Enigma für UntertertiaAls ich kürzlich das Zodiac-Cracked-Video in einem ganz anderen Kontext als diesem Forum sah, hat es mich sehr gewundert, dass der 340-Zeichen-Text seit Jahren nicht gelöst wurde.
Was treiben denn FBI und Konsorten tagein und tagaus, dass sie 26 durcheinander gewürfelte Buchstaben fünfzig Jahre lang nicht sortiert bekommen? Denn bis auf die speziellen Glyphen ist der diagonale Kästchentrick ein uralter Hut. Wir haben das exakt so mit einem Zahlenalphabet im Internat gemacht.
:) Kann ich heute noch. Kennt Ihr das nicht – also jene, die im Thread schreiben? Ich dachte immer, das war allgemeiner „Pennälerschreib“, Enigma für Untertertia. Zahlen oder Buchstaben – je nach "Geheimhaltungsstufe" – im Rösselsprung nach unten rechts, bis zum Übertrag, dann oben oder links weiter.
Um Glyphen zu entziffern gibt’s auch ohne Software gute Tricks – wenn man „Zielsprache“ kennt.
Glyphen sortieren und zählen, wie oft jeder einzelne vorkommt. Dann Zielsprache = meistgenutzte Vokale und Konsonanten an den entsprechenden Stellen einsetzen. Ein bisschen probieren, bis scheinbar ein Gerüst steht. Dann naheliegende Konsonanten testen, also im Englischen zum t (häufigster Konsonant im Englischen) z. B. das h. Anschließend sucht man identische 3-Glyphen-Gruppen, das könnten oft genutzte ganze Wörter sein: has, the. So haben wir Zahlenalphabete anderer Mädchengruppen wieder entschlüsselt. Solchen Jux haben wir auch im Internat gemacht.
Und nein, das war keine Stasi-Kaderschmiede. Das war ein erstklassiges bayerisches Gymnasium der Franziskanerinnen.
Mädchenschule eben. Wenn die Zielsprache bekannt ist und es keinen „zweiten Schlüssel“, also eine weitere, meist getrennt übermittelte Botschaft gibt, kann man oft auch komplizierte Sprachcodes mit dem bloßen Kopf lösen. Anders ist das bei völlig unbekannten Sprachen und Zeichen. Hieroglyphen z. B. erst durch Griechisch (Rosettastein). Dann wird es zum Probem. Und ebenso, wenn der Schreiber kein oder ein hochkomplexes mathematisches Schema anwendet.
Aber der Zodiac war ja erstens nicht zwingend die hellste Kerze am Adventskranz und zweitens war es vermutlich sein Anliegen, dass die Botschaften entziffert werden. Also konnte man davon ausgehen, dass es einen halbwegs sinnvollen Inhalt in einer erkennbaren "Ordnung" gab. Deshalb verstehe ich auch die ganze Aufregung um seine Cypher nicht: Seinen Namen wird er nicht verraten haben.
Er wollte sich einmal mehr wichtigtun.
Ein Problem beim Entschlüsseln gab es in der zweiten Kolumne. Da hatte der Zodiac geschlampt. Aber die drei Cracks haben das gut herausbekommen.
Und wenn’s mal wieder darum geht, so ein hübsches Rätselchen zu lösen: Sagt Bescheid. Ich nehme das zum Klassentreffen der Ehemaligen mit und das Damenkränzchen erledigt das beim nachmittäglichen Kaffeetrinken.
;) Mit Scrabble-Steinchen.
Einen schönen dritten Advent wünsche ich Euch.
Und ich habe Euch eine typische Botschaft nach unserem Schülermuster gebastelt. -
Wobei wir natürlich damals über die Jungs aus der Nachbarschule geschrieben haben - und nur in schwarz-weiß, nicht so hübsch bunt.
;)Paula
PS: Es kommt noch besser. Als ich gerade am Telefon meine wahrhaft betagte Mutter fragte, ob sie die Rösselsprung-Geheimschrift von früher auch noch kennt, sagte sie: „Ja, wir haben das mit Silben gemacht. Nur Rössel, ohne Glyphen. Das war allgemein Usus.“ Tatsache: – "Code"
hier ist alter Hut
Lösung meines Cyphers für Euch