@osttimor Die offene Tür ist tatsächlich etwas rätselhaft, obwohl sie auch für eine Prämisse steht: nämlich, dass wir es mit 2 Tätern zu tun haben. Ich denke sie weist erst einmal darauf hin, dass jemand auf der Rückbank gesessen hat. Ich vermute, das war Ulrike. Wäre nur eine weitere Person im Fahrzeug gewesen, wäre es zumindest unüblich, dass Ulrike auf der Rückbank sass. Daher vermute ich, vorne sassen der Fahrer und sein Kumpel. Ulrike, die m.E. unterwegs mitgenommen wurde, sass hinten.
Ich vermute, dass den beiden Tätern der Parkplatz am Fluss bekannt war und dass sie ihn bewusst angesteuert haben. Ulrike freilich war die Gegend komplett unbekannt. Ich kann mir das Szenario so vorstellen: man hält an, vielleicht unter einem Vorwand, dass einer der beiden vorne austreten muss. Ulrike steigt ebenfalls aus, vielleicht nur um einmal stehen zu können (sie hat ja fast den ganzen Tag gesessen, in Zügen, im Auto...), sie lässt dabei die Tür offen. Inzwischen lenkt einer der Täter oder beide sie ein wenig ab und geleiten sie an das Flussufer. Die beiden wissen dabei durchaus, warum sie das tun, Ulrike aber zu dem Zeitpunkt noch nicht. Man spricht von einer kurzen Pause etc. In dem Eifer, sicherzustellen, dass Ulrike schön brav mit ans Ufer kommt, vergessen die beiden anderen komplett die offene Tür.
Ich weiss, dass das nur Spekulation ist, ich weiss auch, dass ein anderes Szenario diskutiert wird: dass bereits im Auto klar war, dass die Täter etwas wollten, was sie nicht wollte, dass sie in dem Moment, als das Auto anhielt, die Türe aufstiess und heraussprang, um zu entkommen, und die Täter hinter ihr her sind, und dabei die Türe völlig vergessen haben.
Das ist sicher ein mögliches Szenario, für mich sprechen allerdings zwei Dinge dagegen: 1. Es gab keinerlei Kampspuren etc. oberhalb des Flussufers. Wenn Ulrike vom Auto "wegfloh," ist es eher unwahrscheinlich dass sie in der Dunkelheit hinab zum Flussufer lief. Natürlicher wäre es auf der sichtbaren Strasse zu bleiben und zu hoffen, von einem Autofahrer gesehen zu werden. Die Täter hätten sie dann bereits auf der Strasse überwältigen müssen. Dafür gab es keinerlei Anzeichen. 2. Der recht lange Zeitraum, in dem das Auto dort stand. Wäre es bereits beim Aussteigen zu einer tätlichen Auseinandersetzung gekommen, denke ich, wäre das gesamte Verweilen am Tatort kürzer gewesen. Oder es hätten sich z.B. Spuren einer vollzogenen Vergewaltigung ergeben.
Ich denke dagegen, man begab sich mehr oder weniger einvernehmlich ans Ufer. Vielleicht kam das alles Ulrike ein wenig merkwürdig vor, vielleicht war sie müde und wollte eigentlich so schnell wie möglich heim, vielleicht war sie auch bereits ziemlich verpeilt -sie hat ja wohl Drogen eingenommen an dem Abend, vielleicht bereits im Fahrzeug-, aber ich denke, sie hatte beim Aussteigen noch keine Panik, noch keinen "Fluchtgedanken," sondern ging freiwillig mit bzw. liess sich mitnehmen, weg von der Strasse, ans Ufer.
Und dort blieb man auch noch eine Weile, in dieser mehr oder wenigen einvernehmlichen Stimmung. Ich denke, die Täter, die keine abgebrühten Verbrecher waren, wussten noch nicht so richtig, wie sie es nun anstellen sollten, zu ihrem eigentlichen Ziel zu kommen: Sex mit ihr. Und so verging noch einige Zeit bis es dann zu einem wie auch immer gearteten Übergriff kam, bei dem einer der Täter von ihrer Gegenwehr so überrascht wurde, dass er seinerseits zu dem Stein griff...
Schreie gegen 1 Uhr würden diesen Moment markieren.
Und so stelle ich mir den weiteren Verlauf vor: Die beiden Täter sehen, was sie angerichtet haben, bzw. was einer der beiden angericht hat. Beide sind selbst geschockt. Beide sind ratlos: ihnen ist klar, dass es schlimme Konsequenzen haben wird. Ich kann mir vorstellen, dass sie sich gegenseitig hier anmachen: "was hast du getan? Bist du bekloppt..." vielleicht sogar etwas streiten. Dass sie ratlos sind, dass vielleicht der eine sagt: "Hey, wir müssen Hilfe holen..." und der andere ihn zurückhält: "bist du bescheuert? Der ist sowieso nicht mehr zu helfen, willst du lebenslänglich in den Knast? Hilf mir lieber, das Blut von meinen Klamotten zu kriegen..." So vergeht Zeit. Die Tatortspuren legen nahe, dass mindestens ein Täter erhebliche Blutspuren an sich bzw. seiner Kleidung haben muss. Sie sitzen am Fluss. Ich kann mir vorstellen, dass dieser Täter versucht, die blutbefleckte Kleidung im Fluss notdürftig zu waschen. Vielleicht hat er eine Partnerin, Eltern, etc. zu Hause, die es sofort bemerken würden, wenn er mit blutbesudelter Hose nach Hause kommen würde, oder gar ohne Hose. Usw. Vielleicht mussten sie sich gegenseitig etwas Mut machen, nach Hause zu fahren. Dabei geht wieder einiges an Zeit drauf. Und deshalb steht das Fahrzeug noch bis gegen bzw. nach 2 Uhr am Tatort.
Ich kann mir so vorstellen, dass sie sich noch ca. 1 Stunde nach der Tat am Tatort aufhielten. Zusammen mit den Schreien, ergibt sich daher für mich der Tatzeitpunkt gegen 1 Uhr. Ich kann mir weniger vorstellen, dass sich die Täter zwei oder drei Stunden nach der Tat immer noch am Tatort aufhalten, das spricht gegen einen früheren Tatzeitpunkt. Immer vorausgesetzt, die Zeugen haben die korrekten Zeiten angegeben, wann sie den Wagen gesehen haben.
Wie gesagt, Spekulation, aber ein Szenario, das einige der Merkwürdigkeiten in dieser Nacht erklären könnte.