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14.07.2021 um 23:54Graue Nächte - von Arnaldur Indriðason
Frühjahr 1943. In Reykjavík herrscht eine angespannte Stimmung - Island ist von den Amerikanern besetzt. In diesen unruhigen Zeiten wird nahe einer Soldatenkneipe im Stadtzentrum ein Mann brutal erstochen. Kommissar Flóvent und sein kanadischer Kollege Thorson von der Militärpolizei nehmen die Ermittlungen auf, während Flóvent noch mit einem anderen Fall befasst ist: Eine männliche Leiche wurde am Strand der Nautholsvík-Bucht angespült. Stehen die Tode mit den Kriegsereignissen in Zusammenhang? Die Kommissare ermitteln in einem heiklen Umfeld und geraten dabei selbst in Gefahr ...
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15.07.2021 um 17:13Die Chroniken von Peter Pan - Albtraum im NimmerlandQuelle: Thalia
Roman
Die Dunklen Chroniken Band 4
Die wahre – und schaurige – Geschichte von Captain Hook aus der Feder von SPIEGEL-Bestsellerautorin Christina Henry!
Du glaubst, meine Geschichte zu kennen. Natürlich, jeder kennt meine Geschichte, sie wird wieder und wieder erzählt. Aber sie entspricht nicht der Wahrheit. Denn Peter Pan lügt. Peter wird euch erzählen, dass ich der Bösewicht in seiner Geschichte bin, dass ich ihm Unrecht getan habe, dass ich niemals sein Freund war. Aber wie ich schon sagte, Peter lügt. Dies ist, was wirklich geschehen ist: Ich bin Peter Pan auf seine Insel gefolgt, weil er mir ewige Kindheit und unendlichen Spaß versprochen hat. Ich war sein erster und bester Freund auf der ganzen Welt und seine rechte Hand. Aber Peters Verständnis von Spaß ist so gefährlich wie ein Piratensäbel, und als ich das erkannte, wurde Nimmerland für mich zum Albtraum.
Nichts für schwache Nerven: Henrys Neuerzählung von »Peter Pan« ist weniger brutal als »Die Chroniken von Alice«, aber nicht minder packend.
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15.07.2021 um 17:28Habe gerade mit "The Last Wish" von Andrzej Sapkowski angefangen.
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15.07.2021 um 17:47Der Schrei des Hahns
von Minette Walters
1925 geht ein spektakulärer Mord durch die britische Presse, der als „Hühnerfarm-Mord“ die Gemüter erregt: Eines Tages entdeckt Scotland Yard die Leiche von Elsie Cameron auf dem Gelände der Hühnerfarm ihres Verlobten Norman Thorntons. Zwar hatten Elsie und Cameron kurz zuvor ein böses Zerwürfnis, doch Norman beteuert seine Unschuld. Zudem häufen sich die Stimmen, die von Elsies schwerer Persönlichkeitsstörung berichten. Dennoch spricht das Gericht ein Todesurteil aus.
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15.07.2021 um 19:34Ich finde, alle diese "Bestseller-Autoren" schreiben immer den gleichen Fast-Food Quark.
Sorry, Leute aber bin ich das einzige Kind in des Kaisers neue Kleider dem das auffällt, und der das mal ausspricht?
Wie auch die Fernseh-Krimis, a la Tatort.
Gut, die Location ändert sich je nach Mode-Geschmack, mal ist es Schweden (Wobei Mankell sich noch ganz gut liesst) mal Grönland, Usedom ist auch ganz nett, der Island-Krimi, aber nie mal was neues unter der Sonne!!
Die Kulisse wechselt, nur der Tote auf der Bühne bleibt.
Ein Toter irgendwo, und der Antiheld-Protagonist, ein Kommissario, meist mit eigenen Dämonen behaftet, findet nach einigen Irrwegen den Täter, garniert mit kleinen Schockmomenten und Irrwegen.
Fast Food in dicken Wälzern verpackt.
Da ist das Titelbild noch das beste.
Ist nicht schon alles ausgereizt?
Seit Agatha Chrisite, Dürrenmatt, Doyle nichts neues mehr unter der Sonne.
