Mordfall Charlotte Böhringer

@avatar455

Ich musste erst einmal die Groschen aufheben, die gefallen waren .... ich bin Psychologe, das bedeutet natürlich, Ihr müsst langsam mit mir sprechen und mir alles mindestens zweimal sagen

Die schlagen doch keinen tot - wenn die aggressiv werden, rufen die ihren Supervisor oder Gruppenleiter an oder trinken noch einen Tee

@Interested

Interested schrieb:Ich finde es mehr als verwerflich, seine eigene Verlobte, seine Eltern, seine besten Freunde JAHRELANG tagtäglich mehrmals und wiederholt zu belügen, seine Tante mehrmals um etliche 1000 Euro zu erleichtern und überall den vielbeschäftigten Studenten, angegehenden Anwalt, Referendar uns sonstwas zu mimen. Das zeugt schon von Charakter, aber einem ziemlich miesen - den Du oder wer auch immer gerne in sein Heile-Welt-Bild aufnehmen kann - in meiner ist und wäre so jemand unten durch.

Ich möchte an dieser Stelle nicht zu persönlich werden. Aber ich habe selber ein abgebrochens Studium hinter mir und auch ich bin jahrelang mit Fachliteratur im Gepäck zu meiner Familie gefahren und habe es tunlichst und mit allen Mitteln vermieden auf konkretere Fragen hinsichtlich des Studienverlaufs einzugehen.

Auch ich hatte damals bereits nebenei eine Tätigkeit ausgeübt die mir sehr gut gefallen hat und die mich glücklich machte, nur wurde das von meiner Familie nicht akzeptiert, es sollte der Studienabschluss ein.

Ich weiss noch wie unendlich glücklich ich war als ich nach Jahren endlich den Mut fand die Familie aufzuklären und auch bei mir geschah geschah das nicht völlig freiwillig, zuletzt musste es einfach sein.

Ich habe das Lügen damals selber gar nicht als Lügen empfunden, eigentlich habe ich es nur vermieden dieses unangenehme Thema anzusprechen und wenn konkreter gefragt wurde halt ein bisschen geflunkert. Das was ich getan habe hat niemandem geschadet , ausser mir selber vielleicht, ich hätte bereits viel früher einen wesentlich unbelasteteren Einstieg ins Berufsleben finden können wenn ich den Mut gehabt hätte mich frühzeitig zu outen.

Gelogen habe ich aus Angst vor der negativen Reaktion meines Umfeldes. Was man mir vorwerfen kann und konnte war das mangelnde Vertrauen in Menschen die es gut mit mir meinten. Aber ist man deshalb ein schlechter Mensch?

Bei B. denke ich eine ähnlich gelagert Motivation fürs Lügen hinsichtlich seiner Ausbildungssituation zu sehen.

meermin schrieb:Daher ist das ganze Geschreibsel im Urteil, dass weissmachen soll B. hätte durch die Abbruchlüge vor dem sozialen Aus gestanden einfach irreführend und entspricht in weiten Teilen meiner Ansicht nach nicht der Realität.

Wie erklärst du dir dann die enorm aufwändige Inszenierung einer Legende vom angehenden Starjuristen? Nicht nur hat er mit den Freunden angeblich Prüfungen gefeiert zu denen er in ganz Deutschland schon nicht mehr zugelassen war. Nein, er musste noch einen draufsetzen und auch noch von einer Promotion in einer angesehen Wirtschaftskanzlei flunkern.
Ein solches Lügengebilde erfordert ein sorgfältiges Management und ein hohes Risikobereitschaft. Dass er so gehandelt hat, lässt eben darauf schließen dass es für ihn aus irgendwelchen Gründen enorm wichtig war, nicht nur als Jurist sonder als angehender Starjurist zu gelten. Die Handlungsalternativen die du immer vorschlägst hat er eben gerade nicht gewählt.

Angesichts der Ausmaße seines fast systematischen Betrugs finde ich es geradezu absurd verharmlosend von einer "sogenannten Ausbildungslüge" zu sprechen. Er hat nunmal im großen Stile gelogen und das hat er getan, um sich ein falsches Image zu verschaffen.

@meermin
Es war bei Bence doch nicht "nur" die Ausbildungslüge....dazu kamen halt noch die mehrfachen Vertrauensbrüche durch Diebstahl etc.

meermin schrieb:Aber ist man deshalb ein schlechter Mensch?

Bei B. denke ich eine ähnlich gelagert Motivation fürs Lügen hinsichtlich seiner Ausbildungssituation zu sehen.

Ich verstehe deine Situation und kann das sehr gut nachvollziehen - ich bin auch schonmal gescheitert...

Aber du bist da auf ein falsches Gleis gekommen: Bence ist nicht ein schlechter Mensch weil er gelogen hat - sondern weil er gemordet hat. Und er sitzt auch nicht im Gefängnis weil er das Studium abgebrochen, sondern weil er seine Tante umgebracht hat.

