Der tragische Tod von Tanja Gräff
27.06.2015 um 21:09
Fragment einer Theorie
Ich habe mir nochmal die Presseinformationen der Polizei angeschaut. Am Anfang war der Fall relativ klar:
11.06.2007, 16:11: "Dabei haben sich Hinweise ergeben, die die Annahme rechtfertigen, dass Tanja Gräff das Festgelände der Fachhochschule am Donnerstagmorgen gegen 4 Uhr verlassen haben könnte. Nicht geklärt ist allerdings, mit wem und auf welchem Weg das geschehen ist, ob mit einem Shuttlebus, einem Taxi oder mit einem Privatwagen."
Welche Hinweise waren das? Wohl keine Bekannten, sondern der Taxifahrer und die Mantrailer-/Hunde-Spur.
Dafür spricht: Die Hundespur muss da spätestens aufgenommen worden sein, klar. Ein Taxifahrer wird sich auch schnell gemeldet haben. Da er die ganze Zeit rumfährt, kann er sich normalerweise nicht tagelang an jemanden erinnern, der am Straßenrand entlanggelaufen ist. Zudem ist dies die eventuelle Bestätigung, dass sie alleine lief. Der Unbekannte oder auch Spitzbart wären demnach nicht dabei gewesen. Und ja, ich weiß, dass in der Presseinfo nichts von zu Fuß stand.
Oben genanntes war also der aktuelle Stand am 11.6. Komplizierter wurde es erst in der Meldung 15.06.2007, 13:45 Uhr. Denn da gab es plötzlich Sichtungen, die darauf hinwiesen, dass sie länger dort oben war.
Okay, nehmen wir also an, dass TG, wie die Hunde erschnüffelten, über die Kaiser-Wilhelm-Brücke lief. Dann läge ihr Ziel vermutlich in der Innenstadt. Am Ende der Kaiser-Wilhelm-Brücke jedoch biegt sie von ihrem wahrscheinlichen Ziel in der Innenstadt ab.
Warum abbiegen?
a) Weil ihr Ziel die Talstation war. Da ist jedoch nichts außer einem Parkplatz - und ein abgewracktes Gebäude.
b) Weil ihr Ziel weiter nördlich lag, z. B. das Exhaus. Das war allerdings geschlossen.
c) Darauf komme ich später.
Warum überhaupt laufen?
Für TG war Laufen nicht per se ungewöhnlich. Natürlich, es ist mitten in der Nacht, dunkel, aber zumindest bis zum Ende der Kaiser-Wilhelm-Brücke vermutlich gut beleuchtet, Autos fahren relativ regelmäßig vorbei und der eine oder andere Fußgänger geht da auch lang. Wenn man abbiegt, zumal wenn man den Weg am Fluss nimmt, ist es sofort recht einsam. Das macht man eher nicht alleine. Deshalb nehme ich an, dass sie dort jemanden getroffen hat. Dagegen gibt es ein zentrales Argument: Sie wollte angeblich den Taxifahrer anhalten. Dagegen wiederum spricht, dass sie wenig Geld hatte und das Ziel eigentlich zu nah war, selbst wenn es in der Innenstadt lag. Und an so einer blöden Stelle ein Taxi anhalten wollen, ist wirklich dämlich.
Wo kam derjenige her, den sie getroffen hat?
1. Er begleitete sie - Das wurde schon öfter im Rahmen von Spitzbart diskutiert. Aber TG wollte schon H nicht dabei haben.
2. Er folgte ihr. Das ergibt wenig Sinn und wenn dann nur, weil er sie einholte. Alternativ: er sah sie beim Vorbeifahren aus dem Auto oder Bus und lief zu ihr zurück. Aber um jemanden gewaltsam bis zur Talstation zu bringen, ist es doch sehr weit, zumal hätte sie sich losreißen können und die Hunde wären später im Kreis gesprungen. Natürlich gäbe es die Möglichkeit, dass sie jemand einholt und zum Auto lotst, weil er eine Mitfahrt anbietet.
3. Es war jemand, der ihr entgegen kam. Trier ist grob gesagt an dieser Stelle in zwei Teile geteilt, Nördlich der Nordallee und südlich der Nordallee/Porta Nigra. Südlich liegt die Innenstadt, da wo wenn noch ein wenig Leben ist. Nördlich sind eher Wohngebiete. Zudem schiebt sich zwischen die meisten Orte und der Talstation das riesige Klinikgelände. Da würde wohl jeder eher über die Nordallee zum Brückenkopf Kaiser-Wilhelm-Brücke laufen und von dort zur Talstation. Das ist also ein naheliegender Treffpunkt für Menschen, die aus der Innenstadt bzw. Trier-West kommen.
Okay, kommen wir zurück zu c) Sie lief dort entlang, um mit ihrer Verabredung zu reden.
Allerdings kam man nur bis zur Talstation. Was nicht gerade weit ist für ein vernünftiges Gespräch. Okay, vielleicht kam man auch weiter, aber die Hunde haben das nicht erkannt. Einen Grund dafür weiß ich nicht. Ich weiß, dass dort ein bekanntes Auto stand, aber das muss keine Rolle spielen. Ein Auto, das vielleicht auch am Exhaus stand, müsste aber eine Rolle spielen.
Ich verdächtige damit niemanden, weil ich nicht weiß, wer aus der Innenstadt dorthin gekommen sein sollte. Alle Zeugen waren, wohl geschlossen, in eine andere Richtung unterwegs. Und der Spitzbart wurde auch ausgeschlossen. Vielleicht aber hat jemand die einsame Frau beim Vorbeifahren gesehen. Mir wurde nur klar, dass eine Brückenkopf immer ein idealer Treffpunkt sein kann, wenn die Hundespur nun mal da ist.
Denken wir noch etwas weiter. TG ist gegen 4:15 oben aufgebrochen. Gegen 4:30 Uhr gab es einen Schrei aus der Richtung Talbahnstation. D. h. sie wäre gegen 4:30/35 Uhr am Brückenkopf gewesen. Nehmen wir an, dass sie nicht warten musste (und der Theologiestudent sich leicht in der Uhrzeit irrte). Woher könnte derjenige innerhalb der gleichen Zeitspanne hinlaufen?
Porta Nigra: 13 Minuten
Nikolaus Koch Platz: 10 Minuten (Busendhaltestelle!)
Exzellenzhaus: 15 Minuten
Polizeipräsidium: 12 Minuten
Wohnheim Theobaldstr.: 9 Minuten
Es macht nur keinen Sinn, dass es quasi sofort zu einem Schrei kam, zumal nicht bei einem Bekannten/Freund. Dazu muss man noch sagen, dass der Hinweis stimmen müsste, dass der Theologiestudent im Martinskloster gewohnt hat. Von dort ist es näher zum Brückenkopf als zur Talstation. Zudem: Irgendwann hörte sie auf zu schreien. In dem Fall vielleicht nicht, weil sie tot war, sondern weil er eine Waffe zog. Ein Messer reicht dafür wohl aus. Dann geht jemand auch in Richtung Talstation mit.
Hier endet mein Theoriefragment. Es gibt natürlich noch andere Details, die dagegen sprechen. Der Einlogversuch gegen 5:00 Uhr z. B. Wobei natürlich - wenn man den Schrei rausnimmt - diese Theorie zu einem späteren Zeitpunkt wiederum stimmen könnte, aber dann war da vermutlich wieder mehr los. Es ist zum Mäusemelken.