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Gedichte: Tragik

2.709 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gedichte, Lyrik, Poesie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Gedichte: Tragik

29.04.2020 um 19:48
Manchmal steh ich vor einem puälenden Dilemma,
Ich werde unfair behandelt wie geschlachtete Lämmer,
Gibt es ein ende dieses Tals oder endet es nie mehr?
Was gibt mein Leben noch her?

Die Farben des Himmels sind so fahl,
Im inneren meines Herzens fühl ich mich so kahl,
Ich verbrenne ab wie ein Baum nach einem Donnerschlag,
Ich sehne mich nach Freiheit wie an einem Donnerstag.

Denn manchmal scheint die Freude so fern zu sein wie ein ferner Stern,
Ich hab die Kilometer nicht gezählt, die zwischen uns sind,
Denn manchmal ist das Glück so von meiner Laune nicht der Kern,
Und ich flehe Gott an das ich fortgetragen werd von einem starken Wind.

Ich will Glück so fühlen wie ein Kind,
Es fühlt sich so schwer an,
Es ist nur das Pech das ich Anzieh und Find,
Ich fühle mich als stände ich an einer Wand.


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Gedichte: Tragik

30.04.2020 um 18:04
Menschliches Elende
Andreas Gryphius

Was sind wir Menschen doch! Ein Wohnhaus grimmer Schmerzen.
Ein Ball des falschen Glücks, ein Irrlicht dieser Zeit,
Ein Schauplatz herber Angst, besetzt mit scharfem Leid.
Ein bald verschmelzter Schnee und abgebrannte Kerzen.

Dies Leben fleucht davon wie ein Geschwätz und Scherzen.
Die vor uns abgelegt des schwachen Leibes Kleid
Und in das Totenbuch der großen Sterblichkeit
Längst eingeschrieben sind, sind uns aus Sinn und Herzen.

Gleich wie ein eitel Traum leicht aus der Acht hinfällt
Und wie ein Strom verscheußt, den keine Macht aufhält,
So muß auch unser Nam, Lob, Ehr und Ruhm verschwinden.

Was itzund Atem holt, muß mit der Luft entfliehn;
Was nach uns kommen wird, wird uns in Grab nachziehn.
Was sag ich? wir vergehn, wie Rauch von starken Winden.


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Gedichte: Tragik

01.05.2020 um 00:48
Scharlachrot ist das Meer in dem mein Herz schwimmt,
Aasgeier sind das Heer das den Berg meines Schmerz erklimmt,
Taugenichtse kommen und saugen mir die Energie aus der Ader,
Aus dem Wald kommen all die bösen Gnome und Seelenessende Mader,
Nierensteine täten weniger weh doch dieser Turbo wird mir nicht gegönnt.

Diesseits ist das Jenseits der Freude,
Einem Taugenichts brauch ich nichts vorheulen,
Vater Trauer baute aus Tränen ein riesen Gebäude,
Ich kann nie mehr Glückseligkeit vortäuschen,
Lebenslust geht fort von mir mit gesenktem Kopf.

Protesen aus Glückseligkeit baute ich um noch Lächeln zu können,
Ein paar glücksmomente zählten zu den wenigen Löhnen,
In diesem Schmerzensaal blieb mir nichts anderes als endlose Herzensqual,
Noch paar Jahre in diesem Modus werden Kostspielig wie ein Nerz und Opal,
Lichtpunkte gibt es nicht für einen Idioten wie mich,
Im Wartesaal bin es ich den man zuerst Aussiebt,
Charakter eine sache, doch Charakter lies mich hängen und im stich,
Hoheitlich ist das wie ich nicht gibt.


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Gedichte: Tragik

01.05.2020 um 10:34
Die tragische Muse
von Franz Grillparzer

Halt ein, Unselige, halt ein!
Wohin verlockst du mich?
Über Berge bin ich gekommen,
Durch Schlünde dir gefolgt,
Kein Pfad ist, wo ich trete, keine Spur –
Fern herauf tönt der Menschen Stimme,
Tönt der Herden fröhliches Geläut
Und des Waldbachs Rauschen;
Ringsum Klippen, wolkennahe Klippen,
Über mir Duft und Nebel,
Lügen Gestalten!

