Robin76 schrieb:Es wird nichts aus der Luft gegriffen sein. Dort steht, wie die Engelbrechts den Fall sehen und vor allem was für Ungereimtheiten sie festgestellt haben. Die Frage ist jedoch, was man als Ungereimtheit betrachtet, wenn man nicht objektiv urteilen kann, weil es eben das eigene Kind ist. Das dürfen wir nie vergessen.
Es ist ja psychologisch betrachtet auch nur logisch, dass Angehörige sich ihre eigene Theorie zurechtlegen und dann durch die Brille dieser Theorie alles beurteilen - so bekommen Dinge eine Bedeutung, werden zu Indizien und Ungereimtheiten, die ursächlich gar keinen Zusammenhang mit diesem Fall haben. Das größte Problem, was ich dabei sehe, ist, dass es blind für das macht, was nicht ins Bild passt. Es kann so viele andere Indizien geben, die in eine ganz andere Richtung weisen, aber die dadurch komplett durchs Raster fallen. (Mal ein wahllos herausgepicktes Beispiel: Jemand, der einem Suchplakat ausweicht, indem er die Straßenseite wechselt, kann tatbeteiligt sein und verdrängen wollen. Er kann aber auch in die gesuchte Person verliebt gewesen sein und darunter leiden, immer an den Verlust erinnert zu werden. Oder er könnte sich Vorwürfe machen, das Verschwinden nicht durch Handlung X verhindert zu haben. Er könnte aber auch einfach immer an einer bestimmten Stelle die Straßenseite wechseln, weil an dieser Stelle üblicherweise eine Lücke zwischen parkenden Autos ist, oder an diesem speziellen Tag an dieser Stelle die Straßenseite wechseln, weil dort jemand hingekotzt oder ein Hund hingekackt hat. Er könnte auch die Straßenseite wechseln, weil er letztes Jahr eine vollkommen andere Person verschleppt hat und ihn dieser Fall daran erinnert. Wir wissen es schlicht nicht, und aus einer Handlung nur in eine Richtung zu schlussfolgern, halte ich für fahrlässig.)
Hinzu kommt, dass diese Theorie-Brille zu einer Form der suggestiven Erzählweise führt, so, dass ein Zuhörer oder Leser durch die Art der Formulierung und der inhaltlichen Gewichtung in seinem Denken in eine bestimmte Richtung manipuliert wird, was dazu führt, dass es nicht mehr möglich ist, sich unvoreingenommen ein Bild von der Situation zu machen und auch, eventuelle eigene Beobachtungen/eigenes Wissen den Fall betreffend nicht ordentlich zugeordnet wird. (Mal davon abgesehen, dass ich denke, dass es sich bereits im juristischen Grenzbereich befinden könnte.)
Dass die Freunde sich heraushalten, kann ich verstehen. Ich täte es wohl genau so an deren Stelle.