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Gedichte: Tragik

2.709 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gedichte, Lyrik, Poesie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Gedichte: Tragik

06.02.2018 um 20:53
Stille Tränen

Stille Tränen geweint
Still und mit sich allein,
still und stumm, doch ihr Herz schreit,
still und stumm, viele heißeTränen gweint.

Blutend ihr Herz, ihre Seele krank,
Wortlos starrt sie auf die gegenüber liegende Wand,
fest verschlossen ihr Mund,
und sie bleibt lieber stumm,
frißt alles in sich hinein,
und bleibt mit ihren Schmerz und ihrer Sehnsucht allein.

Schnerz und Sehnsucht, das jemand sie versteht,
Schmerz und Sehnsucht, das jemand in ihre Augen sieht,
die ausgebrannt sind und leer
und ,von Hoffnungslosigkeit gequält
doch weinen kann und will sie nicht sie nicht mehr.

Dunkel und grau ihr die Welt erscheint,
sie möchte so gern ein Kind der Sonne sein,
sie starrt auf die Wand
stumm und leer,
ausgebrannt, nur eine Hülle, mehr ist sie nicht mehr.

Eine Hand die ihre hält,
die sie auffängt, wenn sie zu fallen droht,
in den Abgund der vor ihr liegt,
schwarz und undendlich und so tief,
und nun rinnen unbemerkt Tränen über ihr Gesicht,
der Abgrund lockt, "komm füchte Dich nicht",
hier findest Du Deine Ruh, mache einfach deine Augen zu,
Deine Tränen verwandel ich in blutende Rubinen,
komm zu mir hier findest Du Frieden.

Stille Tränen geweint
Still und mit sich allein,
sill und stumm, doch ihr Herz schreit,
still und stumm, sie keine Träne mehr weint.
Die Augen geschlossen, und während sie fliegt,
liegt ein Lächeln auf ihrem Gesicht.


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Gedichte: Tragik

24.05.2018 um 11:38
Danke @Sharasa sehr schöne Gedichte!
Youtube: Mascha Kaléko - Blatt im Wind
Mascha Kaléko - Blatt im Wind
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Mascha Kaléko – „Blatt im Wind“ aus dem Gedichtband „In meinen Träumen läutet es Sturm“

BLATT IM WIND

Lass mich das Pochen deines Herzens spüren,
Dass ich nicht höre, wie das meine schlägt.
Tu vor mir auf all die geheimen Türen
Da sich ein Riegel vor die meinen legt.
Ich kann es, Liebster, nicht im Wort bekennen,
Und meine Tränen bleiben ungeweint,
Die Macht, die uns von Anbeginn vereint,
Wird uns am letzten aller Tage trennen.
All meinen Schmerz ertränke ich in Küssen.
All mein Geheimnis trag ich wie ein Kind.
Ich bin ein Blatt, zu früh vom Baum gerissen.
Ob alle Liebenden so einsam sind?


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Gedichte: Tragik

08.06.2018 um 14:35

Alptraum

Die Kinder der Nacht sind schon erwacht
und haben sich auf ihren Weg gemacht
Sie tanzen ihren Reigen...
wiegen sich in Blättern und Zweigen.


Sie kriechen hervor aus düsterem Reich..
erloschen ist jede Hoffnung so gleich.
Sie greifen nach mir und tragen mich fort
an einen fernen dunklen Ort.


Dorthin wo ich am Abgrund stand
nie wieder Schlaf noch Ruhe fand..
Ins Alptraum Land.




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Gedichte: Tragik

27.11.2018 um 04:52
Kleines Solo Erich Kästner

Einsam bist du sehr alleine.
Aus der Wanduhr tropft die Zeit.
Stehst am Fenster. Starrst auf Steine.
Träumst von Liebe. Glaubst an keine. Kennst das Leben.
Weißt Bescheid. Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.

Wünsche gehen auf die Freite.
Glück ist ein verhexter Ort.
Kommt dir nahe. Weicht zur Seite.
Sucht vor Suchenden das Weite.
Ist nie hier. Ist immer dort.
Stehst am Fenster. Starrst auf Steine.
Sehnsucht krallt sich in dein Kleid.
Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.

Schenkst dich hin. Mit Haut und Haaren.
Magst nicht bleiben, wer du bist.
Liebe treibt die Welt zu Paaren.
Wirst getrieben. Musst erfahren,
dass es nicht die Liebe ist ...
Bist sogar im Kuss alleine.
Aus der Wanduhr tropft die Zeit.
Gehst ans Fenster. Starrst auf Steine.
Brauchtest Liebe. Findest keine.
Träumst vom Glück. Und lebst im Leid.
Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.


