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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

222 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Ungeklärt, Leipzig ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

08.02.2017 um 23:33
Zitat von Hunter88Hunter88 schrieb:Er war vielleicht Fan von Manfred Krug, der im Film "Spur der Steine" ähnlich angezogen war.
Ich hab den Film "Spur der Steine" bis auf einige Ausschnitte und Fotos nicht gesehen, weiß aber in etwa, worum es geht.
Manfred Krug spielt doch einen Bauhandwerker und trägt für mich eindeutig eine Zimmermannskluft.
Hier in der Gegend sieht man leider nur noch ganz selten Zimmerleute auf der Walz, die tragen aber auch immer genau solche zunfttypische Kleidung: Den Breitkrempigen Hut, die eng anliegende Weste mit den dicken Goldknöpfen und die schwarze Hose mit den weit ausgestellten Beinen.
Selbst die angestellten Zimmermänner tragen hier in der Gegend Anno 2017 oft noch ausgestellte Buxen bei der Arbeit.

Einen Schäfer dagegen stelle ich mir anders vor Ort, mehr urwüchsig-outdoormäßig. Die tragen heute sicher nicht mehr alle solche bodenlangen Umhänge sondern eher zweckmäßige Multifunktionskleidung. Aber ich könnte mir vorstellen, daß die teilweise ihre Hüte selbst herstellen.

Als junges Mädchen war ich eine Zeit lang in der katholischen Jugend. Die meisten Jungs dort waren damals so zwischen 16 und 18, liebten Aktivitäten im Freien und viele von ihnen standen voll auf Bundeswehrsachen. Die haben sie auch bei ihren Abenteuern im Grünen oft getragen (vielleicht das Äquivalent zu dem, was vor einigen Posts geschildert hat).

Ich erinnere mich jedoch noch lebhaft daran, daß einer von ihnen so einen rustikalen Wurzelsepp-Spitz-Schlapphut hatte, der für mich immer der Prototyp aller Schäferhüte war. Und ich meine mich zu erinnern, daß er mir mal erzählte, daß er ihn selbst gemacht habe. Kann natürlich ein Märchen gewesen sein, aber es hätte zu ihm gepasst. Und von der Stange war diese Kopfbedeckung definitiv nicht.


Was mich ja mal interessieren würde: Für mich klingt die Geschichte so, als ob damals der Staat keine große Lust gehabt hätte, solche "privaten" Verbrechen aufzuklären und zu ahnden.
Wäre das anders gewesen, hätte der Fall eine politische Konnotation gehabt? Ich meine, das West-Bild der DDR war ja so: Kaum machst du da drüben den Mund auf und sagst etwas Regime-kritisches, wanderst du auch schon für lange Zeit in den Bau...


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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

09.02.2017 um 12:17
Zitat von bikini-apollbikini-apoll schrieb:Während meines DDR-Wehrdienstes Ende der Achtziger hatten wir einen aus dem Eichsfeld unter uns.
Das wäre eine schlüssige Erklärung für das Sprachgemisch. Danke für den super Hinweis.
Hab mal gegoogelt: Also Schafe hat es im Eichsfeld auch gegeben, allein im Kreis Worbis
so um die 20.000. Nur für den Fall dass man die Schäfer-Hypothese weiter verfolgen wollte.
  