Immer wieder die gleiche Autoren mit ähnlichen Plots, dem Fast-Food Massengeschmack verpflichtet, gestreckt auf 600 Seiten Zeilenhonorar-Wälzern.
Stephen King hatte mal ganz gute Ideen, Carry oder Shining, er versandet aber auch im beliebigen platten Horror wie eine schnelle Geisterbahnfahrt.
Wie viele Romane habe ich angefangen und fühlte mich im Deja Vúe.
Andersherum, was spricht gegen Fast-Food, Opium für die Seele von Zeit zu Zeit, wenn das nur nicht sooo langweilig wäre und ein gewisser Sättigungsgrad errreicht ist?
Der zehnte Roman von Arnaldur ... noch ein Nesbø....reizt eher zum Gähnen.
Wo sind die neuen, frischen Autoren, die den Mut haben, diesem Kommerzdruck zu widerstehen und nach einem Anfangserfolg sich nicht leerschreiben zu lassen?
Aber genug Kritik.
Was ich gerne gelesen habe, ist der Roman von Gerd Prokop:
Wer stiehlt schon Unterschenkel.
Eine Postapokalyptische Krimi/Scifi-Story aus den 80ern.
Auch mit Antiheld, einem Zwerg,Timothy Truckle genannt, der mit seinem Computer Napoleon den Machenschaften der Grosskopferten einer nicht mehr für alle lebenswerten, nach dem *Dingsbums* existierenden Menschheit, auf die Schliche und an ihr Geld kommt, um so seinen bescheidenen Luxus zu wahren und vor allem zu überleben.
Ein Exzentrischer Antiheld.
Nix mit Heroischen Altruistischen Attitüden, Gerechtigkeitsgedöns, heheren Zielen oder gar Gerechtigkeit.
Schnörkellos Uberlebenskampf David gegen die Goliaths.
Gerd Prokop zeichnete sich nicht nur durch seinen humorvollem Schreibstil sondern vor allem durch seine Phantasie aus, und er zeigte schion damals gegenwärtige Entwickungen in die Zukunft zu setzen und zu überspitzen.
Nicht für jedermanns Geschmack.
Sorry, Leute aber bin ich das einzige Kind in des Kaisers neue Kleider dem das auffällt, und der das mal ausspricht?
Wie auch die Fernseh-Krimis, a la Tatort.
Gut, die Location ändert sich je nach Mode-Geschmack, mal ist es Schweden (Wobei Mankell sich noch ganz gut liesst) mal Grönland, Usedom ist auch ganz nett, der Island-Krimi, aber nie mal was neues unter der Sonne!!
Die Kulisse wechselt, nur der Tote auf der Bühne bleibt.
Ein Toter irgendwo, und der Antiheld-Protagonist, ein Kommissario, meist mit eigenen Dämonen behaftet, findet nach einigen Irrwegen den Täter, garniert mit kleinen Schockmomenten und Irrwegen.
Fast Food in dicken Wälzern verpackt.
Da ist das Titelbild noch das beste.
Ist nicht schon alles ausgereizt?
Seit Agatha Chrisite, Dürrenmatt, Doyle nichts neues mehr unter der Sonne.
Immer wieder die gleiche Autoren mit ähnlichen Plots, dem Fast-Food Massengeschmack verpflichtet, gestreckt auf 600 Seiten Zeilenhonorar-Wälzern.
Stephen King hatte mal ganz gute Ideen, Carry oder Shining, er versandet aber auch im beliebigen platten Horror wie eine schnelle Geisterbahnfahrt.
Wie viele Romane habe ich angefangen und fühlte mich im Deja Vúe.
Andersherum, was spricht gegen Fast-Food, Opium für die Seele von Zeit zu Zeit, wenn das nur nicht sooo langweilig wäre und ein gewisser Sättigungsgrad errreicht ist?
Der zehnte Roman von Arnaldur ... noch ein Nesbø....reizt eher zum Gähnen.
Wo sind die neuen, frischen Autoren, die den Mut haben, diesem Kommerzdruck zu widerstehen und nach einem Anfangserfolg sich nicht leerschreiben zu lassen?
Aber genug Kritik.
Was ich gerne gelesen habe, ist der Roman von Gerd Prokop:
Wer stiehlt schon Unterschenkel.
