Zug, der nicht von der SA an der Grenze gefilzt wurde. Am 1. Oktober war Kuh wieder in New York.

In New York setzte sich Kuh für geflüchtete Österreicher:innen ein, jeden Sonntag war in seiner kleinen Wohnung ein Jour Fix aus diesem Anlass. Kuh suchte für die Eintreffenden Quartiere und Arbeitsstellen. Gesundheitlich angeschlagen (seine Herzprobleme nahmen in Wien viele Schriftstellerkollegen nicht ernst) missachtete er ärztliche Empfehungen zur Bettruhe, zum Nichttrinken, zum Nichtrauchen. In Reden und Artikeln wendete er sich gegen das Ruhebewahren und Unauffälligsein der Emigrant:innen, wie sie in den "Rules for Refugees" festgeschrieben waren.

Am 18. Januar 1941 starb Anton Kuh an einem Herzanfall. Seinen Nachruf schrieb sein langer Freund Franz Werfel.

Für mich war die Lektüre der sieben Bände bzw. der bekannten Schriften von Anton Kuh eine Abenteuerreise. Mit seinen persönlichen Anfeindungen konnte ich weniger anfangen, aber seine treffenden Analysen und Bonmots zeugen von einem hochintelligenten und sprachwitzigen Menschen, und seine politischen Texte ab 1933 sind von einzigartiger Klarheit in Bewertung und Sprache. Letztere sind in Band 6 veröffentlicht und wirklich eine Leseempfehlung.


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12.02.2024 um 08:13
Der rote Falter (Wastl 40)

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Diesmal wieder eine harmlose und gutmeinende Story. In Spanien werden Kampfstiere von einem Riesenfalter in eine Burg entführt. In dieser lebt eine alte Frau (Hexentypus mit Kristallkugel und Hypnosespiegel), welche gegen Stierkämpfe ist. Die Goldmasken schließen sich nach einer Entführung diesem Anliegen an und erreichen über den spanischen Präsidenten ein Verbot von Stierkämpfen. Der entflohene Falter wird dem Insektenforscher zurückgebracht.

Einzig nachdenkenswert: Ein gutherziger Präsident zur Franco-Zeit?


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16.02.2024 um 00:42
Heinrich August Winkler - Die Zeit der Weltkriege 1914-1945

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Auch der zweite Band von Winklers Geschichte des Westens umfasst in der Druckversion etwa 1350 Seiten. Höchst detailliert beschreibt er die Geschichte der westlichen Staaten, wobei Deutschland wieder einer der besonderen Schwerpunkte ist. Ausflüge gibt es in die Geschichte Russlands bzw. der Sowjetunion, Chinas und Japans. Insgesamt wieder ein trotz der Länge spannend und kurzweilig geschriebenes Werk, wobei aber diesmal in der von mir gelesenen ersten Auflage aus 2011 ein etwas schleißiges Lektorat ins Auge sticht. So finden sich immer wieder falsche Jahreszahlen oder falsche Vornamen. Inwiefern diese Fehler in der dritten, durchgesehenen Auflage von 2016 korrigiert sind, kann ich nicht beurteilen.

Gleich zu Beginn stellt Winkler ins Zentrum, was das Erbe des Ersten Weltkriegs sein wird: Nicht Demokratie, sondern die Idee des Nationalstaats, die wiederum in den neu entstandenen Staaten befeuert wird, da sie Nationalitätenstaaten sind. Und antidemokratische Regime sind nicht nur autoritär, sondern sie sind totalitär (Bolschewismus, Faschismus, Nationalsozialismus). Diese erheben den "Anspruch auf den ganzen Menschen und die Ausrichtung der Politik auf das Ziel, einen neuen Menschen hervorzubringen". Vor der Machtübernahme waren alle drei Bewegungen gekennzeichnet durch extreme Gewalttätigkeit und das Aufbrechen des staatlichen Gewaltmonopols inklusive politischer Morde (Mateotti in Italien als Beispiel), das sie nach Erringung der Macht radikalst einforderten und durchsetzten, auch wenn für sie selbst und die paramilitärischen Gruppen der Partei dies nicht galt, solange sie deren Richtlinien folgten. Aufgeklärte Vernunft werde durch instinktiven Willen ersetzt. Jede Opposition wird unterdrückt, eine Geheimpolizei überwacht, Sondergerichte urteilen über Staatsverbrechen, Straflager werden errichtet.

Für den Zweiten Weltkrieg ursächlich sieht Winkler drei Versuche spätimperialistischer Reichsbildung. Die Ursache liege in dem "zwanghaft kompensatorischen Streben dreier vermeintlich vom Schicksal benachteiligter Mächte, den weltpolitischen Status quo zu ihren Gunsten zu revolutionieren und sich so dauerhaft den Platz zu sichern, auf den sie einen Anspruch zu haben glaubten."

Bei den nach dem Ersten Weltkrieg neu entstandenen Staaten ist beobachtbar, dass bis zur Mitte der 1930er Jahre mit Ausnahme der Tschechoslowakei alle Staaten eine Form von autoritärer Regierung hatten. Dies galt jedoch auch für Griechenland oder Portugal. Die spanische Republik wurde in einem mehrjährigen Bürgerkrieg, in dem Deutschland und Italien aktiv involviert waren, niedergerungen. Winklers These: Wirtschaftliche Rückständigkeit habe autoritäre Tendenzen befördert.

Die skandinavischen Staaten, allen voran Schweden, wurden zu Mustern sozialdemokratischer Wohlfahrtsstaaten, auch wenn das schwedische Eugenik-Konzept sehr grenzwertig anmutet. Gemeinsam sei diesen Staaten ein hohes Bildungsniveau, eine kompromissbereite Sozialdemokratie sowie ein freies Bauerntum gewesen.

In der neuen türkischen Republik von 1923 wurde mit dem Vertrag von Lausanne international erstmals ein Bevölkerungsaustausch abgesegnet, um national homogene Staaten zu kreieren: Griechen von Kleinasien nach Griechenland, Türken und Muslime von Griechenland in die Türkei. Gefragt wurden die Leute nicht. Ein Konzept, das in der Konferenz von Potsdam 1945 wieder beschlossen wurde. Diesmal betraf es Polen und Deutsche.

Zwar wurden vom Völkerbund Minderheitenschutzverträge eingefordert, deren Umsetzung in vielen europäischen Staaten jedoch mehr als rudimentär war. Einzig Estland gestand seinen nationalen Minderheiten 1925 Kulturautonomie zu.

Der Erste Weltkrieg sticht ins Auge mit noch nie dagewesenen Opferzahlen und Zivilisationsbrüchen gleich zu Beginn des Krieges, als die deutsche Armee über 5000 belgische Zivilisten abschlachteten und im Hinterland sogar Wissenschafter und Intellektuelle wie Fritz Haber oder Gerhart Hauptmann in einem Aufruf an die Kulturwelt diese Massaker leugneten, jede Kriegsschuld zurückwiesen und postulierten, "ohne den deutschen Militarismus wäre die deutsche Kultur längst vom Erdboden vertilgt worden". Anfang 1915 begann im Osmanischen Reich der Genozid an den Armeniern, Ende 1915 setzte die deutsche Armee bei Ypern erstmals in der Kriegsgeschichte Giftgas ein.

Die Zahlen sprechen für sich: "Mindestens 65 Millionen mobilisierte Soldaten, 8,5 Millionen Gefallene, über 21 Millionen Verwundete, 7,8 Millionen Kriegsgefangene und Vermißte, über 5 Millionen zivile Kriegstote in Europa ohne Rußland". In Frankreich fielen über 10 Prozent der männlichen Bevölkerung.

Sehr akribisch und in seinen Schritten wird dargelegt, wie die Bolschewiki unter Lenin die repräsentative Demokratie 1917 unterminierte und aus einem staatlichen Doppelherrschaftssystem (Parlament und Räte) eine Einparteiendiktatur errichtete, Mussolini die Herrschaft in Italien an sich reißen und eine Einparteiendiktatur installierte und wie Hitler ab 1930 die Schwäche des Regierungssystems der Weimarer Republik zu seinen Gunsten ausnutzen konnte, um zum Reichskanzler ernannt zu werden.

Der 11. November 1918 war nicht in allen Gebieten das Ende von Kampfhandlungen. In Rußland entwickelte sich ein Bürgerkrieg, in weiteren Staaten gab es bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen. Das neu erstandene Polen wurde binnen Kurzem in einen Krieg mit dem bolschewistischen Russland verwickelt, das Polen Gebiete östlich der Curzon-Linie brachte, darunter die Städte Pinsk, Tarnopol und Lemberg. Die russischen (bolschewistischen) Überfälle auf die baltischen Staaten misslangen ebenso. Im russischen Bürgerkrieg übten beide Seiten Terror auf die Bevölkerung aus, auf bolschewistischer Seite wurde dieser auch von Lenin angestachelt, so in einem Telegramm an den Sowjet der russischen Stadt Pensa am 11. August 1918:
Hängt (hängt sie unbedingt, so daß die Leute sie sehen) mindestens hundert bekannte Kulaken, Reiche und Blutsauger auf ... Sofortige Durchführung nach Erhalt des Telegramms.
Die Wirtschaft in Russland kollabierte nach der bolschewistischen Herrschaftsübernahme. 1918 war die Industrieproduktion auf ein Fünftel von 1913 gesunken, Arbeiter wurden mit Lebensmitteln und Naturalien bezahlt, privaten Handel gab es nicht mehr. So wurde in den Putilow-Werken 1918 Lenin bei einem Besuch von den Arbeitern ausgebuht. Der Ernteertrag lag 1921 bei 37 Prozent von 1913. Neben zahlreichen Streiks und Bauernrebellionen war 1921 die Meuterei der Matrosen von Kronstadt Aufsehen erregend, der niedergeschlagen wurde. Die Reaktion war einerseits das Verbot der Sozialrevolutionären Partei wie der Fraktionierung in der bolschewistischen Partei (also nicht nur eine Einparteienherrschaft, sondern auch in der Partei gab es nur mehr eine Linie), andererseits die Wiederbelebung des Handels durch die Neue Ökonomische Politik (NEP). Die Requirierungen wurden eingestellt, Bauern mussten nur mehr Abgaben leisten und durften ihre Produkte auf Märkten verkaufen. Auch die Verstaatlichung von Kleinbetrieben wurde rückgängig gemacht. Im Gegenzug wurde eine staatliche Planungskommission eingerichtet, der Gosplan. Dies öffnete den Weg zu Wirtschaftskooperationen mit anderen Staaten, besonders mit Frankreich.

Nach Ausschaltung Trotzkis und möglicher innerparteilicher Opposition setzte sich Stalin mit seinem Kurs, den Sozialismus in einem Land errichten zu wollen, durch. Die NEP wurde gestoppt, die opferreiche Kollektivierung der Landwirtschaft sowie die Forcierung der Industrialisierung begonnen. Gosplan erstellte 1928 den ersten Fünfjahresplan. Nach Bauernaufständen wurden die Repressionen verschärft. Unzählige Kulaken (Großbauern) wurden deportiert, inhaftiert, ermordet. Der Ernterückgang sowie wetterbedingte Missernten und unverminderter Getreideexport gegen Devisen verschlimmerten die Lage, sodass in der Ukraine wie im Kaukasus so massiv requiriert wurde, dass den dort lebenden Menschen nicht aussreichend Nahrungsmittel zur Verfügung standen. Etwa sechs Millionen Menschen verhungerten, davon vier Millionen in der Ukraine. 1938 verschärfte Stalin noch mal den Terror, mehr als eine halbe Million Menschen wurden erschossen, darunter auch Kriegsinvalide, die nicht mehr arbeitsfähig waren. Mit ein Grund der Erschießungen: Entlastung der Arbeitslager. Opfer wurden auch Ethnien insgesamt, die Stalin als mögliche Kollaborateure mit Feindländer sahen. Grundsatz Stalins: Wenn fünf Prozent der Erschossenen Verräter sind, ist das Opfer der 95 anderen Prozent legitim.

Außenpolitisch war Stalins Politik ein Lavieren mit meist wohl egoistischem Hintergrund. Als nach der Besetzung Tschechiens durch Deutschland sowie der Albaniens durch Italien Chamberlain Stalin aufforderte, seinen Nachbarstaaten zu Hilfe zu kommen, schlug Stalin einen Dreier-Pakt mit Frankreich und Großbritannien vor, was nicht zustande kam. Noch im März hat Stalin in einer Rede am 18. Parteitag der KPdSU betont, er werde nicht für Kriegsprovokateure die "Kastanien aus dem Feuer" holen. Eine klare Absage an Großbritannien und Frankreich. Nach Chamberlains Aufforderung initiierte die Sowjetunion eine Annäherung an Deutschland, die schließlich am 23. August 1939 in einem Nichtangriffspakt mit Teilungsplan für Polen endete. Die Teilung Polens war Ende September 1939 vollzogen.