Zitat von bikini-apollbikini-apoll schrieb:Leider geht aus den bekannten Informationen nicht hervor, ob auch die anderen Zeugen ihn für einen Schäfer hielten.
Ja, das war auch mein erster Gedanke: Wer hat die These mit dem "Schäfer" aufgebracht? Wieviele Personen konnten diese These bestätigen? Waren das reine Spekulationen, die sich auf Äußerlichkeiten bezogen oder hat der TV selbst etwas in diese Richtung verlauten lassen?
Zitat von bikini-apollbikini-apoll schrieb:Ich dachte eher instinktiv an Republikflucht
Dann müsste sie in diesem Fall mal ausnahmsweise geglückt sein. Obwohl - wie gesagt - die Kripo sicherlich herausgefunden hätte, wenn ein Schäfer aus dem Bezirk Schwerin plötzlich verschwunden gewesen wäre. Schäfer aus dem Eichsfeld wurden ja nicht überprüft, insofern auch eine denkbare (wenn auch eher unwahrscheinliche) Möglichkeit. Wenn der Fall zu DDR Zeiten bekannt geworden ist, dann werden sicherlich etliche LPGen die Schäfer in ihren Reihen nachgezählt haben. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob es damals Presse gab. Normalerweise wurden Kriminalfälle in der DDR nur in seltenen Fällen, wenn die Kripo auf die Mithilfe der Bevölkerung bei der Fahndung angewiesen war, öffentlich gemacht.
Zitat von spiky73spiky73 schrieb:Was mich ja mal interessieren würde: Für mich klingt die Geschichte so, als ob damals der Staat keine große Lust gehabt hätte, solche "privaten" Verbrechen aufzuklären und zu ahnden.
Der Eindruck trügt. Die SED und DDR-Regierung waren sehr ehrgeizig darin, nachzuweisen,
dass die Kriminalitätsbelastung unter sozialistischen Bedingungen gesetzmäßig ständig abnahm.  Nach offizieller Lesart waren Kapitalverbrechen gesellschaftliche Auswüchse im kapitalistischen Westen. Deswegen durfte es Sexualverbrechen, Morde oder gar Serienmorde in der DDR nicht geben. In den Medien wurde nur sehr selten darüber berichtet. Entsprechend hoch waren aber auch die Aktivitäten, begangene Straftaten aufzuklären bei sehr guter Aufklärungsquote.
Wobei man natürlich nicht weiß, wieviel davon letztendlich geheimgehalten wurde und bis heute nicht bekannt ist. Im hier vorliegenden Fall wurde mit Sicherheit allen vorhandenen Spuren und Anhaltspunkten nachgegangen. 

@alle
Ist eigentlich bekannt, ob es damals eine überregionale Öffentlichkeitsfahndung mit Phantombild  gegeben hat? Das war zwar nicht üblich, aber könnte ja sein.


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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

09.02.2017 um 14:09
Zitat von inextensoinextenso schrieb:Ja, das war auch mein erster Gedanke: Wer hat die These mit dem "Schäfer" aufgebracht? Wieviele Personen konnten diese These bestätigen? Waren das reine Spekulationen, die sich auf Äußerlichkeiten bezogen oder hat der TV selbst etwas in diese Richtung verlauten lassen?
Der TV hat gegenüber der Bahnhofsmitarbeiterin gesagt, sie solle ihm keine Umstände bereiten, da er dringend nach Schwerin zu seinen Schafen müsse. Das kann natürlich auch barer Unsinn gewesen sein.
Ansonsten hat man meines Wissens nach nur aufgrund seines Äußeren darauf geschlossen, dass er ein Schäfer gewesen sein könnte.

Aber ehrlich gesagt, mittlerweile glaube ich nicht mehr recht daran. Normalerweise ist ein Schäfer ja bei seinen Schafen. Natürlich gab es wohl ab und zu Fortbildungen, Schulungen etc. für diesen Berufsstand, aber ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass er bei einer solchen Gelegenheit seinen Kassettenrekorder mitgeschleppt und dass er keine Übernachtungsmöglichkeit gehabt hätte. Auch sein ganzes Auftreten lässt nicht auf eine "Dienstreise" schließen.
Außerdem, wenn die Polizei so gewissenhaft ermittelte, wie du annimmst (und das entspricht ja auch dem Eindruck der Angehörigen), dann wäre es doch ein Leichtes gewesen, herauszufinden, wo eine solche Schäfertagung oder -schulung im fraglichen Zeitraum stattgefunden hat, oder? Das war damals in der DDR ja alles staatlich organisiert. Aber offensichtlich standen die Ermittler vor einem Rätsel, wo der "Schäfer" hergekommen sein könnte. Daher ist fast anzunehmen, dass es eine solche Veranstaltung gar nicht gab.


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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

10.02.2017 um 18:19
Gleich auf den ersten Seiten dieses Threads wurde mutmasst, dass der Mord deswegen nicht aufgeklärt worden sei, weil es "die Freunde" (dort bezogen auf die russischen Besatzer) gewesen seien. Das hat sich ja mittlerweile für das Opfer als falsch, für den Täter als zumindest eher unwahrscheinlich herausgestellt. Interessant - wenn auch für Fälle aus der DDR nicht ungewöhnlich - ist dabei nur, dass der Gedanke, dass jemand "Unangreifbares" involviert war, anscheinend schon früh im Raum stand bzw. als Gerede kursierte.

