Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

Zum Thema "abhören" gibt es (zwar von Focus) einen Bericht, in dem der ehemalige BKA- Chef Herold eine Abhörung in der Nacht des Selbstmords bestreitet.

Weiter heißt es, dass kein Grund dafür bestand.

http://m.focus.de/politik/deutschland/raf/raf-haeftlinge_aid_132483.html

Ich persönlich bezweifel, dass es dafür - auch in Zeiten des deutschen Herbstes - entsprechende Befugnisse gegeben haben sollte.

Herold, der von 1971 bis 1981 Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA) war, sagte der „Süddeutschen Zeitung“ vom Mittwoch, er habe von einer solchen Überwachung nichts gewusst. „Die jetzt ausgebreitete Indizienkette ist zwar optisch eindrucksvoll, aber der Wahrheitsbeweis für die schwerwiegende Behauptung, staatliche Stellen hätten beim Selbstmord der Gefangenen durch kriminelles Unterlassen mitgewirkt, steht aus“, fügte er hinzu.

Zitronella schrieb:Ich persönlich bezweifel, dass es dafür - auch in Zeiten des deutschen Herbstes - entsprechende Befugnisse gegeben haben sollte.

Da kann ich dir nur vollumfänglich zustimmen. Derartige Befugnisse, womöglich noch in Form einer schriftlichen Anordnung, dürfte es in der Tat nicht gegeben haben. ;)

@Zitronella
Horst Herold gibt aber zu, er habe gehört, dass das LKA die Zellen "einige Zeit" habe abhören lassen. Jedoch soll die Aktion Monate vor der Schleyer-Entführung beendet worden sein(!)

Was hätte es denn für einen Grund geben können, solch eine Aktion zu beenden?

Ich würde nochmal gerne zurückkommen zu unserem Trio. Mich beschäftigte am Wochenende nochmal das Verhalten Staubs bei der Observation in Cremlingen im Juni 2016. Ein Zeuge erkannte ihn, darauf sprach Staub ihn ja auf sein Auto an. Dieses Verhalten Staubs war ja etwas merkwürdig, bzw so etwas wie eine Flucht nach vorn. Passend dazu habe ich im Zuge der Recherche einen alten Artikel aus dem Focus gefunden, in dem beschrieben wird, wie 1993 in Bad Kleinen vor dem Bahnhof ein Paar fotografiert wurde. Mutmaßlich handelte es sich dabei um Staub und Klette. Die Aufnahmen sollen Staub und Klette, so der Artikel, dort allerdings bemerkt haben und sollen statt zu fliehen oder auszuharren, einfach dreist zurückfotografiert haben. Es scheint also Staubs Strategie zu sein die Flucht nach Vorn anzutreten...

Hier der Link zum erwähnten Focus-Artikel:

http://m.focus.de/politik/deutschland/terrorismus-vollbart-und-glatze_aid_146232.html

@borchert
Ich persönlich glaube weder, dass das passiert ist, noch, dass es dazu eine rechtliche Grundlage gegeben hätte und auch nach wie vor nicht gibt.

Selbst wenn es Abhöraktionen im Gefängnis gäbe, das Material dazu wäre nicht zu verwenden.

In diesem Fall soll sie ja angeblich noch vor dem Tod von HMS aufgehört haben. Daher sehe ich erst recht keinen Grund, der eine derartige Überschreitung gerechtfertigt hätte.

Ich bin mir sehr unsicher, was Herold mit dieser Aussage bezwecken wollte und kann es mir nicht anders erklären, als dass er sich als BKA-Chef von dieser Art des Amtsmissbrauchs durch Ablenkung distanzieren wollte.

@louis1949
Laut dem Artikel wird ja Staub wegen des Rohwedder-Mordes gesucht. Aber der Artikel stammt aus dem Jahr 1994. Ich glaube, heute gibt es nichts Konkretes, was den Täter betrifft. Also, Staub wird nicht mehr als Täter vermutet, offiziell jedenfalls.

Interessant ist es natürlich auch, dass das Paar zurückfotografierte. Wahrscheinlich haben sie Routinen entwickelt - Verhaltensmuster gegenüber potentiellen Fahndern.

@Zitronella
Das Material kann zwar nicht als Beweis vor einem Gericht verwendet werden, falls es keine Befugnisse für eine Abhöraktion gab. Und Befugnisse gab es wohl keine - denn derartige Aktionen (Lauschangriffe) wurden wohl erst Jahrzehnte später gesetzlich erlaubt und geregelt. Dennoch könnte das Material den Fahndern helfen, bei ihrer Suche nach weiteren Terroristen.

