WgahnaglFhtagn schrieb:"Leute aus Kalifornien, die schon am Lake Tahoe waren", das ist so ähnlich wie "Leute aus Mitteleuropa, die schon einmal in Caorle auf Urlaub waren".
Hallo
@WgahnaglFhtagn ,
ich glaube, daß in den 60s gar nicht so viele Mitteleuropäer in Caorle waren, solche Trips galten damals noch als Luxus. Venetien z.B. war der Traum meiner Oma, hinbekommen hat sie´s zeitlebens nie.
Der Lake Tahoe ist u.a. für den Wintersport interessant.
Ich denke mal, daß dort zumindest zu Zodiacs Zeiten nordkalifornische Bonzen und solche aus Vegas ihr Ferienhäuschen hatten und der Tourismus noch eher elitär war.
WgahnaglFhtagn schrieb:Schließlich haben die Briefe und Postkarten ja keinen anderen Zweck, als die Polizei an der Nase herumzuführen (von Zodiaks Geltungsdrang einmal abgesehen). Sie sollen vier, fünf Autostunden weg von San Francisco geschickt werden, um dort hinter Pinien zu schauen. Daraus kann man nicht schließen, dass dort irgendwas war (außer dass er die Postkarten gekauft hat).
Da muß ich widersprechen.
Dort verschwand ein halbes Jahr vor Eintreffen der Karte eine Krankenschwester, die im Oktober 69 noch im Lettermann-Hospital in Presidio Heights angestellt war, einen guten Steinwurf vom Tatort des Taximordes entfernt.
Und deren Arbeitsplatz am Lake Tahoe sich zufällig im gleichen Gebäude wie der Arbeitsplatz eines gewissen Lawrence Kane, eines der HVs, befand.
Es wäre fahrlässig gewesen, die Lake Tahoe-Spur zu vernachlässigen.
Bekannterweise hat das zu nichts geführt-wie halt Tausende andere Spuren auch zu nichts geführt haben.
WgahnaglFhtagn schrieb:Ich bin generell sehr skeptisch, ob man aus den Briefen irgendwas über den Täter herauslesen kann.
Wohl war.
Bis vor zwei Wochen war ich der festen Übezeugung, daß diese Ciphers gar nicht zu entziffern sind, weil sie keinen Sinn ergeben.
Das entschlüsselte Erste vom August 69 nur als Köder diente, sich auch schön mit den Folgenden zu beschäftigen, um Ressourcen zu binden.
Jetzt wissen wir, daß das 340er wenigstens eine Message ,wenn auch belanglos, enthält
Das wird bei den noch Offenen wahrscheinlich nicht anders sein.
Wie gesagt, ich fand die Bedeutung der Ciphers immer überbewertet.
Allerdings haben sie ihren Sinn und Zweck erfüllt, nämlich den Fall spektakulär und den Künstlernamen des Verfassers unsterblich gemacht.
WgahnaglFhtagn schrieb:Die ganze Inszenierung ist (um das etwas geschmacklos zu formulieren) eine Art Kunstwerk.
"Inszenierung" ist eine gute Beschreibung.
Ich glaube auch nicht, daß sich ein doofer Proll aus sexueller Frustation wahllos Paare gegriffen hat und dabei die Frauen immer schlimmer erwischt hat.
WgahnaglFhtagn schrieb:Die Variante, die hier vorgebracht wurde, dass nur der zweite Mord "echt" war kombiniert mit der Theorie dass die Briefe die Ermittlungen in eine falsche Richtung lenken sollten, hat etwas für sich (es ist nämlich eine sehr gute Hypothese, warum die Morde irgendwann aufgehört haben, wenn man sich nicht darauf einlassen will, jeden kalifornischen Mord in den 70ern an den Haaren zum Zodiak-Killer herbeizuziehen).
Wenn der Täter von Blue Rock Springs Zugang zum Polizeibericht des Doppelmord vom Lake Herman hatte, muß er noch nicht einmal der Mörder Jensens und Faradays sein .
Für diese Tat gab es gleich mehrere, andere Ansätze.
WgahnaglFhtagn schrieb:Aber auch da bin ich ein wenig skeptisch. Da passt der Taxi-Mord aber irgendwie nicht so ganz ins Schema, der war da "unnötig". Egal, wie man es dreht, und welche Theorie man sich vornimmt, es gibt immer etwas, das nicht so richtig ins Bild passt.
Für mich gibt es für das Motiv des Taximords zwei Varianten:
falls "Ruhm "und "Gier nach Aufmerksamkeit" der Antrieb des Z. gewesen sein sollten, vermute ich, daß ihm Vallejo oder Napa County zu provinziell geworden sind.
Der zu diesem Zeitpunkt noch unbekannte Counterpart aus L.A.( Manson-Family) hatte die Messlatte hoch gelegt und war dabei, ihm den Rang abzulaufen.
Er mußte ganz einfach nachlegen .
San Francisco als Welthauptstadt der Gegenkultur war dafür nicht der schlechteste Ort und am Besten direkt vor den Haustüren der Upper Class in Presidio Heights, damit gewährleistet ist, daß er "Stadtgespräch" bleibt.
Liebespaare an einsamen Plätzen sind in Großstädten schlechter abzugreifen, also der Cabbie.
Variante zwei: der Taximord war ein "Kollateralschaden".
Der Killer stieg nicht mit Tötungsabsicht ins Taxi, man geriet sich erst während der Fahrt in die Wolle: über den Fahrpreis, Vietnam, Hippies, Nixon oder den Zodiac selbst, falls da gerade mal wieder im Radio was zum Thema lief.
Er setzt Stine die Waffe an den Kopf, lässt ihn noch einen Block weiterfahren, um sich an seiner Angst zu weiden und drückt erst dann ab.
Das würde erklären, warum im Fahrtenbuch " Ecke Maples" statt "Ecke Cherry" stand.
Er beschließt spontan, da ein Zodiac-Ding draus zu machen, obwohl die Tat eigentlich gar nicht zu den anderen passt.
Die Ermittler hatten immer gerätselt, was er eigentlich in dieser Ecke SF´s wollte?
Evtl. Donna Lass sehen, die Krankenschwester vom Letterman-Hospital, die ein halbes Jahr später am Lake Tahoe für immer verschwand?