@meermin

Niemand wirft hier jemandem ein abgebrochenes Studium vor - das haben seine Freunde in der Doku ebenfalls so ausgesagt - es hätte nix geändert.

Ich finde schon, man schadet anderen mit soviel Lügen - etwas elementares geht zu Bruch - VERTRAUEN!

Tut mir leid für Dich, wenn Deine Eltern Dich so erzogen haben, dass ausschließlich Leistungsdruck zählt - meine vermittelten mir GsD andere Werte und keine Stellung und kein Ansehen der Welt könnte mir daher ihre Achtung entziehen oder verstärken.

Hast Du gleichzeitig gestohlen, vermutlich nicht, Du sagst ja selbst, Du hattest eine Tätigkeit, die Dir Spaß machte und Dich wohl auch ernährte.

Nach Deiner Beichte nehme ich an, Deine Familie hat Dich genauso lieb wie vorher..oder?

Vielleicht hast Du auch mehr in die Menschen reingedeutet, als sie von Dir verlangten? Diese Version gibt es auch - konstruktives Gespräch und ein Selbstbewußtsein Deinerseits, hätten Dich schon früh von diesem Ballast befreien können.

Wenn B so tolle Freunde hat - glaubst Du nicht, er hätte sich schon viel viel früher erleichtern können?

Es erklärt aber Deine Empfindungen bezüglich B. Der Mord bleibt deshalb aber nicht entschuldigt oder verständlich.

@KonradTönz1
Aber der Freund von B.,der selber Jura studierte hätte doch etwas ahnen müssen. Er musste wissen wie arbeitsintensiv ein Jurastudium ist und dass es eigentlich völlig unmöglich war derart viel nebenbei zu Arbeiten wie B. es tat.

Ich vermute daher schon, dass die Freunde davonausgingen dass B. kein besonders ehrgeiziger Student war um es einmal nett auszudrücken.

Und ich würde die Spinnereien, anders kann man es wohl nicht bezeichnen nicht überbewerten.

Rausgekommen wäre der Studienschwindel auch nach dem gewaltsamen Tod der Tante irgendwann. Auch wenn er nicht verhaftet worden wäre. Irgendwann hätte die Freundin es herausbekommen und dann auch alle anderen.

Die Lügerei diente also wohl nur dem Zweck die Tante hinters Licht zu führen. Und der hatte er bereits vor der Tat vom erfolglosen Studium erzählt.

@meermin

Ich sehe das genau so wie Du. Das ist schon ganz schön konstruiert und dramatisiert. Derartiges passiert in Deutschland jeden Tag hundertfach. Jeder der in entsprechenden Beratungsstellen arbeitet, weiß das.

@konrad Toölz

KonradTönz1 schrieb:Wie erklärst du dir dann die enorm aufwändige Inszenierung einer Legende vom angehenden Starjuristen? Nicht nur hat er mit den Freunden angeblich Prüfungen gefeiert zu denen er in ganz Deutschland schon nicht mehr zugelassen war. Nein, er musste noch einen draufsetzen und auch noch von einer Promotion in einer angesehen Wirtschaftskanzlei flunkern.

Das mit der Promotion irritiert mich allerdings auch. Wobei er auch erst im Verlauf, Gefallen an seiner Geschichte gefunden haben kann Weißt Du mehr über die "angesehene Wirtschaftskanzlei" um die es da ging? Gelesen habe ich immer nur etwas von "in einer Beratungsfirma/agentur"?

@meermin

Nach dem Tod der Tante bräuchte er das nicht offenlegen - Jeder hätte Verständnis dafür gehabt, dass Bence sich dann um die Parkgarage und das Erbe kümmern müßte - er bräuchte kein abgeschlossenes Studium mehr.

Niemand hätte je etwas erfahren.

avatar455 schrieb:@aberdeen
Auweia......also ICH versteh Spaß da muss sich @Interested wirklich keine Gedanken machen :)

Okay - nichts gegen "Spaß", aber wir übertreiben es jetzt nicht, okay?

@aberdeen
Ist doch völlig irrelevant, welche Firma das war.

Ihr spielt hier elementare Lügen runter, als hätte einer seine Mutti angeschwindelt, vorm Mittagessen, Schokolade gegessen zu haben.

aberdeen schrieb:Okay - nichts gegen "Spaß", aber wir übertreiben es jetzt nicht, okay?

What?

@Interested

Interested schrieb:Niemand hätte je etwas erfahren.

So wird es auch im Gerichtsurteil behauptet. Aber stimmt das? Meine Mutter - eine kluge Frau - sagt immer: Nichts ist so fein gesponnen, dass es nicht doch kommt ans Licht der Sonnen.

