Mord an Frauke Liebs
01.10.2015 um 23:48@LynnCare
Also ich habe so meine Probleme mit Profilern und auch mit Statistiken. Mir ist eigentlich kein Fall bekannt, in dem ein Profiler zu der Klärung eines Falls beitrug.
Wenn ich lese, dass für den Mord an Frauke Liebs ein Einzeltäter oder mehrere Täter oder ein Pärchen in Frage kommen, dann bleiben eigentlich nur noch drei Seniorinnen mit einem Zwergpudel übrig. Was ich damit meine ist, dass für mich diese Aussagen Wischiwaschi sind und von jedem getroffen werden können.
Was Statistiken und Zahlenmaterial anbelangt, so habe ich auch sehr berechtigte Zweifel. Zum Beispiel hier ein Auszug aus der Zeitschrift Nomos - Neue Kriminalpolitik: http://www.nk.nomos.de/?id=1463
Untersuchungsgegenstand sind 64 nachweislich überführte Täter, die rechtskräftig wegen sexuellem Missbrauch an mindestens einem Kind verurteilt wurden. Täter und Tatablauf wurden einer empirischen Analyse unterzogen, um der Frage nachzugehen, ob sich aufgrund der Täter-Opfer-Beziehung unterschiedliche Tätergruppen anhand von Tattypen sowie Täter- und Opfermerkmalen heraus kristallisieren. (...) Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit sind alle Fälle sexuellen Missbrauchs an Kindern (§§ 174, 176, 176a StGB), die in der Zeit vom Oktober 2000 bis April 2005 vom Landgericht Stendal rechtskräftig verurteilt wurden.
Für die Analyse der Ergebnisse wurden die Täter aufgrund ihrer Beziehungen zu den Opfern in drei Gruppen eingeteilt: „verwandte", „bekannte" und „fremde Täter".
Zu der Gruppe „Verwandte" mit insgesamt 27 Tätern zählen die leiblichen (6,3%) und Stiefväter (26,6%) sowie andere Verwandte wie Großväter und Onkel (9,4%). Die guten Bekannten (15,6%) und die weitläufgen Bekannten (21,9%) wurden mit zusammen 24 Straftätern zur Gruppe der „Bekannten" zusammengefasst. Die Gruppe der „Fremden" bleibt mit 13 Tätern unverändert bestehen (20,3%).
Die Prozentangaben habe ich hinzugefügt, weil sich die Grafik nicht kopieren lässt.
Nun hört man aber immer, dass nun in den seltensten Fällen ein Fremder der Täter war, was diese Statistik ganz klar widerlegt. 20,3% Fremde + 21,9% weitläufige Bekannte, was ja auch den Mann einschließen kann, der bei den Nachbarn den Rasen mäht. In der Statistik fasst man aber die guten und weitläufigen Bekannten zusammen, was das Bild vollkommen verzerrt.
Das Kapital 'Ausbildungsniveau' hat mich besonders erschreckt:
Die meisten Täter haben den Hauptschulabschluss nicht erreicht. Alle fremden Täter haben keinen bzw. einen Schulabschluss der Behindertenschule. Auch die Mehrzahl der „verwandten" und „bekannten Täter" konnten keinen Schulabschluss vorweisen. Von den „Bekannten" absolvierten drei einen Hauptschul- und fünf einen Realschulabschluss. In der Gruppe der „verwandten Täter" haben acht Täter die Realschule erfolgreich abgeschlossen. Zusätzlich konnten insgesamt drei Tatverdächtige das Abitur vorweisen: ein „Verwandter" und zwei „Bekannte".
62,5 Prozent der Täter waren zum Tatzeitpunkt arbeitslos. In den Landkreisen, in denen die Verurteilten dieser Untersuchung zum Tatzeitpunkt lebten, herrschte eine hohe Arbeitslosenquote. Deshalb ist diese Angabe voraussichtlich nicht repräsentativ für alle Landkreise in der Bundesrepublik Deutschland.
(...)
Unsere Studie zeigt im Vergleich zur männlichen Gesamtbevölkerung in Deutschland eine Stichprobe mit einem leicht unterdurchschnittlichen Bildungsniveau. Wobei die Täter ohne Vorbeziehung zu ihren Opfern den niedrigsten Bildungsstand vorweisen. Dies widerspricht der Auffassung, dass Personen, die ausschließlich auf Kinder fxiert sind, keineswegs intelligenter und von höherer sozialer Schicht sind. Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass intelligentere Kindesmissbraucher weniger häufg aufgrund ihrer Taten angezeigt werden, da diese über bessere Strategien der Verheimlichung und Einfussnahme auf die kindlichen Opfer verfügen.
Einerseits wird diese 'Studie' als nicht repräsentativ für die gesamte Bundesrepublik wegen der hohen Arbeitslosenquote angegeben. Dann kommt aber zwei Absätze weiter ein kleiner Hinweis auf ein 'leicht unterdurchschnittliches Bildungsniveau'.
Papier ist ziemlich geduldig. In diesem Fall muss ich sagen: Schade um das Papier. Das ist eine richtig schlampige Arbeit.
Und wenn ich im Fall der kleinen Inga Herrn Petermann höre, der sagt: "Es könnte jemand sein, der sich gut auf dem Wilhelmshof auskennt, es könnte aber auch ein Fremder gewesen sein", dann kann ich nur sagen: "viel mehr Möglichkeiten gibt es auch nicht."
Ich lasse mich aber was Profiler und Statistiken anbelangt gerne eines Besseren belehren.