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Gedichte: Tragik

11.04.2020 um 23:49
Aus aktuellem Anlass:


Immer enger, leise, leise
Ziehen sich die Lebenskreise,
Schwindet hin, was prahlt und prunkt,
Schwindet hoffen, hassen, lieben,
Und ist nichts in Sicht geblieben
Als der letzte dunkle Punkt.


Theodor Fontane


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Gedichte: Tragik

18.04.2020 um 13:32
"Der nächtliche Wanderer"
von Friedrich Hölderlin

Hu! der Kauz! wie er heult,
wie sein Furchtgeschrei krächt
Erwürgen - ha! du hungerst nach erwürgtem Aas
Du naher Würger komme, komme.

Sieh! er lauscht, schnaubend Tod -
Ringsum schnarchet der Hauf
Des Mordes Hauf, er hörts, er hörts, im Traume hört' ers
Ich irre Würger, schlafe, schlafe.


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Gedichte: Tragik

19.04.2020 um 12:58
@KimByongsu

Beim ersten Lesen musste ich sehr lachen und dachte: was für ein Mist. Aber als ich es langsam und mehrmals gelesen hatte und auseinandergenommen habe was er meint hat sich ein Bild aufgebaut, und das Gefühl nachts allein zB im Wald herumzuwandern und Angst zu haben kenne ich auch. Da habe ich erst verstanden worüber er geschrieben hat.

Danke dafür. Hab vorher noch nichts von Hölderlin gelesen, hab nur in anderem Zusammenhang mal gehört dass er schizophren gewesen sein soll. Das hat gerade mein Interesse geweckt, bei Wiki liest man ganz interessante Einträge über ihn und die Beurteilung seiner Lyrik auch im Hinblick auf seine Krankheit, das ist wirklich interessant.

Er [Treichler] lehnt ausdrücklich eine Psychiatrisierung des künstlerischen Schaffens ab, also die Annahme, „daß, weil künstlerische Produkte von einem kranken Menschen stammen, diese deshalb niedriger oder auch höher eingeschätzt werden dürfen“.

Das hier fand ich auch witzig: Auch wenn Hölderlin sich sicherlich unliebsame Menschen durch ein Übertreiben der eigenen Verrücktheit vom Leib gehalten haben mag, geht die Leugnung seiner schweren psychischen Erkrankung zu weit.

Bin jetzt jedenfalls neugierig darauf geworden was Hölderlin sonst noch so geschrieben hat.;)


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23.04.2020 um 20:05
nach Hause kommen
von Ernst Jandl

öffnet die tür sich
lacht sich entgegen
umarmt sich
küsst sich
springt an sich hoch als das kind
springt an sich hoch als der hund
streichelt sich den kopf
nimmt die tasche sich aus der hand
hilft sich aus dem mantel
erzählt sich was alles war draussen
hört sich zu wie alles war zuhaus


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Gedichte: Tragik

23.04.2020 um 20:11
@KimByongsu
Das Gedicht hat zu Studienzeiten mal ein Professor - man muss schon fast sagen - aufgeführt. Ein wirklich bemerkenswert wahnsinniges Gedicht.


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Gedichte: Tragik

23.04.2020 um 20:14
Mein Lieblingsgedicht ist wohl zweifellos und mit großem Abstand das Gedicht "Kleines Gedicht für große Stotterer" von Kurt Schwitters. Man muss es unbedingt laut und "leidenschaftlich" lesen.

Kleines Gedicht für große Stotterer
von Kurt Schwitters

Ein Fischge, Fisch, ein Fefefefefischgerippe
Lag auf der auf, lag auf der Klippe.
Wie kam es, kam, wie kam, wie kam es
Dahin, dahin, dahin?

Das Meer hat Meer, das Meer, das hat es
Dahin, dahin, dahingespület,
Da llllliegt es, liegt, da llllliegt, llliegt es
Sehr gut, sogar sehr gut!

Da kam ein Fisch, ein Fefefefefisch, ein Fefefefefefe-Fefefefefefe-
(schriller Pfiff) feFe feFe feFe feFefischer,
Der frischte, fischte frische Fische.
Der nahm es, nahm, der nahm, der nahm es
Hinweg, der nahm es weg.

Nun llllliegt die, liegt, nun llliegt die Klippe
Ganz o o o ohne Fischge Fischgerippe
Im weiten, weit, im We Weltenmeere
So nackt, so fufu furchtbar nackt.


