Mao1974 schrieb:Hätte er ihn aber mit sich zB ins Ausland nehmen wollen, dann hätte er möglichst schnell mit ihm das Weite gesucht. Noch dazu als Organisationstalent, wie ihn die Großmutter beschreibt.
Da bin ich halt auch skeptisch. Es gibt so einige Ungereimtheiten und Widersprüche in der Variante der Großeltern, insbesondere was die Einschätzung von Felix's Vater angeht.
Zum einen stellen sie das Verhältnis zwischen Großeltern/Mutter/Felix immer als relativ gut und problemfrei dar und betonen immer wieder, wie sehr der Vater seinen Sohn liebte und dass er Felix nie etwas antun hätte können. Aber bereits in der Version der Großeltern hätte der Vater seinem Sohn etwas sehr schlimmes angetan, indem er ihn aus seinem bisherigen Umfeld herausgerissen hätte.
Dann ist ja gemeinhin bekannt, dass Felix's Vater im Leben nichts wirklich auf die Reihe bekommen hat. Klar, nicht jeder hat dieselben Ziele und dieselben Vorstellungen vom Leben. Aber selbst seine alternativen Vorstellungen vom Leben konnte er nicht konsequent umsetzen, so dass man kaum von Organisationstalent sprechen kann. Er mag intelligent und sensibel gewesen sein, aber Organisationstalent passt einfach nicht zu dem was objektiv über ihn bekannt geworden ist.
Ich habe insgesamt das Gefühl, dass der Charakter von Felix's Vater im Nachhinein ein bisschen verzerrt wahrgenommen und dargestellt wird. Das ist völlig normal wenns um Verstorbene geht und geschieht aus Pietätsgründen fast automatisch. In diesem Fall kommt als erschwerender Faktor noch das Thema Schuldgefühle hinzu. Insgesamt habe ich gerade bei dem Großvater das Gefühl, dass er sich mit aller Kraft an eine selbstgestrickte Legende klammert, in der alle unter den gegeben Umständen am besten wegkommen:
Der Vater (der seinem Sohn etwas gutes tun wollte) , Felix (der irgendwo eine neue Familie gefunden hat) und der Großvater (der sich keine Mitschuld am Tod des kleinen geben muss, weil der ja noch lebt).