Italien fühlte sich nach dem Krieg übervorteilt, da es keinerlei Gebiete an der östlichen Adriaküste zugesprochen bekam. Einzig Triest und Istrien wurden im Herbst 1919 in den italienischen Staat integriert, das geforderte Dalmatien und Kotor blieben beim jugoslawischen Staat. Als Mussolini zum imperialistischen Schlag gegen Abbessinien ausholte, gab Frankreich ihm freie Hand, jedoch zerbrach am Widerstand Großbritanniens gegen den brutalst geführten Abessinien-Krieg die Stresa-Front mit Großbritannien, Frankreich und Italien gegen Deutschland und eröffnete die Annäherung Italiens an Deutschland. Dieses lieferte "auf Kreditbasis 10.000 Gewehre, 10 Millionen Patronen, Maschinengewehre, Handgranaten und etwa 70 Geschütze". Der Abessinienkrieg sei ein "rassistischer Vernichtungskrieg" gewesen. "Dem Angriffskrieg und dem anschließenden Besatzungsregime fielen zwischen 1935 und 1941 zwischen 350.000 und 760.000 der rund 10 Millionen Abessinier zum Opfer." Eingesetzt wurden "Splitter-, Brand- und Gasbomben auf menschliche Ziele". Der Völkerbund reagierte nicht und hob am 4. Juli 1936 jegliche Sanktionen gegen Italien auf. Nur die USA, die Sowjetunion, Mexiko, Neuseeland und Haiti anerkannten die Annexion Abessiniens nicht. Damit war der Weg zur Annäherung an Deutschland frei, die Österreich opferte und im Mai 1939 mit dem "Stahlpakt" in ein Kriegsbündnis mündete, das in jedem Kriegsfall schlagend ist.

Deutschland war nach dem Ersten Weltkrieg wirtschaftlich geschwächt, Räterepubliken wurden militärisch niedergerungen, rechtsautoritäre Gruppierungen waren bewaffnet. Gegenpole waren schließlich ein reaktionäres Bayern und als demokratische Hochburg Preußen. Reparationszahlungen waren drückend und die französische Ruhrbesetzung laugte den Staatshaushalt aus, das Ankurbeln der Gelddruckmaschine führte zu einer Hyperinflation. Opfer der Inflation: Sparer. Nutznieser: Haus- und Grundbesitzer, die mit einem Schlag schuldenfrei waren. Ernsthafte Putschversuche (Kapp 1920, Hitler 1923) konnten niedergeschlagen werden. Ein großes Problem der Weimarer Zeit sieht Winkler darin, dass die Parteien nicht an ein parlamentarisches System gewöhnt waren, sondern über Jahrzehnte gegenüber einer kaiserlichen Regierung in Opposition waren. Aus diesem Grund seien sie nur schwerlich kompromissfähig gewesen. Dies sei für ihn mit ein Grund, warum die Müller-Regierung am 27. März 1930 zerbrochen ist und im Anschluss nur mehr Präsidialregierungen möglich waren, da keine koalitionsbereiten parlamentarischen Mehrheiten sich gefunden haben. 1932 schließlich gab es eine negative Mehrheit der beiden totalitären Parteien: der NSDAP und die KPD.

Die europäischen Kolonialreiche waren nach dem Ersten Weltkrieg mit immer stärkeren Widerstand konfrontiert, der von starken Persönlichkeiten geprägt war, welche über Jahrzehnte das politische Geschehen prägen werden: Gandhi, Ho Chi-Minh, Sukarno.

Frankreich wurde aufgrund der ländlichen Struktur zwar nicht so stark von der Weltwirtschafskrise getroffen, die Krise hielt aber länger an. Die 1930er Jahre waren durch häufige Regierungswechsel gekennzeichnet, aber ab Mitte der 1930er auch durch eine Volksfrontregierung unter dem Sozialdemokraten Leon Blum. Nachhaltig war diese Periode darin, dass die Grundlagen für einen modernen Sozialstaat geschaffen wurden. Zerrissen wurde es nach der deutschen Besetzung und des Staatsgebildes des Vichy-Regimes unter Führung von General Petain. Ein Riss, der auch die französische Nachkriegsgesellschaft durchzog. Kollaborateure oder Resistance?

Großbritannien war relativ stabil, wurde aber schließlich durch die politischen Ereignisse in Zentraleuropa wieder ins Kräftespiel gezogen. Mit Frankreich unterstützte es die Appeasementpolitik gegenüber Hitler, vor allem unter der Regierung Chamberlain. Als nach dem Beschluss Hitlers, die Tschechoslowakei zu besetzen, ein Kreis um Generaloberst Ludwig Beck versuchte, Großbritannien von einem harten Vorgehen gegen Hitler, der ihrer Meinung nach Deutschlands Groß- und Weltmachtstreben durch ein Hasardspiel gefährde, zu überzeugen, wurden zwar Gespräche mit Außenminister Halifax geführt (Botschaftsrat Kordt), doch Großbritannien sah in den reaktionären Generälen mehr Gefahr als in Hitler, von dessen Befriedung durch Zugeständnisse sie überzeugt waren. So nahm das Münchner Abkommen über die Abtretung des Sudetenlands an Deutschland seinen Weg.

Mit dem Überfall auf Polen änderte sich die Politik. Marineminister Churchill überzeugte bereits im November 1939 Chamberlain, dass es notwendig sei, Bergen und Narvik im neutralen Norwegen zu besetzen und die norwegische Küste zu verminen, um die Verschiffung schwedischen Erzes nach Deutschland zu unterbinden. Im März 1940 einigten sich Großbritannien und Frankreich darauf, keinen Separatfrieden abzuschließen und gemeinsam an einer Nachkriegsordnung zusammenzuarbeiten. Im Mai 1940 wurde Churchill zum Premierminister ernannt.

Dennoch war die Beziehung zwischen Frankreich und Großbritannien nicht friktionsfrei. Französische Bitten um den Einsatz der Royal Airforce gegen die rollenden Panzer der Deutschen wurden Anfang Juni 1940 zurückgewiesen. Großbritannien bräuchte die Flugzeuge zur Verteidigung des eigenen Landes. Am 21. Juni kapitulierte Frankreich mit der Unterzeichnung eines oktroyierten Waffenstillstands. Großbritannien protestierte gegen den Bruch der Vereinbarung und anerkannte General de Gaulle am 28. Juni als Repräsentant des freien Frankreich.

Die USA zogen sich nach dem Ersten Weltkrieg zurück. 1928 nahmen sie den Roosevelt Corollary zurück und verzichteten auf das selbsternannte Recht zu Polizeiaktionen in Lateinamerika. Nach Boomjahren kollabierte die Wirtschaft im Oktober 1929. Die Gründe werden in einer schwachen Diversifiktion (Boom-Branchen waren nur Bau- und Automobilindustrie), in fehlendem Massenkonsum, in faulen Krediten, in der schwachen Position der USA im Welthandel und in der Schuldenstruktur (Kriegsschulden der Etente-Mächte bzw. Reparationszahlungen Deutschlands konnten nur mit neuen US-Krediten bedient werden) gesehen. Das Federal Reserve Board hab zu wenig Aktiva gehabt, um den Kreditspielraum der Banken beeinflussen zu können, die Überkapazitäten durch Automatisierung produzierte am Markt vorbei (es gab nicht ausreichend Abnehmer), die Politik habe sich zu stark am "Big Business" orientiert. Bis 1932 verminderten sich Außenhandel und Bruttosozialprodukt der USA um ein Viertel, die Arbeitslosigkeit lag bei zumindest 25 Prozent (zum Vergleich in Deutschland: 30 Prozent).

Unter Franklin D. Roosevelt wurde mit dem "New Deal" gegen die Wirtschaftskrise angegangen. Es wurde ein freiwilliger Arbeitsdienst meist im ökologischen Bereich (Naturschutz) für Jugendliche eingerichtet, der Mindestlohn für öffentliche Arbeiten wurde erhöht, die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse wurden angehoben, Institutionen zur Tarifschlichtung wurden eingerichtet, Großproekte für Wasserkraftwerke wurden initiiert. Nicht alles war nachhaltig. Der Arbeitsdienst war zu teuer und wurde eingestellt, Gehälter für Bundesbedienstete wurden wie Pensionen für Veteranen gekürzt. Der zweite "New Deal" 1935 brachte ein Infrastrukturprogramm (Straßen, Brücken, Parks, Gebäude, Flughäfen) sowie ein Elektrifizierungsprogramm für ländliche Gebiete (1935 hatte nur eine von zehn Farmen Elektrizität, 1950 waren es neun von zehn). Ansonsten sei der New Deal mehr ein Psychoprogramm zur Hebung der Moral als ein wirtschaftliches Erfolgsprogramm gewesen. Winkler zieht Parallelen des "New Deal" zu totalitären Staaten, auch wenn die Demokratie in den USA nie gefährdet gewesen sei, weder von der Regierung noch von einer Opposition:
Die Stärkung der Exekutivgewalt, die staatliche Lenkung der Wirtschaft, der Kult der Arbeit und eine kriegerische Rhetorik im Kampf gegen die Wirtschaftskrise, die pathetische Berufung auf die historische Sendung der eigenen Nation:
Roosevelt war weiterhin Isolationist und 1934 erhielten die Philippinen, die einzige Kolonie der USA, Autonomiestatus.

Auch waren die USA weiterhin ein Staat mit starken rassistischen Tendenzen. Die Zahl der Lychmorde an Afroamerikanern erhöhte sich. Roosevelt setzte sich nicht für Bürgerrechte der Afroamerikaner ein und unterstützte den Anti-Lynching-Gesetzesentwurf nicht. Ab 1921 wurden in Kalifornien auch Weiße und Japaner segregiert, während Japan selbst immer militaristischer wurde, 1931 die Mandschurei besetzte und ein Jahr darauf Pu Yi, den "letzten Kaiser" als Staatsoberhaupt einsetzte. Eine Marionette.

Roosevelt setzte 1937 ein Exportverbot in kriegsführende Länder durch, was besonders der republikanischen Regierung in Spanien schadete. Der Hintergrund: Die katholischen Amerikaner unterstützten eher Franco und Firmen wie Texaco wie General Motors belieferten während des Bürgerkriegs die spanischen Nationalisten. Ermöglicht wurde dies durch die Cash-and-Carry-Bestimmung. Es konnten Produkte exportiert werden, wenn sie selbst abgeholt wurden. Den Neutralitätskurs beendete Roosevelt nach der Reichspogromnacht in Deutschland, als er Frankreich den Kauf von bis zu 1000 Kampfflugzeugen ermöglichte und die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland abbrach.

Ebenfalls 1937 reduzierte Roosevelt auf Basis guter Wirtschaftsdaten die öffentlichen Ausgaben. Die Auswirkungen waren extrem: zweifacher Börsensturz, Produktionsrückgang durch Investitionsausfall, Anstieg der Arbeitslosigkeit, Hungertote. 1938 schwenkte Roosevelt auf den Kurs des Deficit Spending, also der Ausgabeerhöhung in Krisenzeiten nach den Theorien von Keynes um.

Im März 1941 entschieden die USA mit dem Verleih- und Pachtvertrag sich für eine kostenlose Zur-Verfügungstellung von Kriegsmaterial an Großbritannien. Eine Form von Unterstützung, der im späteren Kriegsverlauf auch der Sowjetunion gewährt wurde. Bereits am 6. Januar 1941 wurde offenbar, dass Roosevelt von einer isolationistischen zu einer interventionistischen Politik übergegangen ist. In der State of the Union-Rede sagte er allen Demokratien wirtschaftliche und militärische Hilfe bei der Verteidigung der Freiheit (der Meinungsäußerung, der Religionsausübung, vor Not, vor Furcht) zu.

Am 12. August 1941 einigten sich Roosevelt und Churchill auf die "Atlantikcharta", in deren Grundsätzen Winkler "nicht mehr und nicht weniger als eine knappe Neufassung des normativen Projekts des Westens - eines Projekts, an dem sich die Nationen des Westens, an ihrer Spitze die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich, messen lassen mußten, wenn sie in der Nachkriegswelt glaubwürdig bleiben wollten", sieht.

Japan strebte nach der Besetzung Chinas nach einer Vormachtstellung in Ostasien, was auch die Vertreibung der Kolonialmächte wie die Rückdrängung des Einflusses der USA bedeutete. Der propagandistische Slogan war "Großasiatische Wohlstandssphäre". Im Feburar 1940 verhängten die USA ein Totalembargo von Stahl und Schrott über Japan, im September unterzeichnete Japan den Dreimächtepakt mit Deutschland und Italien.