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Gedichte: Tragik

24.04.2020 um 03:17
@Lexter

Schwitters ist natürlich klasse, aber Hugo Ball ist auch nicht schlecht... Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang daran, dass ich mich, gegen Ende des letzten Jahrhunderts, einmal seinetwegen furchtbar erschrocken habe. Ich war damals Referendar in Schwerin und bewohnte eine Erdgeschosswohnung in der Wittenburger Straße. Schon damals schlief ich gerne bei offenem Fenster. Mein Schlafzimmer lag nach hinten heraus und sein Fenster öffnete sich zu einem ruhigen Hinterhof, an den ein stiller nächtlicher Schulhof anschloss, sodass ich mich völlig sicher fühlte... bis ich irgendwann nachts erwachte und kaum glauben konnte, was ich da -scheinbar von draussen, unmittelbar vor dem Fenster - hörte...Mir sträubten sich die Nackenhaare:

jolifanta bambla o falli bambla
grossiga mpfa habla horem
egiga goramen
higo bloiko russula huju
hollaka hollala
anlogo bung
blago bung
blago bung
bosso fataka
u uu u
schampa wulla wussa olobo
hej tata gorem
eschige zunbada
wulubu ssubudu ulu wassubada
tumba bahumf
kusa gauma
bahumf

Ich glaubte einen Moment, meinen Ohren nicht trauen zu können, prüfte, ob ich noch träumte, stellte fest, dass ich wach war und vermutete einen schrecklichen Moment lang, ein wahnsinniger Cthulu-Priester würde vor meinem unheilvollerweise weit geöffneten Fenster Rituale veranstalten...

Nach einem kurzen Moment der Stille sagte dann ein Radioansager: "Sie hörten...das Gedicht 'Die Karawane' von Hugo Ball..."

Ich hatte wohl beim Einschlafen mein Radio angelassen...


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Gedichte: Tragik

24.04.2020 um 08:53
@KimByongsu

Das ist tatsächlich eine sehr amüsante Geschichte - glücklicherweise hatte sich kein Cthulhu-Priester unter deinem Fenstersims verschanzt. "Karawane" ist natürlich ein absoluter Klassiker der Lautgedichte und ohnehin abendfüllendes Programm im Studium gewesen. Ich muss gestehen, dass mir die jandl'schen Lautgedichte mit zunehmendem Alter, immer besser gefallen. Besonders die assoziative Kraft seiner Titelwahl beeindruckt mich immer wieder. Er selbst verstand sie ja schlicht als "Anleitung" für das entsprechende Gedicht. Hier mal ein fröhlicher Jandl.

eulen

bist eulen
ja
bin eulen
ja ja
sehr eulen

bist auch eulen
ja
bin auch eulen
sehr eulen
ja ja

will aber nicht mehr eulen sein
bin schon zu lang eulen gewesen

will auch nicht mehr eulen sein
bin auch schon zu lang eulen gewesen

ja
mit dir da
mit dir da auch
bin nicht mehr eulen ja
bin nicht mehr eulen auch
ja ja
ja ja auch

doch wer einmal eulen war
der wird eulen bleiben immer
ja

ja ja


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24.04.2020 um 11:37
von tauben
von Ernst Jandl

wie oft-oft
sein ich gesessen vorn vom
weißen papieren und nicht
gefüllen sich haben mit lettern und wörtern den
weißen papieren sondern
weißen geblieben es sein;
sondern weißen geblieben es sein. oft-oft
weißen geblieben es sein;
weißen geblieben-weißen geblieben
es sein-es sein. oft-oft
weißen geblieben es sein.

und dann sein rauskommen
gleich forzen übeln ein duft. und ich
auff machen den wind augen (fenestram)
und sein rein-kommen der tauben, vogel-tauben
SCHREIN! und ich sagen haben: sssss-
sein

ölig in seh monin', wähli wähli ölig
wähli wähli ölig in seh monin'..


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24.04.2020 um 12:01
»Ach, und ich dachte«
von Ernst Jandl

Ach, und ich dachte
wenn ich dich liebe
Könnte ich sein
Dürfte ich leben -
Narren denken so!
Schurken denken so!


