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25.05.2018 um 22:09Groucho schrieb:Welches Buch lest ihr gerade?Du stehst wohl auch auf die amerikanischen Erzähler? TC Boyle?
heute um 21:18
Towel_42 schrieb:
4 3 2 1 von Paul Auster
Austers Meisterwerk.
Viel Spaß damit.
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25.05.2018 um 22:18towel_42 schrieb:Du stehst wohl auch auf die amerikanischen Erzähler?Amerikanische und deutschsprachige, ja.
Auf die habe ich mich gewissermaßen spezialisiert.
towel_42 schrieb:TC Boyle?Habe mal "Grün ist die Hoffnung" gelesen, war nicht übel, hat mich aber auch nicht so sehr begeistert
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25.05.2018 um 23:01Welches Buch lest ihr gerade?
25.05.2018 um 23:03Groucho schrieb:Auf die habe ich mich gewissermaßen spezialisiert.Magst Du nicht mal eine Empfehlungsliste zusammenstellen? In der Buchhandlung steht man ja dann wieder wie der Ochs vorm Berg.
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26.05.2018 um 03:02 Joyce Egginton - Es geschah nebenan
Auch wenn der Fall der Marybeth Tinning bereits in den 80ern angesiedelt ist, kommt es auch heute noch zu ähnlichen Fällen, bei denen Kindstötungen über einen langen Zeitraum verschleiert werden können.
Wikipedia: Marybeth Tinning
In vierzehn Jahren wird Marybeth Tinning neunmal Mutter. Doch ihre Kinder sterben früh - alle neun, eins nach dem anderen. Ärzte, Freunde, Nachbarn, Sozialarbeiter stehen vor einem Rätsel. Alle haben großes Mitleid mit den Eltern, die doch all ihre Kinder immer so gewissenhaft und vor allem liebevoll umsorgt hatten. Und dennoch bleiben Zweifel, Zweifel daran wie es möglich sein kann, dass in einem Haus neun Kinder nacheinander verstarben, 9 Kinder denen es gesundheitlich an nichts fehlte.Das Buch läßt einen ungläubig und schockiert zurück. Es ist für mich völlig unverständlich wie Behörden, Angehörige, Freunde der Familie und Nachbarn so blind sein konnten und wirklich nichts von alldem, was in diesem Haus vor sich ging bemerkten.
Schließlich kommt die unbegreifliche Wahrheit über die grausige Todesserie ans Licht. Die unglaubliche Geschichte eines wahren Verbrechens, das die Grenzen unserer Vorstellungskraft sprengt
Auch wenn der Fall der Marybeth Tinning bereits in den 80ern angesiedelt ist, kommt es auch heute noch zu ähnlichen Fällen, bei denen Kindstötungen über einen langen Zeitraum verschleiert werden können.
Wikipedia: Marybeth Tinning
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26.05.2018 um 22:57Der NSA-Komplex
Die beiden SPIEGEL-Journalisten Marcel Rosenbach und Holger Stark haben 2014 ein Buch über die NSA-Aufdeckungen von Edward Snowden, an denen der SPIEGEL als eine der wesentlichen Publikationsorgane beteiligt war, veröffentlicht.
Zunächst wird der Lebensweg des libertären Schulabbrechers Edward Snowden nachgezeichnet (libertär auch in dem Sinne, dass er den Sozialstaat grundsätzlich ablehnt), wie er als hochbegabter Computer-Nerd es zunächst in die CIA und nach Genf, dann mit Dell als Vertragspartner der NSA nach Japan und schließlich mit dieser Referenz bei Booz Allen Hamilton in Hawaii (wieder als Vertragspartner der NSA) in Hawaii arbeitet. Beim letzten Arbeitgeber hat Snowden schließlich die Sicherheitsfreigaben, um als Root-User praktisch zu Dokumenten aller Geheimhaltungsstufen Zugang zu haben. Er beginnt seine Kopie-Orgie.
