Oscar Pistorius, das Model, der Valentinstag und das war dann Notwehr
20.02.2013 um 13:56Fall Pistorius: "Unablässiges Geschrei" in der Tatnacht
Die Aussichten des mordverdächtigen Oscar Pistorius auf eine Freilassung gegen Kaution verdüstern sich: Die Polizei sieht Fluchtgefahr, sie fand Testosteron und illegale Munition bei dem Paralympics-Star. Laut Staatsanwalt berichtete ein Zeuge von einem heftigen Streit zwischen dem Sportler und dessen Freundin in der Tatnacht.
Pretoria - Es ist ein wichtiger Tag für den wegen Mordes angeklagten Oscar Pistorius: Das Magistratsgericht in Pretoria soll entscheiden, ob der Paralympics-Star auf Kaution freikommt. Doch am zweiten Tag der Anhörung verschlechtern sich die Chancen des Sportlers, nicht im Gefängnis auf seinen Prozess warten zu müssen, zunehmend.
Die Ermittlungsbehörden sind gegen eine Freilassung des Beschuldigten auf Kaution: Bei dem Paralympics-Star bestehe Fluchtgefahr, sagte der leitende Polizeiermittler Hilton Botha am Mittwoch vor Gericht. Pistorius besitze ausländische Konten und habe eine Immobilie in Italien
Die Staatsanwaltschaft berichtete von einem Zeugen, der aus dem Haus von Pistorius in der Tatnacht "unablässiges Geschrei" gehört haben soll. Das steht im Widerspruch zu der Aussage des Sportlers: Der Abend sei gut verlaufen, das Paar sei gegen 22 Uhr eingeschlafen, hatte Pistorius am Dienstag angegeben.
Pistorius hat zugegeben, in der Nacht des Valentinstags seine Freundin Reeva Steenkamp erschossen zu haben, bestreitet aber, sie absichtlich getötet zu haben. Er habe durch eine verschlossene Toilettentür geschossen, weil er glaubte, dort befände sich ein Einbrecher, versicherte er in einer eidesstattlichen Erklärung. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 26-Jährigen Vorsatz vor und hat ihn wegen Mordes angeklagt.
Schüsse, Schreie, weitere Schüsse
Staatsanwalt Gerrie Nel erklärte am Vormittag vor dem Gericht in Pretoria, ein Zeuge habe zwischen 2 und 3 Uhr morgens gehört, wie sich das Paar "ohne Unterbrechung" gestritten habe. Der Ermittler Botha sagte, der ungenannte Zeuge habe Schüsse gehört. Daraufhin sei er auf seinen Balkon getreten und habe gesehen, dass bei Pistorius im Haus Licht gebrannt habe. "Dann hörte er eine Frau zwei- oder dreimal schreien, dann weitere Schüsse."
Vier Schüsse seien auf die Toilettentür abgefeuert worden, berichtete Botha. Dem Ermittler zufolge wusste Pistorius, dass seine Freundin im Badezimmer war. Die Schüsse hätten klar die Toilettenschüssel als Ziel gehabt. Die Verletzungen Steenkamps zeigten, dass sie jedoch nicht auf der Toilette gesessen habe, sondern sich in verschiedenen Positionen in dem 1,40 mal 1,14 Meter großen Raum aufgehalten habe. Die Beamten gehen davon aus, dass Pistorius zusätzlich einen Cricket-Schläger benutzt habe, um die Tür einzuschlagen.
Botha hatte das Opfer um 4.15 Uhr in der Tatnacht aufgefunden. "Sie trug weiße Shorts und ein schwarzes Unterhemd", so Hilton Botha vor Gericht. Die Leiche der 29-Jährigen sei mit Handtüchern bedeckt gewesen.
