@herzchen0712 Das erinnert mich immer an den Fall Fridolin Pfanner, wenn jemand sagt- oder ich denke "das gibt es doch nicht, dass man sich nicht meldet und alle in Ungewissheit lässt"
Quelle:www.all-in.de
18.07.2007 · Allgäu
„Meine wahre Geschichte“
Vermisstenfall Fridolin Pfanner schreibt Buch über sein plötzliches Verschwinden aus dem Westallgäu und sein neues Leben unter der Sonne Spaniens - Ab heute im Handel
Von Benjamin Schwärzler | Weiler Der lange Zeit für vermisst erklärte Fridolin Pfanner hat ein Buch über sein plötzliches Verschwinden aus Deutschland geschrieben. Unter dem Titel „Mein zweites Leben“ schildert der zuletzt in Scheidegg wohnende Westallgäuer den wohl spektakulärsten Vermisstenfall der vergangenen Jahre aus seiner Sicht. Erhältlich ist das Buch ab heute bei Schreibwaren Holzer in Weiler und im Ticketcenter in Lindenberg.
Kurzer Rückblick: Am 31. August 2005 verschwindet der damals 35-jährige Bankangestellte unter mysteriösen Umständen von der Bildfläche. Eine groß angelegte und monatelange Suchaktion wird angeleiert, zumal die Kripo Lindau ein Verbrechen nicht ausschließt. Selbst die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ berichtet. Ein Lebenszeichen bleibt jedoch aus, ehe im Februar 2007 vermeldet wird, dass Pfanner in Spanien aufgetaucht ist - verschwunden aus freien Stücken. Für die deutschen Behörden ist der Fall damit erledigt.
Am heutigen Mittwoch erscheint nun das 166 Seiten starke Buch, in dem Fridolin Pfanner in einer Art Reisetagebuch einerseits die Umstände seines Verschwindens, vor allem aber die Erfahrungen seines „neuen Lebens“ in Südeuropa schildert. Seinem Aufenthalt in Spanien räumt er darin den größten Platz auf, seine Vergangenheit in Deutschland findet hingegen kaum Erwähnung.
Pfanner schreibt, dass er sich im März 2007 dazu entschieden habe, das ursprünglich für seine Familie und Freunde gedachte Buch zu veröffentlichen. „Ich bin es meiner Familie und vielen Menschen im Westallgäu schuldig. Sie sollen meine wahre Geschichte erfahren“, heißt es in dem Buch. Anfang April verschickt er das in Spanien handschriftlich verfasste Buchmauskript sowie einige Fotos an den Verlag Holzer Druck und Medien in Weiler mit Bitte um Veröffentlichung. „Mir ist wichtig, dass ich mit meinem Werk keinerlei Geld verdienen will“, schreibt Pfanner.
In seinem Buch erwähnt der frühere Bankangestellte erstmals auf Seite 25, weshalb er sich zu seiner akkurat geplanten und heimlichen Flucht entschlossen hat: Der Alltag sei ihm zu eng, zu eintönig geworden - obwohl er in seinem Beruf erfolgreich gewesen sei. „Ich sehnte mich nach einem einfachen und zufriedenen Leben in einem südlichen Land am Meer“, schreibt er. Dort wolle er „Grenzerfahrungen machen“, „Träume und Sehnsüchte realisieren“. Seine Familie und seine Lebensgefährtin habe er nicht einweihen wollen. „Sie hätten es bestimmt nicht verstanden, besser gesagt, sie hätten es nicht verstehen wollen“, glaubt er.
Mit dem Rad geflohen
Seine ein Jahr im Voraus geplante Flucht beschreibt Pfanner so: Mit einem heimlich gekauften Trekkingrad und 50 Kilogramm Reisegepäck habe er sich - äußerlich verändert durch Kurzhaarschnitt und Sonnenbrille - von Scheidegg aus in Richtung Bodensee gemacht, über Meersburg, Ludwigshafen, Weil am Rhein und Lörrach weiter nach Frankreich - bis nach Spanien.
Er beschreibt die Schwierigkeiten, eine neues Leben ohne Papiere und fundierte Sprachkenntnisse, nur mit etwas Bargeld, anzufangen. Das schlechte Gewissen, das ihn überkommen habe, als er auf der Homepage des Westallgäuers die Artikel über die Suche nach ihm gelesen habe: „Ich weiß, es ist unverzeihlich und es tut mir wirklich leid.“ Und die permanente Angst, die ihn begleitet, von der Polizei erkannt zu werden.
Wo sich Fridolin Pfanner zum jetzigen Zeitpunkt befindet, ist indes unklar. Das Tagebuch schließt am 11. April 2007 mit den Worten: „Mein nächstes Reiseziel heißt...?“
Fridolin Pfanner: „Mein zweites Leben“ (Verlag Holzer, Weiler). Erhältlich ab dem heutigen Mittwoch bei Schreibwaren Holzer (Weiler) und im Ticketcenter (Lindenberg). Preis: zwölf Euro. Auflage: 500 Stück.