Er wäre dann Geschäftsführer mit angeblichen 1. Staatsexamen gewesen, irgendwann hätte mal einer seinen Lebenslauf gelesen und jemanden aus der Beratungsfirma getroffen .... ich denke da an die ganzen Hochstapler und Zeugnisfälscher, die zum Glück sehr häufig auffliegen ...

Erst einmal hätte er natürlich "Ruhe" gehabt, aber um welchen Preis? Der müsste Ch. B. schon sehr gehasst haben, um dann einen Mord zu planen.

Mit der Heimtücke hast Du übrigens vollkommen recht - wollte ich nur erwähnen.

@aberdeen

Das war vielleicht nicht ganz akkurat von mir Wiedergegeben. Fakt ist dass er von einer Promotion sprach. Man kann das jetzt auch wieder runterspielen und es auf seine Spielfreude als Laienschauspieler schieben. Aber mal ehrlich: Das war kein Spiel. An dem Jurastudium hing für ihn einiges: Gesellschaftliches Ansehen und viel Geld. Du kennst doch aus deiner Praxis eben sicher auch Fälle, in denen sich Menschen durch eine Kaskade von Lügen und Betrügereien in eine völlig ausweglose Situation manövriert haben. Manche bringen sich in solchen Situationen sogar um , weil sie den drohenden Prestigeverlust nicht ertragen (Möllemann z.B. , womöglich Barschel). Andere treten die Flucht nach vorne an, dazu könnte meiner Ansicht nach Bence gehören. Nur manche schaffen es, solche komplexen Gebilde wieder zu entflechten und sanft zu landen (keine Anspielung auf Möllemann jetzt ;-) )

@Interested
Vielleicht soll ich dich noch verkloppen :-)......Mach ich nich :-D

Die Tante umzubringen nicht wissend ob bereits ein Testament exisierte in dem er enterbt worden war, das machte überhaupt keinen Sinn, auch wenn die Ausbildungssituation noch so verfahren war und die Freunde und vor allem die Freundin hätten es eh irgendwann erfahren auch wenn Tante nicht mehr reden konnte.

Ihr vergesst, dass der Bruder auch in der Firma arbeitete, über den Flurfunk wäre der sicherlich über alles diesbezügliche informiert worden. Der Steuerberater wusste ja augenscheinlich bereits mehr.

@konrad Toölz

KonradTönz1 schrieb:Du kennst doch aus deiner Praxis eben sicher auch Fälle, in denen sich Menschen durch eine Kaskade von Lügen und Betrügereien in eine völlig ausweglose Situation manövriert haben.

Natürlich und oft ist das dann so, dass eine Lüge quasi die andere nach sich zieht und dann auch an @Interested ist das nicht mehr so "ungeheuerlich". Ihr wisst alle, dass Lügen zum Alltag gehören. Gerade wenn man ein wenig ängstlich ist, ist das "ja" an der falschen Stelle raus, ehe überlegt worden ist. Und dann geht das immer so weiter.

Aber Du hast absolut recht: wenn dann jemand immer noch ein paar Kohlen drauflegt und sich wirklich zu einem Starjuristen "hochlügen" würde, gehört das schon in eine andere Liga. Deswegen die Nachfrage und deswegen würde ich zuuuuuu gerne mehr über B. T. erfahren, den ich für einen sehr ängstlichen Menschen halte.


@meerin spricht dann auch eine Reihe Punkte an, an denen ich auch hängenbleibe. Gut, F. S. hat es nach eigenen Angaben mit B. T. angesprochen, aber das übrige Umfeld muss auch eine gewisse Tendenz gehabt haben, nicht so genau hinzuschauen. Insbesondere auch Ch. B. Wenn ich wirklich will, dass mein Neffe einen guten Juraabschluss macht und ich beobachte dann gleichzeitig, dass er über ein halbes Jahr tagtäglich in der Parkgarage ist??? Wie passt denn das zusammen?

@avatar455

Bitte :)

Wenn B. vor der Tür gelauert hat um Frau Böhrigner zu erschlagen sobald sie die Tür öffnen würde, dann hätte er sie zuerst getötet und dann nach dem Testament und dessen Inhalt geschaut.

Das macht echt Sinn.

Einen Sinn würde ich nur erkennen wenn es sich umgekehrt verhalten hätte. Erst Testament schauen und dann ermorden.

@meermin

meermin schrieb:Wenn B. vor der Tür gelauert hat um Frau Böhrigner zu erschlagen sobald sie die Tür öffnen würde, dann hätte er sie zuerst getötet und dann nach dem Testament und dessen Inhalt geschaut.

Genau. Besonders, wenn er wirklich enterbt worden wäre. Was hätte er dann eigentlich gemacht?
Das ergibt für die Tatrekonstruktion nur Sinn, wenn er VORHER schaut und dann mordet - nicht umgekehrt.