Haltet Ihr es für möglich, dass an dem Gedanken insofern etwas dran ist, dass der Täter deshalb nicht ermittelt wurde, weil er eben entsprechende "Freunde" hatte? Also dass es sich um jemanden mit ausreichend guten Kontakten (freundschaftlich, verwandtschaftlich) zu Stasi, Partei, Russen, ... hatte, dass in seine Richtung nicht ermittelt und nichts aktenkundig wurde, selbst wenn er zeitweise in den Kreis der Verdächtigen geraten sein sollte? (So nach dem Motto: "Das ist der Schwager vom xy, den können wir gleich mal aus der Liste streichen.")

Der Beschreibung nach war der "Schäfer" mit seinem West-Rekorder und den Zigaretten ja nun wirklich auffällig wie ein bunter Hund.
Dass so jemand nicht gefunden wurde, ist schwer nachzuvollziehen.

Ein anderer Gedanke, der mir bei der beschriebenen Szene kommt, ist, dass es sich um ein Ablenkungsmanöver handelt.
Dass dieser Mann an diesem Abend gesehen und erinnert werden wollte, und zwar genau so: Als ein "Schäfer" in Schäferkleidung, der beiläufig seine Schafe und seinen Heimatort Schwerin erwähnt, und mit der Musik auf sich aufmerksam macht. Was da weiter  hinterstecken mag, kann man nur spekulieren.


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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

10.02.2017 um 18:52
Wäre eine Möglichkeit. Ist ja heute auch noch so, dass die Kinder von Politikern oder Kinder aus einflussreichen Familien mit milderen Strafen zu rechnen haben (oder gar ungestraft davon kommen). 

Kenn da selber das ein oder andere Beispiel :@


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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

11.02.2017 um 00:20
Zitat von CottingleyCottingley schrieb:Haltet Ihr es für möglich, dass an dem Gedanken insofern etwas dran ist, dass der Täter deshalb nicht ermittelt wurde, weil er eben entsprechende "Freunde" hatte?
Ausgeschlossen ist es jedenfalls nicht. Ich denke weniger auf der Ebene der normalen Morduntersuchungskommission. Die MUKs waren in den Bezirksverwaltungen der VP, Dezernat II Abt. Kriminalpolizei angesiedelt. Da konnte nicht einfach irgendein Wicht von der SED Kreisleitung befehlen, den Cousin seiner Nachbarin aus den Ermittlungen herauszuhalten. Wenn, dann hätte das von weiter oben kommen müssen. Ohnehin wäre so etwas nur mit Wissen und Zustimmung des MfS möglich gewesen. Die Stasi war ja für die Vertuschung von Verbrechen zuständig. In dieser Sache könnten sich die Angehörigen des Opfers an die BStU wenden, vllt gibt es dazu Hinweise in den Akten. Die Sowjets scheiden aus, weil der TV nicht der Roten Armee angehörte. 
Zitat von CottingleyCottingley schrieb:dass es sich um ein Ablenkungsmanöver handelt.
Auch ein interessanter Gedankengang. Aber war es nicht so, dass der TV als er nach der Tat wieder am Bahnhof zurück war, mit einer Schlägerei prahlte? Außerdem hatte er Blut an der Hand und am Schuh. So jedenfalls laut Zeugenaussagen. Welchen Sinn sollte denn ein Ablenkungsmanöver haben ?


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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

11.02.2017 um 00:44
@Cottingley
@Hunter88
@inextenso
Es deutet zumindest einiges darauf hin, dass der TV der (missratene) Sprössling einer Parteigröße gewesen sein könnte. Die West-Zigaretten, die er fast provokativ exzessiv rauchte, der für DDR-Verhältnisse beeindruckende Kassettenrekorder, den er sogar auf die Reise mitnahm (so nach dem Motto: "Sollte er wegkommen oder kaputtgehen, kauf ich mir halt einen neuen!"), überhaupt das ganze schnöselige Auftreten.
Und dass die Polizei den TV nie ermitteln konnte, trotz seines extrem auffälligen Äußeren, spricht ebenfalls dafür. Ich habe ja schon einmal geschrieben, dass so ein Paradiesvogel der Stasi bekannt gewesen sein dürfte.

Andererseits: Einen Beweis gibt es dafür natürlich nicht.


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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

28.05.2017 um 20:39
@Seuthes

Du findest den Fall im Netz unter - der Mörder mit dem Schaeferhut. Als Betroffener bekommst du Auskunft bei der Staatsanwaltschaft Leipzig. Viel Erfolg!