Am 24. Juli 1941 marschierte Japan in Französisch-Indochina ein. Die USA froren sämtliche japanische Guthaben ein und erweiterten das Embargo auf Rohöl. Da die Reserven nur für drei Jahre reichten, äugte Japan nun in Richtung Niederländisch-Indien. Ein Treffen zwischen Roosevelt und Kaiser Hirohito kam nicht zustande. Anfang November entschieden die japanische Regierung mit dem Militär, am 1. Dezember 1941 in Krieg gegen die USA, Großbritannien und die Niederlande zu treten.

Am 26. November 1941 werden Japan die US-Bedingungen für einen friedliche Beilegung des Konflikts überreicht: Rückzug der japanischen Truppen aus China und Indochina, der Verzicht auf alle exterritorialen Rechte Japans in China, die Anerkennung der Regierung Tschiang Kai-schek als einziger legitimer Vertretung Chinas und die Außerkraftsetzung des Dreimächtepakts. Für Japan waren diese Bedingungen nicht akzeptabel. Am 7. Dezember wurde Pearl Harbor angegriffen. Winkler argumentiert, dass ein genaues Vorwissen seitens der USA nicht gegeben war.

Japan eroberte binnen eines halben Jahres Hongkong, Manila, Singapur, ganz Niederländisch-Indien, die Philippinen. Die Wende war die Schlacht um Midway, bei der Japan vier Flugzeugträger verlor und den Angriff beenden musste. Im Pazifikkrieg ein Wendepunkt. Ende 1943 begann das Inselspringen.

Den Zweiten Weltkrieg sieht Winkler als Zivilisationsbruch. Von deutscher Seite wurde er als Vernichtungskrieg gegen Juden, Slawen wie Roma und Sinti geführt. Bereits im Polenfeldzug waren Einsatzgruppen der SS für Massaker an Juden und slawischer Zivilbevölkerung (hauptsächlich der Intelligenz) verantwortlich. Auch die Sowjetunion war im besetzten Polen nicht zimperlich und deportierte etwa eine Million Menschen aus Ostpolen, 21.300 Personen wurden exekutiert. Die Morde von Katyn sind ein Teil dieser Mordaktionen.

Ins offene Messer dürfte die Sowjetunion gelaufen sein, als Molotow am 12. November 1940 bei einem Treffen mit Hitler in Berlin nicht auf dessen Ansinnen, die Sowjetunion solle seine Bestrebungen Richtung Indischen Ozean gegen die Briten richten, während Deutschland Vorherrschaft in Europa ausübe, eingehen konnte und seinerseits Finnland als sowjetische Einflusssphäre beanspruchte und Deutschland aufforderte, Finnland nicht mehr als Operationsbasis gegen Norwegen zu nutzen. Auch äußerte Molotow sowjetisches Interesse an Polen, Ungarn, Jugoslawien, Griechenland, dem freien Zugang zur Ostsee sowie der Errichtung von Stützpunkten am Bosporus und den Dardanellen. Dies abzulehnen dürfte Hitler nicht schwer gewesen sein und seine alten Pläne zur Eroberung von Lebensraum im Osten befeuert haben. Dass der Angriff erst am 22. Juni begann, schreibt Winkler nicht den Hilfsaktionen für Italien in Afrika und Griechenland zu, sondern einem verspäteten Frühjahrtauwetter mit Hochwasser der großen russischen Flüsse wie auch interner Organisationsproblemen zu. Dass Hitler den Krieg als Vernichtungskrieg plante, geht aus den Aufzeichnungen von Generalstabschef Halder vom 30. März 1941 hervor. Der "Generalplan Ost" sah vor, "daß 31 Millionen einheimische Bewohner nach Westsibirien ausgesiedelt wurden, während 14 Millionen 'Gutrassige' an ihren Wohnsitzen verbleiben konnten".

Die massenhafte Ermordung von Juden begann mit dem Ostfeldzug. Diese wurde hauptsächlich von vier Einsatzgruppen der SS durchgeführt und in den ersten fünf Kriegsmonaten wurden etwa 500.000 Juden ermordet. Zum Teil beteiligten sich auch Einheimische an den Morden. Und da nun alle Hemmungen gefallen sind, begann auch in verbündeten Staaten das große Morden. Die rumänisches Armee und Gendarmerie ermordeten zwischen 300.000 und 400.000 Juden. Die kroatische Ustascha ermordete etwa 300.000 bis 400.000 Serben sowie die meisten in Kroatien lebenden Juden (etwa 45.000). Die etwa 18.000 ausländischen in Ungarn lebenden Juden wurden der SS übergeben und in der Westukraine ermordet. Die Slowakei begann im März 1942 mit der Deportation ihrer Juden ins Konzentrationslager Auschwitz.

Die von Hitler am 30. Januar 1939 im Reichstag angekündigte Vernichtung der jüdischen Rasse im Falle eines Weltkriegs hat begonnen. Am 16. November 1941 schrieb die deutsche Wochenzeitung Das Reich offen darüber, was vorging:
Wir erleben eben den Vollzug dieser Prophezeiung, und es erfüllt sich damit am Judentum ein Schicksal, das zwar hart, aber mehr als verdient ist. Mitleid oder gar Bedauern ist gänzlich unangebracht. Das Weltjudentum hat in der Anzettelung dieses Krieges die ihm zur Verfügung stehenden Kräfte vollkommen falsch eingeschätzt, und es erleidet nun einen allmählichen Vernichtungsprozeß, den es uns zugedacht hatte und auch bedenkenlos an uns vollstrecken ließe, wenn es dazu die Macht hätte. Es geht jetzt nach seinem eigenen Gesetz: "Auge um Auge, Zahn um Zahn!" zugrunde.
Mit der Kriegserklärung an die USA waren endgültig alle Hemmschuhe abgelegt. Hitler wird keine Depeschen mehr schicken wie diejenige an Heydrich nach Kaunas am 30. November 1941: "Judentransport aus Berlin! Keine Liquidation." Die Anweisung kam übrigens zu spät. 1000 der 5000 Menschen des Transports wurden in Riga erschossen. Hans Frank am 12. Dezember bei einer Regierungssitzung im Generalgouvernement: "Wir ... werden aber doch Eingriffe vornehmen können, die irgendwie zu einem Vernichtungserfolg führen". Himmler notiert am 16. Dezember nach einem Gespräch mit Hitler: "Judenfrage./als Partisanen auszurotten." Im Januar 1942 schließlich die Organisationskonferenz am Wannsee.

Das erste Vernichtungslager mit einer ortsfesten Gaskammer wurde im Oktober 1941 errichtet. Am 8. Dezember begann die Ermordung von polnischen Juden und Roma durch Gaswagen in Chelmno/Kulmhof.

Auch verselbständigte sich die Mordmaschinerie. Eine territoriale Lösung war nicht mehr möglich (kein Madagaskar, keine Lager am Eismeer). Eine Letztverantwortlichkeit war gegeben, jedoch:
Hitler drückte seinen Willen zur "Lösung der Judenfrage" so aus, daß die nachgeordneten Führer, vom Reichsführer SS über die Höheren SS- und Polizeiführer bis zu den Führern der Einsatzgruppen und Einsatzkommandos, die radikalste Verwirklichung der Weisung für diejenige halten mußten, die den Wünschen des "Führers" am besten entsprach.
Im Kriegsverlauf wurden beinahe alle Juden, derer die SS habhaft werden konnte, in Lager verfrachtet. Die Mordrate war enorm. Nur in Dänemark konnte eine Evakuierungsaktion nach Schweden organisiert werden.

Was war das Wissen über diesen Genozid im Westen? Im Sommer 1942 meldete der deutsche Chemiker Kurt Gerstein, der für Zyklon B zuständig war und Zeuge einer Vergasung wurde, diese Ungeheuerlichkeit in Berlin einem schwedischen Diplomanten. Schweden gab diese Information nicht an die Alliierten weiter. Sie erhielten sie von dem deutschen Industriellen Eduard Schulte, der einem jüdischen Geschäftspartner in der Schweiz von den Massenmorden berichtete. Dieser informierte den World Jewish Congress und über diesen kam die Information zu den Außenministerien in Washington und London. Als sich die Indizien mehrten, wurde Ende 1942 die Weltöffentlichkeit informiert. Militärische Aktionen zur Unterbindung des Holocaust gab es nicht. Einzig in Budapest gelang es, ein von der Schweiz und Schweden initiiertes Schutzghetto für 30.000 Juden zu errichten. Da waren aus ganz Ungarn bereits 438.000 Juden deportiert, von denen 394.000 sofort nach Ankunft vergast wurden. Und dennoch wurden Juden weiterhin zu Todesmärschen (nicht ganz eine Million, eine Viertelmillion ist gestorben) getrieben oder in Budapest von Schlägerbanden der Pfeilkreuzler ermordet (zwischen 10.000 und 20.000).

Neben dem Holocaust, dem Massenmord an Slawen, dem Genozid an Roma und Sinti stellten sich unzählige Verbrechen während des Kriegsverlaufs an Zivilpersonen. Beispiele sind Vergeltungsaktionen, bei denen Ortschaften ausgelöscht wurden. Bekannt sind Orte in Tschechien, Frankreich, Italien, kaum bekannt sind die über 600 Orte in Weißrussland.

Wie soll sich der Westen verhalten? Er ist im Bündnis mit einem mörderischen Staat (Sowjetunion). Winkler betont, dass auch die westliche Kriegsführung sich an einen enthemmt brutalen Feind anpasst. Flächenbombardements in Deutschland und Japan seien an der Grenze zu Kriegsverbrechen, beschlossen auf der Konferenz von Casablanca. Die Sowjetunion beschoss gezielt Flüchtlingstreks aus Ostpreußen und versenkte Schiffe mit Flüchtlingen.

Brüche zwischen den Westalliierten finden sich in der Endphase des Krieges. Churchill will so rasch wie möglich nach Berlin und Prag, wohin auch die Sowjets unterwegs sind. Eisenhower will in den Süden, zur Alpenfestung, wo er noch mit massivem Widerstand rechnet. Churchill warnt intern bereits von einem Vorhang, der sich zwischen sowjetischer und westlicher Einflusssphäre senken wird, aber es waren seine Abkommen mit Stalin, die genau dies ermöglichte, dass Stalin Einfluss im osteuropäischen Raum erhielt. Auch war es Churchill, der auf eine frühe Invasion in Nordafrika und nicht in Europa drängte. Es waren die britischen Interessen im Mittelmeerraum, die in höchster Gefahr waren. Andererseits konnte die Schattenregierung Dönitz wegen britischer Duldung noch bis 23. Mai existieren, bis Eisenhower sie auf sowjetisches und französisches Drängen verhaften ließ.

Mit dem Einfluss der Sowjetunion musste der Westen sich wohl oder übel abfinden. Einzig Tito in Jugoslawien hatte seinen Spielraum, der darauf beruhte, dass keine Armee von außen Jugoslawien von Besatzern und Faschismus befreit hat, sondern seine Partisanenarmee mit massiver materieller Unterstützung durch den Westen. Doch wie mit den Rachemassakern umgehen, die nach Ende des Kriegs begangen wurden. Winkler gibt keine Antworten, er beschreibt.

Und was wird aus Deutschland? Österreich wurde zwar auch in Besatzungszonen geteilt, erhielt jedoch eine eigene Bundesregierung für den Gesamtstaat, die schließlich, da von demokratischen Parteien gebildet und nicht unter einer kommunistischen Fuchtel, auch von den Westmächten anerkannt wurde. Der Morgenthauplan einer Zersplitterung und Agrarisierung ist vom Tisch, aber die Militärstruktur trägt den Keim der Spaltung. Zwar entscheidet der Alliierte Kontrollrat über gemeinsame Angelegenheiten, aber oberste Regierungsgewalt in einer Besatzungszone hat der jeweilige Oberbefehlshaber. Das nicht an der Potsdamer Konferenz beteiligte Frankreich legte ein Veto gegen jegliche zentrale deutsche Verwaltungseinheiten ein. Auch wird Frankreich seine Zone nicht für Flüchtlinge aus den Ostgebieten öffnen. In den Ostgebieten Deutschlands waren die Verwaltungsbefugnisse zwar ein Provisorium, de facto übte in den "neuen Westgebieten" Polen die souveräne Staatsmacht aus. Deutschland in den Grenzen von 1937, wie auch Stalin zugestimmt hatte, war bei der Potsdamer Konferenz nur noch Fiktion.