Also ich habe so meine Probleme mit Profilern und auch mit Statistiken. Mir ist eigentlich kein Fall bekannt, in dem ein Profiler zu der Klärung eines Falls beitrug.
Wenn ich lese, dass für den Mord an Frauke Liebs ein Einzeltäter oder mehrere Täter oder ein Pärchen in Frage kommen, dann bleiben eigentlich nur noch drei Seniorinnen mit einem Zwergpudel übrig. Was ich damit meine ist, dass für mich diese Aussagen Wischiwaschi sind und von jedem getroffen werden können.
Was Statistiken und Zahlenmaterial anbelangt, so habe ich auch sehr berechtigte Zweifel. Zum Beispiel hier ein Auszug aus der Zeitschrift Nomos - Neue Kriminalpolitik: http://www.nk.nomos.de/?id=1463
Untersuchungsgegenstand sind 64 nachweislich überführte Täter, die rechtskräftig wegen sexuellem Missbrauch an mindestens einem Kind verurteilt wurden. Täter und Tatablauf wurden einer empirischen Analyse unterzogen, um der Frage nachzugehen, ob sich aufgrund der Täter-Opfer-Beziehung unterschiedliche Tätergruppen anhand von Tattypen sowie Täter- und Opfermerkmalen heraus kristallisieren. (...) Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit sind alle Fälle sexuellen Missbrauchs an Kindern (§§ 174, 176, 176a StGB), die in der Zeit vom Oktober 2000 bis April 2005 vom Landgericht Stendal rechtskräftig verurteilt wurden.
Für die Analyse der Ergebnisse wurden die Täter aufgrund ihrer Beziehungen zu den Opfern in drei Gruppen eingeteilt: „verwandte", „bekannte" und „fremde Täter".
Zu der Gruppe „Verwandte" mit insgesamt 27 Tätern zählen die leiblichen (6,3%) und Stiefväter (26,6%) sowie andere Verwandte wie Großväter und Onkel (9,4%). Die guten Bekannten (15,6%) und die weitläufgen Bekannten (21,9%) wurden mit zusammen 24 Straftätern zur Gruppe der „Bekannten" zusammengefasst. Die Gruppe der „Fremden" bleibt mit 13 Tätern unverändert bestehen (20,3%).
Die Prozentangaben habe ich hinzugefügt, weil sich die Grafik nicht kopieren lässt.
Nun hört man aber immer, dass nun in den seltensten Fällen ein Fremder der Täter war, was diese Statistik ganz klar widerlegt. 20,3% Fremde + 21,9% weitläufige Bekannte, was ja auch den Mann einschließen kann, der bei den Nachbarn den Rasen mäht. In der Statistik fasst man aber die guten und weitläufigen Bekannten zusammen, was das Bild vollkommen verzerrt.
Das Kapital 'Ausbildungsniveau' hat mich besonders erschreckt:
Die meisten Täter haben den Hauptschulabschluss nicht erreicht. Alle fremden Täter haben keinen bzw. einen Schulabschluss der Behindertenschule. Auch die Mehrzahl der „verwandten" und „bekannten Täter" konnten keinen Schulabschluss vorweisen. Von den „Bekannten" absolvierten drei einen Hauptschul- und fünf einen Realschulabschluss. In der Gruppe der „verwandten Täter" haben acht Täter die Realschule erfolgreich abgeschlossen. Zusätzlich konnten insgesamt drei Tatverdächtige das Abitur vorweisen: ein „Verwandter" und zwei „Bekannte".
62,5 Prozent der Täter waren zum Tatzeitpunkt arbeitslos. In den Landkreisen, in denen die Verurteilten dieser Untersuchung zum Tatzeitpunkt lebten, herrschte eine hohe Arbeitslosenquote. Deshalb ist diese Angabe voraussichtlich nicht repräsentativ für alle Landkreise in der Bundesrepublik Deutschland.
(...)
Unsere Studie zeigt im Vergleich zur männlichen Gesamtbevölkerung in Deutschland eine Stichprobe mit einem leicht unterdurchschnittlichen Bildungsniveau. Wobei die Täter ohne Vorbeziehung zu ihren Opfern den niedrigsten Bildungsstand vorweisen. Dies widerspricht der Auffassung, dass Personen, die ausschließlich auf Kinder fxiert sind, keineswegs intelligenter und von höherer sozialer Schicht sind. Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass intelligentere Kindesmissbraucher weniger häufg aufgrund ihrer Taten angezeigt werden, da diese über bessere Strategien der Verheimlichung und Einfussnahme auf die kindlichen Opfer verfügen.
Einerseits wird diese 'Studie' als nicht repräsentativ für die gesamte Bundesrepublik wegen der hohen Arbeitslosenquote angegeben. Dann kommt aber zwei Absätze weiter ein kleiner Hinweis auf ein 'leicht unterdurchschnittliches Bildungsniveau'.
Papier ist ziemlich geduldig. In diesem Fall muss ich sagen: Schade um das Papier. Das ist eine richtig schlampige Arbeit.
Und wenn ich im Fall der kleinen Inga Herrn Petermann höre, der sagt: "Es könnte jemand sein, der sich gut auf dem Wilhelmshof auskennt, es könnte aber auch ein Fremder gewesen sein", dann kann ich nur sagen: "viel mehr Möglichkeiten gibt es auch nicht."
Ich lasse mich aber was Profiler und Statistiken anbelangt gerne eines Besseren belehren.