Der tragische Tod von Tanja Gräff

@spekulatius

Nein, ich habe den nüchteren Fachmann als denkbaren Täter ins Spiel gebracht. Und zwar weil er erstens bei der Entführung nüchtern sein muss und zweitens auch beim Verstecken des Opfers.

@Scipper

Mit dem Nüchtern stimmte ich Dir noch zu, aber eher von Überlegungen der Wahrscheinlichkeit her. Mit dem Fachmann nicht. Der Schluß wird m.E. durch nichts, was wir wissen, gestützt.

Spekulatius.

@spekulatius

Die Idee mit dem Fachmann (Polizist, Feuerwehrmann, Soldat) stammt nicht von mir. Sie kam auf, durch den barschen Befehlston des Unbekannten: "Hey, lass die Tanja in Ruhe". Daher haben Leute darüber nachgedacht, ob es sich dabei z.B. um einen Soldaten oder um einen Polizisten handelte.

... oder einen Lehrer!! :-D

@spekulatius

Ja, auch das ist denkbar. Man stelle sich im Gegensatz dazu mal einen zugedröhnten "Hippie" mit einer Gitarre und einem Joint in der Hand vor: "Hey, du da, lass aber jetzt bitte die Tanja in Ruhe."

Ich denke, dass der Unbekannte gegenüber dem Zeugen sehr "unwirsch" auftrat. Er hat erreicht, dass der Zeuge das Feld räumte und vermutlich in seiner Panik in den erstbesten Shuttle-Bus einstieg.

... oder der Zeuge hat sich eine ziemlich geniale Story ausgedacht, um einen aggressiven Unbekannten ins Spiel zu bringen, den niemand kannte und mit dem Tanja mutmaßlich den Rest des Abends verbrachte...

... von dieser Begegnung "Laß Tanja in Ruhe" gibts sonst keine Zeugen außer diesem, habe ich das noch richtig in Erinnerung? Man sollte ja meinen, daß sich, nachdem das bekannt wurde im Zuge der Veröffentlichungen, noch mehrere aus der unmittelbaren Umgebung gemeldet hätten - sowas muß ja in Erinnerung geblieben sein. Das war ja in weiten Strecken ein gesittetes Fest unter Halbakademikern, nicht irgendein Proll-Dorffest von geistig Unterbelichteten, wo solche Sprüche an jeder Ecke zu hören sind...

Spekulatius.

Mal kurz wegen fehlenden dem BP:

"Eine öffentliche Fahndung stellt einen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Gesuchten dar. Daher müssen die Ermittlungsbehörden genau und sorgfältig prüfen, ob ein Fall nicht auch auf andere Weise geklärt werden kann. Die Öffentlichkeitsfahndung ist also ein spätes, oder sogar das letzte Mittel, um nach Personen zu suchen. Wenn die Ermittler bei der Polizei sich von der Öffentlichkeitsfahndung Erfolg erhoffen, dann muss zunächst die Staatsanwaltschaft mit ins Boot. Sie muss zu jeder Fahndung, auch wenn es nur mit einem Phantombild ist, einen richterlichen Beschluss erwirken. Erst dann darf ein Bild zur Veröffentlichung freigegeben werden.

Auf welcher Rechtsgrundlage wird öffentlich gefahndet?

Dies ist geregelt im § 131a (3) der Strafprozessordnung (StPO) Er lautet: „Auf Grund einer Ausschreibung zur Aufenthaltsermittlung eines Beschuldigten oder Zeugen darf bei einer Straftat von erheblicher Bedeutung auch eine Öffentlichkeitsfahndung angeordnet werden, wenn der Beschuldigte der Begehung der Straftat dringend verdächtig ist und die Aufenthaltsermittlung auf andere Weise erheblich weniger Erfolg versprechend oder wesentlich erschwert wäre.“

In welchen Fällen kann öffentlich gefahndet werden?