Bezüglich Reparationen sah die Potsdamer Konferenz vor, sie aus der Demontage von Industriebetrieben - vornehmlich militärischen - sowie dem deutschen Auslandsvermögen zu begleichen, nicht aus der laufenden Produktion. Die Sowjetunion hielt sich nicht dran. Der Schlüssel war, dass die Sowjetunion als Hauptgeschädigter 56 Prozent der Reparationen aus allen Besatzungszonen erhält plus zehn Prozent der abgebauten Industrieanlagen der westlichen Zonen. Reparationsansprüche Polens waren aus dem sowjetischen Reparationsanteil zu befriedigen.

Aus dem Potsdamer Abkommen ging Deutschland gespalten hervor und es war absehbar, dass nicht nur Deutschland, sondern Europa in zwei Interessenssphären gespalten sein wird. Eine Zusicherung von Freiheitsrechten und Mitbestimmung stimmte hoffnungsvoll, aber nur im Westen, wie Winkler betont.

Ein eigenes Unterkapitel widmet Winkler der Atombombe und überraschend für mich ist, dass dieser renommierte Historiker davon ausgeht, dass die deutsche Atomforschung 1944 auf dem Entwicklungsstand war wie 1941 das Uran-Komitee in den USA bei Aufnahme ihrer Tätigkeit. Und noch überraschender: für Winkler ist es Fakt, dass Deutschland zwei Atomversuche durchführte. Einen auf Rügen im Oktober 1944 und einen bei Ohrdruf in Thüringen im März 1945.

Bezüglich des Einsatzes im Krieg war Truman schon vor dem erfolgreichen ersten Test am 16. Juli 1945 überzeugt, diese Waffe einzusetzen, wenn der Krieg gegen Japan weitergeht. Die Armee rechnete mit etwa 270.000 gefallenen US-Soldaten, falls der Krieg konventionell zu Ende geführt werden soll. Diese Opferzahl wollte Truman nicht hinnehmen. Das Ultimatum vom 26. Juli mit der Androhung einer Vernichtung der Streitkräfte und der Verwüstung der Inseln wurde von Japan ignoriert. Erst nach Abwurf der zweiten Bombe war Japan bereit zu kapitulieren, wenn die Rechte des Kaisers als souveräner Herrscher nicht berührt würden. Am 15. August wurde die Kapitulationsbereitschaft der Öffentlichkeit bekanntgegeben, einen Tag darauf ruhten die Waffen.

Winkler teilt die Auffassung, dass ohne Einsatz der Atombomben der Krieg in Japan sehr viel länger gedauert habe. Zwar sei mit ihrem Abwurf Truman nicht mehr bereit gewesen, die Sowjetunion an der Besetzung Japans zu beteiligen, aber Winkler sieht keine bewusste Machtdemonstration in Richtung Sowjetunion, da der Kalte Krieg erst später begonnen habe. Das Argument überzeugt nicht ganz, immerhin haben am 20. April die beiden Länder Korea in zwei Besatzungszonen mit Trennlinie des 38. Breitengrads aufgeteilt.

In China dürfte Stalin den KP-Führer Mao durch einen Freundschafts- und Bündnisvertrag mit Tschiang Kai-schek am 14. August etwas brüskiert haben. Zwei Jahre später gewann Mao den Bürgerkrieg und vertrieb die Kuomintag auf die Insel Taiwan.

Die Kolonien Ostasiens haben unterschiedliche Entwicklungsverläufe. 1946 werden die Philippinen unabhängig. Die Niederlande ziehen sich zurück, Indonesien wird 1949 unabhängig. In Vietnam begann der Indochinakrieg mit Frankreich, nachdem Ho Chi-Minh im Norden die Demokratische Republik ausgerufen hat.

Unvorstellbar sind die Todeszahlen des Zweiten Weltkriegs mit geschätzten 60 Millionen Toten, 27 Million davon Soldaten (gefallen oder in Kriegsgefangenschaft gestorben) und 33 Millionen Zivilisten. Nach Ländern gelistet (Soldaten und Zivilisten):

Sowjetunion: 27 Mio Tote
China: 13,5 Mio Tote
Deutschland: 6,35 Mio Tote
Indien: 3 Mio Tote
Japan: 2 Mio Tote

Nur im Dreißigjährigen Krieg sieht Winkler die Grenze zwischen Kombattanten und Zivilisten so verschwinden wie im Zweiten Weltkrieg. Das Gebot der Gebot der Haager Landkriegsordnung von 1907, nur militärische Ziele anzugreifen und Zivilisten zu schonen, sei auch von demokratischen Staaten immer mehr missachtet worden. Doch seien weder Flächenbombardements, mit denen auf gleiche Kriegsführungspraktiken Deutschlands und Japans reagiert worden sei, noch die Umsiedelung von Polen und Deutschen unter Berufung auf ähnliche Abkommen zeitgenössisch als Kriegsverbrechen wahrgenommen worden. Offensichtliche Kriegsverbrechen wie die Ermordung polnischer Offiziere durch die Sowjetunion oder die auf Wiesen eingerichteten Kriegsgefangenenlager am linken Rheinufer wurden nicht thematisiert oder gar geahndet.

Die Kriegsverbrecherprozesse in Nürnberg bzw. Japan, die im Londoner Abkommen festgelegt wurden, waren eine Herausforderung für die westliche bzw. anglosächsische Gerichtsbarkeit, in der das Grundprinzip gilt, dass es ohne Gesetz keine Strafe gäbe (nulla poena sine lege) und Gesetze keine rückwirkende Kraft haben dürfen. Rechtstheoretisch wurde ein Rückgriff auf naturrechtliche Prinzipien gewählt. Winkler: "Die Verwerflichkeit der Taten, über die es in Nürnberg zu urteilen galt, war mit anderen Worten so groß, daß das Rechtsgefühl ungleich stärker verletzt worden wäre, wenn diese Verbrechen keine Sühne gefunden hätten."

Insgesamt wurden in den Westzonen inklusive Nürnberger Prozesse 806 Todesurteile ausgesprochen und 486 vollstreckt. Die Zahlen für die sowjetische Besatzungszone sind nicht bekannt. Bekannt sind etwa 120.000 in Speziallagern Inhaftierte (Nationalsozialisten, Demokraten, Sozialdemokraten, oppositionelle Kommunisten), von denen 48.000 in diesen Lagern verstorben sein sollen. Eines dieser Lager wurde im ehemaligen KZ Buchenwald eingerichtet.

Die sogenannte Entnazifizierung von nicht wegen Straftaten Belangbaren milderte sich in den westlichen Zonen, je stärker der Konflikt mit der Sowjetunion eskaliert. 1949 konnten die meisten in ihre frühere berufliche Stellung zurückkehren. Die Sowjetzone handelte gegenüber "kleinen" Nazis ähnlich.

Winkler sieht ab 1945 etwas gegeben, das nach dem Ersten Weltkrieg nicht geschehen ist: die Entmachtung der hauptkriegstreibenden sozialen Schichten. Durch die Bodenreform in der sowjetichen Zone und den Verlust Ostpreußens existiert der ostelbische Rittergutsbesitz nicht mehr. Die Schwerindustrie wurde im Osten enteignet, im Westen entflochten. Winkler: "Damit konnte keine dieser Machteliten, die in ihrer Mehrheit vor 1933 entschiedene Widersacher der Demokratie gewesen waren, nach 1945 dieselbe oder eine ähnliche Rolle spielen wie in der Weimarer Republik."

Winklers Fazit, wie es in Deutschland zur Diktatur der Nationalsozialisten und folglich dem Holocaust kommen konnte, liest sich so:
Nach der Niederlage von 1918 galt die parlamentarische Demokratie von Weimar einem großen Teil der meinungsbildenden Eliten als Staatsform der Sieger und damit als "undeutsch" - eine Deutung, der sich auch Hitler anschloß.
Der Nationalsozialismus war die extremste Steigerung des antiwestlichen Ressentiments der Deutschen. Was "modern" war am "Dritten Reich", reflektierte immer auch die normativen Defizite des deutschen Modernisierungsprozesses.
Ohne den Rückhalt bei den vor- und antidemokratischen Traditionen, an die er anknüpfen konnte, hätte Hitler Deutschland 1933 nicht seiner Herrschaft zu unterwerfen vermocht, und nur weil er im Besitz der Staatsmacht war, konnte er eine radikale Lösung der Judenfrage, einen zentralen Teil des nationalsozialistischen Projekts, in Angriff nehmen und verwirklichen. Der Holocaust hatte eine Vorgeschichte, die über die Geschichte des Antisemitismus und Rassismus hinausreichte und nicht zu trennen war von der allgemeinen deutschen Geschichte - der Geschichte eines weithin westlichen Landes, dessen traditionelle Eliten sich einer Öffnung gegenüber der politischen Kultur des Westens bis 1945 beharrlich verweigert hatten und das nun die Folgen dieser katastrophalen Politik tragen mußte.
In Italien gab es keine internationale Justiz. Kriegsverbrechen wurden kaum geahnt. 1946 stimmte die Bevölkerung in einem Plebiszit für eine Republik und gegen die Monarchie. Im Pariser Friedensvertrag von Februar 1947 verlor Italien Istrien an Jugoslawien und die Dodekanes an Griechenland. 1954 kam Triest zu Italien zurück. Die Kriegsflotte sicherten sich Frankreich, Griechen-land, Jugoslawien und die Sowjetunion.

In Japan blieb die Monarchie erhalten, der Kaiser entsagte seiner Göttlichkeit und Souveränität. Japan wurde zu einer parlamentarischen Demokratie und verzichtete auf ein Militär sowie auf das Recht der Kriegsführung. Nach einer Bodenreform mit Entschädigungen durfte bis auf der Insel Hokkaido kein Besitz größer als 3 Hektar betragen.

Dass die Kräfte, die eine Entkolonialisierung anstrebten, gestärkt aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgingen, lag laut Winkler vor allem an der geschwächten Lage der Kolonialmächte und nicht an einem Willen Hitlers.

Die Weltsituation selbst sei radikal vereinfacht worden: "Es gab nur noch zwei Weltmächte, die USA und die Sowjetunion."


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16.02.2024 um 07:06
Eine glückliche Familie: Roman

Jackie Kabler

2023 - 425 Seiten

Als Beth zehn Jahre alt war, hat ihre schöne Mutter die Familie ohne ein Wort verlassen. Beths Vater versuchte mit allen Kräften den Verlust wettzumachen, aber natürlich gab es Probleme, und Beth trägt ein dunkles Geheimnis mit sich herum, von dem außer ihrem Vater niemand etwas weiß. Inzwischen ist Beth erwachsen und rundum zufrieden. Sie hat zwei wohlgeratene Kinder, einen interessanten Job, gute Freundinnen, und sie kümmert sich liebevoll um ihren alten Vater. Und dann steht eines Tages plötzlich diese ältere Frau vor ihrer Tür und behauptet, ihre lang verschollene Mutter zu sein. Beth ist zunächst schockiert, aber dann scheint sich alles aufs Schönste zu fügen. Doch nach und nach passieren merkwürdige Dinge: Beth fühlt sich von einem Mann verfolgt, sie verliert ihre Schlüssel, das Handy ist weg, die Freundinnen wenden sich ab. Beth fürchtet den Verstand zu verlieren. Werden die Schatten der Vergangenheit sie schließlich doch einholen?

https://books.google.de/books/about/Eine_gl%C3%BCckliche_Familie.html?id=8nJrzwEACAAJ&source=kp_book_description&redir_esc=y

Fam1


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17.02.2024 um 12:04
Jim Thompson - Pop. 1280

pop1280

Dieser Noir aus 1964 ist vermutlich der berühmteste von Jim Thompson. Er spielt Anfang des 20. Jahrhunderts im fiktiven Ort Pottsville, Texas (ob ein Bezug zum gleichnamigen Ort in Pennsylvania hergestellt ist, konnte ich nicht ermitteln) mit 1280 Einwohnern laut Ortsschild (das ist auch der Titel). Nick Corey ist gewählter Sheriff im Ort und steht vor der Wiederwahl. Er ist faul, lässt die Einwohner in ihren illegalen Geschäften gewähren, hinterlässt einen etwas dümmlichen Eindruck, geht aber über Leichen, um seine Ziele zu erreichen, was sich letztlich als Schimäre herausstellt. Seine Untätigkeit begründet er damit, dass er nicht wieder gewählt und damit seine Stelle verlieren würde, wenn er begänne, alle Einwohner, die gegen ein Gesetz verstoßen, zu verhaften und anzuklagen.
What I loved was myself, and I was willing to do anything I god-dang had to to go on lying and cheating and drinking whiskey and screwing women and going to church on Sunday with all the other respectable people.
Und wenn er aktiv wird, dann nur gegen arme Weiße und Afroamerikaner, obwohl dies gegen seine eigenen Überzeugungen ist.
Anyone that breaks a law from now on is goin' to have to deal with me. Providing, o' course, that he's either colored or some poor white trash that can't pay his poll tax.'