Schlüsselerlebnis für Snowden waren offensichtlich Dokumente über die versuchte Erpressung eines Schweizer Bankiers durch die NSA, was er moralisch abgelehnt hat. Danach forstet er die gestohlenen Dokumente durch und erkennt die Ausmaße des Internet-Überwachungsprogramms dieses Geheimdienstes.
Der Rest ist bekannt und nicht nur hier nachlesbar. In diesem Buch werden die vielfältigen Überwachungsprogramme präsentiert, und die beiden Autoren geben an, auch Zugang zu den Kopien der NSA-Dokumente gehabt zu haben.
Trotz der hier massiert präsentierten Maßnahmen der NSA, um das Internet als Informationsquelle zu nutzen, und der Zusammenarbeit der NSA mit dem britischen GCHQ (Government Communications Headquarters), wird der Blick auf die weltpolitische Lage erweitert: Russland und China arbeiten ebenso an der Nutzung des Internet als Schauplatz nicht nur der Informationsbeschaffung, sondern auch des Cyber-Angriffs.
Und der deutsche BND ist nicht nur Partner der NSA, sondern hat seine eigenen Informationsbeschaffungsquellen. NSA und GCHQ betreiben zum Beispiel ein Anzapfprogramm von Seekabeln im britischen Bude, der BND hat eine in Spanien und war (Stand 2012) technisch den USA und den Briten voraus: sie konnten im selben Zeitraum ein größeres Datenvolumen akquirieren.
Auch ist die moralische Empörung der Autoren über die Machenschaften der NSA durchaus nachvollziehbar, nur hält sie sich bei mir ab dem Punkt in Grenzen, als sie - und das rechne ich ihnen hoch an - die Rolle Deutschlands im globalen Spiel benennen. Siemens lieferte wesentliche Bauteile für die iranische Urananreicherungsanlage in Natanz, die Ziel von Stuxnet war. Deutsche und schwedische Firmen lieferten Technologie zur Überwachung des Internets an den Iran und an Bahrain. Dass Deutschland dann nicht nur politischer und militärischer Partner, sondern auch Ziel geheimdienstlicher Ermittlungen ist, erscheint mir schlüssig.
Schlussfolgerungen? Die waren 2014 schon ähnlich wie heute: durch parlamentarische und juristische Kontrolle lassen sich nur einzelne Aspekte eingrenzen, durch internationale Intervention letztlich keine. Somit bleibt den beiden Autoren eine fast lächerlich anmutende Konsequenz: der einzelne sollte sich darum kümmern, die Daten zu sichern, und US-Server meiden, der Open-Source Browser Firefox sei auch den NSA-Mitarbeitern empfohlen. Fazit: durch Snowden weiß man etwas detailreicher, was man eh weiß. Und technologisch sind die Snowden-Leaks vermutlich Schnee von gestern. Schon damals waren https, ssl und das TOR-Netzwerk geknackt.
Was möglich war, war für mich bereits 2006 offensichtlich, als bei Demonstrationen in Ungarn die Mobiltelefonate von rechtsradikalen Organisatoren live von der Polizei abgehört wurden (war in den ungarischen Medien).
Und für mich eine neue, aber umso interessantere Info im Buch ist das MICT-Programm: auf Postämtern werden die Adressdaten von Briefen gescannt und gespeichert. Mir ist in den Nullerjahren in Budapest aufgefallen, dass Briefumschläge auf Postämtern gescannt werden (mit Rotlicht), und ich habe immer zu Kollegen gescherzt, dass dies keine logistische Tätigkeit ist, sondern der Geheimdienst die Adressen abgreift. Jetzt bin ich noch mehr davon überzeugt, dass mein Scherz die Realität spiegelte.
Insgesamt ein sehr lesbares Buch, um sich über die Snowden-Leaks zu informieren, im Anhang gibt es eine Chronik der Ereignisse und ein sehr brauchbares Glossar der Fachbegriffe.