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25.04.2020 um 13:00
blumen am fenster

unter einer masse, die mich nase
meine mutter hat gelehrt zu nennen
wölbt sich eine masse, die mich kinn
meine mutter hat gelehrt zu nennen

zwischen beiden liegt die weiche masse
die ich spalte und zusammenpresse
wenn ich mich entfalte und vergesse
pelargonien und kapuzinerkresse

- Ernst Jandl


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25.04.2020 um 16:14
An Anna Blume

Oh Du, Geliebte meiner 27 Sinne, ich liebe Dir!
Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, ---- wir?
Das gehört beiläufig nicht hierher!
Wer bist Du, ungezähltes Frauenzimmer, Du bist, bist Du?
Die Leute sagen, Du wärest.
Laß sie sagen, sie wissen nicht, wie der Kirchturm steht.
Du trägst den Hut auf Deinen Füßen und wanderst auf die Hände,
Auf den Händen wanderst Du.
Halloh, Deine roten Kleider, in weiße Falten zersägt,
Rot liebe ich Anna Blume, rot liebe ich Dir.
Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, ----- wir?
Das gehört beiläufig in die kalte Glut!
Anna Blume, rote Anna Blume, wie sagen die Leute?
Preisfrage:
1. Anna Blume hat ein Vogel,
2. Anna Blume ist rot.
3. Welche Farbe hat der Vogel?
Blau ist die Farbe Deines gelben Haares,
Rot ist die Farbe Deines grünen Vogels.
Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid,
Du liebes grünes Tier, ich liebe Dir!
Du Deiner Dich Dir, ich Dir, Du mir, ---- wir!
Das gehört beiläufig in die ---- Glutenkiste.
Anna Blume, Anna, A----N----N----A!
Ich träufle Deinen Namen.
Dein Name tropft wie weiches Rindertalg.
Weißt Du es Anna, weißt Du es schon,
Man kann Dich auch von hinten lesen.
Und Du, Du Herrlichste von allen,
Du bist von hinten, wie von vorne:
A------N------N------A.
Rindertalg träufelt STREICHELN über meinen Rücken.
Anna Blume,
Du tropfes Tier,
Ich-------liebe-------Dir!

- Kurt Schwitters


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25.04.2020 um 23:42
Mein Herz schreit nach dir,
Sei für mein Herz ein Bier,
Mein Herz will zu dir,
Kämpf um mein Herz wie ein Stier.

Ich will liegen neben dir,
Bitte sei neben mir,
Du hast keine lust zu legen neben mir,
Trotzdem will ich liegen neben dir.

Leben ohne dich ergibt keinen Sinn,
Ich spüre den Schmerz des Verlust so tief in mir,
Wo nur ist der Sinn hin,
Ich spüre den Schmerz des Verslust sehr tief in mir.

Was lief mit uns schief,
War es dass ich nicht genug nach dir rief?
War es für uns zu viel?
Wa lief nur schief frage ich mich.


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Gedichte: Tragik

29.04.2020 um 12:11
@Photographer73
Spoiler Wow! Das geht dermaßen unter die Haut, dass ich keine Worte für den Dank finde, dafür das du mich auf Poe gestoßen hast. Was mir da all die Jahre einfach durchgerutscht ist, ich ärgere mich richtig darüber- wenngleich ich froh bin, das jetzt gemeinsam entdecken zu können :) Danke danke danke :kiss:


Annabel Lee
BY EDGAR ALLAN POE

It was many and many a year ago,
In a kingdom by the sea,
That a maiden there lived whom you may know
By the name of Annabel Lee;
And this maiden she lived with no other thought
Than to love and be loved by me.

I was a child and she was a child,
In this kingdom by the sea,
But we loved with a love that was more than love—
I and my Annabel Lee—
With a love that the wingèd seraphs of Heaven
Coveted her and me.

And this was the reason that, long ago,
In this kingdom by the sea,
A wind blew out of a cloud, chilling
My beautiful Annabel Lee;
So that her highborn kinsmen came
And bore her away from me,
To shut her up in a sepulchre
In this kingdom by the sea.

The angels, not half so happy in Heaven,
Went envying her and me—
Yes!—that was the reason (as all men know,
In this kingdom by the sea)
That the wind came out of the cloud by night,
Chilling and killing my Annabel Lee.

But our love it was stronger by far than the love
Of those who were older than we—
Of many far wiser than we—
And neither the angels in Heaven above
Nor the demons down under the sea
Can ever dissever my soul from the soul
Of the beautiful Annabel Lee;

For the moon never beams, without bringing me dreams
Of the beautiful Annabel Lee;
And the stars never rise, but I feel the bright eyes
Of the beautiful Annabel Lee;
And so, all the night-tide, I lie down by the side
Of my darling—my darling—my life and my bride,
In her sepulchre there by the sea—
In her tomb by the sounding sea.