By rights, I should be rompin' on the high an' the mighty, the folks that really run this country. But I ain't allowed to touch them, so I've got to make up for it by being twice as hard on the white trash an' Negroes.
Corey schafft es, dass in der Gemeinde Gerüchte über seinen Gegenkandidaten gestreut werden, dass er horrende Verbrechen begangen hätte: Seine Frau, bevor er nach Pottsville gekommen ist, ermordet und Hunden verfüttert zu haben, die Goldzähne seiner verstorbenen Großmutter aus dem Grab gestohlen zu haben, ein dreijähriges schwarzes Kind vergewaltigt zu haben. In der Öffentlichkeit übernimmt er diese Gerüchte, um sich gleichzeitig zu distanzieren.
I know Sam wouldn't rape a little colored baby or steal the gold teeth out of his grandma's mouth or beat his pappy to death with a stick of cordwood or rob a widder woman of her life's savings or feed his wife to the hawgs.
Die Einwohner des Ortes sind nicht reich, "White Trash" und Schwarze hauptsächlich, der Ort hinterlässt einen sehr heruntergekommenen Eindruck und wird als das allerletzte im allerletzten County der USA beschrieben. Corey ist verheiratet und wohnt im Courthouse, von wo er auf eine Latrine ohne Dach im Hof schaut. Mit seiner älteren Frau Myra lebt auch noch ihr angeblicher und geistig behinderte Bruder Lennie im Haushalt, mit dem Myra ein Verhältnis haben soll.

Corey als Frauenliebhaber unterhält eine Vierecksbeziehnung. Neben Myra besucht er Rose, eine Farmerin mit einem brutalen Ehemann, und Amy, die von Hausvermietungen lebt und die er als junger Mann heiraten wollte, bevor Myra auf einem Jahrmarkt mittels eines fälschlichen Vergewaltigungsvorwurf ihn zur Heirat gezwungen hat.

Die Morde von Corey beruhen auf zwei Motiven. Einerseits sieht er sich als Vollstrecker des Willen Gottes, da selbst Jesus in diesem gottverlassenen Ort nicht mehr anwesend ist (psychopathische Seite), andererseits will er mit Amy leben, wofür er seine Frau, Lenny und Rose aus dem Weg räumen muss.

Seine ersten Morde sind die des Psychopathen. Er erschießt zwei Zuhälter des örtlichen Bordells, da sie ihn permanent ärgern und beleidigen. Diesen Mord hängt er dem Sheriff des nächstgrößeren Orts an, der ihn bei ihren Treffen permanent erniedrigt, indem er ihn bei einem Besuch in Pottsville im Bordell übernachten und am nächsten Morgen randvoll saufen lässt. Danach läuft dieser im Ort herum und erzählt allen, die ihm über den Weg laufen, wie er es den zwei Zuhältern nicht gezeigt habe. Getroffen hat er sie selbstverständlich nicht.

Um Amy als einzige Frau haben zu können, erschießt er zunächst den Mann von Rose, der sie und auch Schwarze am Ort schlägt. Als ein Afroamerikaner dessen Leiche entdeckt und zum Haus von Rose schleppt, ermordet Corey diesen und lässt die Tat so aussehen, als ob sie sich gegenseitig erschossen hätten.

Er reflektiert darüber, ob nachgeforscht werden könnte, dass der Schwarze (Uncle John) zwei Tage nach dem Farmer (Tom) erschossen worden ist, kommt jedoch zu dem Ergebnis, niemand würde dies interessieren, da es einen Schwarzen involviert.
What I wanted things to look like was that Uncle John had shot Tom with his own gun and then Tom had got the gun away from him and shot Uncle John. Or vice versa. Anyways, when I got to thinking about it afterward, it seemed to me that people weren't going to see it that way at all.

Which meant that they were apt to start looking for the real killer. And for a spell there, I was pretty worried. But I didn't need to be. As plumb crazy as it was, with Uncle John getting killed almost two days after Tom and with both of 'em obviously dying almost the instant they was shot, it turned out no one thought anything of it. They didn't wonder at all about how one dead man could've killed another. The plain fact was that no one much gave a good god-dang about either one of 'em. It was a plain case of good riddance to bad rubbish as far as Tom was concerned; and who cared about one colored fella more or less, unless it was some other colored folks, and who cared if they did care?
Myra und Lennie bringt er durch einen Streit und gegenseitige Vorwürfe dazu, zu Rose ins Haus zu fahren, wo der Konflikt dermaßen eskaliert, dass Myra und Lennie Rose attackieren. Als Lenny sie vergewaltigen soll und ihre Kleider runtereißt, werden beide von Rose erschossen. Corey, der vor dem Haus ist, greift nicht ein. Rose durchblickt diesen Plot und flieht schließlich aus Pottsville.

Der Roman ist aber nicht nur ein Thriller, sondern hochpolitisch. Die Kritik am weißen Amerika ist massiv. So erklärt der Mann von Rose, als er auf offener Straße einen Schwarzen attackiert hat, dass Afroamerikner keine Seele hätten, also keine Menschen seien.
'Y'see it's this way, Nick. That twelve hundred and eighty would be countin' niggers - them Yankee lawmakers force us to count 'em - and niggers ain't got no souls. Niggers ain't got no souls because they ain't really people.'
Die Welt in Pottsville ist gezeichnet von Gewalt gegen Afroamerikaner, Frauen und Kinder. Corey selbst wurde von seinem Vater brutalst geschlagen, der ihm vorwirft, seine Mutter bei der Geburt getötet zu haben.
I was a kid living in the old rundown plantation house with my daddy. Trying to keep out of his way, and never being able to. Getting beat half to death every time he could grab me.
Und dies ist kein Einzelfall.
If I was any good, then I couldn't be the low-down monster that had killed my own mother in getting born. And I had to be that. He had to have someone to blame.

I don't fault him much for it any more, because I've seen a lot of people pretty much like he was. People looking for easy answers to big problems. People that blame the Jews or the colored folks for all the bad things that happen to 'em.
Bedrückend die Beschreibung eines Schwarzen auf dem Jahrmarkt, wo er Myra getoffen hat. Dessen Job war, seinen Kopf für Bälle hinzuhalten, die auf ihn geworfen werden.
It was at this place where you throw balls at a colored fella's head, and if you hit him you won a prize. I was just doin' it because the fella that ran the place kept asking me to. It had seemed unobliging not to, but I sure didn't want to hit this colored man and I didn't. I just don't want to throw at that colored fella, because it don't seem right somehow. If he's got to get hit to live, he ain't got nothing worth living for.
Gegen Lynchjustiz wird nicht nur moralisch angeschrieben, sondern sie sei einer der Hauptgründe, warum der Ort so arm ist und nicht prosperiere.
People lose so much time from their jobs in lynching other people, and they spend so much money on rope and kerosene and getting likkered-up in advance and other essentials, that there ain't an awful lot of money or man-hours left for practical purposes.
Selbst Kindesmissbrauch wird nicht geahndet, da sich niemand in Familien einmischt.
That Henry Clay was a real case, what we call a cotton-patch lawyer down here. He knew all the privileges he was entitled to - and maybe three or four million others besides - but he didn't have much sense of his obligations. None of his fourteen kids had ever been to school, because making kids go to school was interferin' with a man's constitutional rights. Four of his seven girls, all of 'em that were old enough to be, were pregnant.

And he wouldn't allow no one to ask 'em how they'd got that way, because that was his legal responsibility, it was a father's job to care for his children's morals, and he didn't have to tolerate any interference.

Of course, everyone had a pretty good idea who'd gotten those girls pregnant. But under the circumstances, there wasn't any way of proving it, and with Henry Clay being kind of mean-tempered no one talked much about it.
Sein Vorgehen rechtfertigt Corey damit, dass er so handeln müsse, da ansonsten die anderen ihn auf diese Weise fertig machen würden einerseits.
We better do what we were made to do, or we'll find it being done to us.'
Die andere Seite der Argumentation ist, dass er den Willen Gottes umsetze.
I was just doing my job, followin' the holy precepts laid down in the Bible.
Einen Detektiv einer Privatagentur hält Corey deren brutales Vorgehen gegen Arbeiterstreiks vor. Großartige Passagen, welche Thompson in diesen Roman einbaut und damit die Verachtung in den USA gegenüber denen, die ganz unten sind, anprangert.
'So you're with the Talkington Agency,' I said. 'Why, god-dang if I ain't heard a lot about you people! Let's see now, you broke up that big railroad strike, didn't you?'

'Now, by golly, that really took nerve,' I said.
'Them railroad workers throwin' chunks of coal at you an' splashin' you with water, and you fellas without nothin' to defend yourself with except shotguns an' automatic rifles! Yes, sir, god-dang it, I really got to hand it to you!'

'And them low-down garment workers,' I said. 'God-dang, you really took care of them, didn't you? People that threw away them big three-dollar-a-week wages on wild livin' and then fussed because they had to eat garbage to stay alive! I mean, what the heck, they was all foreigners, wasn't they, and if they didn't like the good ol' American garbage, why didn't they go back where they came from?'
Am Ende wird die Leere der Farm von Rose zum Sinnbild sinnentlernter, von Gott verlassener USA.
But this was the first time I'd seen what they really were. Not homes, not places for people to live in, not nothin'.
Just pine-board walls locking in the emptiness. No pictures, no books - nothing to look at or think about. Just the emptiness that was soakin' in on me here.

And then suddenly it wasn't here, it was everywhere, every place like this one.

There were the helpless little girls, cryin' when their own daddies crawled into bed with 'em.
There were the men beating their wives, the women screamin' for mercy. There were the kids wettin' in the beds from fear and nervousness, and their mothers dosin' 'em with red pepper for punishment. There were the haggard faces, drained white from hookworm and blotched with scurvy. There was the near-starvation, the never-bein'-full, the debts that always outrun the credits. There was the how-wegonna-eat, how-wegonna-sleep, how-we-gonna-cover-our-poor-bare-asses thinkin'.

I shuddered, thinking how wonderful was our Creator to create such downright hideous things in the world, so that something like murder didn't seem at all bad by comparison.
Nachdem Rose die Stadt verlassen hat und der Weg frei gewesen wäre zu Amy, kommt Corey zur Einsicht, dass er nicht mehr weiter weiß, dass er nichts weiter als ein anderer lausiger Mensch sei. Corey unterscheidet sich nicht von der Gesellschaft, die er vorfindet und verabscheut. Der letzte Satz:
I decided I don't no more know what to do than if I was just another lousy human being!'
Bertrand Tavernier hat diesen Roman 1981 verfilmt, der deutsche Titel ist Der Saustall. Tavernier verlegt die Handlung ins Jahr 1938 nach Französisch-Westafrika, gedreht wurde er in Senegal. Mittlerweile ist dieser Film auch in der deutschen Synchronisation auf den Streamingplattformen von Amazon und Apple wieder erhältlich.


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17.02.2024 um 15:02
Zigeunerfehde (Wastl 41)

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Wieder ein Band, in dem sich mit einer ethnischen Gruppe auf mehr als fragliche Art und Weise auseinandergesetzt wird. Zwei "Zigeunersippen" befehden sich, die Lowarra und die Spinulli. Der Name der ersten Gruppe ist wohl den in Ungarn lebenden Lovára nachgestaltet, die historisch eine Pferdehändlersippe waren. Hier sind sie Händler, welche den Weidezucht treibenden Spinulli Grund und Boden streitig machen.

Der Plot: Die Goldmasken wollen einen Streit zwischen den beiden Sippen schlichten, wobei sich diese jedoch gegen die Fremden, "Goja", verbünden und den Goldmaskenpräsidenten entführen. Dieser kann nach einigen Wastl-Aktionen schließlich befreit werden und ein "Zigeunerrichter" will ein Urteil über die beiden Sippenhäuptlinge sprechen, als Präsident Arthur schlichtend eingreift, ihm sei kein Schaden zugefügt worden, damit sei kein "Zigeunergesetz" gebrochen worden. Arthur im Wortlaut:
Strafe haben sie nicht verdient! Es war unser Fehler, daß wir uns um euch gekümmert haben. Alle Menschen haben ein Recht darauf, nach ihrer Art zu leben!
Die vermittelten Vorurteile sind enorm, wobei ich die Verwendung des Begriffs "Zigeuner" ausklammere. In diesem Band werden genannt, dass sie das sind: Kesselflicker, Wahrsager, Nomaden, Staatenlose, Dickköpfe, Fremde, ungewaschen (Ricki), Pferdediebe, Hühnerdiebe. Da fehlt dann nur noch das Klischee der Kinderdiebe.