Verlagsinfo:
https://www.randomhouse.de/Buch/Der-NSA-Komplex/Marcel-Rosenbach/DVA-Sachbuch/e460131.rhd (Archiv-Version vom 25.11.2018)
Interessante Rezension mit vielen österreichischen Zusatz-Infos:
https://www.falter.at/falter/rezensionen/buch/534/9783421046581/falter-buch-rezension
Die beiden SPIEGEL-Journalisten Marcel Rosenbach und Holger Stark haben 2014 ein Buch über die NSA-Aufdeckungen von Edward Snowden, an denen der SPIEGEL als eine der wesentlichen Publikationsorgane beteiligt war, veröffentlicht.
Zunächst wird der Lebensweg des libertären Schulabbrechers Edward Snowden nachgezeichnet (libertär auch in dem Sinne, dass er den Sozialstaat grundsätzlich ablehnt), wie er als hochbegabter Computer-Nerd es zunächst in die CIA und nach Genf, dann mit Dell als Vertragspartner der NSA nach Japan und schließlich mit dieser Referenz bei Booz Allen Hamilton in Hawaii (wieder als Vertragspartner der NSA) in Hawaii arbeitet. Beim letzten Arbeitgeber hat Snowden schließlich die Sicherheitsfreigaben, um als Root-User praktisch zu Dokumenten aller Geheimhaltungsstufen Zugang zu haben. Er beginnt seine Kopie-Orgie.
Schlüsselerlebnis für Snowden waren offensichtlich Dokumente über die versuchte Erpressung eines Schweizer Bankiers durch die NSA, was er moralisch abgelehnt hat. Danach forstet er die gestohlenen Dokumente durch und erkennt die Ausmaße des Internet-Überwachungsprogramms dieses Geheimdienstes.
Der Rest ist bekannt und nicht nur hier nachlesbar. In diesem Buch werden die vielfältigen Überwachungsprogramme präsentiert, und die beiden Autoren geben an, auch Zugang zu den Kopien der NSA-Dokumente gehabt zu haben.
Trotz der hier massiert präsentierten Maßnahmen der NSA, um das Internet als Informationsquelle zu nutzen, und der Zusammenarbeit der NSA mit dem britischen GCHQ (Government Communications Headquarters), wird der Blick auf die weltpolitische Lage erweitert: Russland und China arbeiten ebenso an der Nutzung des Internet als Schauplatz nicht nur der Informationsbeschaffung, sondern auch des Cyber-Angriffs.
Und der deutsche BND ist nicht nur Partner der NSA, sondern hat seine eigenen Informationsbeschaffungsquellen. NSA und GCHQ betreiben zum Beispiel ein Anzapfprogramm von Seekabeln im britischen Bude, der BND hat eine in Spanien und war (Stand 2012) technisch den USA und den Briten voraus: sie konnten im selben Zeitraum ein größeres Datenvolumen akquirieren.
Auch ist die moralische Empörung der Autoren über die Machenschaften der NSA durchaus nachvollziehbar, nur hält sie sich bei mir ab dem Punkt in Grenzen, als sie - und das rechne ich ihnen hoch an - die Rolle Deutschlands im globalen Spiel benennen. Siemens lieferte wesentliche Bauteile für die iranische Urananreicherungsanlage in Natanz, die Ziel von Stuxnet war. Deutsche und schwedische Firmen lieferten Technologie zur Überwachung des Internets an den Iran und an Bahrain. Dass Deutschland dann nicht nur politischer und militärischer Partner, sondern auch Ziel geheimdienstlicher Ermittlungen ist, erscheint mir schlüssig.
