John_Doe_1974 schrieb:Allein dass man sich mit dem Verzicht auf einen freiwilligen Test verdächtig macht, zeigt doch schon, dass dieses Instrument missbräuchlich genutzt wird.
Wenn das für dich Verfolgungswahn ist, dann hast du im letzten halben Jahr wohl keine Nachrichten verfolgt.
Im Übrigen sind diese schrecklichen Verbrechen doch nur der erste Schritt. Als nächstes verfolgen wir mit Reihenuntersuchungen die Körperverletzer, dann die Einbrecher, die Ladendiebe und irgendwann die Falschparker. Wenn das Instrument erstmal da ist, dann will es auch jeder nutzen. Kann man auch sehr schön an den Mautdaten oder aktuell bei der Vorratsdatenspeicherung beobachten. Wo soll das alles hinführen?
Zunächst: Ja!
Ich habe dennoch eine differenziertere (sorry für die Zuschreibung!) Position hierzu:
a) Fall Ronny Rieken/Mörder von Ulrike Everts/Christina Nytsch: damals lag - DNA-Technik Stand 1998 beachten!!! - eine eindeutige DNA-Spur vor. Kann man diese Eindeutigkeit nachweisen, und kann man nachweisen, dass der Täter im Raum so-und-so wohnen/leben MUSS, so habe ich gegen einen Reihentest nichts einzuwenden.
b) heute haben wir folgendes Problem: Da die DNA-Technik, wie alle technik, fortschreitet, haben wir heute die "Krise des DNA-fingerprints"!!! Wir haben Mischspuren, Überlagerungen, Fragmente etcetc. Siehe DNA-Spuren bei Kachelmann, siehe DNA-Spuren bei Kercher/Knox/Sollecito (die untereinander Sozialkontakte hatten!). Hier gibt es Fehldeutungen. Es ist völlig irre, ich weiß, aber gerade WEIL die DNA-Analyse immer präziser wurde (O-Ton einer Molekular-Biologin: "Ich erkenne inzwischen, wenn jemand nur kurz die Tür aufgemacht hat"), wird der DNA-Beweis unsicherer. Fiktives Beispiel: Das spätere Mordopfer - nennen wir sie Andrea - und ich, männlich, prosten uns hier in Hamburg-XXX fröhlich zu. Natürlich finden ein paar Hautschuppen oä von mir ihren Platz bei Andrea. Etwas später geht Andrea, wird schnell, hart, präzise, ohne großen Spurenantrag von einem unbekannten Täter ermordet. Bei der forensischen Untersuchung des Leichnams findet man, na klar, meine DNA-Spuren. Und entscheidet sich jetzt: Im Bezirk Hamburg-XXX werden alle Männer von 18-49 getestet...da tanze ich aber ganz schön im Tango-Schritt ;-)
Ich kenne die Qualität der DNA-Probe in diesem Fall nicht. Eindeutig zuordbar wie im Fall Rieken 1998? Dann bin ich für den Massengentest. Strafverfolgung ist wichtig. Nicht? Dann dagegen. Und ansonsten bin ich hier absolut und radikal für die "Früchte vom verbotenen Baum"-Rechtsauffassung. D.h.: Die so gewonnenen Erkenntnisse dürfen weder jetzt noch in aller Zukunft für die Aufklärung anderer Straftaten Verwendung finden. Sie sind zu löschen.