Ich bin der Meinung, es muss nicht der Fall sein, dass sie abgehört wurden. Aber ich will es nicht ausschließen.

Hallo Louis 1949,
super, die Recherche von Dir. Sagt doch viel über den Charakter Staub aus.
Natürlich entwickelt man mit dem Abtauchen Verhaltensweisen für den Fall
den Observationen. Sonst kann man sich da ja nicht bewegen jeden Tag. Die
Krux ist, sie rechtzeitig zu erkennen. Das scheint er zu können, so 1993 und
auch noch über 20 Jahre danach. Er wird sie sofort beim Ausspähen des
Tatorts bemerkt haben, vielleicht schon das Auto, was längere Zeit hinter ihm
her war. Dann Tatort erstmal gemieden und vorsichtig ca zwei Wochen später
wieder rangetastet.
Aber was sagt das Auftauchen und das Verhalten Staubs am Bahnhof Bad Kleinen
aus über die Creme de la Creme der bundesdeutschen Dienste? Sie waren
da auch schon seit Jahren auf den Fahndungsplakaten, in allen Dateien und Dokus
von BKA, VS etc. Und sie erkennen Staub und Klette nicht? Ich zweifele nicht generell
an den Fähigkeiten von BKA und GSG 9, aber vielleicht zeigt Euch das, wie sich
ein Mensch verwandeln, verkleiden kann, obwohl er Topterrorist ist und zur
Fahndung ausgeschrieben ist.
Eins ist für mich glasklar: Staub sieht so wie auf dem Foto nur zur unmittelbaren
Tatvorbereitung und Tatzeit aus, im Alltag danach nicht mehr. Nur das erklärt auf
Dauer, warum ihn kein Schwein irgendwo erkennt. Zu Garweg: er trägt was aussieht
wie n irisches Cap. Er hat auf den alten Fotos volles, leicht gelocktes Haar.
Wenn s nicht früh ausgefallen ist hat ers immer noch. Det paßt nicht unter so n Cap,
da muß er s ordentlich runterrasiert haben. Hab selbst so eins von der Art seit Jahren.
Wenn ich mich nur als Skin rasiere und kein Cap trage, was mein Markenzeichen in
der Wohngegend ist, schon werd ich von vielen nicht mehr oder nur schwer erkannt.
Letzter Punkt: es gibt Solidarität und Grußbekundungen in Hamburg/StPauli, aber
nicht in Berlin Kreuzberg oder Friedrichshain, nicht zB in Leipzig Connewitz, nicht
in Magdeburg, nicht in Frankfurt oder Freiburg.
Und ich frage mich z.B. ob die Autokäufe in Bielefeld Zufall sind. Dort gabs auch die
ganzen 80iger bis in die 90iger Jahre ne kleine feine radikale Szene um den Infoladen
Anschlag in der Heeperstraße.

@Häretiker
Zu 100% hat Staub bemerkt, dass er in Cremlingen erkannt und danach von dem Zeugen verfolgt wurde. Er ist dann in Braunschweig, mit Sicherheit nicht planlos, sondern gezielt, dem Zeugen "entkommen".
Auch die anschließende Observation durch die Polizei am späteren Tatort scheint er bemerkt oder zumindest antizipiert zu haben.
Was vermutest Du, steckt hinter der Tatsache dass man nur in der Hamburger linken Szene offen mit Plakaten mit dem Trio sympathisiert?
Ja, das mit Bielefeld ist recht merkwürdig, aber ich kenne ein paar Gegenden dort, in die Staub und Garweg gut hereinpassen würden...zumindest würden sie nicht auffallen....außer mir und ein paar anderen hier natürlich. ;)

So schwierig ist das doch gar nicht unerkannt zu bleiben, wenn das letzte Bild von einem über 20 Jahre alt ist.
Mich würde jedenfalls niemand so einfach wieder erkennen.
Wenn ich dann noch meinen Typ geändert hätte ( anderer Bart andere Frisur),
erkennen mich nicht einmal Leute wieder mit denen ich vor 25 Jahren täglich zu tun hatte.

Ich habe letztens ein aktuelles Foto von einem Freund gesehen, mit dem ich die letzten 20 Jahre zwar ab und an geschrieben oder telefoniert habe, aber den ich persönlich nicht gesehen habe.
Obwohl ich in der Schule Jahre lang neben ihm saß, anschließend noch jahrelang regelmäßig getroffen hatte.
Ich hätte ihn auf der Strasse nicht wieder erkannt und wäre an ihm vorbei gelaufen.
Selbst wenn er mich angesprochen hätte, hätte ich etwas gebraucht um das Gesicht einzuordnen.