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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

26.06.2017 um 20:12
Noch einmal die wichtigsten Quellen:

Beitrag von Menedemos (Seite 4)
Beitrag von susi1968 (Seite 4)

Das Opfer:

9afc47 collage 20160214184440050 2016021Original anzeigen (3,3 MB)

Der Tatverdächtige:
bfcf37 schaeferOriginal anzeigen (0,2 MB)

Der Tatort:
0ff61b flossplatzOriginal anzeigen (0,6 MB)













Ich war am Wochenende in Leipzig und habe mich mal am Tatort ein bisschen umgesehen.

Was mir aufgefallen ist:

Zwischen ehemaliger Carola-Bar und Tatort liegen ja kaum 100 Meter! Die gemeinsame Taxifahrt von Opfer und TV kann also nur Sekunden gedauert haben, bis der TV den Wunsch äußerte, noch einmal auszutreten.

Der Taxifahrer muss von dem Geschehen auf dem Schulhof nichts mitbekommen haben. Zwischen der Hauptstraße (westliche Seite des Floßplatzes) und dem Schulgelände liegt eine kleine Grünanlage, die es sicher auch damals schon gab (die hohen Bäume bezeugen das). Der Taxifahrer konnte also keinen direkten Blick auf die Szenerie haben und, wenn die Türen verschlossen waren (es war Dezember!), konnte er auch nichts hören.

Die Aussage des TV, er müsse mal pinkeln, ist deshalb unglaubwürdig, da er in der besagten Anlage genügend Bäume für diesen Zweck vorgefunden hätte. Warum lief er also bis zum Schulhof?


Ich erkläre mir das momentan so, dass der TV mit der Gesellschaft des Herrn Rehfeld und vor allem mit dessen weiterer Abendplanung nicht mehr einverstanden war und er sich unter einem Vorwand diesem entziehen wollte. Ich kann das ganz gut nachempfinden, der "Schäfer" wollte zurück zum Bahnhof, Rehfeld aber noch zu einer Bekannten. Außerdem war W. Rehfeld stark angetrunken und hätte sich vor der Bar beinahe eine Handgreiflichkeit mit zwei anderen Personen geliefert.
Rehfeld aber fürchtete um seinen einzigen Kompagnon in dieser frustrierenden Nacht und lief ihm hinterher.
Auf jeden Fall ist es auf dem Schulhof dann zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen beiden gekommen. Das beweisen die Blutspuren an der Kleidung des "Schäfers"; außerdem hat der Schäfer selbst später am Bahnhof von einer Prügelei erzählt, in die er verwickelt war.

Ich glaube nicht, dass dem "Schäfer" bewusst war, dass er Herrn Rehfeld dabei getötet hat, darüber habe ich ja weiter oben schon geschrieben. Wäre er sonst z.B. einfach so zum Taxi zurückgekehrt? Hätte er am Bahnhof freimütig von einer Prügelei erzählt? Man muss in diesem Zusammenhang ja auch bedenken, dass die Tötung zumindest nicht geplant war, da Rehfeld ja dem TV hinterherlief und nicht umgekehrt. In einer solchen unerwarteten Situation hätte ich zumindest panisch das Weite gesucht und wäre nicht seelenruhig zum Taxi zurückgekehrt, hätte mich nicht zum Bahnhof fahren lassen und dort noch stundenlang im Mitropa-Restaurant auf meinen Zug gewartet.

Der Schönheitsfehler meiner Theorie aber ist:
Warum hat der "Schäfer" die Wertsachen des Opfers gestohlen, wenn er sich "nur wehren" wollte?

Vielleicht wollte er seinen Kontrahenten noch zusätzlich demütigen oder er brauchte das Geld. Aber auch in diesem Fall wäre es verwunderlich, dass er einfach so zum Taxi zurückgekehrt ist.

Eine Möglichkeit wäre noch, dass jemand anders den Schwerverletzten beraubte, ihm vielleicht noch "den Rest" gab. Damit wäre der "Schäfer" gar nicht der Mörder.

Nun lag aber Herr Rehfeld nicht an einer Stelle, wo er mitten in der Nacht, noch dazu unter der Woche, von zufällig Vorbeikommenden normalerweise gefunden werden konnte. Er lag ja auf dem Schulhof, abseits von der Straße. Dass der Hausmeister, der ihn morgens gefunden hat, beraubt hat, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.

Allenfalls wäre denkbar, dass Herr Rehfeld noch wimmerte, was man von der Straße aus hören konnte, und dann kam der eigentliche Mörder, der die unglückliche Situation des Herrn Rehfeld skrupellos ausnutzte.