Schlussfolgerungen? Die waren 2014 schon ähnlich wie heute: durch parlamentarische und juristische Kontrolle lassen sich nur einzelne Aspekte eingrenzen, durch internationale Intervention letztlich keine. Somit bleibt den beiden Autoren eine fast lächerlich anmutende Konsequenz: der einzelne sollte sich darum kümmern, die Daten zu sichern, und US-Server meiden, der Open-Source Browser Firefox sei auch den NSA-Mitarbeitern empfohlen. Fazit: durch Snowden weiß man etwas detailreicher, was man eh weiß. Und technologisch sind die Snowden-Leaks vermutlich Schnee von gestern. Schon damals waren https, ssl und das TOR-Netzwerk geknackt.
Was möglich war, war für mich bereits 2006 offensichtlich, als bei Demonstrationen in Ungarn die Mobiltelefonate von rechtsradikalen Organisatoren live von der Polizei abgehört wurden (war in den ungarischen Medien).
Und für mich eine neue, aber umso interessantere Info im Buch ist das MICT-Programm: auf Postämtern werden die Adressdaten von Briefen gescannt und gespeichert. Mir ist in den Nullerjahren in Budapest aufgefallen, dass Briefumschläge auf Postämtern gescannt werden (mit Rotlicht), und ich habe immer zu Kollegen gescherzt, dass dies keine logistische Tätigkeit ist, sondern der Geheimdienst die Adressen abgreift. Jetzt bin ich noch mehr davon überzeugt, dass mein Scherz die Realität spiegelte.
Insgesamt ein sehr lesbares Buch, um sich über die Snowden-Leaks zu informieren, im Anhang gibt es eine Chronik der Ereignisse und ein sehr brauchbares Glossar der Fachbegriffe.
Verlagsinfo:
https://www.randomhouse.de/Buch/Der-NSA-Komplex/Marcel-Rosenbach/DVA-Sachbuch/e460131.rhd (Archiv-Version vom 25.11.2018)
Interessante Rezension mit vielen österreichischen Zusatz-Infos:
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27.05.2018 um 09:04towel_42 schrieb:Magst Du nicht mal eine Empfehlungsliste zusammenstellen?Da ich deinen Geschmack nicht kenne, kann ich dir nichts empfehlen, aber ich kann dir mal eine kleine (nach meinem Geschmack) Best-of-List erstellen. :D
Richard Russo - Diese gottverdammten Träume (oder Ein Mann der Tat)
Thomas Pynchon - Bleeding Edge (oder Natürliche Mängel)
Tristan Egolf - Monument für John Kaltenbrunner
Donald Ray Pollock - Das Handwerk des Teufels
Charles Bukowski - Das Schlimmste kommt noch - oder fast eine Jugend
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27.05.2018 um 10:41@Groucho
...oh vielen Dank, da sind ja echte Klassiker dabei, mir fallen noch Richard Ford, Steinbeck, Irving, und ein Herr O'nan ein. Chandler war ja im Krimifach unterwegs.
...oh vielen Dank, da sind ja echte Klassiker dabei, mir fallen noch Richard Ford, Steinbeck, Irving, und ein Herr O'nan ein. Chandler war ja im Krimifach unterwegs.
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27.05.2018 um 10:54towel_42 schrieb:Richard Ford,Von dem habe ich noch nichts gelesen...steht aber auf meiner to-do-Liste
towel_42 schrieb:Steinbeck,Hatte gerade daran gedacht hier noch zwei Empfehlungen für's Herz anzuhängen:
Tortilla Flat und Die Straße der Ölsardinen.
towel_42 schrieb:Irving,Ich war früher ein Riesen-Irving-Fan.
Aber diese Liebe ist stark abgekühlt.
Der letzte Irving, der mich begeistert hat, war Owen Meany.
Zusammen mit "Die wilde Geschichte vom Wassertrinker" meine Lieblings-Irvings
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30.05.2018 um 00:01Die Herausforderung der Diktaturen
Ein Sammelband der Universitäten Stuttgart und LUMSA (Rom) über den Katholizismus in Deutschland und Italien während der nazistischen bzw. faschistischen Diktaturen bis 1937 aus dem Jahr 2009, der Informationen nach der Öffnung des Vatikanischen Archivs 2006 über diesen Zeitraum miteinbezieht.