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18.02.2024 um 00:09
Friederike Mayröcker - ich sitze nur GRAUSAM da

ich-sitze-nur-GRAUSAM-da

Als dieses Buch 2012 erschien, war die österreichische Dichterin Friederike Mayröcker 87 Jahre alt. Schubladisiert wird ihre poetische Prosa als Autofiktion, als Poetisierung ihres Lebens. Mayröckers Text hat keine Struktur, er ist eine Aneinanderreihung von Gedanken, Erinnerungen, Gegenwartsbeobachtungen, Träumen in einer Sprache, die sich nicht an grammatische Strukturen hält, sondern geschrieben ist, wie gedacht wird. Geschrieben wird auch im Bett und da kann es vorkommen, dass der Stift über das Blatt hinaus auf die Bettdecke gleitet. Es ist eine handschriftliche Literatur, keine getippte. Und im Manuskript finden sich dann auch mal Zeichnungen, eine dieser ist im Buch abgebildet.

manuskript

Diesen Schreibstil hat bereits der im Buch Ely genannte Lebensgefährte, es war der 2000 verstorbene Ernst Jandl, benannt:
Dein neuer Stil, sagt Ely, dieser SCHEIN einer repetitiven Narration ist erregend.
Mayröcker selbst benennt ihren Schreibstil so:
meine die Ordnungen meiner Sprache sich verflüchtigen : wieder auftauchen : sich wieder verflüchtigen liesz, also dasz ich ihrer nicht mächtig war, zuguterletzt, vielmehr mich von ihr hinzittern lassen muszte ohne eingreifen zu können ... schreibe mit der Seele, ich reibe mich auf, sage ich zu Ely, leuchte die finstersten Winkel der Welt aus, mit meiner Seele, meine Seele ist 1 kl.Taschenlampe, meine Seele ist 1 kl.Tier ... mein Schreiben ist mein Hochamt, sage ich, es wird mich auslöschen aber ich kann nicht davon lassen
So schreibt sie über weit Zurückliegendes, als ob es gegenwärtig wäre, ihre Gedanken kreisen um Menschen, Literatur (Genet, Hölderlin, Novalis, Kleist, Derrida werden genannt), Arztbesuche, Befindlichkeiten, Reisen (sie liebt Italien) und viel über Blumen und Bäume. An die Betrachtung eines dürren kleinen Apfelbaums, der nur wenige Äpfel hervorbringt, die man nicht zu pflücken wagt, schließt eine berührende Analogie bezüglich Menschen an:
seine schwarzen Äste verrenkt, knorrig, ohne Lebenskraft wie kränkelnde Knospen die in ihrer Jungfräulichkeit gealtert waren, sie waren verkümmert, hatten sich nicht entfalten können, auch gibt es solche MENSCHENKNOSPEN die sich nie haben entfalten können
Es wird detailliert mit allen Emfpindungen über Ereignisse geschrieben, von denen nicht mehr gewusst wird, ob sie sich wirklich ereignet haben oder geträumt wurden. Eine Vermischung von Realität und Traum, die dem fortschreitenden Lebensalter geschuldet zu sein scheint.
ich wuszte aber nicht, ob es sich tatsächlich zugetragen hatte oder ob ich geträumt hatte oder ob der Vater es mir immerzu erzählt hatte
Und unvermittelt kann die aktuelle Gegenwart in einen Satz eindringen, der eine Traumsequenz beschreibt:
diese schwindlige Sprache sobald ich diese Hagebutten auf dem Marmorwaschtischchen im Badezimmer entdeckt hatte, mein Ghetto handy mein i-phone
Bedrohlich für die Wienerin ist die Donau und zweimal verknüpft Mayröcker diesen Fluss mit dem Freitod der Schriftstellerin Brigitte Schwaiger. Diese hat sich 2010 in der Donau ertränkt.
DIE DONAU ist so 1 reiszender Flusz wer da hineingeht kommt nicht mehr lebend heraus, sage ich, wird nur herausgefischt mit vollgepinselten Lungen, dort wo der steinerne Löwe, ich meine, zuletzt ist Brigitte Schwaiger hineingegangen und nicht mehr herausgekommen.
Der Titelsatz ist mehrfach im Text geschrieben, am ausführlichsten im folgenden Zitat:
ich sitze nur GRAUSAM da, ich könnte den ganzen Morgen hier sitzen und schreiben, des Stundenzählens satt
Es ist ein schmales Büchlein, aber ein faszinierendes, obwohl Selbstreflexion nicht mein Lieblingsgenre ist. Aber hier ist nicht reflektiert und geklittet, sondern es liegt ein wortgewaltiger und poetischer Gedankenfluss vor, der tief in die Gedankenwelt Mayröckers blicken lässt.


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18.02.2024 um 11:22
Der Kältestrahler (Wastl 42)

Wastl-42Original anzeigen (0,3 MB)

Diesmal bleibt die Story bei den Goldmasken. Professor Barabas erfindet eine raketenartige Kältemaschine mit Flugeigenschaften einer heutigen Drohne. Der Kältestrahler an Bord kann selbst Swimmingpools im Hochsommer einfrieren und Schneelandschaften erzeugen. Die höchste Stufe lässt Flammen einfrieren, womit ein schadenfreies Feuerlöschen ermöglicht würde. Die Demonstration vor einem Feuerwehrtrupp beängstigt einen Feuerwehrmann wegen drohender Arbeitslosigkeit so sehr, dass er den Kältestrahler entführt. Mit dieser Maschine will er selbst berühmt werden. Da er die Flugsteuerung nicht so richtig beherrscht, kann Wastl ihn abfangen, ohne dass jemand zu Schaden kommt, und bietet dem Feuerwehrmann eine Zusammenarbeit an.


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18.02.2024 um 17:08
Wikipedia: Der Anwalt (Roman)

Der Anwalt

von John Grisham


Denn sie wissen, was sie tun


Kyle McAvoy steht eine glänzende Karriere als Jurist bevor. Bis ihn die Vergangenheit einholt. Eine Frau behauptet, Jahre zuvor auf einer Party in Kyles Wohnung vergewaltigt worden zu sein. Kyle weiß, dass diese Anklage seine Zukunft zerstören kann. Und er trifft eine Entscheidung, für die er mit allem brechen muss, was bisher sein Leben bestimmt hat. Der neue Grisham - ein Thriller um Macht, Korruption und eine Welt, der jegliche Moral abhandengekommen ist.


Noch eine Prüfung, dann hat Kyle McAvoy sein Examen in der Tasche. Die Welt liegt dem brillanten Juristen zu Füßen, schon jetzt kann er sich vor Angeboten der renommiertesten Kanzleien kaum retten. Kyle aber geht es nicht um Macht und Profit, er möchte sein Wissen in den Dienst der Öffentlichkeit stellen. Doch bevor er über seine Zukunft entscheiden kann, droht ihm die Vergangenheit zum Verhängnis zu werden. Eine Episode aus Collegezeiten, die er nur zu gern vergessen hätte. Die falschen Leute erfahren davon und erpressen ihn. Kyle wird gezwungen, einen Job anzunehmen, für den sich jeder andere Jurist ein Bein ausreißen würde. Er wird Partner bei Scully & Pershing, der mächtigsten Anwaltskanzlei der Welt. Noch bevor Kyle in Erfahrung bringen kann, was seine Erpresser mit diesem Auftrag bezwecken, gerät seine Welt zum Alptraum, der ihn die Freiheit, wenn nicht das Leben kosten könnte.

Wikipedia: Der Anwalt (Roman)

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24.02.2024 um 09:48
20240223 084400Original anzeigen (3,7 MB)

Mulischs unvergleichliches Sozialgemälde des 20. Jahrhunderts.
Philosophie, Fantasie, Esprit, Theologie, Esoterik, Geschichte, Politik - alles drin.


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24.02.2024 um 12:27
Ich habe jetzt noch weitere Bücher von Keri Beevis gelesen und bin dann durch mit allen, die sie bis jetzt geschrieben hat.

Folgende Bücher hat sie bis jetzt veröffentlicht:

https://www.goodreads.com/author/list/6968641.Keri_Beevis

Gelesen habe ich zuletzt:

M for Murder (Rebecca Angell, #1)
D for Dead (Rebecca Angell, #2)
With Friends Like These

Die ersten beiden gehören zu einer Serie, ob diese weiter fortgesetzt wird, weiß ich nicht.

Leider ist es wieder das übliche Strickmuster: Love interest einer Hauptperson ist ein total unsympathischer, unreifer Mann, der eigentlich nur nervt und den man ruhig hätte weglassen können (Joel Hickok/Rebecca Angell). Dieser Beziehung wird wie üblich viel zuviel Raum gegeben, sodass für die eigentliche Handlung, nämlich die Kriminalgeschichte, zu wenig Platz bleibt. Die Kriminalfälle sind nämlich bei Beevis immer durchaus interessant gewählt und spannend erzählt und diese machen die Bücher unterhaltsam und lesenswert. Ich wünschte nur, die Autorin würde diese kindischen, teeniemäßigen Liebesgeschichten weglassen. Wenn ich sowas lesen will, hole ich mir einen Liebesroman 🤷‍♀️. Garniert wird das Ganze noch damit, dass die meisten Charaktere auch noch unsympathisch sind: Rebecca, die denkt, sich ständig behaupten zu müssen, Victor Boaz, der einfach nur ein misogynes Arschloch ist, Joel Hickok, der sich benimmt wie ein mobbender Zwölfjähriger. Diese Personen nehmen auch zuviel Raum ein, sodass für die Charaktere der eigentlichen Geschichte, nämlich Opfer und Täter, wenig bleibt.

Interessanter und wohltuend anders ist With Friends Like These, da geht es nämlich um Freunde aus der Collegezeit, die sich zur Geburtstagsfeier eines der Freunde in einer Hütte treffen. Das Treffen geht aber total in die Hose.
Die Hauptcharaktere sind hier auch größtenteils unsympathisch und verhalten sich idiotisch, aber zumindest weicht die Geschichte einmal vom üblichen Strickmuster ab und es wird hier die Dynamik der Beziehungen dieser Menschen untereinander erzählt. Zusätzlich dringen auch noch drei Männer in die Hütte ein und halten die Freunde dort fest.

Allgemein gesprochen hatte ich bis auf wenige Ausnahmen den Eindruck, immer denselben Roman mit leichten Veränderungen zu lesen. Vielleicht fällt das nicht auf, wenn man die Bücher nicht alle hintereinander liest, wie ich das gemacht habe, anders kann ich mir die vielen guten Bewertungen auf Goodreads nämlich nicht erklären. 🤷‍♀️

Am besten gefallen hat mir The Sleepover .

https://www.goodreads.com/book/show/61175732-the-sleepover

Keri Beevis ist keine schlechte Autorin, aber sie müsste sich mehr auf die Kriminalfälle konzentrieren und Unnötiges weglassen. Ein gutes Lektorat bräuchte sie auch, denn wenn ihre Geschichten in den USA spielen, dann sollte man keine britischen Ausdrücke und Redewendungen verwenden und sich mit dem Rechtssystem der USA schon etwas besser auskennen.


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24.02.2024 um 12:29
Der Koran (Übers. Max Henning)

KoranOriginal anzeigen (0,3 MB)

Die Übersetzung von Max Henning galt lange Zeit als die Standardübersetzung des Koran ins Deutsche und wird wegen seiner sprachlichen Präzision auch heute noch geschätzt.

Kodifiziert wurde der Koran vom dritten Kalifen Uthman ibn Affan (644–656) mit Hilfe von Zeugen, die den Koran auswendig gekannt haben dürften. Ältere schriftliche Aufzeichnungen wurden vernichtet, um keine Parallelüberlieferungen zu haben. Geordnet wurden die 114 Suren nach ihrer Länge (mit einzelnen Ausnahmen), die längsten zuerst, die kürzesten zum Schluss. Damit ist weder eine chronologische noch eine thematische Strukturierung gegeben, wobei eine thematische aufgrund der Themensprünge, die es auch innerhalb von Suren gibt, kaum möglich ist. Zu beobachten ist, dass die frühen Suren sehr kurz waren und im Laufe der 22 Jahre, in denen Mohammed den Koran übermittelt bekommen haben soll, werden sie immer länger.

Allah ist identisch mit dem jüdischen wie dem christlichen Gott, der Schöpfer der Welt, des Lebens und des Menschen. Betont wird der strafende Aspekt. Sure 3, Vers 3: "Allah ist mächtig, ein Rächer."