Eine Postapokalyptische Krimi/Scifi-Story aus den 80ern.
Auch mit Antiheld, einem Zwerg,Timothy Truckle genannt, der mit seinem Computer Napoleon den Machenschaften der Grosskopferten einer nicht mehr für alle lebenswerten, nach dem *Dingsbums* existierenden Menschheit, auf die Schliche und an ihr Geld kommt, um so seinen bescheidenen Luxus zu wahren und vor allem zu überleben.
Ein Exzentrischer Antiheld.
Nix mit Heroischen Altruistischen Attitüden, Gerechtigkeitsgedöns, heheren Zielen oder gar Gerechtigkeit.
Schnörkellos Uberlebenskampf David gegen die Goliaths.
Gerd Prokop zeichnete sich nicht nur durch seinen humorvollem Schreibstil sondern vor allem durch seine Phantasie aus, und er zeigte schion damals gegenwärtige Entwickungen in die Zukunft zu setzen und zu überspitzen.
Nicht für jedermanns Geschmack.
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15.07.2021 um 22:06Ptoliporthos schrieb:Ich hab "Land der Finsternis: Fremde Heimat Indien" von ihm gelesen; fand ich ganz gut.Naipauls "An der Biegung des großen Flusses" ist sicherlich ein anspruchvolles Buch. Aber irgendwie fehlt mir da der Zugang.
Interessant bei Naipaul ist die Suche nach der Identität.
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16.07.2021 um 17:22@parabol
Dann wär das von mir erwähnte vielleicht ein guter Einstieg. Ich weiß jetzt nicht, wie "schlimm" die anderen Bücher sind xD, ich hab keinen Vergleich. Aber in "Land der Finsternis" fängt er sozusagen als Brite an, und je weiter er nach und in Indien vorankommt, desto mehr "vertripts". Auch eben auf der Suche nach seiner Identität, wie du schon sagst. Is ja mehr n Reisebericht, aber sein literarisches Können kommt dort mMn ungemein zum Ausdruck.
Dann wär das von mir erwähnte vielleicht ein guter Einstieg. Ich weiß jetzt nicht, wie "schlimm" die anderen Bücher sind xD, ich hab keinen Vergleich. Aber in "Land der Finsternis" fängt er sozusagen als Brite an, und je weiter er nach und in Indien vorankommt, desto mehr "vertripts". Auch eben auf der Suche nach seiner Identität, wie du schon sagst. Is ja mehr n Reisebericht, aber sein literarisches Können kommt dort mMn ungemein zum Ausdruck.
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16.07.2021 um 18:16Ptoliporthos schrieb:Dann wär das von mir erwähnte vielleicht ein guter Einstieg.OK, schaue ich mir mal an
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16.07.2021 um 18:25@parabol
Der Letzte, dem ich das Buch empfohlen habe, ist nach Indien ausgewandert. Kann sein der hatte schon vorher ein gewisses Faible für Indien. Wie auch immer, pass auf dich auf. ;)
Der Letzte, dem ich das Buch empfohlen habe, ist nach Indien ausgewandert. Kann sein der hatte schon vorher ein gewisses Faible für Indien. Wie auch immer, pass auf dich auf. ;)
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17.07.2021 um 15:11Timothy Leary - Exo Psychologie
Ein ziemlich seltsames Buch - eine Mischung aus Philosophie und paranoidem Sci Fi und Mindcontrol-Kult
Mal ein Zitat aus dem Buch:
"Wenn das Nervensystem mit Einsteinscher relativistischer Geschwindigkeit benutzt werden kann, so werden die passiven Grenzen
des Nervensystems offensichtlich."
Ein ziemlich seltsames Buch - eine Mischung aus Philosophie und paranoidem Sci Fi und Mindcontrol-Kult
Mal ein Zitat aus dem Buch:
"Wenn das Nervensystem mit Einsteinscher relativistischer Geschwindigkeit benutzt werden kann, so werden die passiven Grenzen
des Nervensystems offensichtlich."
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17.07.2021 um 16:46parabol schrieb:Timothy Leary - Exo PsychologieDerart kauderwelschig kann nur ein psychedelisch "Erweiteter" schreiben. :D
Ein ziemlich seltsames Buch - eine Mischung aus Philosophie und paranoidem Sci Fi und Mindcontrol-Kult
Mal ein Zitat aus dem Buch:
"Wenn das Nervensystem mit Einsteinscher relativistischer Geschwindigkeit benutzt werden kann, so werden die passiven Grenzen
des Nervensystems offensichtlich."