Das sind die im § 131a (3) genannten „Straftaten von erheblicher Bedeutung“. Laut Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts sind dies insbesondere „Verbrechen“ sowie „schwerwiegende Vergehen“. Die Tat muss also mindestens dem Bereich der mittleren Kriminalität zuzuordnen sein. Als Verbrechen werden alle die Delikte bewertet, bei denen eine Strafandrohung von mindestens einem Jahr Freiheitsstrafe besteht. Die „Schwelle“ liegt also bei Straftaten wie z.B. Diebstahl in besonders schwerem Fall, Raub, gefährliche Körperverletzung, schwere Brandstiftung oder schwerer sexueller Missbrauch. Auch wenn es um gewerbsmäßig handelnde Straftäter geht, also z.B. eine organisierte Einbrecherbande, darf öffentlich mit Fahndungsfotos gesucht werden."

(Quelle FAQ Polizei Hannover)


Ich vermute, dass es rechtliche Probleme gibt, das PB zu veröffentlichen, die sich aus dem obigen Text ergeben.

Also kein PB aus rechtlichen Gründen aber 15.000 Euro staatlich ausgelobte Belohnung?

@meermin
ja, warum nicht?

Ich denke, die Höhe der Belohnung , die um das Dreifache höher ist als bei "normalen" schweren Kapitalverbrechen passt nicht zu der Vermutung es könne sich um eine Affekttat unter Bekannten im studentischen Milieu gehandelt haben.

Derart hohe Belohnungen wurden bisher in Deutschland nur äusserst selten und immer nur bei ganz besonders schweren Verbrechen ausgelobt. Es ist also sehr seltsam, dass die Belohnung im Fall Tanja derart hoch ausfällt obwohl man vorgibt rein gar nichts über Tat und Täter zu wissen.

@meermin
ich hab das hier reinkopiert wegen den Überlegungen zum fehlenden PB.

Dusk schrieb:ich hab das hier reinkopiert wegen den Überlegungen zum fehlenden PB.

Hatte ich ja auch schon angemerkt.

Meiner Ansicht nach stellt es aber einen Widerspruch dar, einerseits wegen fehlender Informationen über Tat und Täter und dem daraus sich ergendem Unwissen über die Schwere der Tat keine rechtliche Grundlage zum ERstellen eines PB meint zu haben, andererseits aber eine staatliche Belohnung auslobt, die um das Dreifache höher ist als normal bei schweren Kapitaldelikten.

@meermin
Das mag für Dich ein Widerspruch sein, aber es gibt nunmal offensichtlich einen dementsprechenden rechtlichen Hintergrund. Auch, wenn Du oder ich den jetzt "doof" finden.

Es geht nicht ums doof finden. Ich finde das nicht doof, es erstaunt mich, denn für die Auslobigung der Belohnung gibt es sicher klare rechtliche Vorgaben, genau wie es diese für die Erstrellung von PB gibt.

Und diese rechlichen Vorgaben müssten zusammenpassen, täten es aber nicht folgt man Deiner Argumentation.

„Auf Grund einer Ausschreibung zur Aufenthaltsermittlung eines Beschuldigten oder Zeugen darf bei einer Straftat von erheblicher Bedeutung auch eine Öffentlichkeitsfahndung angeordnet werden, wenn der Beschuldigte der Begehung der Straftat dringend verdächtig ist und die Aufenthaltsermittlung auf andere Weise erheblich weniger Erfolg versprechend oder wesentlich erschwert wäre.“

Vielleicht ist das einfach nicht gegeben?

@meermin
das ist nicht meine Argumentation, das ist der gesetzliche Hintergrund, Quelle steht dabei.

@Dusk
sicher, das steht da so, aber wer sagt, dass aus diesem Grund im Fall Tanjas kein PB erstellt wurde?

Und ich wiederhole meine Frage: Warum die hohe staatliche Belohnung, wenn es nicht mal zum Erstellen eines PB reicht? ( juristisch)