Der Ebenbildmythos der jüdischen und christlichen Religion ist verschwunden. Allah hat neben den Menschen (aus Ton) auch die Dschinn (aus rauchlosem Feuer) geschaffen, jedoch ist keine Schöpfung ein Ebenbild, sondern es sind Geschöpfe, die sich unterwerfen müssen (daher wohl auch der Name "Islam" = "Unterwerfung" für diese Religion). In Sure 51, Vers 56 steht:
Und die Dschinn und die Menschen habe ich nur dazu erschaffen, daß sie mir dienen.
In sehr vielen Suren wird immer wieder von der Vernichtung der Ägypter (Moses-Geschichte) sowie der vom Glauben abgefallenen Völker Noahs und Lots berichtet. Und so ergehe es jedem Ungläubigen wie vom Glauben Abgefallenen: Ihre Seelen werden in Dschehannam, der Hölle, im Feuer brennen. Gleich in der zweiten Sure wird dies klargestellt:
5. (6.) Siehe, den Ungläubigen ist's gleich, ob du sie warnst oder nicht warnst, sie glauben nicht. 6. (7.) Versiegelt hat Allah ihre Herzen und Ohren, und über ihren Augen ist eine Hülle, und für sie ist schwere Strafe.
Interessant ist dieser Cop-Out in Sure 4:
81. (79.) Was immer Gutes dir widerfährt, ist von Allah, und was immer Böses dir widerfährt, ist von dir selber.
Aber auch das Widersprüchliche ist in diesen Versen bereits formuliert: Die Unläubigen sind ungläubig, da Allah es so will (mehrfach in Suren) und sie zum Unglauben verleitet. Sure 3, Vers 13: "Allah stärkt mit seiner Hilfe, wen er will." Und Sure 6, Vers 39: "Wen Allah will, leitet er irre". Und in Vers 177: "Wen Allah leitet, der ist der Geleitete, und wen er irreführt, das sind die Verlorenen."
37. (39.) Wer aber nicht glaubt und unsre Zeichen verleugnet, die sollen des Feuers Gefährten werden; in ihm sollen sie ewig verweilen!
Die Strafe der Ungläubigen ist jedoch nicht nur im Jenseits möglich, sondern auch irdisch. Auch diese wird bereits in der zweiten Sure in Vers 23 unzweideutig angesprochen:
fürchtet das Feuer, dessen Speise Menschen und Steine sind, die (zum Erschlagen) für die Ungläubigen bereitet sind.
Und in Vers 54:
Kehret um zu euerm Schöpfer und schlagt (die Schuldigen unter) euch tot.
Somit gibt es ab Sure 2 nur zwei Gruppen von Menschen, das WIR und das IHR, die Gläubigen und die Ungläubigen. Dem WIR (den Gläubigen) wird eine Tötungslizenz gegenüber dem IHR (den Ungläubigen) zugesprochen, das Mosaische Tötungstabu ist aufgehoben. Immer wieder wird die Rechtmäßigkeit des Tötens von Ungläubigen angesprochen. Einmal bedingungslos, dann wieder mit Mäßigungsbedingung und schließlich unter der Bedingung, dass der Glaube angegriffen wird (Gummiparagraph) oder dass man sich verteidigen muss. In ein oder zwei Suren wird auch die Möglichkeit des Vertragsabschlusses mit Ungläubigen angesprochen, und diese Verträge seien einzuhalten, solange sie von der anderen Seite (dem IHR) nicht gebrochen werden.

Der Koran bietet für alle was, für gemäßigte Religionsgemeinschaften wie für terroristische Religionsgemeinschaften. Gemeinsam ist allen das WIR gegen das IHR, Tabu ist Freundschaft mit dem IHR. Sure 3, Vers 118: "O ihr, die ihr glaubt, schließet keine Freundschaft außer mit euch." An zwei Stellen ist das IHR dehumanisiert, entmenschlicht: "sie sind wie das Vieh" (Sure 6, 179) bzw. "Siehe, schlimmer als das Vieh sind bei Allah die Ungläubigen, die nicht glauben (Sure 8, Vers 55). Ein paar Verse später wird jedoch eingeräumt: "Sind sie aber zum Frieden geneigt, so sei auch du ihm geneigt" (Sure 8, Vers 61). Das Friedensangebot muss vom IHR ausgehen. Das WIR bietet keines an. Auch die Versklavung von Ungläubigen ist genehmigt: "Und wir werden Joche auf die Nacken der Ungläubigen legen." (Sure 34, Vers 33) Und in Sure 36, Vers 8: "Siehe, gelegt haben wir Joche auf ihre Hälse, die bis zu ihrem Kinn reichen, und hochgezwängt ist ihr Haupt."

Das Töten Ungläubiger ist straffrei im rechtlichen wie im moralischen Sinne (Sure 8, Vers 17): "Und nicht erschlugt ihr sie, sondern Allah erschlug sie; und nicht warfst du, als du warfst, sondern Allah warf." Das Endziel ist der Islam als Weltreligion: "Und kämpfet wider sie, bis kein Bürgerkrieg mehr ist und bis alles an Allah glaubt." (Sure 8, Vers 39) Bekräftigt wird der Weltherrschaftsanspruch in Sure 30:
(2.) Besiegt sind die Griechen 2. (3.) im nächsten Land; aber nach ihrer Besiegung werden sie siegen 3. (4.) in wenigen Jahren.
Beklemmend ist die Vielzahl an Stellen, in denen zum Töten von Ungläubigen aufgerufen wird. Hier eine Auswahl.

Sure 2:
186. (190.) Und bekämpft in Allahs Pfad, wer euch bekämpft; doch übertretet nicht; siehe, Allah liebt nicht die Übertreter. 187. (191.) Und erschlagt sie, wo immer ihr auf sie stoßt, und vertreibt sie, von wannen sie euch vertrieben; denn Verführung ist schlimmer als Totschlag.
Sure 4:
Nehmet aber keinen von ihnen zum Freund, ehe sie nicht auswanderten in Allahs Weg. Und so sie den Rücken kehren, so ergreifet sie und schlagt sie tot, wo immer ihr sie findet; und nehmet keinen von ihnen zum Freund oder Helfer: 92. (90.) Außer denen, die zu einem Volke kommen, mit dem ihr ein Bündnis habt, oder zu euch kommen, dieweil ihre Brust beklommen war, wider euch zu kämpfen oder ihr eigenes Volk zu bekämpfen. So Allah es wollte, wahrlich, er hätte ihnen Macht über euch gegeben, und sicherlich hätten sie wider euch gekämpft. Wenn sie jedoch von euch scheiden, ohne euch zu bekämpfen, und euch Frieden anbieten, so gibt euch Allah keinen Weg wider sie. 93. (91.) Andre werdet ihr finden, welche mit euch und mit ihrem Volke in Frieden leben wollen. Sooft diese in Empörung zurückfallen, sollen sie in ihr umgekehrt werden. Und so sie sich nicht von euch trennen noch euch Frieden anbieten und ihre Hände hemmen, so nehmet sie und schlagt sie tot, wo immer ihr auf sie stoßet. Und über sie haben wir euch offenkundige Macht gegeben.
Sure 8, Vers 12:
Wahrlich, in die Herzen der Ungläubigen werfe ich Schrecken. So haut ein auf ihre Hälse und haut ihnen jeden Finger ab.
Sure 47, Vers 4:
Und wenn ihr die Ungläubigen trefft, dann herunter mit dem Haupt, bis ihr ein Gemetzel unter ihnen angerichtet habt
Sure 63:
3. Solches, dieweil sie glaubten und hernach ungläubig wurden. Und so wurden ihre Herzen versiegelt und sie verstehen nicht. 4. Und wenn du sie siehst, gefallen dir ihre Gestalten, und sprechen sie, so hörst du auf ihre Rede. Gleich gestützten Balken sind sie und glauben doch, daß jeder Laut wider sie ist. Sie sind der Feind, drum hüte dich vor ihnen. Allah schlag sie tot, wie sind sie abgewendet!
Wie die Ungläubigen müssen auch die "Völker der Schrift" getötet werden (Sure 9, Vers 30):
Und es sprechen die Juden: »Esra ist Allahs Sohn.« Und es sprechen die Nazarener: »Der Messias ist Allahs Sohn.« Solches ist das Wort ihres Mundes. Sie führen ähnliche Reden wie die Ungläubigen von zuvor. Allah, schlag sie tot!
Einschränkungen des Tötungsgebots finden sich in Sure 17:
33. (31.) Tötet nicht eure Kinder aus Furcht vor Verarmung; wir wollen sie und euch versorgen. Siehe, ihr Töten ist eine große Sünde. 34. (32.) Und bleibt fern der Hurerei; siehe, es ist eine Schändlichkeit und ein übler Weg. 35. (33.) Und tötet keinen Menschen, den euch Allah verwehrt hat, es sei denn um der Gerechtigkeit willen. Ist aber jemand ungerechterweise getötet, so geben wir seinem nächsten Anverwandten Gewalt. Doch sei er nicht maßlos im Töten; siehe, er findet Hilfe. 36. (34.) Und bleibt fern dem Gut der Waise, außer zu ihrem Besten, bis sie das Alter der Reife erlangt hat. Und haltet den Vertrag. Siehe, über Verträge werdet ihr zur Rechenschaft gezogen. 37. (35.) Und gebet volles Maß, wenn ihr messet, und wäget mit richtiger Waage; so ist's besser und förderlicher zur Erledigung.
Der Koran ist ein religiös begründetes Manifest eines Männerbundes, dessen Mitgliedern Gewalt nach außen gestattet ist. Eintrittskarte in diesen Bund ist der Glaube, der kaum Transzendentes aufweist. Zeichen sind das Bekenntnis zum alleinigen Gott Allah, das Gebet und das Almosen für Arme (dies scheint Teil der von Allah versprochenen Versorgung der Gläubigen zu sein: "Allah ist's, der euch erschuf und alsdann versorgte." - Sure 30, Vers 40). Wenn dies eingehalten wird, ist man Teil des WIR und hat nicht nur Tötungsrecht, sondern auch ein Tötungsgebot. In Sure 9, Vers 111 steht geschrieben:
Siehe, Allah hat von den Gläubigen ihr Leben und ihr Gut für das Paradies erkauft. Sie sollen kämpfen in Allahs Weg und töten und getötet werden.
Frauen müssen zwar gläubig sein, sind jedoch den Männern hörig, dürfen geschlagen werden (Sure 4 und Sure 38, Vers 44: "Nimm in deine Hand ein Bündel (Ruten) und schlage damit (deine Frau)"), müssen sich in der Öffentlichkeit verschleiern (Sure 33, Vers 55) und das Paradies ist ein Männerparadies.

Paradies in Sure 52:
17. Siehe, die Gottesfürchtigen kommen in Gärten und Wonne, 18. genießend, was ihr Herr ihnen gegeben hat. Und befreit hat sie ihr Herr von der Strafe des Höllenpfuhls. 19. »Esset und trinket und wohl bekomm's - für euer Tun!« 20. Gelehnt auf Polstern in Reihen; und wir vermählen sie mit großäugigen Huris.
Paradies in Sure 78:
31. Siehe, für die Gottesfürchtigen ist ein seliger Ort, 32. Gartengehege und Weinberge, 33. (Jungfrauen) mit schwellenden Brüsten, Altersgenossinnen 34. und volle Becher.
Die Exkurse in Scheidungs- und Erbrecht, bei dem Frauen gewisse Sicherheiten gewährt werden, spiegelt vermutlich die völlige Rechtlosigkeit von Frauen in der damaligen arabischen Gesellschaft.

Was als Scharia bekannt ist, das islamische Recht, ist sehr verteilt. Eine Anweisung, dass Dieben die Hände abzuschneiden seien, findet sich nur in einem Vers in Sure 5: "42. (38.) Und der Dieb und die Diebin, schneidet ihnen ihre Hände ab als Lohn für ihre Taten." Die zweite konkrete Strafanweisung betrifft Hurerei in Sure 24, Vers 2: "Die Hure und den Hurer, geißelt jeden von beiden mit hundert Hieben". Legalisiert ist Wohnraumbesetzung: "Es ist keine Sünde, wenn ihr unbewohnte Häuser betretet, in denen ihr Bequemlichkeit findet." (Sure 24, Vers 29)

Autoreflexiv lesen wir Mohammed in Sure 37, Vers 36. Er wurde anscheinend noch zu Lebzeiten als "besessener Dichter" bezeichnet.