Allein schon aus diesem einen Leary-Satz konnte ich mir keinen Reim bilden. Und ich denke nicht, dass da der Hase in meinen intellektuellen Fähigkeiten im Pfeffer liegt.
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Original anzeigen (1,1 MB)
Dem Titel gemäß alles sehr chemielastig. Von Ditfurth beschreibt aber auch Vorgänge auf dieser Ebene gewohnt anschaulich, gut nachvollziehbar, sodass es auch dem eher Chemiefremden Einblicke gewährt.
Fazit: Wieder mal das Gegenteil von verschwendeter Lebenszeit, wenn man etwas von Hoimar liest.
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18.07.2021 um 12:55FlamingO schrieb:Derart kauderwelschig kann nur ein psychedelisch "Erweiteter" schreiben.Wahrscheinlich will Leary mit seinem Buch eine Bewusstseinserweiterung bewirken, ähnlich wie mit LSD.
Über Bewusstseinserweiterung mit LSD:
Was LSD mit unserem Gehirn machthttps://www.scinexx.de/news/medizin/was-lsd-mit-unserem-gehirn-macht/
Halluzinogen verändert bestehende Netzwerkstrukturen
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18.07.2021 um 13:00https://www.springer.com/de/book/9783662572924
Komme aber nur zäh voran, werde wohl den ersten Teil im Schnelldurchlauf machen, weil da nichts Neues erzählt wird...
Komme aber nur zäh voran, werde wohl den ersten Teil im Schnelldurchlauf machen, weil da nichts Neues erzählt wird...
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21.07.2021 um 10:05Berthold Auerbach - Auf der Höhe
Auf der Höhe ist der Erstlingsroman des schwäbischen Schriftstellers Berthold Auerbach aus dem Jahr 1865 (Auerbach war immerhin schon 53 Jahr alt), und er zeichnet in acht Bänden und gut 1000 Seiten in einer fiktiven Welt das Bild untergehender Gesellschaftsschichten: des Adels und der kleinbäuerlichen Wirtschaft, während - ohne es je zu thematisieren - eine neue Welt wie Risse in der Matrix auftaucht: An den Wegen werden Telegrafenverbindungen errichtet, welche die Kommunikation beschleunigen, und in der Residenzstadt des Königs bietet eine chemische Fabrik neue Karrieremöglichkeiten für junge Menschen aus bürgerlichen Familien (die Arbeiterschaft wird komplett ausgespart). Auch wird der hohe Anteil der in die USA Exilierenden angesprochen.
Der Roman spielt an zwei Orten: am Königshof (Residenzstadt und Sommerburg) und in einer alpinen dörflichen Umgebung. Im Zentrum stehen zwei Frauen: die Tagelöhnertochter und Kleinbäurin Walpurga sowie die Gräfin Irmgard (Irma) von Wildenort, die zunächst Kammerfrau der Königin ist. Die arme Kleinbäurin Walpurga ist frisch verheiratet und gebärt einen Sohn, als sie vom Hof ausgewählt wird, ein Jahr als Amme für den neu geborenen Königssohn zu fungieren. Sie nimmt an. Das Honorar: eine Kuh. Am Hof wird sie durch ihre ungelenke, aber herzliche und offene Art sehr geschätzt, und besonders freundet sie sich Irma an, die ihr schließlich (wie in einem Märchen!) so viel Goldstücke schenkt, dass sie sich mit ihrem Mann einen Freihof außerhalb des Dorfes kaufen kann und damit Freiheit.
Irma ist eng befreundet mit dem König (mit dem skurrilen Namen Kurt, wie überhaupt fast alle Figuren mit Vornamen genannt werden) und als ihr Vater bei Abgeordnetenwahlen für die republikanische Partei kandidiert, halten ihm bei einer Wahlversammlung die Vertreter der königlichen Partei in einer Schmutzkübelkampagne ein illegitimes Verhältnis seiner Tochter mit dem König vor. Graf Wildenort stirbt an einem Schlaganfall, Irma verlässt den Hof, stürzt vom Pferd, zieht an den Hof von Walpurga und täuscht ihren Tod vor. Dort lebt sie als etwas wunderliche Holzschnitzerin, deren Werke in der Stadt sehr begehrt sind. Am Ende erkrankt sie schwer, das Geheimnis wird gelüftet und das Königspaar besucht die Sterbende.