@Nightrider64
Die Bilder von Staub und Garweg sind ja aus dem Jahr 2016! Inwiefern du alte Schulkameraden wiedererkennen würdest, sollte das etwa allgemeingültig sein? Aktuelle Fahndungsfotos bringen niemals etwas? Der aktuelle Fall mit dem Lebensmittelerpresser widerspricht ja deine These...und das ist nur ein Beispiel.

Ja hier tun immer alle so, als wäre es ein leichtes irgend jemanden anhand alter Bilder wieder zu erkennen.
Das Gegenteil ist die Realität
Von 2016 kenne ich nur Phantombilder, bei denen man nicht einmal sicher ist, wen sie eigentlich darstellen sollen.
Da hieß es dann immer könnte..... sein,

@Nightrider64
Die Fahndungsbilder sind schon richtig gut und zeigen auch im Falle Staubs sehr sicher den Gesuchten. Auch im Falle Garweg geht die Polizei aus, dass das Fahndungsfoto den Gesuchten zeigt. Allerdings dennoch keinerlei vielversprechende Ermittlungsansätze...

Ich erinnere nur n das Phantombild von Dagobert, das seinerzeit auch als realistisch angesehen wurde.

Arno Funke sah dann nachher aber komplett anders aus.

So gut können die ja auch nicht gewesen sein.
Und dann ändert man halt die Frisur, lässt sich vielleicht eine andere Bartform verpassen und schon sieht man wieder aus wie jeder x beliebige.

In den 70er als die RAF in aller Munde war, die Steckbriefe in jedem Postamt hingen, ist es Ihnen ja auch gelungen optisch meist unerkannt zu bleiben.

Heute, wo es sich nur um ein Randphänonem handelt, wird wohl kaum jemand die Gesichter nachhaltig merken

@Nightrider64
Kennst du den Unterschied zwischen einem Phantombild und einer Fotografie? Die Staub-/Garweg-Bilder, die im Frühling 2016 veröffentlicht wurden, waren Fotografien! Keine Phantombilder!

Es ist zwar richtig, dass die RAFler schon in den frühen 70ern trotz dem hohen Fahndungsdruck und Fotografien fast nie durch einen Öffentlichkeits-Hinweis gefasst wurden. Da muss man aber bedenken, dass so gut wie alle ihr Äußeres geändert hatten. Baader hatte z. B. blonde Haare, bei der Festnahme.

Staub, dagegen, scheint dasselbe Konterfei wie auf den neulich veröffentlichten Bildern gehabt zu haben, als er im Frühling 2016 in Cremlingen auf offener Straße wiedererkannt wurde! Warum? Vielleicht sieht er immer noch genauso aus? Selbstsicherheit - oder gar Hybris?

Übrigens gibt es in Niedersachsen dank eines Brückentages am Montag und des darauffolgenden Reformationstag ab morgen für viele Menschen ein langes Wochenende in Niedersachsen. Das ist ja der vom Trio bevorzugte Überfallzeitpunkt...
Aber es wird wohl trotz des typischen Zeitpunktes von Seiten des Trios wohl nichts mehr passieren und somit wird es auch keine Gelegenheit mehr geben, das Trio festzunehmen.

Nein, sie schlagen erst zu, wenn sie Geld brauchen. Fast anderthalb Jahre sind ja bereits vergangen, ohne irgendwelche erkennbare Aktivitäten des Trios. Sie haben sich zurückgezogen - vielleicht für immer.

Geldtransporterüberfälle machen ja auch nicht wirklich Spaß.

So ein solider Bankraub war früher eine unterhaltsame Sache, wenn alles gut ging...aber auch einen solchen plant man nicht zu reiner Kurzweil. Kann immer mal einer austicken und das ballern anfangen, hohes Risiko.
Aber Bankraube sind heute aussichtslos.

Bankraube heute aussichtslos? Nein, aber sie sind schwieriger geworden. Vor allem bringen sie weniger als ein Geldtransporterüberfall. Bei einem Banküberfall kann man, vermute ich, maximal etwa 100.000 erbeuten - und da hat man einen außergewöhnlich großen Coup gelandet. Ein Coup, der viel Vorbereitung und Zeit kostet. Geldtransporterüberfälle können ja offensichtlich eine halbe Million oder mehr bringen.