Gänsehaut:
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Gedichte: Tragik

29.04.2020 um 15:19
@Streuselchen

Sehr gerne. :kiss: Poe begleitet mich schon ziemlich lange, seine Gedichte und Geschichten mochte ich schon in meiner Jugendzeit, auch wenn ich sie erst im Erwachsenenalter wirklich verstehen und würdigen konnte. Ähnlich einem Lord Byron, wirkte Poe immer sehr rastlos und getrieben auf mich. Vielleicht mag ich deswegen auch "Die Schlafende" sehr gerne, auch wenn das Werk an sich sehr unruhig zu lesen ist.
Die Schlafende

In tiefe Junimitternacht
Der mystische Mond herniederwacht.
Einschläfernde Nebel dunsten leise
Heraus aus seinem goldnen Kreise
Und triefen sanft wie Schlummerlieder
Tropfen um Tropfen sachte nieder
Auf Höhen, schimmernd wie Opal,
Und in das allumfassende Tal.
Auf einem Grab nickt Rosmarin,
Träg lehnt die Lilie drüber hin.
Von leerem Nebel überdacht
Fault die Ruine hinein in Nacht.
Wie Lethe sieh den Weiher ruhn,
Scheint tiefen, tiefen Schlaf zu tun,
Nicht um die Welt erwachte er nun.
Alle Schönheit schläft! - und ach! wo liegt
(Ihr Fenster den Himmeln geöffnet) - wo liegt
Irene, vom Schicksal eingewiegt!



O Schönste! - ach! ich steh′ betroffen:
Das Fenster weit dem Nachtwind offen?
Die Lüfte fallen im Mondenschein
Vom Baum herab durchs Gitter ein -
Sie flüchten flüsternd wie Geisterschar
Durch dein Gemach und stoßen gar
Am Bett den bunten Baldachin
So schaurig her, so schaurig hin
Über des Auges geschlossene Glut,
Darunter die schlummernde Seele ruht,
Daß Schatten gleich Gespenstern weben
Und Wand und Boden irr beleben.
O liebe Dame, banget dir?
Warum und was nur träumst du hier?
Gewiß, du kamst von fernstem Meer,
Ein Wunder, in diesen Garten her!
Seltsam deine Blässe! Seltsam dein Kleid!
Die Locken länger als jederzeit!
Seltsam die düstere Feierlichkeit!


Sie schläft! Und wie sie dauernd ruht,
So ruhe sie auch tief! Und gut
Hab Himmel sie in heiliger Hut!
Heiliger sie jetzt und der Raum,
Schwermütiger sie als je ihr Traum.
O Gott! laß nie ihren Schlaf vergehn,
Ihr Auge nie sich öffnen und sehn,
Indes die Gespenster vorüberwehn!


Meine Liebe, sie schläft! Wie dauernd sie ruht,
So ruhe sie auch tief und gut;
Leis krieche um sie die Würmerbrut!
Mög fern im Forst, in Düster und Duft,
Für sie sich auftun eine Gruft -
Eine Gruft, die oft das schwarze Tor
Aufwarf vor bangem Trauerchor,
Triumphierend über den Wappenflor
Der Toten aus ihrem erhabenen Hause -
Eine Gruft, entlegen wie Einsiedlerklause,
Deren Tor ihr einst beim kindlichen Spiel
Für manchen Stein gedient als Ziel -
Ein Grab, aus dessen tönendem Tor
Sie nimmermehr zwingt ein Echo hervor,
Das dröhnend dem Kind in die Ohren rollte,
Als sei es der Tod, der da drinnen grollte.


Edgar Allan Poe



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Gedichte: Tragik

29.04.2020 um 15:37
@Photographer73

Ich finde garnicht, dass es sich unruhig liest, eher wie vom liebenden Tod persönlich geküsst um sie nie wieder zu verlieren. Ich habe jede Zeile für sich genommen und die Zwischenzeilen auf mich wirken lassen - und auf mich strahlt es absolute Ruhe aus.
Wir sollten es uns gegenseitig einmal vorlesen und staunen wie unterschiedlich Gedichte gelesen werden können :)
Also ich muss wirklich sagen, umso tiefer ich in Poe eintauche, desto besser verstehe ich ihn auch. Find ich ganz großartig, die neue düstere Welt. :lv:



An Frances S. Osgood
E.A. Poe

Du willst, daß man dich liebt, so weiche
Nie davon, was dein Wesen ist.
Bleibe nur immerdar die Gleiche,
Sei nichts, was du nicht wirklich bist.
Dann wird auch deine sanfte Weise,
Die mehr als Schönheit noch besticht,
Verleiten alle Welt zum Preise
Und Liebe werden – eine Pflicht.


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