Geprägt ist der Roman von langen, zum Teil philosophischen Dialogen, mit denen es Auerbach gelingt, die Personen wie auch ihr Denken und die Lebenswelt samt ihren Sagen und Mythen näherzubringen. Meisterlich ist Band Sieben, in dem anhand von Irmas Tagebuchaufzeichnungen ihre ersten vier Jahre am alpinen Hof reflektiert werden. Formal sind dies kürzeste, oft aphoristische Einträge.
Ich habe diesen langen Roman wirklich gerne gelesen, nur das Ende mit der Versöhnung scheint etwas unstimmig zu sein. Auerbach wollte anscheinend das Werk nicht mit Brüchen enden, während im gesamten Werk zuvor die adelige Welt oft ätzend und auch als bösartig charakterisiert worden ist, deren Handeln Menschen nicht adeligen Standes in den Ruin, die Verzweiflung, die Menschenverachtung, das Verbrechen, den Tod treiben kann. Beispiel ist die Familie der alten, im Wald lebenden Zenza (ein Sohn wird zum Wilderer und Mörder, ihre Tochter zur Femme Fatal: Sie wird als 15-Jährige von Bruno von Wildenort, dem Bruder Irmas, geschwängert und ihrem Schicksal überlassen - das Kind wurde tot geboren).
Ein Werk, das seine Stellung in der Literaturgeschichte durchaus berechtigt verdient, auch wenn Auerbach wohl nur mehr zu den sehr wenig gelesenen Schriftstellern gehört.
Auf der Höhe ist der Erstlingsroman des schwäbischen Schriftstellers Berthold Auerbach aus dem Jahr 1865 (Auerbach war immerhin schon 53 Jahr alt), und er zeichnet in acht Bänden und gut 1000 Seiten in einer fiktiven Welt das Bild untergehender Gesellschaftsschichten: des Adels und der kleinbäuerlichen Wirtschaft, während - ohne es je zu thematisieren - eine neue Welt wie Risse in der Matrix auftaucht: An den Wegen werden Telegrafenverbindungen errichtet, welche die Kommunikation beschleunigen, und in der Residenzstadt des Königs bietet eine chemische Fabrik neue Karrieremöglichkeiten für junge Menschen aus bürgerlichen Familien (die Arbeiterschaft wird komplett ausgespart). Auch wird der hohe Anteil der in die USA Exilierenden angesprochen.
Der Roman spielt an zwei Orten: am Königshof (Residenzstadt und Sommerburg) und in einer alpinen dörflichen Umgebung. Im Zentrum stehen zwei Frauen: die Tagelöhnertochter und Kleinbäurin Walpurga sowie die Gräfin Irmgard (Irma) von Wildenort, die zunächst Kammerfrau der Königin ist. Die arme Kleinbäurin Walpurga ist frisch verheiratet und gebärt einen Sohn, als sie vom Hof ausgewählt wird, ein Jahr als Amme für den neu geborenen Königssohn zu fungieren. Sie nimmt an. Das Honorar: eine Kuh. Am Hof wird sie durch ihre ungelenke, aber herzliche und offene Art sehr geschätzt, und besonders freundet sie sich Irma an, die ihr schließlich (wie in einem Märchen!) so viel Goldstücke schenkt, dass sie sich mit ihrem Mann einen Freihof außerhalb des Dorfes kaufen kann und damit Freiheit.
Irma ist eng befreundet mit dem König (mit dem skurrilen Namen Kurt, wie überhaupt fast alle Figuren mit Vornamen genannt werden) und als ihr Vater bei Abgeordnetenwahlen für die republikanische Partei kandidiert, halten ihm bei einer Wahlversammlung die Vertreter der königlichen Partei in einer Schmutzkübelkampagne ein illegitimes Verhältnis seiner Tochter mit dem König vor. Graf Wildenort stirbt an einem Schlaganfall, Irma verlässt den Hof, stürzt vom Pferd, zieht an den Hof von Walpurga und täuscht ihren Tod vor. Dort lebt sie als etwas wunderliche Holzschnitzerin, deren Werke in der Stadt sehr begehrt sind. Am Ende erkrankt sie schwer, das Geheimnis wird gelüftet und das Königspaar besucht die Sterbende.