Die ersten Artikel beschäftigen sich mit den katholischen Weimarer Parteien Zentrum, das ein Eigeninteresse an der Republik hatte, um einen Einfluss aufgrund der demographischen Stärke mittels demokratischer Repräsentation auf den Staat ausüben zu können, und der Bayrischen Volkspartei, welche sich in entscheidenden Fragen vom Zentrum abwandte, um einen bayrischen Partikularismus zu stärken. So rief sie bei der Präsidentschaftswahl Marx (Zentrum) gegen Hindenburg zu einer Stimme für Hindenburg auf.
Den nächsten Schwerpunkt bildet das Verhältnis zwischen katholischer Kirche und dem jungen NS-Staat. Während zu Beginn Dissenz auch in katholischen Publikationen zu attestieren ist, führt eine Welle an psychischen und physischen Repressionsandrohungen zum Stillhalten, was aber auch einen Gesinnungswandel innerhalb der katholischen Kirche mit sich brachte, der eine völkische Legitimierung einer nationalistischen Herrschaft durch die katholische Kirche für gegeben sieht.
Ein Ausgleich scheint mit dem Reichskonkordat im Juli 1933 gegeben zu sein, sodass der Kirche sei, was der Kirche ist und dem Staat sei, was dem Staat ist.
Dennoch gab es immer wieder Unstimmigkeiten, die zum Beispiel 1937 zu einem Schulstreik in Frankenholz (Saarland) führte, als Schulkreuze durch Hitlerbilder ersetzt werden sollten.
Hauptauseinandersetzungen waren immer wieder Fragen um die Jugendbildung, konfessionelle Privatschulen, Schulkreuze, aber auch schließlich Widerstand gegen das Euthanasieprogramm.
Zu einer Wende in den Beziehungen zwischen dem Vatikan und Deutschland gestaltete sich die Enzyklika Mit brennender Sorge von Pius XI., die per Diplomatenpost nach Deutschland geschmuggelt wurde und am 21./22. März 1937 von den Kanzeln gelesen und in großer Auflage kopiert und verteilt wurde.
In dieser wurde die rassistische Politik auf Basis der christlichen Soziallehre gegeißelt, welche den Wert jeden Menschen hochhält. Der Antisemitismus wurde abgelehnt und der Alte Bund als Wort Gottes hochgehalten. Das von Nationalsozialisten (Rosenberg) geförderte Neuheidentum wurde gebrandmarkt.
Aber auch die konkrete NS-Politik wurde kritisiert, dass diese einen aggressiven Antikirchenkurs betreibe und ständig die Vertragsvereinbarungen des Konkordats breche.
Deutschland reagierte zwar mit Einstampfen der Kopien und Vertriebsverbot für die die Enzyklika kopierenden Druckereien, die Priester blieben - zumindest physisch - verschont.
Aus den Archiven im Vatikan ist erschließbar, dass den Rohentwurf dieser Enzyklika im Januar 1937 der Münchner Kardinal Faulhammer, der zwei Monate zuvor von Hitler am Obersalzberg brüskiert wurde, verfasst hat und Pius XI. selbst veranlasste, Inhalt wie Wortlaut zu verschärfen.
Bis Sommer 1937 erhöhte sich der Druck des Vatikans (so durch eine Brandrede des Bischofs von Chicago Mundelein, die vom Vatikan geschützt wurde), aber eine Initiative zum diplomatischen Bruch mit Deutschland wurde nicht umgesetzt, da der Vatikan befürchtete, die Gläubigen durch Abzug des Nuntius aus Berlin in Gefahr zu bringen. Auch Deutschland hatte aus außenpolitischen Gründen kein Interesse am Bruch der Beziehungen zum Vatikan.
1939 wurde Kardinal Pacelli, der als Staatssekretär für die Beziehungen zu Deutschland hauptverantwortlich war, als Pius XII. zum Papst gewählt. Die Kriegszeit ist nicht mehr Berichtszeitraum dieses Bandes.