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24.02.2024 um 13:19
Der Zauberhammer (Wastl 43)

Wastl-43Original anzeigen (0,3 MB)

Wieder mal eine doch vergnügliche Story. Die Goldmasken sind in Irland im Dorf Witchtown zu Gast. Die Gegend verunsichert der alte Zauberer Malphas mit seinen vierhörnigen Böcken. Wastl will ihm das Handwerk legen, Malphas gelingt es jedoch, Sidonie und Ricki gefangen zu nehmen. Sidonie soll seine Nachfolgerin werden, Malphas findet jedoch den Zauberspruch nicht. Schließlich gelingt es auch mit Hilfe des Dorfwirten, der Malphas' Macht auch gebrochen haben will, da er das Geschäft runiniere, Malphas zu brechen: Seine vierhörnigen Böcke werden mit einem hübschen weiblichen Schaf gezähmt, der Zauberhammer wendet sich gegen Malphas, nachdem er gegen Wastl nichts hat anrichten können. Der Grund für Malphas' Aktionen: Er will nicht, dass die moderne Technikzeit auch in Irland anbricht, sondern die alte, magische Zeit erhalten bleibt.


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24.02.2024 um 14:03
Alexander Puschkin - Dubrowskij

dubrowskij

Dieser angeblich unvollendete Roman Puschkins aus der ersten Hälfte der 1830er Jahre wird oft als "Räuberroman" bezeichnet, zeigt jedoch die von Adeligen und den Staatsrepräsentanten auf korrupte Weise beherrschte russische Provinz, die erdrückende Rechtlosigkeit von Bauern und Bediensteten sowie die bedrückende Abhängigkeit von Frauen. Schauplatz sind wohl fiktive Dörfer an der Wolga.

Kern ist der Konflikt zweier Adelshäuser, denen Dörfer gehören. Kirila Petrowitsch Trojekurow ist ein reicher Adeliger mit großem Einfluss auch auf Oblast-Ebene. Der etwa 50-Jährige wird als impulsiv, lüstern und geistig beschränkt charakterisiert. Im Nachbardorf herrscht Andreij Gawrilowitsch Dubrowskij. Er ist verarmt, wird jedoch von seinen Leibeigenen und Bauern sehr geschätzt. Wegen einer Beleidigung Dubrowskijs durch einen Hundeführern Trojekurows beginnt ein Streit zwischen den beiden Adeligen, die sich bis zu diesem Zeitpunkt gegenseitig respektiert haben. Trojekurow gelingt es durch einen Gerichtsentscheid, die Herrschaft Dubrowskijs an sich zu reißen. Der enteignete Dubrowskij verfällt geistig und körperlich binnen kurzer Zeit und verstirbt.

Der Sohn Wladimir Dubrowskij, 23 Jahre alt und nach seiner Militärzeit in St. Petersburg lebend, kehrt nach Hause zurück, begräbt seinen Vater und beginnt als Kopf einer Räuberbande einen Rachefeldzug. Er schleicht sich unbekannt mit französischer Identität als Hauslehrer bei Trojekurow ein und gewinnt die Liebe von dessen 18-jähriger Tochter Mascha. Diese soll mit einem reichen, dicken, 50-jährigen Fürsten verheiratet werden. Mascha und Wladimir planen zu fliehen, aber die Flucht scheitert aufgrund eines Streichs eines Buben. Mascha wird gegen ihren Willen geehelicht. Wladimir will sie noch aus der Kutsche der neu Vermählten befreien, doch sie steht zu ihrem Eheabkommen und scheucht, obwohl verzweifelt, Wladimir weg. Dessen Spuren verlieren sich. Die Räuberbande ist ohne Kopf nicht mehr aktiv, Wladimir wird im Ausland vermutet.

Die literarischen Bezugsquellen Puschkins sind offensichtlich: Vulpius' Rinaldo Rinaldini (wird erwähnt), Schillers Die Räuber und Kleists Michael Kohlhaas.


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24.02.2024 um 15:00
@parabol

Hast du zu diesem Buch vielleicht die ISBN ? Und ist das noch erhältlich ?


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24.02.2024 um 15:36
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb:Der Koran (Übers. Max Henning)
Ein ziemlich gewalttätiges Werk, vergleichbar mit dem christlichen Alten Testament.

Einen Teufel scheint es nicht zu geben, hier verleitet Allah selbst die Menschen zum Bösen, somit kann ich die Ansicht
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb:Allah ist identisch mit dem jüdischen wie dem christlichen Gott, der Schöpfer der Welt, des Lebens und des Menschen.
nicht teilen.
Im christlichen Glauben ist nur im Alten Testament der strafende Gott betont, im Neuen Testament nicht mehr.

Man könnte also sagen, dass sich das Christentum weiterentwickelt, sich seit Jesus von der Gewalt abgewendet hat. Das ist beim Islam offensichtlich nicht geschehen, denn es gilt ja immer noch der Koran.

Eigentlich braucht man da gar nicht viel zu interpretieren, der Islam (Unterwerfung) ist einfach eine gewalttätige Religion. Auch wenn sie natürlich nicht jeder Moslem so auslebt.

Auch im Christentum gibt es (Irr-) Gläubige, die das Alte Testament nach wie vor wörtlich verstehen.

Grundsätzlich sieht man aber bei allen abrahamitischen Religionen, dass sie von Männern für Männer erfunden wurden, wie auch hier deutlich hervorgeht.
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb:Der Koran ist ein religiös begründetes Manifest eines Männerbundes, dessen Mitgliedern Gewalt nach außen gestattet ist. Eintrittskarte in diesen Bund ist der Glaube, der kaum Transzendentes aufweist.
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb:Frauen müssen zwar gläubig sein, sind jedoch den Männern hörig, dürfen geschlagen werden (Sure 4 und Sure 38, Vers 44: "Nimm in deine Hand ein Bündel (Ruten) und schlage damit (deine Frau)"), müssen sich in der Öffentlichkeit verschleiern (Sure 33, Vers 55) und das Paradies ist ein Männerparadies.
Das ist allerdings im Christentum und Judentum auch nicht anders, was nicht verwunderlich ist, da die Wurzel dieselbe ist. Die drei Religionen haben sich ja erst im Laufe der Zeit von dieser Wurzel ausgehend in verschiedene Richtungen entwickelt.

Warum jedoch heute noch jemand freiwillig solche archaischen und rückwärtsgewandten Botschaften hören, lesen und befolgen möchte, erschließt sich mir nicht. Ich bin beim Lesen sie dem Kopfschütteln gar nicht mehr herausgekommen.


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24.02.2024 um 16:50
Der Ballonfahrer (Wastl 44)

Wastl-44Original anzeigen (0,3 MB)

Jakob Hämmerli will sich zum 93. Geburtstag einen Traum erfüllen und allein in einem Ballon die Alpen überqueren. Die Wettgelder will er bei Erfolg dem Kinderhilfswerk spenden. Einstweilen sind sie in einem Tresor in der Goldmaskenburg. Zwei Ganoven hören in einem Gespräch ab, wo der Tresor sich befindet und sie stehlen ihn. Die Zahlenkombination weiß jedoch nur Hämmerli, so verfolgen sie ihn während seines Überflugs. Wastl kann Hämmerli nach diversen Luftabenteuern vor den beiden Ganoven retten, die von der Polizei festgenommen werden. Skurril ist das betrunkene Atomflugmotorrad Bumsi (trinkt Cognac von einem Bernhardinerhund) und die Ballonreise Wastls mit Kinderballonen. Nette Story, ein wenig kindisch manchmal.


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24.02.2024 um 22:07
Zitat von violetlunavioletluna schrieb:Warum jedoch heute noch jemand freiwillig solche archaischen und rückwärtsgewandten Botschaften hören, lesen und befolgen möchte, erschließt sich mir nicht.
Traditionell sind doch Frauen (häufig) religiöser als Männer.
Der Mann dagegen ist eher dem Schnaps zugeneigt

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GEO - Die New York Story

Buch mit vielen Bildern und Texten. Die Geschichte New Yorks wird kritisch dargestellt: ursprünglich ein Landstrich mit üppiger Vegetation und die Flüsse waren voller Hummer und Muscheln. dann breitet sich mit der Ankunft der Europäer die Kriminalität, die Korruption und der Kolonialismus aus.


9783570020562-de

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Zitat von thunderhawkthunderhawk schrieb:Hast du zu diesem Buch vielleicht die ISBN ? Und ist das noch erhältlich ?
Meinst du "the science of government"?

Das gibts als Nachdruck auf Amazon, die Druckqualität erinnert allerdings an eine Fotokopie
The Science of Government, Founded on Natural Law (Classic Reprint) Taschenbuch – 24. August 2018



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25.02.2024 um 01:18
Thomas Bernhard - Der Atem

Atem

Dies ist der dritte Band der Lebenserinnerungen Thomas Bernhards aus dem Jahr 1978. In diesem reflektiert er über seine schwere nasse Rippenfellentzündung, die ihn 1949 im Landeskrankenhaus Salzburg ins Sterbezimmer mit 26 Betten brachte, wo er beinahe verstarb und wo ihm täglich ein großes Gurkenglas Entzündungsflüssigkeit mittels Punktierung aus dem Raum zwischen Zwerchefell und Lunge abgesaugt wurde. Zur gleichen Zeit wurde auch sein Großvater eingeliefert, der sich eigentlich nicht krank fühlte, dessen Nieren jedoch bereits früher hätten operiert werden müssen und der schließlich an Bernhards Geburtstag am 9. Februar an akutem Nierenversagen verstarb.

In langen Sätzen beschreibt Bernhard die schreckliche Zeit im Krankenhaus und wie täglich mehrere Menschen im Sterbezimmer versterben. Den Tod hört er nur. Bis auf einen oberösterreichischen Geldbriefträger, der sich eigentlich nicht krank fühlt, aber tot am Waschbecken zusammenbricht, sieht er aufgrund seines Gesundheitszustands niemanden mit seinen Augen sterben. Bernhard beklagt, dass die Ärzte jegliche Kommunikation mit den und Aufkärung der Patienten verweigern und der Unterschied zwischen Patienten in der Allgemeinklasse (26 Personen in einem Krankensaal) und Klassepatienten mit Privatversicherung (Zweibettzimmer) unmenschlich sei. Dass zur Zeit der Niederschrift Bernhard der Sozialdemokratie nahegestanden ist, wird unmissverständlich formuliert.

Die Krankheit verhindert eine weitere Ausbildung als Sänger. Sein Großvater hat ihm zu seinem Geburtstag noch Partituren versprochen, doch dies scheitert wegen seines Todes. Familiär kommt er während der Krankenhauszeit seiner Mutter näher, die ihm Literatur bringt, aber auch vorliest und aus ihrer Jugendzeit erzählt. Der von ihm geliebte Großvater war ein sehr strenger Vater, der seine Mutter in ein Ballettmartyrium gequält hat, aus dem sie eine Krankheit gerettet habe. Doch lange hält diese enge Beziehung nicht an, noch in diesem Jahr stirbt seine Mutter an Gebärmutterkrebs.

Nach der Genesung von der Rippenfellentzündung, von der er sich nur langsam erholt (es dauert eine Ewigkeit, bis er nach der langen Bettlägrigkeit mit den täglichen Punktierungen wieder eigenständig gehen kann), wird er in eine Rehabilitationsanstalt nach Großgmain, einem Dorf zwischen der Stadt Salzburg und der bayrischen Grenze, eingewiesen. Dort freundet er sich mit seinem Zimmerkollegen, einem Architekturstudeten an, und er lernt seine Liebe für die Weltliteratur kennen (Shakespeare, Stifter, Lenau, Cervantes, Montaigne, Pascal, Peguy und Schopenhauer).

Was er langsam herausfindet: Dieses Haus ist mit sehr vielen Patienten mit offener Lungentuberkolose belegt, was ihn in große Angst versetzt, und Bernhard steckt sich während seines Aufenthalt, der eigentlich der Rehabilitation dienen sollte, an. Diese Krankheit wird ihn sein ganzes Leben lang belasten.

Die Reflexion über die Einweisung in diese Anstalt ist bitter:
So war ich fast ununterbrochen mit dem Gedanken beschäftigt, ob die Arzte, die mich nach Großgmain geschickt hatten, tatsächlich so kopflos und in der Sache, um die es ging, ebenso niederträchtig und verantwortungslos gewesen waren, wie ich sehr oft hatte glauben müssen, oder nicht. Sie waren so kopflos und ebenso niederträchtig und verantwortungslos gewesen, wie sich später gezeigt hat. Sie hatten den jungen, um seine Gesundheit kämpfenden Menschen tatsächlich in ihrer Kopflosigkeit und Niederträchtigkeit und Verantwortungslosigkeit, indem sie ihn nach Großgmain geschickt hatten, nicht in die Heilung, sondern beinahe in den Tod geschickt
Nach Großgmain wird er wegen der dort erhaltenen Tuberkolose in die Lungenheilanstalt Grafenhof überwiesen. Damit endet der Text.

Das Rehabilitationszentrum in Großgmain ist übrigens wie ursprünglich wieder ein Hotel. Link zum Hotel Vötterl


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