Geprägt ist der Roman von langen, zum Teil philosophischen Dialogen, mit denen es Auerbach gelingt, die Personen wie auch ihr Denken und die Lebenswelt samt ihren Sagen und Mythen näherzubringen. Meisterlich ist Band Sieben, in dem anhand von Irmas Tagebuchaufzeichnungen ihre ersten vier Jahre am alpinen Hof reflektiert werden. Formal sind dies kürzeste, oft aphoristische Einträge.
Ich habe diesen langen Roman wirklich gerne gelesen, nur das Ende mit der Versöhnung scheint etwas unstimmig zu sein. Auerbach wollte anscheinend das Werk nicht mit Brüchen enden, während im gesamten Werk zuvor die adelige Welt oft ätzend und auch als bösartig charakterisiert worden ist, deren Handeln Menschen nicht adeligen Standes in den Ruin, die Verzweiflung, die Menschenverachtung, das Verbrechen, den Tod treiben kann. Beispiel ist die Familie der alten, im Wald lebenden Zenza (ein Sohn wird zum Wilderer und Mörder, ihre Tochter zur Femme Fatal: Sie wird als 15-Jährige von Bruno von Wildenort, dem Bruder Irmas, geschwängert und ihrem Schicksal überlassen - das Kind wurde tot geboren).
Ein Werk, das seine Stellung in der Literaturgeschichte durchaus berechtigt verdient, auch wenn Auerbach wohl nur mehr zu den sehr wenig gelesenen Schriftstellern gehört.
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21.07.2021 um 13:54Vor Finsterfexen wird gewarnt (Wastl 6)
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Zum Drüberstreuen wieder mal ein altes Wastl-Comic. Die Goldmasken sind auf Urlaub im Wald und werden von blauen Gnomen, die weiße Farbe verabscheuen, belästigt. Diese spielen immer kindische Streiche, stehlen den Bauern ihre Milch und Kühe, mögen aber Kinder. Sie entführen Ricki und verwöhnen ihn mit Süßigkeiten. Die Goldmasken können die Finsterfexen besiegen, indem sie mit weißer Farbe angesprüht werden, und der in einen Bären verwandelte Häuptling wird von Wastl vermöbelt. Die Finsterfexen sind gezähmt. Somit haben auch die Bauern in Zukunft ihre Ruhe.
Nicht sehr tiefgehend.
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Zum Drüberstreuen wieder mal ein altes Wastl-Comic. Die Goldmasken sind auf Urlaub im Wald und werden von blauen Gnomen, die weiße Farbe verabscheuen, belästigt. Diese spielen immer kindische Streiche, stehlen den Bauern ihre Milch und Kühe, mögen aber Kinder. Sie entführen Ricki und verwöhnen ihn mit Süßigkeiten. Die Goldmasken können die Finsterfexen besiegen, indem sie mit weißer Farbe angesprüht werden, und der in einen Bären verwandelte Häuptling wird von Wastl vermöbelt. Die Finsterfexen sind gezähmt. Somit haben auch die Bauern in Zukunft ihre Ruhe.
Nicht sehr tiefgehend.
