Ein Auszug aus dem post von
@z3001x vom 26.06.2015 um 11:20 h. Absolut nachvollziehbar, daher stelle ich ihn nochmals in den Raum.
Dieser post von
@z3001x weist, nach wie vor, spekulativ, überaus interessante Hinweise in Bezug auf die Psyche des möglichen Täter auf.
Aus welchem Grund wurden überhaupt Telefonate möglich und getätigt? Welche Bedeutung hatte das Szenario? Ein perverses Spiel? Offensichtlich…ich kann daher dieser Theorie durchaus folgen.
Einem Täter ohne diesen psychischen Kick, ist es in der Regel völlig gleichgültig, bedingt durch Telefonate, das Opfer vor dem Mord, mit ihm Nahestehenden Kontakt aufzunehmen zu lassen.
Ich denke, der Täter ist absolut planvoll vorgegangen, verdeckt sadistisch, intelligent und aus welchem Grund auch immer, nicht in der Lage, in seinem realen Leben eine Rolle einzunehmen, welche ihn befriedigt und ausfüllt. Sicherlich muss eine kriminelle Energie eine Rolle spielen, um diese Defizite derart ausgleichen zu wollen/können.
Frauke Liebs hatte eventuell nur kurz Kontakt zu ihm, jedoch nicht abgeneigt, ihn zu treffen.
Selbst wenn, wie einige User posteten, F. L. eventuell nicht die Anruferin war, was ich mir nicht vorstellen kann, stellt sich weiterhin die Frage, aus welchem Grund wurde dieses Szenario gewählt?
Dazu passt die Theorie von
@z3001x Auszug:
>>>Also war ihm genau dieser Ablauf subjektiv wichtig. Es hat zu seinen optimalen Ausführungs-Phantasien gehört<<<.
Post von z3001x vom 26.06.2015 um 11:20 h
>>>Fraukes Entführer hat aber auch Forderungen gestellt (und sie auch erfüllt bekommen), und zwar, dass man die von ihm kontrollierte Darstellung über Fraukes Wohlbefinden, Ziele und Aufenthaltsort, für die Woche, in der sie noch lebte und von ihm festgehalten wurde, ernst und für wahr nimmt. Er beanspruchte Deutungshoheit.
Es war ihm wichtig, dass diese Darstellung/Sichtweise keinen kriminellen Anstrich hat. (Kein Festhalten, es geht ihr gut, sie ist in der Nähe und kommt bald und sie ruft sogar selbst an, man kann mit ihr reden und sie etwas fragen). Also dem Anschein nach die Prinzipien von Selbstbestimmtheit und Unversehrtheit Fraukes als nicht-verletzt dargestellt werden. Und die Illusion, dass der Gegenseite eine Einflussnahme ermöglicht wird, und der Ausgang offen wäre, konstruiert wird.
Außerdem forderte er, dass man sich zeitlich auf ihn einstellt und seine Anrufe erwartet, wie bei jemanden, den man kennt und der einem wichtig ist und der es sich erlauben kann, dass er andere warten lässt und er den Rahmen absteckt.
Er hat auch gefordert und erreicht, dass sein Anspruch, für eine Zeit völlig über Frauke zu verfügen von deren Nächsten akzeptiert wird und sie nicht dagegen vorgehen. Also eine Art Schein-Einvernehmlichkeit.
Insofern hat es doch Parallelen zu anderen Entführungen, nämlich dass das kostbare Pfand dazu benutzt wird, dass der Entführer Forderungen stellt und mit dem Tod der "Geisel" droht. Letzteres wurde zwar nicht gesagt, war aber aufgrund der beunruhigenden Situation selbstverständlich.
Wie andere Entführer hat auch dieser die "vertragliche" Seite nicht eingehalten, weil er Frauke schließlich umgebracht hat und dies vermutlich von Anfang an so vor hatte (ist beides meine Sicht, dass er töten wollte und es geplant hatte)
Unterm Strich war ihm das In-Kontakt-Treten also mMn selbst ein Bedürfnis, er wollte emotional begleitet werden, von den Opfern seines Verbrechens und er wollte ihre Befindlichkeit und ihr Handeln manipulieren, letzteres indem er sie lähmt, also sozusagen impotent macht. Parallel dazu wollte er für sich maximalen Handlungsspielraum, also maximal potent in Erscheinung treten. Also eine Selbstdarstellung von Risikobereitschaft, Kontrolle, Ausdauer und scheinbarer Zugänglichkeit. Trotz der Selbstinszenierung und der darin hervortretenden massiven Eitelkeit (aka Narzissmus) war und ist er faktisch aber unsichtbar.
Die Eitelkeit und Geltungsdrang verleiten ihn also nicht zu Fehlern und Unachtsamkeit. Vom Temperament also kaum impulsiv u. spontan, sondern ruhig und eher zurückhaltend. Und eine soziale Maske.
Er hat die Kontaktaufnahme selbst inszeniert und den Ablauf der Kommunikation bestimmt, genau so wie er es wollte. Der äußere Rahmen der Kommunikation war von Zuverlässigkeit (feste Zeiten, gleicher Gesprächspartner) und dem scheinbaren Einhalten zwischenmenschlicher Spielregeln und sogar Respekt geprägt war. Der Kern seines realen Handelns war aber extrem grausam.
Weil jeder wusste, dass es um Fraukes Leben bzw ihren Tod ging.
Am Ende hat er klar gemacht, dass es ein Spiel war.
Diesen Kommunikations-Rahmen hat er freiwillig aufgebaut und sich selbst so erdacht.
Er hätte alles auch ohne jegliche Kontaktaufnahme machen können.
Das wäre sicherer für ihn gewesen.
Also war ihm genau dieser Ablauf subjektiv wichtig. Es hat zu seine optimalen Ausführungs-Phantasien gehört. Scheinbar hätte es ihm nicht genügt, Frauke "nur" festzuhalten und was auch immer mit ihr zu machen und sie am Schluss zu töten. Den richtigen Kick und die richtige Bestätigung hat er nur dadurch bekommen, dass er Zuschauer hatte, bei denen sein Handeln starke Emotionen hervorruft.
So selten ist das nicht. Das ist in allen Reality-Shows so und auch der Kern von sozialen Medien, dass Leute heutzutage sich erst richtig gut fühlen, wenn ihr privates Leben öffentlich wird. Scheinbar gibt erst das ein Gefühl "wirklich" zu sein und Bedeutung zu haben.
Interessant fände ich jetzt die Frage, ob der Täter in seinem realen Leben eine ähnliche Rolle hat (Führungsrolle, manipulativ, verdeckt-sadistisch, aber sozial-intelligent) oder ob er diese Rolle nur während der Tatausführung einnehmen konnte, und ihn ansonsten irgendetwas daran hindert, eine derartig wahrgenommene Persönlichkeit bzw soziale Rolle aufzubauen.<<<