Jan Assmann - Ägypten. Theologie und Frömmigkeit einer HochkulturEin älteres Buch über die Religionsgeschichte Ägyptens aus dem Jahre 1984 von einem großartig schreibenden Jan Assmann mit sehr vielen übersetzten Textquellen.
Beginnend mit der These, dass Rituale vor den Göttern existierten, wird die frühe ägyptische Götterwelt der Ortsgötter mitsamt der dreigeteilten magischen bzw. göttlichen Welt vorgestellt - der Gott im Himmel (Ba), der Gott im Tempelbild hausend und der leibliche Gott in der Unterwelt - und wie durch rituelle Handlungen durch autorisierte Priester Götter in die menschliche Welt eingreifen können.
Die menschliche Welt ist in Maat (die sinnhafte Ordnung der Welt) und Isfet (die Welt des Mangels, der Krankheit, Gewalt, des Unrechts) geteilt, und der König ist durch den Gott Re eingesetzt, um Maat durchzusetzen und Isfet zu vernichten.
Die oberste Gottheit selbst existiert in drei Erscheinungsformen
Amun: der Weltgott als Ba
Re: das Abbild
Ptah: der (Mumien-)Leib
Dies gilt nicht nur für den obersten Gott, sondern auch für die weiteren Götter im Pantheon bzw. für die Stadtgottheiten, und die Tempel weisen eine gleichartige Struktur auf: das Gottesbild (die Ikone) im Zentrum und mit fünf Ebenen (Schutzebenen) um dieses Bild, das den Gott, der in der Ikone lebt (als Abbild) schützt.
Assmann vergleicht diesen Schutz in einem zeitgenössischen Bild mit einem umgedrehten Atommeiler (das Innere soll vor dem Äußeren geschützt werden).
Nach einer sehr grundlegenden ersten Hälfte schildert Assmann sehr ausführlich den Osiris-Mythos mit Osiris, Isis, Seth (drei Geschwistern) und Horus (dem Sohn von Osiris und Isis) in seiner doppelten Ausführung:
1. den Kampf zwischen Horus und Seth mit seiner Versöhnung
2. der Rache Horus' an seinem Vatermörder Seth
Und immer wieder in den Mythen: Oberägypten, Unterägypten sowie die Vereinigung zu einem Reich gespiegelt in einem übergreifenden Reichsmythos oder einem Reichsgott.
Den Abschluss bildet die 20jährige Ablösung der alten ägyptischen Religion (vor allem Amuns - seine Inschriften werden ausradiert, vernichtet) durch den Stiftungskult des Aton (durchgesetzt durch Echnaton) und die Wiederkehr der alten ägyptischen Götter.
Interessant auf jeden Fall (und Assmann spricht das auch an) die sehr offensichtliche Wiederaufnahme ägyptischer Mythenstrukturen und -erzählungen im Christentum.
Informationen zum Autor:
Wikipedia: Jan Assmannhttp://www.welt.de/print-welt/article708288/Ist-eine-Spiegel-Titelgeschichte-massiv-antisemitisch.htmlhttps://www.perlentaucher.de/essay/monotheismus-und-gewalt.html