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21.07.2021 um 14:01Hmm. Ich hab beschlossen, den Relativitätstheorie-Sachbuchwälzer beiseite zu legen und hab mir Gödel, Escher, Bach mit aufden Balkon genommen. Ist zwar auch ein Sachbuch, aber gschmeidiger zu lesen im Urlaub daheim. Das andere ist zu anstrengend. :kaffee:
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21.07.2021 um 15:26Arthur Schnitzler - Welch eine Melodie
Diese kurze Erzählung schrieb der 23-jährige Arzt Arthur Schnitzler im Jahr 1885. Die Geschichte: Ein Knabe (Klavierschüler) kritzelt gedankenverloren im Garten der Villa seiner Eltern ein paar Noten auf ein Notenblatt, ohne eigentlich zu wissen, was da wirklich steht. Das Blatt wird vom Wind verweht und landet auf einem Gehweg, wo es ein junger Komponist aufhebt, und bei seiner Freundin spielt er vor, was am Blatt steht. Diese ist so entzückt, dass er eine Phantasie daraus entwickelt, mit der er weltberühmt wird. Besonders Frauen berührt diese Melodie, so ist der Komponist während seiner Tourneen von ihnen umschwärmt. Mit den Jahren jedoch erlischt der Weltruhm, da er kein Nachfolgestück veröffentlicht. Er ist dazu nicht in der Lage. Schließlich setzt er seinem Leben ein Ende. Die Erzählung endet damit, dass der "Komponist" - der gar nicht weiß, dass das weltberühmte Stück aus seiner Feder stammt - es auch nicht schafft, das Stück zu spielen und es sich von seinem Klavierlehrer vorspielen lässt.
In dieser frühen Erzählung bereits spielt das Unbewusste eine zentrale Rolle. Das Kind schafft, ohne es zu wissen oder ahnen, eine Melodie, welche Menschen berührt. Der erwachsene, bewusste Komponist ist dazu nicht in der Lage. Das Schöpferische braucht das Unbewusste, die Ausführung das Bewusste. Mit dieser Erzählung beginnt Schnitzler seine literarische Reise in das Unterbewusstsein der Menschen.
Diese kurze Erzählung schrieb der 23-jährige Arzt Arthur Schnitzler im Jahr 1885. Die Geschichte: Ein Knabe (Klavierschüler) kritzelt gedankenverloren im Garten der Villa seiner Eltern ein paar Noten auf ein Notenblatt, ohne eigentlich zu wissen, was da wirklich steht. Das Blatt wird vom Wind verweht und landet auf einem Gehweg, wo es ein junger Komponist aufhebt, und bei seiner Freundin spielt er vor, was am Blatt steht. Diese ist so entzückt, dass er eine Phantasie daraus entwickelt, mit der er weltberühmt wird. Besonders Frauen berührt diese Melodie, so ist der Komponist während seiner Tourneen von ihnen umschwärmt. Mit den Jahren jedoch erlischt der Weltruhm, da er kein Nachfolgestück veröffentlicht. Er ist dazu nicht in der Lage. Schließlich setzt er seinem Leben ein Ende. Die Erzählung endet damit, dass der "Komponist" - der gar nicht weiß, dass das weltberühmte Stück aus seiner Feder stammt - es auch nicht schafft, das Stück zu spielen und es sich von seinem Klavierlehrer vorspielen lässt.
In dieser frühen Erzählung bereits spielt das Unbewusste eine zentrale Rolle. Das Kind schafft, ohne es zu wissen oder ahnen, eine Melodie, welche Menschen berührt. Der erwachsene, bewusste Komponist ist dazu nicht in der Lage. Das Schöpferische braucht das Unbewusste, die Ausführung das Bewusste. Mit dieser Erzählung beginnt Schnitzler seine literarische Reise in das Unterbewusstsein der Menschen.
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21.07.2021 um 23:07Kir Bulytschow - Der einheitliche Wille des gesamten Sowjetvolkes
Letztes Jahr wurden vom Moskauer Orientalisten Igor Wsewolodowitsch Moscheiko, der unter dem Pseudonym Kir Bulytschow nach den Strugatzki-Brüdern der beliebteste SF-Autor der Sowjetunion war, drei Erzählungen und ein Roman in einem Sammelband herausgegeben, die während der kommunistischen Herrschaft nicht veröffentlichbar waren. Dies ist die Titelgeschichte. Und typisch für die sowjetische SF: Im Zentrum steht die eigene Gesellschaft.
Am Ufer der Moskwa taucht im Jahr 1982 eine Kabine auf und an alle Bürger der Sowjetunion ergeht eine Botschaft, dass die Psychologen der Gemeinschaft Galaktischer Zivilisationen ein Experiment durchführten, um herauszufinden, wer unter den Verstorbenen die beliebteste Person sei. An einem bestimmten Tag um 12 Uhr Mittag werde aus dieser Kabine die Person heraustreten, an welche die meisten Sowjetbürger zur gleichen Zeit gedacht haben.