Zugegeben klingt diese Version etwas kompliziert und konstruiert, aber sicher scheint mir zumindest nicht, dass der "Schäfer" auch der Mörder war.

Was meint ihr?


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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

26.06.2017 um 22:50
Ein faszinierender Fall!

@Menedemos

Ich würde mir die Ereignisse eher so zusammenreimen: Der "Schäfer" und das spätere Opfer geraten an der Garderobe der Bar in Streit, weil das Opfer den Täter tüchtig freigehalten hat. Nun heißt es seitens des späteren Opfers: "Wir fahren in den Puff – du zahlst! Keine Widerrede!" Darauf hat der Täter nicht die geringste Lust, wahrscheinlich trotz seiner West-Zigaretten und seines Gettoblasters auch nicht das nötige Kleingeld. Unter dem Vorwand, austreten zu müssen, versucht er sich aus dem Staub zu machen. Das Opfer riecht den Braten und folgt ihm. Es kommt zu einem Kampf. Der Täter schlägt das Opfer nieder, beraubt ihn und bringt ihn mit der Mülltonne zum Schweigen. (Womöglich nicht zum ersten Mal in seinem Leben – der Gettoblaster könnte ebenfalls Raubgut sein.) Dass sein Opfer tot war, war ihm zu diesem Zeitpunkt womöglich gar nicht bewusst. Andererseits, was hätte er angesichts seiner Handverletzung und der Blutflecken an seiner Kleidung denn auch sonst sagen sollen, außer daß er zuvor in eine Schlägerei verwickelt war?
Zitat von MenedemosMenedemos schrieb:Allenfalls wäre denkbar, dass Herr Rehfeld noch wimmerte, was man von der Straße aus hören konnte, und dann kam der eigentliche Mörder, der die unglückliche Situation des Herrn Rehfeld skrupellos ausnutzte.
Das halte ich für höchst unwahrscheinlich, zumal das Opfer wohl auch nicht mehr wimmern konnte.


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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

27.06.2017 um 17:26
Zitat von VanDusenVanDusen schrieb:"Wir fahren in den Puff – du zahlst! Keine Widerrede!"
Eine von mehreren Möglichkeiten. Auf jeden Fall scheinen wir uns einig zu sein, dass der "Schäfer" sich aus dem Staub machen wollte, das Opfer setzte ihm nach und es kam zu einer handfesten Auseinandersetzung, das Opfer unterlag.

Erst ab hier wird es spannend: Wie stark verletzt war W. Rehfeld? War er gleich tot? Wusste der "Schäfer" von der Schwere der Verletzung? Und hat er auch die Wertsachen geraubt?
Zitat von VanDusenVanDusen schrieb:Das halte ich für höchst unwahrscheinlich, zumal das Opfer wohl auch nicht mehr wimmern konnte.
Zugegeben, es entspricht nicht "Ockhams Rasiermesser", hier noch weitere Personen ins Spiel zu bringen. Immerhin war Rehfeld bereits vom "Schäfer" außer Gefecht gesetzt worden, denn der allein kehrte zum Taxi zurück und er war voller Blut. Durchaus möglich also, dass er Rehfeld auch getötet hat.

Ganz ausschließen kann man die Beteiligung weiterer Personen aber m.E. nicht. Ob Rehfeld noch wimmern konnte, weißt du nicht. Rehfeld hatte schon vor der Bar Stress mit anderen Leuten. Und viele Gäste der Bar haben auch mitgekriegt, dass Rehfeld viel Bargeld bei sich trug. Die Bar war nur 100 m entfernt. Die Möglichkeit besteht, dass ein Gast der Bar auf dem Heimweg Rehfeld in seiner misslichen Lage entdeckte und sich entweder an ihm rächen oder seinen Monatslohn klauen wollte.

Aber gehen wir mal von der wahrscheinlicheren Möglichkeit aus, dass es keine weiteren Beteiligten gab. Zum Tod führte anscheinend das Umkippen der schweren Mülltonne, Rehfeld wird wohl am Kopf getroffen worden sein. Nun ist eine Mülltonne kein übliches Tötungswerkzeug, daher glaube ich nicht, dass der sog. Schäfer Rehfeld gezielt umgebracht hat.  Auch die Rückkehr zum Taxi spricht aus mehreren Gründen dafür, dass ihm nicht bewusst war, dass er Rehfeld tödliche Verletzungen zugeführt hatte. In dem Fall wäre er nämlich eher zu Fuß geflüchtet. Die Rückkehr zum Taxi spricht eher dafür, dass er Angst hatte, dass sein Kontrahent sich wieder berappelt und er deshalb schnell wegwollte.