Testosteron, Injektionsnadeln und illegale Munition gefunden
Dem Beamten zufolge wurden im Schlafzimmer Testosteron und Injektionsnadeln gefunden. Pistorius habe außerdem illegal Munition vom Kaliber .38 in einem Tresor in seinem Schlafzimmer aufbewahrt, sagte Botha weiter. Der beinamputierte Läufer habe keine Lizenz für eine entsprechende Waffe.
Das Sexualhormon steht den Ermittlern zufolge auf der Liste der Substanzen, die vom Internationalen Olympischen Komitee verboten sind. Dagegen erklärte ein Verteidiger von Pistorius, die gefundene Substanz sei ein "pflanzliches Heilmittel", das Pistorius nehmen dürfe und genommen habe.
Die Anwälte des südafrikanischen Sportlers hoffen auf eine Freilassung ihres Mandanten. Allerdings hatte das Gericht am ersten Tag der Anhörung bereits die Klage der Staatsanwaltschaft auf "vorsätzlichen Mord" zugelassen. Bei diesem Anklagepunkt wird in Südafrika selten jemand auf Kaution freigelassen.
Sollte die Anhörung in dem Mordfall auch noch am Donnerstag fortgesetzt werden, wird der Richter erneut entscheiden müssen, wo Pistorius inhaftiert wird. Bisher ist er in einer Zelle des Brooklyn-Polizeireviers in Pretoria untergebracht. Üblicherweise werden Mordverdächtige in ein Untersuchungsgefängnis gebracht.
Südafrikas Sportminister Fikile Mbalula warnte vor einer Vorverurteilung des Angeklagten. "Wir rufen unsere Mitbürger auf, das Prinzip der Unschuldsvermutung bis zum Beweis des Gegenteils hochzuhalten", hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung. Die Prinzipien des Rechtsstaats müssten unbedingt gewahrt bleiben. Südafrika stehe wegen des Mordfalls noch immer unter Schock, betonte der Minister. Pistorius sei bisher "unser Fackelträger und internationale Ikone" für den Kampf gegen die Verletzung der Menschenrechte gewesen.
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/oscar-pistorius-hatte-nicht-zugelassene-waffe-im-haus-a-884447.html
Die Aussichten des mordverdächtigen Oscar Pistorius auf eine Freilassung gegen Kaution verdüstern sich: Die Polizei sieht Fluchtgefahr, sie fand Testosteron und illegale Munition bei dem Paralympics-Star. Laut Staatsanwalt berichtete ein Zeuge von einem heftigen Streit zwischen dem Sportler und dessen Freundin in der Tatnacht.
Pretoria - Es ist ein wichtiger Tag für den wegen Mordes angeklagten Oscar Pistorius: Das Magistratsgericht in Pretoria soll entscheiden, ob der Paralympics-Star auf Kaution freikommt. Doch am zweiten Tag der Anhörung verschlechtern sich die Chancen des Sportlers, nicht im Gefängnis auf seinen Prozess warten zu müssen, zunehmend.
Die Ermittlungsbehörden sind gegen eine Freilassung des Beschuldigten auf Kaution: Bei dem Paralympics-Star bestehe Fluchtgefahr, sagte der leitende Polizeiermittler Hilton Botha am Mittwoch vor Gericht. Pistorius besitze ausländische Konten und habe eine Immobilie in Italien
Die Staatsanwaltschaft berichtete von einem Zeugen, der aus dem Haus von Pistorius in der Tatnacht "unablässiges Geschrei" gehört haben soll. Das steht im Widerspruch zu der Aussage des Sportlers: Der Abend sei gut verlaufen, das Paar sei gegen 22 Uhr eingeschlafen, hatte Pistorius am Dienstag angegeben.
Pistorius hat zugegeben, in der Nacht des Valentinstags seine Freundin Reeva Steenkamp erschossen zu haben, bestreitet aber, sie absichtlich getötet zu haben. Er habe durch eine verschlossene Toilettentür geschossen, weil er glaubte, dort befände sich ein Einbrecher, versicherte er in einer eidesstattlichen Erklärung. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 26-Jährigen Vorsatz vor und hat ihn wegen Mordes angeklagt.
