was mir bei - jedem - Mordfall immer zu denken gibt, ist, dass dabei jede Kleinigkeit plötzlich potentiell totales Gewicht erlangt.
Ich frage mich manchmal, welche 'Abgründe' in mein (absolut nicht abgründiges ;-)) Leben 'hineingeheimnist' werden würden, wenn man mich plötzlich ermordet auffinden würde.
Ich schreibe manchmal etwas kryptische Dinge in mein Tagebuch (das ja, per definition, eigentlich niemand außer mir lesen soll, ich schreibe es ja nicht für Mordermittler, sondern für mich), ich mache manchmal etwas eigenartige fb-posts (die auch schon zu hektischen Rückfragen von Freunden geführt haben, einfach, weil ich mich etwas ungeschickt ausgedrückt habe), ich habe auch schon seitenlange 'Briefe' an meinen Lebenspartner geschrieben (mit dem ich seit 19 Jahren mehr als glücklich bin) in Zeiten, in denen es mir (meistens eher mit mir selbst als mit ihm oder unserer Beziehung) nicht gut ging (und - nur nebenbei - diese 'Briefe' habe ich nur für mich geschrieben, es war mir einfach wichtig, es mir 'von der Seele zu schreiben' und danach ging's mir wieder besser). Und ja, diese Briefe habe ich auch teilweise mit der Hand geschrieben - und die enthalten keinen Adressaten (war ja nie gedacht, sie abzuschicken - wenn überhaupt, hätte ich sie übergeben) und ja, diese Briefe habe ich aufgehoben. (Was ich jetzt umgehend ändern werde ... come to think of it).
In einem Mordfall, gerade, wenn dann die Fragen der Ermittler á la 'ist Ihnen in letzter Zeit etwas Besonderes aufgefallen?', fallen den unterschiedlichsten Menschen die unterschiedlichsten Dinge ein. Die völlig harmlos, belanglos und vor allem zusammenhanglos mit dem Mordfall sein können. Je nachdem, wie diese aber bewertet werden, werden sie plötzlich 'wichtig' und wildesten Interpretations- und Einordnungsversuchen unterworfen (und - da gehe ich davon aus - auch seitens der Ermittler, nicht nur hier im Forum). Oh mein Gott, noch ein Grund mehr, zu hoffen, ich werde nie ermordet!
Squidward schrieb:Sabine Bittner kann resolut, prinzipientreu, straight und streitbar gewesen sein (und ihren Mann unterm Pantoffel gehabt haben) - aber das heißt nicht, daß sie nicht auch die ihr zugeschriebenen liebenswerten Seiten hatte.
genau das meine ich. ich denke jede/r von uns könnte - je nachdem, wen man wann wie fragt - so charakterisiert werden. Das ist alltäglich, passiert alltäglich, ist jedem - mehr oder weniger - bewusst und keine große Sache. In einem Mordfall aber ...