Nur der (spontane?) Raub passt halt gar nicht ins Bild. Normalerweise verfolgt ja der Räuber das Opfer, hier war es genau umgekehrt... Aus dem Grund bin ich ja überhaupt erst auf die Idee gekommen, dass weitere Personen beteiligt gewesen sein könnten.


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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

27.06.2017 um 17:48
Zitat von MenedemosMenedemos schrieb:Ganz ausschließen kann man die Beteiligung weiterer Personen aber m.E. nicht. Ob Rehfeld noch wimmern konnte, weißt du nicht.
Natürlich kann man das nicht ganz ausschließen. Das mit dem Wimmern war eine unappetitliche Spekulation von mir, die ich eigentlich aus Pietätsgründen nicht näher ausführen wollte, aber laut Zeitungsbericht wurde Rehfeld in einer großen Blutlache gefunden. Das spricht einerseits dafür, dass sein Herz noch eine ganze Weile geschlagen hat, um dieses Blut fördern zu können, andererseits ersticken Opfer in solchen Situationen oftmals an ihrem eigenen Blut.

Ich tippe nach wie vor auf den "Schäfer" als den Räuber, denn je länger ich darüber nachdenke, desto mehr erscheint mir dieser Gettoblaster wie frisch geklaut. Der Täter hat sich dann erstmal die ebenfalls gestohlenen Kassetten nacheinander angehört, um zu schauen, ob etwas Brauchbares dabei war. Ich meine, wer unternimmt eine Reise einschließlich Übernachtung, ohne auch nur eine Zahnbürste im Gepäck zu haben, schleppt aber einen Gettoblaster mit?


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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

28.06.2017 um 16:44
Zitat von VanDusenVanDusen schrieb:wurde Rehfeld in einer großen Blutlache gefunden
Man kann sich halt leider nie ganz sicher sein, inwieweit Zeitungen Berichte dramatisch ausschmücken. Allerdings meint man auf dem Foto oben schon Spuren einer Blutlache erkennen zu können. Ganz sicher bin ich mir allerdings nicht. Ist aber in jedem Fall ein interessanter Hinweis von dir. Wenn das mit der Blutlache stimmt, hat das Opfer tatsächlich noch einige Zeit gelebt.


Ich habe mir außerdem die Fotos vom Tatort noch einmal genauer angeschaut. Auch wenn ich den Fundort nicht genau bestimmen kann, gibt es m.E. deutliche Anzeichen dafür, dass das Opfer TIEFER IM INNEREN des Schulhofs aufgefunden wurde, nicht direkt am Eingang. Das macht es natürlich noch unwahrscheinlicher, dass irgendwelche dritten Personen beteiligt waren. Denn meine Hypothese, jemand anderes hätte den verletzten Rehfeld gefunden, getötet und beraubt, setzt ja voraus, dass er an einer Stelle lag, wo ihn überhaupt jemand hätte finden können.

Andererseits frage ich mich, wieso die beiden überhaupt so weit in den Schulhof eindrangen. Vermöbeln hätte sie sich ja auch auf der Straße können oder in der Grünanlage, zumal sie sich ja nicht einmal gescheut hatten, vorher sogar mitten in der Bar handgemein zu werden.
Wollte sich der Schäfer etwa darin verstecken? Aber wie konnte Rehfeld ihn dann trotzdem aufspüren?

Und die nächste Frage schließt sich gleich an: Wieso stiegen die beiden eigentlich noch gemeinsam in ein Taxi, wenn sie vorher schon in der Bar eine handfeste Auseinandersetzung hatten??
Zitat von VanDusenVanDusen schrieb:erscheint mir dieser Gettoblaster wie frisch geklaut
Das glaube ich nun eher nicht. Solche westlichen Hifi-Geräte ließ sich damals niemand so einfach klauen, da müsste der Schäfer schon wo eingebrochen sein. Und das auf Durchreise? Eher unwahrscheinlich.


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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

28.06.2017 um 19:18
Zur Auffindesituation des Opfers:

schaefer2Original anzeigen (1,3 MB)
Bild 1

Ich habe Schwierigkeiten, das richtig zu erkennen. Was ist z.B. (2)? Und ist (4) ein Verschlag, den es heute nicht mehr gibt? Auf jeden Fall sieht man im Hintergrund eine Mauer des Schulgebäudes (3) mit einer Art Kellertür.