Die italienischen Beiträge habe ich nicht gelesen.
Verlagsinfo:
https://www.degruyter.com/view/product/176469 (Archiv-Version vom 08.02.2014)
Ein Sammelband der Universitäten Stuttgart und LUMSA (Rom) über den Katholizismus in Deutschland und Italien während der nazistischen bzw. faschistischen Diktaturen bis 1937 aus dem Jahr 2009, der Informationen nach der Öffnung des Vatikanischen Archivs 2006 über diesen Zeitraum miteinbezieht.
Die ersten Artikel beschäftigen sich mit den katholischen Weimarer Parteien Zentrum, das ein Eigeninteresse an der Republik hatte, um einen Einfluss aufgrund der demographischen Stärke mittels demokratischer Repräsentation auf den Staat ausüben zu können, und der Bayrischen Volkspartei, welche sich in entscheidenden Fragen vom Zentrum abwandte, um einen bayrischen Partikularismus zu stärken. So rief sie bei der Präsidentschaftswahl Marx (Zentrum) gegen Hindenburg zu einer Stimme für Hindenburg auf.
Den nächsten Schwerpunkt bildet das Verhältnis zwischen katholischer Kirche und dem jungen NS-Staat. Während zu Beginn Dissenz auch in katholischen Publikationen zu attestieren ist, führt eine Welle an psychischen und physischen Repressionsandrohungen zum Stillhalten, was aber auch einen Gesinnungswandel innerhalb der katholischen Kirche mit sich brachte, der eine völkische Legitimierung einer nationalistischen Herrschaft durch die katholische Kirche für gegeben sieht.
Ein Ausgleich scheint mit dem Reichskonkordat im Juli 1933 gegeben zu sein, sodass der Kirche sei, was der Kirche ist und dem Staat sei, was dem Staat ist.
Dennoch gab es immer wieder Unstimmigkeiten, die zum Beispiel 1937 zu einem Schulstreik in Frankenholz (Saarland) führte, als Schulkreuze durch Hitlerbilder ersetzt werden sollten.
Hauptauseinandersetzungen waren immer wieder Fragen um die Jugendbildung, konfessionelle Privatschulen, Schulkreuze, aber auch schließlich Widerstand gegen das Euthanasieprogramm.
Zu einer Wende in den Beziehungen zwischen dem Vatikan und Deutschland gestaltete sich die Enzyklika Mit brennender Sorge von Pius XI., die per Diplomatenpost nach Deutschland geschmuggelt wurde und am 21./22. März 1937 von den Kanzeln gelesen und in großer Auflage kopiert und verteilt wurde.
In dieser wurde die rassistische Politik auf Basis der christlichen Soziallehre gegeißelt, welche den Wert jeden Menschen hochhält. Der Antisemitismus wurde abgelehnt und der Alte Bund als Wort Gottes hochgehalten. Das von Nationalsozialisten (Rosenberg) geförderte Neuheidentum wurde gebrandmarkt.
Aber auch die konkrete NS-Politik wurde kritisiert, dass diese einen aggressiven Antikirchenkurs betreibe und ständig die Vertragsvereinbarungen des Konkordats breche.
Deutschland reagierte zwar mit Einstampfen der Kopien und Vertriebsverbot für die die Enzyklika kopierenden Druckereien, die Priester blieben - zumindest physisch - verschont.
Aus den Archiven im Vatikan ist erschließbar, dass den Rohentwurf dieser Enzyklika im Januar 1937 der Münchner Kardinal Faulhammer, der zwei Monate zuvor von Hitler am Obersalzberg brüskiert wurde, verfasst hat und Pius XI. selbst veranlasste, Inhalt wie Wortlaut zu verschärfen.
