sallomaeander schrieb:Vielleicht sind die Untergetauchten auch einfach enttäuscht, dass der von ihnen stets unterstellte Verfolgungseifer der Behörden auch Grenzen hat.
Ich muss auch sagen, dass ich von dem Garweg und vor allem jetzt nach seinem Geschreibsel, irgendwie eine ziemlich eitlen Eindruck habe. Er meint, er hätte was wichtiges zu sagen, dass muss er dann auch irgendwie irgendwem mitteilen, auch wenns eigentlich keiner hören oder lesen will...
Kottan schrieb:Der sitzt in einer Wohnung eines Unterstützers aus der Linksradikalen Szene und geht praktisch nie außer Haus und geölt aus Langeweile an seinen literarischen Ergüssen.
Ich habe neulich einen ganz interessanten Podcast gehört, in dem es um die Aufgabe von Zielfahndern ging. Es wurde ein ehemaliger Zielfahnder interviewt und irgendwie hab ich mir unter einem "Zielfahnder" immer fast so was wie einen Geheimagenten vorgestellt, jemand der in der Welt rumreist, aus dunklen Gassen oder angemieteten Wohnungen die Zielperson mit dem Fernglas ausspäht... Aber tatsächlich sagte der Mann, dass es vor allem ein ziemlicher Schreibtisch- und Lesejob ist. Diese Ermittler versuchen alles über das bisherige Leben der gesuchten Person herauszufinden: Familienangehörige, Freunde, Kollegen, berufliche Tätigkeit, Hobbys, Interessen etc.
Die meisten Menschen stellen sich das Leben eines Untergetauchten so vor, dass er irgendwo in eine Wohnung als Versteck sitzt und nie vor die Tür geht. Und vielleicht planen das auch tatsächlich einige Leute, die sich absetzen oder fliehen müssen, so ihr Leben zu verbringen. Aber dieser Zielfahnder meinte, dass das niemand länger und sicher nicht auf Dauer aushält.
Er hatte das Beispiel von jemandem, der sich nach China abgesetzt hatte und für die deutsche Polizei da praktisch nicht greifbar war, weil es kaum Zusammenarbeit mit dem chinesischen Staat und der Polizei gibt. Aber der Typ war leidenschaftlicher Surfer und ist irgendwann zum Surfen in den Urlaub nach Ägypten gereist, was sie Zielfahnder vorher rausbekommen haben und ihn dann dort eingesackt haben.
Quelle:
https://www.stern.de/panorama/verbrechen/podcast/stern-crime-podcast--spurensuche---die-jagd-auf-norman-volker-franz-35477620.htmlKlar denkt man, gerade wenn man so sehr gesucht wird wie der Garweg, in dem Alter ist und Aussicht auf eine langjährige Haftstrafe hat, dann wird man es schon schaffen, den Rest des Lebens die Füße still zu halten, in der sicheren Bude eines Kumpels hocken, nicht vor die Tür gehen und sich verstecken. Ich halte den Garweg aber für einen prinzipiell für einen eher sozialen Menschen, also für jemanden, der durchaus Wert auf das Eingebundensein in einen Freundes- und Bekanntenkreis legt, der aktiv ist und dem soziale Kontakte im Leben prinzipiell wichtig sind ("Hallo liebe Karin, ich drück Dir ganz fest die Daumen für die Prüfung!") (damit kein Missverständnis aufkommt: ich halte ihn gleichzeitig für eine zutiefst asozialen Menschen, wie könnte man einen Menschen, der vermummt mit einer Panzerfaust loszieht um Raubzüge zu begehen, sonst nennen! Aber auch asoziale Menschen können ein hohes Bedürfnis nach Sozialkontakten haben!)
Insofern kann ich mir eben kaum vorstellen, dass der Typ dauerhaft in einem Versteck hockt und sich wegduckt.