Was willst du? – Steh und rede!
An deiner Seite ein Weib
Gräulichen Anblicks.
Schwarz flattern die Haare,
Schwarz funkeln die Augen,
Schwarz das Gewand – Blut!
Blut an ihrem Gewande,
An dem Dolch, den sie zückt!
Zwei Kinder tot zu ihren Füßen
Und ein Greis und ein Jüngling,
Im Todeskampf verzerrend,
Verwandte, ähnliche Züge;
Um die Schultern aber glänzt es –
Ein Vließ – ein goldstrahlendes Vließ –
Medea! –

Hebe dich weg, Entsetzliche!
Kinder-, Bruder-, Vatermörderin!
Was ist mir gemein mit dir?
Den Vater hab ich kindlich geehrt,
Und als die Mutter starb,
Flossen fromme Tränen
Ihr nach ins unerwünschte Grab.
Was hab ich gemein mit dir?
Mir schaudert. Geh!
Und auch du, die mich hergelockt,
Durch die Leier in deinem Arm
Und den Kranz, den du trägst,
Vom immergrünen Laub, das mich lockt,
Hebe dich weg und laß mich!
Daß ich, den Rückweg suchend,
Heimkehre zu den Meinen.

Aber du schaust mich an?
Mit dem Auge, streng zugleich und innig,
Mit dem seelenbindenden Blick,
Der schon dem keimenden Knaben
Das Spielzeug wand aus den Händen
Und, ablockend vom Kreis der Gefährten,
In einsiedlerische Still ihn bannend,
Das Geschick der Könige
Und der Welt ungelöste, ewige Rätsel
Ihm gab zum ahnungsvollen, ernsten Spiel.
Du schaust mich an und willst nicht gehn?
Winkst mir, zu folgen dir und der Gefährtin,
Medeen, mit dem gräßlichen Blick?
Du nimmst den Kranz vom duftenden Haar
Und setzest ihn aufs Haupt der Entsetzlichen?
Mir den Schmuck, den lohnenden Schmuck!
Du lächelst und winkst?
Folgen soll ich, dann sei gewährt?
Mein Wesen hat kein Schild gen solche Waffen,
Sie haften, deine Pfeile, in der Brust!
Vollendet sei, was begonnen!
Winke nicht mehr, du hast mich gewonnen!

Geh voran! ich folge dir.


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Gedichte: Tragik

01.05.2020 um 11:53
An Kant
von Arthur Schopenhauer

Ich sah Dir nach in Deinen blauen Himmel,
Im blauen Himmel dort verschwand Dein Flug.
Ich blieb allein zurück in dem Gewimmel,
Zum Troste mir Dein Wort, zum Trost Dein Buch. –

Da such' ich mir die Öde zu beleben
Durch Deiner Worte geisterfüllten Klang:
Sie sind mir alle fremd, die mich umgeben,
Die Welt ist öde und das Leben lang.


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Gedichte: Tragik

01.05.2020 um 23:01
... weniger tragisch, aber so wunderschön, dass ich mich erdreiste es hier trotzdem einfach zu hinterlegen.




Durch Liebe ward das Bittre süß und hold,
durch Liebe ward das Kupfer reines Gold,
durch Liebe ward die Hefe rein und klar,
die Liebe bot der Krankheit Heilung dar,
durch Liebe wird belebet, wer entschlafen,
durch Liebe werden Könige zu Sklaven…
Die Liebe macht das tote Brot zur Seele,
macht ewig, die vergängliche, die Seele!

Dschalal ad-Din Muhammad Rumi
Spoiler Dschalal ad-Din Muhammad Rumi (1207 - 1273), zählt zu den bedeutendsten persischsprachigen Dichtern des Mittelalters und gilt als Mitbegründer der islamischen Mystik. Geboren in Balch im heutigen Afghanistan, lebte und wirkte er lange bis zu seinem Tod in Konya, der heutigen Türkei. Zu Zeiten Rumis wurde Anatolien im islamischen Raum, bezogen auf das Byzantinische Reich, als Rum (“[Ost-] Rom”) bezeichnet, daher der Beiname Rumi (Römer). Der Mevlevi-Derwisch-Orden geht auf ihn zurück; von seinen Derwischen und späteren Anhängern wird er Mevlana (Herr/Meister) genannt.
https://www.aphorismen.de/suche?text=Liebe&f_rubrik=Gedichte&seite=3



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Gedichte: Tragik

01.05.2020 um 23:38
Tief ist mein schmerz,
Raum ist zwischen deinem und meinem Herz,
Aus den Augen laufen Tränen,
Unfasbares Leid muss meine Seele stämmen,
Einfach ist diese qual kaum,
Restlos geborgen bin ich nur im Traum.

