Das ist wohl wahr
@wittinger, dass man viele Stunden damit zubringen kann sich mit diesen rätselhaften Morden zu beschäftigen und Theorien zum Hintergrund der Taten zu überlegen.
Ich habe bekanntlich neben der von mir neulich vorgestellten Theorie noch eine weitere Lieblingstheorie, die hier
@Mc_Manus von Anfang an vertreten hat, nämlich, dass der Täter vor den Taten Kontakt zu den Opfern aufgenommen hat und dann mit ihnen zusammen in die Göhrde gefahren ist.
Es gab unlängst vor einigen Wochen einen Pärchenmord in den USA, der nachts in einem einsamen Park ausgeführt worden ist, also durchaus vergleichbar mit den beiden Doppelmorden in der Göhrde, die zwar tagsüber stattgefunden haben, dafür aber im tiefen Wald und nicht in einem Park, wo tagsüber mit Spaziergängern zu rechnen ist.
Der Täter in dem amerikanischen Mordfall hatte sich mit seinen Opfern nachts in einem Park verabredet um dort gegen Geld sexuelle Handlungen vorzunehmen. Als er dort mit dem Paar zusammentraf hat er beide ermordet.
Das würde bekanntlich bei den Göhrdemorden so einiges erklären, nämlich wie der Täter auf seine Opfer getroffen ist, wie er in die Göhrde gelangt ist und warum er nach den Taten das Fahrzeug der Opfer als Fluchtmittel benutzt hat. Ich gehe davon aus, dass die Polizei diese Möglichkeit evtl. nur unter ferner liefen geprüft hat, weil sie ja davon ausgegangen ist, das der Täter im Wald herumgelungert hat, seine Opfer ausschließlich dort ausgespäht hat und in unmittelbarer Göhrdenähe gewohnt hat. Nicht nachweisbar war vermutlich auch eine Kontaktaufnahme über entsprechende Zeitungsanzeigen , denn Internetbekanntschaften waren 1989 noch nicht üblich. Eine gewisse Scheu der Polizei bei den bedauernswerten Opfern derartige als etwas anrüchig empfundene Kontakte zu vermuten, kam wahrscheinlich auch noch hinzu.
Bei den Göhrde-Doppelmorden spielt mE in diesem Zusammenhang noch etwas Weiteres eine wichtige Rolle. Ich habe mir schon sehr oft Gedanken darüber gemacht, warum der Täter den Opfern unterschiedliche Verletzungen zugefügt hat.Die Frauen hat er erschlagen, den Männern hat er schwere Strangulierungen zugefügt. So etwas Entscheidendes bei der Tatausführung geschieht nicht ohne Grund. Leider geben die uns bekannten Berichte nichts darüber her mit was der Täter den männlichen Opfern ( bei Herrn R. ist es nicht gesichert, wird aber vermutet) die schweren Strangulierungen zugefügt hat. Somit ist alles denkbar, auch dass der Täter sie den Männern mit bloßen Händen zugefügt hat. Früher habe ich immer angenommen, dass den Männern die Strangulierungen zugefügt worden sind um sie am Anfang der Tat zu überwältigen. Das ist aber keine überzeugende Erklärung, denn überwältigen hätte er die Männer auch schneller und effizienter durch Schläge auf den Kopf oder durch einen Schuss, wie vermutlich auch geschehen. Also müssen die Strangulierungen einen anderen Hintergrund haben.
Eine mögliche Erklärung hierfür hat LuckyLuciano mit Beiträgen vom 3.3. 2014 23.36 Uhr und vom 4.3.2014 , 8.52 Uhr geliefert.
Mit Beitrag vom 3.3.2014 erwähnte er, dass er beim Täter eine unterdrückte homosexuelle Neigung vermute und mit Beitrag vom 4.3.2014 konkretisierte er diese Überlegung dahingehend dass der Täter bei einer Strangulation seinem Opfer sehr nahe kommen müsse, also die sichere Distanz verlöre. Aus der Nähe, die der Täter bewusst in Kauf nehme, sei auf eine emotionale Nähe zu Männern zu schließen, die er durch die Strangulation zum Ausdruck brachte. Er berief sich bei seiner Annahme auf Erkenntnisse von John Douglas , der 25 Jahre in der FBI Spezialeinheit für Serienverbrechen tätig war.
Beitrag von LuckyLuciano (Seite 119)Wenn man sexuelle Motive als Hintergrund der Doppelmorde annimmt, dann könnte diese Erklärung für die Strangulierungen, die nur an den männlichen Opfern ausgeführt wurden, zutreffend sein. Der Hass des Täters könnte immens gewesen sein, weil er für sexuelle Handlungen angeheuert worden ist, die ihm zutiefst zuwider waren. Am heftigsten wäre unter diesen Umständen der Hass auf den Mann gewesen, zu dem er sich als Homosexueller hingezogen gefühlt hat, der ihn aber womöglich auf beleidigende Art abgewiesen hat, weil er nur Interesse hatte ihn beim Beischlaf mit der Frau zu sehen.
Ein Täter, der aus einer solchen Motivation heraus gehandelt hat, hätte natürlich auch in erster Linie keine Bereicherungsabsicht. Das würde erklären, warum er den kostbaren Schmuck von Frau W. am Tatort zurückgelassen hat.