Bis Sommer 1937 erhöhte sich der Druck des Vatikans (so durch eine Brandrede des Bischofs von Chicago Mundelein, die vom Vatikan geschützt wurde), aber eine Initiative zum diplomatischen Bruch mit Deutschland wurde nicht umgesetzt, da der Vatikan befürchtete, die Gläubigen durch Abzug des Nuntius aus Berlin in Gefahr zu bringen. Auch Deutschland hatte aus außenpolitischen Gründen kein Interesse am Bruch der Beziehungen zum Vatikan.
1939 wurde Kardinal Pacelli, der als Staatssekretär für die Beziehungen zu Deutschland hauptverantwortlich war, als Pius XII. zum Papst gewählt. Die Kriegszeit ist nicht mehr Berichtszeitraum dieses Bandes.
Die italienischen Beiträge habe ich nicht gelesen.
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https://www.degruyter.com/view/product/176469 (Archiv-Version vom 08.02.2014)
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30.05.2018 um 00:05
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30.05.2018 um 00:05Welches Buch lest ihr gerade?
30.05.2018 um 00:06
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30.05.2018 um 00:09@Ldex97
So ist es. Wenn's immer möglich ist, lese ich. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich den letzten Film gesehen habe. Meine Film-Sucht-Phase hatte ich in den Nuller-Jahren. Jeder Tag ein Film, wenn's möglich war. Dieses Bedürfnis ist gestillt.
So ist es. Wenn's immer möglich ist, lese ich. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich den letzten Film gesehen habe. Meine Film-Sucht-Phase hatte ich in den Nuller-Jahren. Jeder Tag ein Film, wenn's möglich war. Dieses Bedürfnis ist gestillt.
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30.05.2018 um 00:14Narrenschiffer schrieb:So ist es. Wenn's immer möglich ist, lese ich. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich den letzten Film gesehen habe. Meine Film-Sucht-Phase hatte ich in den Nuller-Jahren. Jeder Tag ein Film, wenn's möglich war. Dieses Bedürfnis ist gestillt.Würde auch gern so viel lesen wie du. Ich brauch in etwa 1 - 2 Wochen für ein Buch (je nach Seitenanzahl).
Was mich aber beim Lesen echt nervt ist, dass ich am Abend dabei oft sehr müde werde und (fast) einschlafe.
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30.05.2018 um 12:19Ldex97 schrieb:Was mich aber beim Lesen echt nervt ist, dass ich am Abend dabei oft sehr müde werde und (fast) einschlafe.Drum empfehle ich immer, am Morgen zu lesen, sofern es die Arbeitszeit zulässt. Da ist der Kopf noch frei und das Lesen geht wies Nudelsieben. Zudem bin ich dann den Tag über irgendwie mental "geordneter" und man kann besser zuhören, kommt mir vor.
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30.05.2018 um 12:30Funkystreet schrieb:Drum empfehle ich immer, am Morgen zu lesen, sofern es die Arbeitszeit zulässt. Da ist der Kopf noch frei und das Lesen geht wies Nudelsieben. Zudem bin ich dann den Tag über irgendwie mental "geordneter" und man kann besser zuhören, kommt mir vor.Ich werd's Mal versuchen. Danke ;-)
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02.06.2018 um 00:23Groucho schrieb am 25.05.2018:Austers Meisterwerk.Die ersten 30 Seiten und ich bin schon sowas von angefixt 😊
Viel Spaß damit.
Allerdings werd ich mir wohl einen Stammbaum aufzeichnen müssen. Woran liegt dieser Charme amerikanischer Literatur, ist es die Tradition dieser "Creative Writing" Kurse an allen Schulen und Universitäten?
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02.06.2018 um 00:41towel_42 schrieb:Woran liegt dieser Charme amerikanischer Literatur, ist es die Tradition dieser "Creative Writing" Kurse an allen Schulen und Universitäten?Auster war Schiffsarbeiter, Telefonist, Übersetzer, lebte in Frankreich ... da ist nicht viel Platz für einen Schreiberlings-Kurs.