@TussineldaNel ist aber doch von Anfang an auf premeditated murder immer in Kombination mit einem Streit gegangen. Wenn ein Streit immer zwingend eine Planung ausschließen würde, wäre das wohl ziemlich dämlich von ihm, oder? Ich gehe davon aus, dass dieser Automatismus „Streit = keine Planung“ nicht gilt, sondern es auf die Gesamtumstände der Tat ankommt.
Es soll eine Abgrenzung zwischen unkontrollierten Spontantaten, die impulsiv aus der Hitze eines Gefechts resultieren, und überlegten Handlungen vorgenommen werden. Die geplanten Taten gelten als noch verwerflicher und sollen daher härter bestraft werden. Häufig wird es so sein, dass sich aus einem Streit heraus eine Kurzschlussreaktion entwickelt und sich eine Tathandlung aus dem Eifer des Gefechts ergibt. In dem Fall fehlt es an einer Planung der Tat. Daher kann ein Streit ein mögliches Indiz für das Fehlen der notwendigen Planung sein. Das gilt aber natürlich nicht, wenn die Gesamtumstände der Tat deutlich machen, dass sehr wohl ein überlegtes Handeln vorliegt. Ein der Tat vorausgehender Streit muss daher nicht immer eine Planung zwingend ausschließen. Entscheidend ist vielmehr die Frage, ob der Täter dennoch planvoll und überlegt vorgegangen ist. Dazu muss man sich alle Aspekte der Tatbegehung ansehen.
Meiner Meinung nach ergeben sich im Fall von OP dabei durchaus einige Umstände die für ein berechnendes und überlegtes Handeln sprechen:
OP musste sich zunächst seine Waffe unter dem Bett hervorholen, er musste sie aus dem Holster nehmen, entsichern und musste sein Opfer dann verfolgen. Dazu war ein längerer Weg über mehrere Ecken vom Bett bis ins Badezimmer zurückzulegen. Er hat viermal geschossen, musste sich nach jedem Schuss stabilisieren und die Waffe neu ausrichten. Nach den bisherigen Erkenntnissen gab es zumindest zwischen dem ersten und dem zweiten Schuss eine längere Pause. Die Schüsse stoppten, als die Schreie verstummten. Das alles spricht für mich durchaus für ein zielgerichtetes und überlegtes Vorgehen, nachdem die Entscheidung getroffen wurde, die Waffe einzusetzen und zu töten – keine spontane Reaktion aus der Hitze des Gefechts.
Ich würde es daher für gut vertretbar halten, wenn es zu einer Verurteilung als premeditated murder kommt. Und zwar selbst dann, wenn man ihm seine Intruder-Geschichte abkauft. Denn auch hier hat er sich bewusst bewaffnet und die Konfrontation gesucht. Er hat bewusst verschwiegen, dass er eine Waffe bei sich hat und schießen wird; auch auf einen Warnschuss hat er bewusst aus Gründen des Selbstschutzes verzichtet. Stattdessen fordert er den Einbrecher auf, das Haus zu verlassen. Er selbst ging (angeblich) davon aus, dass der Einbrecher über die Leiter durch das Badezimmerfenster ins Haus gelangt ist. Der Rückweg müsste daher auch auf diese Weise erfolgen. Damit war klar, dass ein Einbrecher zunächst wieder die Toilette durch die Tür verlassen muss, um zu seiner Leiter zu gelangen. Als sich der vermeintliche Einbrecher dann aber – der Aufforderung OPs folgend – scheinbar auf den Weg macht und die Tür öffnen möchte, wird er prompt von 4 Kugeln durchsiebt. Das halte ich ebenfalls für einen sehr perfiden Angriff, bei dem dem Opfer keine Überlebenschance eingeräumt wurde.