Tief ist die Last der Qual,
Richtig bitter Schmeckte mein letztes Mahl,
Am anfang war das Tal,
Es bleibt mir treu wie der Strenge Hirte der nur befahl,
Noch immer such ich nach sinn,
Eine ewigkeit quält mich die frage nach dem wohin.


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Gedichte: Tragik

03.05.2020 um 01:20
Nur wer die Sehnsucht kennt...
Johann Wolfgang von Goethe

Nur wer die Sehnsucht kennt,
Weiß, was ich leide!
Allein und abgetrennt
Von aller Freude,
Seh ich ans Firmament
Nach jener Seite.
Ach! der mich liebt und kennt,
Ist in der Weite.

Es schwindelt mir, es brennt.
Mein Eingeweide.
Nur wer die Sehnsucht kennt,
Weiß, was ich leide!


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Gedichte: Tragik

04.05.2020 um 20:49
ende gut, frage.

kann ich irgendetwas für dich tun.
kann ich etwas für dich tun.
kann ich was für dich tun.
kann ich was tun.
kann ich was.
kann ich.
kann ich für dich ich mein für dich.
kann ich mein für dich was.
kann ich da was tun.
kann ich was tun mein ich da für dich so gehts nicht.

kann ich irgendetwas anderes für dich tun.
kann ich irgendetwas anderes ich mein was dir spaß macht.
kann ich ich meine kann ich dir mal eine frage stellen die dir spaß macht.
kann ich mal eine frage für dich stellen die so richtig spaß macht.
oder soll ich das lieber nicht tun.
oder soll ich lieber ich meine soll ich.
oder soll es nicht sein.
oder ist es das schon gewesen.
oder wars das schon.

oder was.

oder was denn.

was ist denn.

was ist denn eigentlich los hier.
was ist denn eigentlich los hier mit.
was ist denn eigentlich hiermit los.
was ist denn das hier für ein saustall.
so gehts aber wirklich nicht.
so macht das keinen spaß hier.
was liegen denn da für leichen rum.
das stinkt ja zum himmel.
das ist ja eine hausgemachte sauerei.
das ist ja eine verwitterung.
das ist ja offenbar eine zumutung.
was liegen denn da für verwilderte leichen rum.
was liegen die da denn rum wenn ich mal fragen darf.
die gehören doch nicht da so rum. die gehören doch in den abfall.
die sind doch tot wenn ich mal fragen darf.
das sind doch leichen wenn ich mal fragen darf.
das sind doch nicht wir wenn ich mal fragen darf.
das sind doch andere wenn ich mal fragen darf.
das sind doch anderer leuts leichen wenn ich mal fragen darf.
die gehören doch verboten hier.
die gehören doch in anderer leuts abfall.
die gehören doch in die wüste.
das ist doch keine welt hier.
das ist doch eine verdrehung.
eine täuschung.
eine maske.
eine miete.
das ist doch eine falsche behauptungstatsache.
das sind doch keine menschenkinder.
das sind doch andere leut.
die sollen mal abhauen hier.
das ist doch kein heimspiel hier.
das ist doch wohl ein witz wenn ich mal fragen kann.
das verjährt sich doch oder
das hört doch mal auf wann oder
das ergibt sich doch wohl selber oder
da muß man doch nicht lange fragen oder
das hört doch alles auf.
das geht aber auch gar nichts.
da kann man nichts mehr ansehen.
das ist ja bedauernlich.
das ist ja zeitverwendung.
ja wortlos
jawohl
ja

wenn ich mal fragen darf

wenn ich mal fragen darf

wenn ich mal


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Gedichte: Tragik

05.05.2020 um 12:51


.... Sprich dich aus, aber rede nicht!


Dunkel ist die Stille, keine Töne wichtig
sprechen darüber, mit irgendwem, nicht richtig,
das Begehren scheint schlicht zu nichtig,
doch meist kennt man sich.... nur flüchtig.

