elisab schrieb:Wenn ich richtig in Erinnerung habe, hat die Schwester in XY in etwa gesagt: Egal was war, wir wollen Dich zurück ....
Was war denn?
Ich habe mich ebenfalls von genau dieser Retrospektive aus gefragt, ob die Angehörigen vielleicht erst nach Marias Verschwinden den tiefen Ernst der Auseinandersetzung begriffen haben, bei der es nicht mehr einfach um eine Ungehorsamkeit ging. Das war wahrscheinlich eine tiefe - vielleicht sogar politische - Dissonanz, für welche kein gemeinsamer Nenner gefunden werden konnte. In der katholischen Jugend gibt es sehr viel Protest und Unzufriedenheit mit der Kirchenleitung. Ich bin zwar nicht katholisch, aber ich interessiere mich für das, was von mir geschätzte Menschen wie z.B. Kardinal Lehmann oder Bischof (oder Kardinal?) Zollitsch äußern. Ich bin kein Anhänger von Papst Benedikt, aber wenn er ein großes Problem in der Gottvergessenheit sieht, kann ich ihm da folgen. Und wenn es unwürdiges Verhalten bei seinem Besuch im Deutschen Bundestag gab, dann schäme ich mich dafür, obgleich es auf der anderen Seite Positionen von ihm gibt, die ich nicht verstehen kann. Auf dem letzten Katholikentag kam die Unzufriedenheit der Jugend besonders rüber.
Nun stand Maria Baumer ebenfalls für "frischen Wind" in der Landjugend. Ihre Eltern waren vielleicht konservativer. Schon das Zusammenziehen ohne Trauschein dürfte eine Belastungsprobe gewesen sein, da hatte sich Maria evtl. durchgesetzt. Ob sie dadurch zu so etwas wie dem "schwarzen Schaf der Familie" wurde? Nicht nur wegen der Lebensweise, sondern auch wegen ihrer kirchenpolitischen Haltung? Da scheinen zwei ganz konträre Erwartungshaltungen an sie gerichtet gewesen zu sein: Die der Jugend, die sie gewählt hat und die der Eltern, die für ein anderes, konservativeres Lager steht. In diesem Konfliktfeld dürfte sie gestanden und um einen eigenen Standpunkt gerungen haben. In der Suche um diesen Standpunkt hatte sie auch ein Mandat wahrzunehmen. Sie selbst war jung und wollte wohl authentisch sein. Deshalb war ein familiärer Konflikt eigentlich programmiert. Dass das aber auch Auswirkungen auf das politische Amt ihrer Mutter hatte, dürfte sie auch mehrfach zu hören bekommen haben.
"Egal was war" meinte die Schwester BB. Da scheint Bedauern auch eine Rolle zu spielen. Man begreift nun evtl., dass es ein existenzieller Konflikt gewesen sein dürfte.
Und der Verlobte stand auch dazwischen und verstand vielleicht die Welt nicht mehr. Die Familie Marias verstand es auch nicht und er tat ihnen leid. Und Maria fühlte sich selbst wahrscheinlich auch nicht verstanden.