Wie gesagt, ich habe gewisse Lokalisierungsfragen. Der Eingang vom Floßplatz zum Schulhof ist dort, wo im folgenden Bild die (1) ist, bei (2) stehen HEUTE Mülltonnen (es sind heute aber auch ZWEI Schulen, links eine Mittel-, rechts eine Grundschule; wie war es damals, alles "POS"?).


schaefer3Original anzeigen (1,1 MB)
Bild 2

Warum ich glaube, dass das Opfer entweder bei (2), am Ort der heutigen Mülltonnen, zu liegen kam, oder in der anderen Ecke bei (3):
- Auf dem ersten Bild sieht man eine Wand des Schulhauses im Hintergrund.
- Auf dem unteren, letzten Bild 3 sieht man keine Wand (Nr. 2 ist wieder das seltsame Objekt wie oben Nr. 2), aber der Tote liegt in derselben Position wie auf Bild 1, wurde nicht bewegt. Die auf Bild 1 gesehene Schulhauswand ist also rechts oben.
Zugleich muss aber Bild 3 aus einem Fenster des ersten oder zweiten Stocks aus aufgenommen worden sein. Das heißt, unten muss sich auch ein Teil des Gebäudes befinden. Daher gehe ich davon aus, dass zwei Gebäudeteile hier einen rechten Winkel bilden und in diesem Eck lag der Tote.
Sicher bin ich mir aber nicht, wäre um weitere Anregungen dankbar...
 
schaefer1Original anzeigen (1,0 MB)
Bild 3

Und noch kurz was zu Bild 3: Die linke Hand des Opfers liegt ganz unter dem Körper, die rechte vermute ich auch dort, so wie der rechte Arm angewinkelt ist.
Da frage ich mich: Wie zum Kuckuck ist der Räuber eigentlich an die ARMbanduhr gekommen, wenn die Handgelenke vom Rumpf bedeckt sind???
Zurückgelegt wird er die Arme wohl kaum haben.

Also entweder geschah der Diebstahl schon VOR der Prügelei. Vielleicht war Herr Rehfeld deshalb so aggressiv und verdächtigte (vermutlich zu Recht) des Schäfer. Und lief ihm hinterher, als der mit seinem Hab und Gut fliehen wollte.

Oder das bedauernswerte Opfer hat nach dem Raub noch gelebt und hat sich noch ein bisschen bewegt. Das würde auch der Überlegung von @VanDusen entsprechen.


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Egi ehemaliges Mitglied

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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

28.06.2017 um 21:18
Eine Möglichkeit wäre, dass der Täter ein BRD-Bürger war, der mit dem Zug zu Besuch in der DDR gewesen ist. Es gibt Dialekte in Südthüringen und Mecklenburg-Vorpmmern, bei denen zumindest Ungeübte nicht erkennen konnten, ob der Sprecher aus dem Osten oder Westen kommt. Nicht ins Bild passen würde der Raub. Dieser könnte allerdings der Verschleierung dienen, falls Täter und Opfer in Streit gerieten und es zu einer tätlichen Auseinandersetzung mit tödlichem Ausgang kam. Wenn der Täter während der Rückreise auf den auffälligen Hut und Mantel verzichtete, hätten sich auch Grenzkontrolleure kaum an ihn erinnern können.


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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

28.06.2017 um 23:52
ich frag mal jetzt ne ganz dusslige frage:
wieso ist man sich so sicher,des der "schäfer" die mülltone auf des opfer warf?

nun gut,er sprach selber von einer prügelei.
aber des könnte er wirklich in dem sinne - mit den fäusten vermöbelt - gemeint haben.

hier kommt grad so en bissel die theorie auf,des der "schäfer" nicht der mörder war,sondern ein anderer unbekannter.
da könnte es doch durchaus sein,des der die tonne auf des opfer warf.......


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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

29.06.2017 um 00:25
@fauchi
Klar, es war auf jeden Fall der Mörder, der die Mülltonne auf das Opfer warf. Der "Schäfer" oder eben ein anderer.
@VanDusen hat mich im Übrigen fast überzeugt, dass die Idee, der Schäfer könnte nicht der Mörder sein, ziemlich abwegig ist.