Ketten miteinander fest,... Doppelknoten
sie lösen,... ist nichts für Fachidioten.
Sie sind mehr als schillernd Anekdoten,
Präsente unerwünscht - auch durch Boten.

Schwarzes Loch, dazu erkrankt,
seit Wochen nicht getankt,
Nichts und Niemand sich bedankt,
in Geschichten, blöd, sich stets verrannt.

Reflektierend Urlaub, noch ne ganze Weile,
heutzutage - wozu auch Eile?
... zu verknotet schließlich all die Seile.
Können gegen "mich" ruhig giftig' Pfeile.

Am Apperat des Sprechens, terminlich Zeiten
... jedermann um vor.... sich zu bereiten.
Möchtest "du" mich später..... dann..... begleiten?
"Ach lass die Gerüchte sich doch verbreiten!"

Gründe - dienen stets nicht immer einem Zweck,
Ziele - können auch mal heissen "einfach weg" .
Das Navi futsch... "Ach bitte ey - Leck!"
Liegend auf der Seele.... ein dunkler Fleck.

All Inklusive heisst nicht minder "Friss was steht"
nicht erstrebenswert, wenn gewollt ein anderer Weg.
Auf Fertigfraß "ich" niemals meinen Kopf mehr leg,
"meinen" festen Willen.... stets "ich pfleg.

Eingesperrt, doch ohne Mauern,
.... minder, nicht begründet, zu bedauern
weil überall die Feinde lauern,
selbstgeschaffen, mit meinen Hauern.

Erkenn die Tragik, zwischen Zeilen, Köpfe senkend.
Das Gefängnis falscher Knoten, so verrenkend.
Wem noch trauen - wenn Stille - denkend?
Dem "Ich" zugesteuert - niemals richtig lenkend.

Bah wie grausam, Chinanudeln aus dem Karton
... haben Freiheit einfach mitgenomm'.
Die Pillen, schnöde weiss - keine bunten, nichts gewonn'...
hat "meine" Hölle nun begonn'?

Man soll liebend abholn, da wo ein jener ist
..... und nur damit ihrs wisst....
.... und niemand!! es vergisst....
Ein echt Gefühl ist nichts was sich verpisst.

Doch auszusprechen, man sich nur wagt
... wenn der Human of Trust liebend begabt.
Die Nichtigkeit zu Sprechen, talentiert vermag
... und der letzte ist,...der steht am Grab.

Sich zu finden, mittig, auch im eigenen Sein
stellt dir öfter mal ein Bein.
Tragisch, wenn auch da verknotet - winzig klein
könnte, andere lachen hören, ... werden deine Pein.

Es drückt der Atem, mörderisches Kissen
die Flügel - beginnen zu vermissen.
Können weder fliegen noch gar schützen, wissen
einherrgehend mit schmerzhaft tiefen Rissen.

Kein Happy und auch kein Ende,
nur seelisch trostloses Gelände.
Kein "das wird schon" keine Blende,
.... was "Ich" schöner fände.






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Gedichte: Tragik

05.05.2020 um 16:22

Leise Lieder singe ich dir bei Nacht,
Lieder, die kein sterblich Ohr vernimmt,
noch ein Stern, der etwa spähend wacht,
noch der Mond, der still im Äther schwimmt;

denen niemand als das eigne Herz,
das sie träumt, in tiefer Wehmut lauscht;
und an denen niemand als der Schmerz,
der sie zeugt, sich kummervoll berauscht.

Leise Lieder singe ich dir bei Nacht,
dir, in dessen Aug mein Sinn versank,
und aus dessen tiefem, dunklen Schacht,
meine Seele ewige Sehnsucht trank.

Christian Morgenstern




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Gedichte: Tragik

05.05.2020 um 17:05
Drüben
von Paul Celan

Erst jenseits der Kastanien ist die Welt.

Von dort kommt nachts ein Wind im Wolkenwagen
und irgendwer steht auf dahier...
Den will er über die Kastanien tragen:
»Bei mir ist Engelsüß ein roter Fingerhut bei mir!
Erst jenseits der Kastanien ist die Welt…«

Dann zirp ich leise, wie es Heimchen tun,
dann halt ich ihn, dann muß er sich verwehren:
ihm legt mein Ruf sich ums Gelenk!
Den Wind hör ich in vielen Nächten wiederkehren:
»Bei mir flammt Ferne, bei dir ist es eng…«
Dann zirp ich leise, wie es Heimchen tun.