Wir verfolgen eine Sitzung des Politbüros der KPdSU, in der einerseits gerätselt wird, was dies für eine Aktion sei und ob eine ausländische Provokation dahinterstehe. Andererseits wird entschieden, dem Volk eine Gedankenrichtung vorzugeben. Stalin scheidet aus, Lenin wäre eine Provokation gegenüber Breschnew, so wird entschieden aufzurufen, an Karl Marx zu denken. Der könne leicht in ein wissenschaftliches Institut abgeschoben werden. Aus China wird berichtet, dass die Partei für Mao aufrufe, in den USA gäbe es zwei Strömungen, eine für Martin Luther King, eine andere für Lincoln.
Am festgelegten Tag öffnet sich wirklich die Kabine und der populäre Schauspieler und Musiker Wladimir Wyssozki tritt aus der Kabine, um sofort in die Luft gesprengt zu werden. KGB-Chef Andropow hat ganze Arbeit geleistet: Niemand sollte wiederauferstehen. Egal, wer es sei. In den USA tritt Marilyn Monroe aus der Kabine, in China Konfuzius.
Kernstück dieser Erzählung ist definitiv die Politbüro-Sitzung mit den Gerontokraten (alle außer Andropow über 70). Breschnew, in seinem letzten Lebensjahr, ist schon leicht dement, und Bulytschow konstatiert mit sehr feiner Klinge über die Mittagspause:
Sehr cooler Text!
Letztes Jahr wurden vom Moskauer Orientalisten Igor Wsewolodowitsch Moscheiko, der unter dem Pseudonym Kir Bulytschow nach den Strugatzki-Brüdern der beliebteste SF-Autor der Sowjetunion war, drei Erzählungen und ein Roman in einem Sammelband herausgegeben, die während der kommunistischen Herrschaft nicht veröffentlichbar waren. Dies ist die Titelgeschichte. Und typisch für die sowjetische SF: Im Zentrum steht die eigene Gesellschaft.
Am Ufer der Moskwa taucht im Jahr 1982 eine Kabine auf und an alle Bürger der Sowjetunion ergeht eine Botschaft, dass die Psychologen der Gemeinschaft Galaktischer Zivilisationen ein Experiment durchführten, um herauszufinden, wer unter den Verstorbenen die beliebteste Person sei. An einem bestimmten Tag um 12 Uhr Mittag werde aus dieser Kabine die Person heraustreten, an welche die meisten Sowjetbürger zur gleichen Zeit gedacht haben.
Wir verfolgen eine Sitzung des Politbüros der KPdSU, in der einerseits gerätselt wird, was dies für eine Aktion sei und ob eine ausländische Provokation dahinterstehe. Andererseits wird entschieden, dem Volk eine Gedankenrichtung vorzugeben. Stalin scheidet aus, Lenin wäre eine Provokation gegenüber Breschnew, so wird entschieden aufzurufen, an Karl Marx zu denken. Der könne leicht in ein wissenschaftliches Institut abgeschoben werden. Aus China wird berichtet, dass die Partei für Mao aufrufe, in den USA gäbe es zwei Strömungen, eine für Martin Luther King, eine andere für Lincoln.
Am festgelegten Tag öffnet sich wirklich die Kabine und der populäre Schauspieler und Musiker Wladimir Wyssozki tritt aus der Kabine, um sofort in die Luft gesprengt zu werden. KGB-Chef Andropow hat ganze Arbeit geleistet: Niemand sollte wiederauferstehen. Egal, wer es sei. In den USA tritt Marilyn Monroe aus der Kabine, in China Konfuzius.
Kernstück dieser Erzählung ist definitiv die Politbüro-Sitzung mit den Gerontokraten (alle außer Andropow über 70). Breschnew, in seinem letzten Lebensjahr, ist schon leicht dement, und Bulytschow konstatiert mit sehr feiner Klinge über die Mittagspause:
Es wurde eine Unterbrechung zur Einnahme des Mittagessens und zur Durchführung medizinischer Maßnahmen beschlossen.Breschnew selbst denkt zur gegebenen Stunde entgegen dem Politbüro-Beschluss an seine "Mutti".
Sehr cooler Text!