Was ich mich vor allem frage, ist, warum sich die furchtbare Szene mitten auf dem Schulhof abgespielt hat. Dafür gibt es folgende Möglichkeiten:

1. Der Mörder hat den bereits toten Herrn Rehfeld von der Straße aus dorthin geschleift. Aber von Schleifspuren ist nichts bekannt. Außerdem müsste er dann auf das bereits tote Opfer die Mülltonne geworfen haben, was unsinnig ist. Außerdem scheint das Opfer durch die Mülltonne erst die tödliche Verletzung erlitten zu haben. Fazit: Unsinnig, kann man ausschließen.

2. Der "Schäfer" flüchtete auf den Schulhof, Rehfeld verfolgte ihn und dort kam es dann zum Kampf. Die Frage ist hier bloß, warum der Schäfer ausgerechnet in einen Schulhof flüchtete. Jeder weiß, dass ein Schulhof normalerweise eine Sackgasse ist. Und er war jünger als Rehfeld und deshalb vermutlich auch schneller, auf offener Straße hätte er ihn abhängen können.
Ich kann es mir nur so erklären, dass er sich vor Rehfeld verstecken wollte und auch keine Verfolgungsszene auf offener Straße haben wollte. Aber warum wollte er sich vor Rehfeld verstecken und warum wollte er keine Verfolgungsszene? Hatte er etwas zu verbergen?

Tragischerweise scheint Rehfeld aber gesehen zu haben, dass der "Schäfer" in den Schulhof hineinlief. Hätte er es nicht gesehen, würde er heute wahrscheinlich noch leben. :(

@Egi
Zitat von EgiEgi schrieb:Eine Möglichkeit wäre, dass der Täter ein BRD-Bürger war,
Würde zumindest erklären, warum er trotz des auffälligen Äußeren nie gefasst werden konnte. Aber ich glaube es trotzdem nicht. In der Carola-Bar und auch am Bahnhof hat er ja mit diversen Leuten gequatscht, da wäre es schon aufgefallen, wenn er ein "Wessi" gewesen wäre.  Der Raub der DDR-Währung spricht auch nicht gerade für einen Westdeutschen, der damit nichts anfangen konnte (wie du ja selbst einräumst).


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29.06.2017 um 00:57
@Menedemos

vlt. waren die beiden ja gar nich so weit auf dem schulgelände?
der "schäfer" gibt dem herrn rehfels ein paar mit den fäusten,der geht zu boden und bleibt erstmal dort liegen...
der "schäfer" geht zum taxi zurück u. ist weg....
andere heimgänger finden den sich gerade aufrapplnden herrn rehfeld u. drängen ihn zum ausrauben weiter hinter auf den schulhof....
er wehrt sich u. bekommt die tonne ab.

des kann natürlich auch völliger quatsch sein.
die idee kam mir grad nur irgendwie logisch vor,wenn der "schäfer" nich der mörder sein sollte.


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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

29.06.2017 um 01:14
@fauchi
Ich hatte mich von dieser Idee schon fast wieder verabschiedet und nun kommst du daher und ... so verkehrt klingt das jedenfalls nicht, so wie du das darstellst.

Rehfeld hätte dann in dieser Nacht doppeltes Pech gehabt - aber zu so später Stunde sind ja auch häufiger fragwürdige Gestalten unterwegs. Und der angeschlagene Rehfeld war auf jeden Fall ein sehr leichtes Opfer. Und wenn der Heimkehrer auch noch aus der nahen Carola-Bar kam, wo Rehfeld vorher laut mit seinem vielen Geld geprotzt hatte...

Ein Versteckspiel des Schäfers auf dem Schulhof klingt auf Anhieb ja auch nicht sooo plausibel, das gebe ich schon zu.


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Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

29.06.2017 um 01:32
@Menedemos
Zitat von MenedemosMenedemos schrieb:Ich hatte mich von dieser Idee schon fast wieder verabschiedet und nun kommst du daher und ... so verkehrt klingt das jedenfalls nicht, so wie du das darstellst.
ich lese hier ja schon ne ganze weile mit.
und als die theorie aufkam,fiel mir ein,des ich sowas ähnliches schon erlebt habe bzw. mir des opfer des so ähnlich berichtet hat.
nur da ging es nich tödlich aus,sondern "nur" krankenhaustauglich.
erst kam es mit einem zum streit u. während des zusammsuchens der pers. dinge kam ein völlig fremder u. hat des opfer komplett ausgeraubt + böse zugerichtet........


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