Doch wenn die Nacht auch heut sich nicht erhellt
und wiederkommt der Wind im Wolkenwagen:
»Bei mir ist Engelsüß und roter Fingerhut bei mir!«
Und will ihn über die Kastanien tragen –
dann halt, dann halt ich ihn nicht hier …

Erst jenseits der Kastanien ist die Welt.


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Gedichte: Tragik

05.05.2020 um 18:06
Der Werwolf
von Christian Morgenstern

Ein Werwolf eines Nachts entwich
von Weib und Kind und sich begab
an eines Dorfschullehrers Grab
und bat ihn: Bitte, beuge mich!

Der Dorfschulmeister stieg hinauf
auf seines Blechschilds Messingknauf
und sprach zum Wolf, der seine Pfoten
geduldig kreuzte vor dem Toten:

"Der Werwolf" - sprach der gute Mann,
"des Weswolfs, Genitiv sodann,
dem Wemwolf, Dativ, wie man's nennt,
den Wenwolf, - damit hat's ein End."

Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,
er rollte seine Augenbälle.
Indessen, bat er, füge doch
zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!

Der Dorfschulmeister aber mußte
gestehn, daß er von ihr nichts wußte.
Zwar Wölfe gäb's in großer Schar,
doch "Wer" gäb's nur im Singular.

Der Wolf erhob sich tränenblind -
er hatte ja doch Weib und Kind!!
Doch da er kein Gelehrter eben,
so schied er dankend und ergeben.


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06.05.2020 um 12:01
klos
von ernst jandl

klos, sein da wo klos?
du gehen rund den knödel
du dann finden den türen
sein drauf stehn >männeken<
du dort treten innen
du dort finden den rinnen
du machen auf den hos.
du wissen was dann tun?
ja ich wissen was dann tun.
so ich gehen rund den knödel
ich dann finden den türen
sein drauf stehn >männeken<
ich dort treten innen
ich dort finden den rinnen
ich machen auf den hos
ich nix finden darinnen.
rasch ich zumachen den hos
rasch ich treten außen
finden den türen neben
sein drauf stehn >fraunen<
sein ich erstaunen
daß in mein leben das
ich haben können vergessen


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Gedichte: Tragik

06.05.2020 um 20:41
Eines hohen Hauses Kind,
Schlank gebaut, wie wenig sind,
Überstrahlt an Schönheit weit
Selbst ihr perlenreiches Kleid;
Doch was hilft es; sie ist falsch.

Schlehen-Augen, Sterne licht!
Amor bildet schön're nicht.
Wo die Blicke hin sie kehrt,
Brennt's, als ob ein Blitz hinfährt;
Doch was hilft es; sie ist falsch.

Hals, wie Alabaster weiß,
Lippen, wie die Rosen heiß,
Kinn, wie Marmor glatt und fein,
Nacken, wie der Schnee so rein;
Doch was hilft es; sie ist falsch.

Stillend, schreibend, ist sie schön,
Schön ihr Sitzen, schön ihr Geh'n,
Lächelnd schön, wie wenn sie weint;
Aller Reiz ist ihr vereint.
Doch was hilft es; sie ist falsch.

Schmeichelnd, lallend, süß im Scherz,
Munter, mutig, lieb ihr Herz,
Viel verheißt ihr Zauberblick,
Beut sie selbst sich, höchstes Glück!
Doch was hilft es; sie ist falsch.

von Ferenc Faludi


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Gedichte: Tragik

06.05.2020 um 20:47

Ich sprach: Wer mich nicht tadelt in's Gesicht,
Macht mich in eigner Schätzung nicht geringer;
Verächtlich ist, wer als Verläumder spricht,
Doch noch verächtlicher der Hinterbringer;
Denn der Verläumder schießt den gift'gen Pfeil
Unschädlich ab, weil hinter meinem Rücken –
Der Hinterbringer nimmt ihn auf in Eil'
Und kommt, ihn freundlich mir in's Herz zu drücken.

von Friedrich von Bodenstedt




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Gedichte: Tragik

07.05.2020 um 10:05
monologisch dialogisch


Ist dumm glücklich? - geht vorbei
Ist fleißig tüchtig? - ist allerlei
Ist klug berüchtigt? - vielerlei
Ist ehrlich flüchtig? - wird Keilerei
Ist traurig süchtig? - folgt Raserei

Stellst DU dich diesen Fragen, wirds dir keiner sagen.
Fährst DU nur deinen Wagen, wirds kein anderer sich wagen.
Hast du Blut in deinem Magen, wirst du drüber nicht mehr klagen.

