Ich habe mir noch einmal die Doku angeschaut, die
@EDGARallanPOE dankenswerterweise eingestellt hat. Dabei werde ich noch einmal an die Diskussion oben erinnert: die Frage, ob der Täter "Einheimischer" im weiteren Sinn war, oder völlig ortsfremd und auf der Durchreise.
Ein Blick auf die Landkarte zeigt, Bergen ist ein winziges Kaff an der B 71. Vor der Grenzöffnung der DDR war in Bergen Endstation, die Grenze lag gleich hinter dem Ort.
Heute führt die B 71 von Uelzen nach Salzwedel und dann weiter ins Hinterland von Sachsen-Anhalt. Uelzen ist nicht weit von der A 7 Hannover-Hamburg.
Aber: die B 71 selbst hat nur eine regionale Bedeutung. Wer irgendwo aus Niedersachsen nach Berlin oder Magdeburg will, die beiden nächsten Grosstädte, hat Autobahnen zur Verfügung ( A2 und A24), die ihn schneller und bequemer dorthin bringen. Bergen liegt genau zwischen den beiden Autobahnen. Es gibt keinen Grund für eine Fahrt durch die Provinz.
Uelzen ist nun auch nicht gerade der Nabel der Welt, und auch Salzwedel nicht. Viel Verkehr zwischen den beiden Orten wird es in jener Nacht nicht gegeben haben.
Aber, und das fällt in der Doku genau an dem Moment auf, an dem der Kommissar bestätigt, dass er fest überzeugt ist, dass der Täter Einheimischer ist: Die Zeugenaussagen belegen, dass Katrin sich an der Bushaltestelle aufgehalten haben soll. Diese ist aber 60m von der B71 entfernt in der Neuen Strasse, nördlich der Hauptstrasse. Die Neue Strasse ist die logische Verbingung zwischen Bergen und dem Wohnort von Katrin. Dazwischen liegen nur ein paar Dörfer.
Die Sichtverhältnisse werden in der Doku sehr schön deutlich. Wenn die dunkel gekleidete Katrin wirklich an der Bushaltestelle stand, war sie für einen PKW Fahrer auf der Hauptstrasse schon nicht mehr erkennbar, in der Sekunde, die es dauert, an der Neuen Strasse vorbeizufahren.
Wenn ein zufälliger Fahrer Katrin mitgenommen haben soll, dann ist die Wahrscheinlichkeit extrem gross, dass dieser Fahrer vorher bewusst in die Neue Strasse eingebogen ist. Da diese aber nur nach Clenze und tiefer ins einsame Wendland führt, ist nahezu unvorstellbar, dass ein Fahrer ohne jeden Bezug zu dieser Gegend an jenem Abend in diese Strasse eingebogen ist und Katrin mitgenommen hat.
Selbst ein Berliner, der aus irgendeinem Grund nach Bergen geraten ist, würde, wenn er nach Hause wollte, die B 71 weiter in Richtung Osten, nach Salzwedel und Stendal fahren. Nicht nach Norden in Richtung Clenze abbiegen.
Das ist in der Doku sehr gut bei Minute 32 zu sehen.
Wenn also jemand zufällig dort auf Katrin traf, dann war er bewusst in der Gegend unterwegs und hatte einen Bezug dazu. Wenn es der Wagen mit Berliner Kennzeichen war, dann war er eindeutig in dem Moment nicht in Richtung Berlin unterwegs. Er hatte mit ziemlicher Sicherheit ebenfalls einen Bezug zur Gegend um Clenze.
So oder so. Ich bin relativ überzeugt, dass entweder ein Einheimischer Katrin als Anhalterin mitgenommen hat oder dass ein Einheimischer (im von mir oben beschriebenen weiteren Sinne) mit ihr diese Mitfahrt schon vereinbart hatte, als er an der Bushaltestelle eintraf.