Hammerstein schrieb:Amanda Knox hatte die perfekteste PR-Maschine in der Kriminalgeschichte, würde ich sagen. Sie hat aus dem Engel mit den Eisesaugen den größten Unschuldsengel auf Erden gemacht, dazu der Druck der US-Diplomaten, und das schöne Mädchen wurde schnurstracks freigesprochen. Ein großartiger Coup, egal nun, ob die Frau unschuldig oder - wie das aktuelle Urteil behauptet - schuldig ist. Ich würde mich in dem Fall - aus Sicht von Frau Knox - auf keinen Fall über Journalisten beschweren.
Schauen Sie mal die Presse des Jahres 2007 an. Hier war die Presse komplett gegen die Angeklagten eingestellt und die StA hat sogar nachweisbare Lügen veröffentlicht. Das können Sie wenn sie wollen alles in dem Nachbarthread nachlesen. So hatte die StA gegenüber der Presse behauptet, man hätte ein scharfes Bild kurz vor der Tat durch die Parkhausüberwachungskamera von Frau Knox gezeigt. Es gibt im Nachbarthread genau diese Aufnahme, dort können Sie sich über dessen "Schärfe" selber ein Bild machen. Später ging man davon aus, dass es das Bild des Opfers war.
Nur so als Beispiel. Dieser Fall gibt hier viel mehr Möglichkeiten, die Sachlage auch mal als Laie zu überprüfen. Dort kann man Gutachten beurteilen (Die seltsamerweise bei verwackelte Bilder von Luminol-Fußabdrücke jeweils die beiden Extreme vermessen und dann diese Falschmessung mit den Maßen der Angeklagten korrelieren), Zeugenaussagen etc. bewerten.
Und noch ein weiteres Beispiel, die StA behauptet dass der Einbruch gestellt worden ist, ein Expertengutachten ist jedoch trotz Antrags durch die Verteidigung nie erstellt worden. Letztendlich hat daher das jetzige Verfahren rechtliches Gehör erneut den Angeklagten nicht gewährt, ein Grundpfeiler eines fairen Verfahrens.
Außerdem sagt PR nichts darüber aus, ob jemand unschuldig ist oder nicht. Im Fall Knox war es letztendlich nur die Reaktion auf die PR der StA.
Außerdem gibt es starke Indizien, dass Frau Knox unschuldig ist. Das hatte auch so das 2. Gericht gesehen, denn der Urteilsspruch lautete damals aus ERWIESENER Unschuld.
Im Gegensatz dazu war das aktuelle Verfahren von einer ganz anderen Vorgeschichte geprägt. So wurde in Italien Mitte 2013 ein Film in Italien gezeigt, der nur ein die Sicht der StA zeigte. Unter diesen Voraussetzungen, dass ein Gericht, das Großteils aus Laienrichtern kommt, zum richtigen Ergebnis bringt, ist mehr als zweifelhaft.
Hier kommt u.U. die Nachteile der Gerichte zum Tragen, bei denen die Laien ein deutliches Übergewichthaben und nur eine einfache Mehrheitsentscheid ausreichend ist, diese sind letztendlich noch gefährlicher als die Geschworenengerichte in den USA, wo eine einstimmige Entscheidung notwendig ist. Genaugenommen passt eine einfache Mehrheit in keiner Weise zu "Im Zweifel für den Angeklagten". Im Zusammenhang mit einem zuvor gezeigten Film kann man von so einem Gericht letztendlich nicht mehr viel erwarten.
Der Fall ist letztendlich verfahren, da es zu viele Einflüsse von Außen erfolgt sind. Der nächste Film, der nur die Seite der StA zeigt, ist aktuell wieder in der Mache und wird weiter Stimmung gegen die Angeklagten aufbauen. Ein Ende ist hier nicht in Sicht.
Obgleich sich die STA im letzten Verfahren soviel Mühe gegeben hat, möglichst ein unglaubwürdiges Motiv (Streit über eine nicht gespülte Toilette) dem Gericht zu präsentieren, erfolgte trotzdem eine Verurteilung.
So das war OT, vertiefen könnten Sie das in dem Nachbarthread, Gäste sind dort herzlich willkommen, dort gibt es Leute, die sich extrem tief in den Fall eingearbeitet haben und auf die meisten Fragen eine fundierte mit den Prozessunterlagen belegbare Antwort geben können. Sie sind eben nicht so wie hier aus reinen Spekulationen angewiesen.
Hammerstein schrieb:Journalisten sind wichtig, sie können Menschenrechtsverletzungen und skandalöse Urteile aufzeigen.
Sie können es, aber sie machen es in der Regel nicht. Das Gegenteil ist eher der Fall, der Verdächtige wird zwischen den Zeilen gleich als Schuldiger angesehen. Hat uns letztlich auch der vorliegende Fall gezeigt.
Und ganz gefährlich wird es, wenn Journalisten auf Zeugensuche gegen die Angeklagten gehen. Schon normale Ermittler haben Problem Zeugen zu befragen ohne sie bei der Befragung zu beeinflussen, von Journalisten dürfte man da noch weniger erwarten.