Bist DU genug? - und hast von diesen Tagen?
Bist DU denn klug? - und machst was sie dir sagen?

Totales Chaos? - auch in Ordnung dieser Zeile?
Nimmst du Reissaus? - auch in Pause dieser Weile?

Macht dumm glücklich? Bist du tüchtig?
Macht fleißig tüchtig? Bist du berüchtigt?
Macht klug berüchtigt? Bist du flüchtig?
Macht ehrlich flüchtig? Bist du süchtig?
Macht traurig süchtig? Bist du glücklich?

Denkst du eckig oder bahnig?
Humor... dreckig oder tranig?
Hasst du ständig oder garnicht?
Bist du wendig oder starrig?

Hast du Fragen? An dich, an mich - sind wir die gleichen?
Kannst du das tragen? Für dich, für mich - wird das reichen?
Willst du was sagen? Zu dir, zu mir - soll ich entweichen?
Sollte uns was plagen? Im Keller 1000 Leichen?

Macht dumm glücklich? Bist du flüchtig?
Macht fleißig tüchtig? Bist du süchtig?
Macht klug berüchtigt? Bist du glücklich?
Macht ehrlich flüchtig? Bist du tüchtig?
Macht traurig süchtig? Bist du berüchtigt?

Biste Federvieh bei Nacht? Haste jetzt gelacht?
Kannst es besser lesen als es jeder macht?
Ist dein Job, über Wald und Maus, die Wacht?
Da kommt nix zurück, wie ichs mir dacht?

Bin ich, bist du, ein 2 Personen Selbstgespräch?
Spreche ich mit dir, wie du mit mir, im Kopf-"Geheech"?
Sind wir uns eins? Oder nich? Sprich!
Wirst du mir in die diesen Tagen eine Antwort sagen?

Bin ich glücklich?
Bin ich tüchtig?
Bin ich berüchtigt?
Bin ich flüchtig?
Bin ich süchtig?


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Gedichte: Tragik

07.05.2020 um 10:05
Die Krähen behaupten,
eine Krähe genüge
den Himmel zu zerstören.

Das ist zweifellos,
beweißt jedoch nichts
gegen die Unsterblichkeit
des Himmels.

- Frei nach Kafka


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Gedichte: Tragik

07.05.2020 um 10:12
wetterverhältnisse

es schneit, dann fällt der regen nieder,
dann schneit es, regnet es und schneit,
dann regnet es die ganze Zeit,
es regnet und dann schneit es wieder.


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Gedichte: Tragik

07.05.2020 um 10:42

die Uhr

Kannst zurückdrehen jawohl, doch nie die Zeit.
2 Zeiger willenlos,
vor zurück vor zurück, die Zeit sie bleibt.
Egal wo hängt und in Form vieler
... ja auch beim Drogendealer
Die Uhr, kann lügen wie ne große,
nicht die Zeit, macht stets die gleiche Soße.
Immer rauf rauf immer schön die Treppe rauf,
nimmt das Übel seinen Lauf.
Frodo fast gefressen von einer Spinne,
ekelhaft wie Urin in Rinne.
Ich hasse diese Viecher noch mehr wie Uhren,
diese dünnbeinigen Huren.
Doch überleben tapfer gar die Zeit,
von... bis.. und sogar seit.
Im nächsten Leben werd ich Stein,
ja genauso soll es sein.
Seele dafür hab ich schon,
fehlt nur noch Körperklon.
Dann ist die Zeit mir völligst rille,
keine Storys bittre Pille.
Ich lieg rum, wissend dumm,
ein Biechen summt herum :lv:
Entspannung pur,
... in der Natur.

Will mir Zeit egal sein lassen
und Uhren weiter hassen!




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