Schüsse, Schreie, weitere Schüsse
Staatsanwalt Gerrie Nel erklärte am Vormittag vor dem Gericht in Pretoria, ein Zeuge habe zwischen 2 und 3 Uhr morgens gehört, wie sich das Paar "ohne Unterbrechung" gestritten habe. Der Ermittler Botha sagte, der ungenannte Zeuge habe Schüsse gehört. Daraufhin sei er auf seinen Balkon getreten und habe gesehen, dass bei Pistorius im Haus Licht gebrannt habe. "Dann hörte er eine Frau zwei- oder dreimal schreien, dann weitere Schüsse."
Vier Schüsse seien auf die Toilettentür abgefeuert worden, berichtete Botha. Dem Ermittler zufolge wusste Pistorius, dass seine Freundin im Badezimmer war. Die Schüsse hätten klar die Toilettenschüssel als Ziel gehabt. Die Verletzungen Steenkamps zeigten, dass sie jedoch nicht auf der Toilette gesessen habe, sondern sich in verschiedenen Positionen in dem 1,40 mal 1,14 Meter großen Raum aufgehalten habe. Die Beamten gehen davon aus, dass Pistorius zusätzlich einen Cricket-Schläger benutzt habe, um die Tür einzuschlagen.
Botha hatte das Opfer um 4.15 Uhr in der Tatnacht aufgefunden. "Sie trug weiße Shorts und ein schwarzes Unterhemd", so Hilton Botha vor Gericht. Die Leiche der 29-Jährigen sei mit Handtüchern bedeckt gewesen.
Testosteron, Injektionsnadeln und illegale Munition gefunden
Dem Beamten zufolge wurden im Schlafzimmer Testosteron und Injektionsnadeln gefunden. Pistorius habe außerdem illegal Munition vom Kaliber .38 in einem Tresor in seinem Schlafzimmer aufbewahrt, sagte Botha weiter. Der beinamputierte Läufer habe keine Lizenz für eine entsprechende Waffe.
Das Sexualhormon steht den Ermittlern zufolge auf der Liste der Substanzen, die vom Internationalen Olympischen Komitee verboten sind. Dagegen erklärte ein Verteidiger von Pistorius, die gefundene Substanz sei ein "pflanzliches Heilmittel", das Pistorius nehmen dürfe und genommen habe.
Die Anwälte des südafrikanischen Sportlers hoffen auf eine Freilassung ihres Mandanten. Allerdings hatte das Gericht am ersten Tag der Anhörung bereits die Klage der Staatsanwaltschaft auf "vorsätzlichen Mord" zugelassen. Bei diesem Anklagepunkt wird in Südafrika selten jemand auf Kaution freigelassen.
Sollte die Anhörung in dem Mordfall auch noch am Donnerstag fortgesetzt werden, wird der Richter erneut entscheiden müssen, wo Pistorius inhaftiert wird. Bisher ist er in einer Zelle des Brooklyn-Polizeireviers in Pretoria untergebracht. Üblicherweise werden Mordverdächtige in ein Untersuchungsgefängnis gebracht.
Südafrikas Sportminister Fikile Mbalula warnte vor einer Vorverurteilung des Angeklagten. "Wir rufen unsere Mitbürger auf, das Prinzip der Unschuldsvermutung bis zum Beweis des Gegenteils hochzuhalten", hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung. Die Prinzipien des Rechtsstaats müssten unbedingt gewahrt bleiben. Südafrika stehe wegen des Mordfalls noch immer unter Schock, betonte der Minister. Pistorius sei bisher "unser Fackelträger und internationale Ikone" für den Kampf gegen die Verletzung der Menschenrechte gewesen.
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/oscar-pistorius-hatte-nicht-zugelassene-waffe-im-haus-a-884447.html