@allDie Tatsache, dass die Mitschülerinnen am Mittwoch gleich Alarm schlugen, lässt darauf schließen, dass die Polizei in den nächsten beiden Tagen unter ihnen Befragungen durchgeführt hat. Da offenbar keiner der Befragten etwas Genaueres über die Gründe ihrer Angst sagen konnte, wird die Polizei keine genauen Rückschlüsse zu diesem Zeitpunkt gehabt haben.
Dass Frauke ohne Akku den Heimweg antrat, stützt sich allein auf die Aussage der Freundin, die ihr zuvor den Akku geliehen hat. Man kann das glauben, man kann es aber auch bezweifeln. Welchen Sinn aber sollte eine Lüge ihrerseits hier machen? Dann müsste man ja a) davon ausgehen, dass sie etwas mit dem Verschwinden Fraukes zu tun hat und b) dass sie durch diese Aussage aber sehr gut vortäuscht, nichts mit dem Verschwinden zu tun zu haben, denn c) stellten und stellen sich ja alle die Frage, wie die SMS in der Nacht zustande gekommen ist, obwohl Fraukes Akku leer war.
1. Wenn die Freundin gelogen hat, sie Frauke doch ihr Akku bis zum nächsten Morgen geliehen hat, wird sie danach selbst keine Nachricht an einen Täter geschickt haben können. Sie muss ihn daher zuvor darüber informiert haben, dass sie alle zusammen im Auld Triangle beim Fußballgucken zusammensitzen.
2. Da das Spielende berechnet werden konnte, Frauke als zuverlässig galt, wird ein Täter, der wusste, wo Frauke wohnte, sie zu einem ungefähren Zeitpunkt zwischen 23:00Uhr und 23:30Uhr abgepasst haben können.
3. Wenn Frauke den Täter kannte, er sie abpasste und sie wegen irgendetwas zu einem dringenden Gespräch bat, dann wird Frauke womöglich eingewilligt haben, weil auch sie die Sache belastete. Hätte sie aber hier den Akku der Freundin gehabt, wäre die Nachricht doch kaum erst 00:49 Uhr geschickt worden. Dieses "Komme später wieder" wirkt so merkwürdig für den Zeitpunkt 00:49 Uhr, dass ich mittlerweile davon ausgehe, dass Frauke zu diesem Zeitpunkt bereits in einem Bewusstseinszustand war, der nicht mehr ganz klar war. Im Ganzen wirkt die erste SMS überhaupt nicht kontextangemessen. Sie wirkt wie zeitverzögert, man
soll denken, sie habe sie irgendwie 23:00Uhr abgeschickt, weil sie ja wusste, dass Chris wartete. Man
soll denken, dass sie noch eine Verabredung habe.
4. Wenn Frauke zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr ganz bei Sinnen war, wird sie vielleicht dennoch in ihrer Sprache auf Geheiß des Täters diese SMS verfasst haben. Welchen Sinn machte diese SMS aber für den Täter?
5. Für den Täter, der gewusst hat, dass Chris wartete, machte diese SMS den Sinn, Zeit zu gewinnen. Er hatte nicht nur ein Gespräch geplant, sondern er war auch gewillt, Frauke zu irgendetwas zu drängen, notfalls mit dem Festhalten. Sollte irgendwelche bewusstseinsverändernden Mittel, wie ich annehme, zum Einsatz gekommen sein, können wir auf eine Planung der Tat im Vorfeld bauen und darauf, dass ein medizinischer Hintergrund des Täters nahe liegt.
6. Wenn Frauke den Täter namentlich kannte, fragen wir uns ja alle, warum sie diesen nie genannt hat. Natürlich war sie in einer Extremsituation, aber das erklärt das nicht alles. Spätestens in der Endphase, und sie wird gespürt haben, dass es dem Ende zugeht, hätte sie den Namen mit einem letzten Lebenswillen doch nennen können. Ich habe mir gerade diese Frage das ganze Wochenende gestellt und komme bei diesen Gedanken nur auf eine Möglichkeit. Der Täter war Arzt oder hatte zumindest solche medizinischen Kenntnisse, dass er die Wirkung seines eingesetzten Mittels genau berechnen konnte. Er wusste, dass Frauke bei der ständigen Verabreichung der Mittel nicht mehr zurechnungsfähig wirkte. Jede ihrer Aussagen wäre in diesem Zustand zu bezweifeln gewesen.
7. Warum dann mit diesem Szenario ab Donnerstag die Fahrten, die uns so risikoreich erscheinen. Das passt uns allen nicht in das Bild eines Täters. Der Druck der Öffentlichkeitsfahndung wird den Täter dazu bewogen haben. Er wird mit der Tötung eine persönliche Hemmschwelle verbunden haben. Es war auch zunächst nicht seine Absicht. Hätte man ihn bei seinen Fahrten angehalten, hätte er der Polizei seinen Arztausweis gezeigt und gesagt: "Ich bin Arzt, ich habe diese Frau am Wegesrand hilflos und verstört gesehen. Sie muss dringend ins Krankenhaus." Er hätte so alles wunderbar zu seinen Gunsten regeln können. Die Fahrten waren für ihn entsprechend kein Risiko. Er hatte immer eine Ausrede im Auto.
8. Mit der Verabreichung der Betäubungsmittel (Halluzinogenen evtl.) erreicht man unter anderem was? Man kann dem Opfer seinen Willen einflössen, ihn wie eine Marionette lenken. Zugleich kann man sein Opfer unzurechnungsfähig machen. Ein Opfer, das zuviel weiß, wird dadurch im Leumund und im guten Ruf beschnitten. Wäre Frauke irgendwann doch freigelassen worden, hätte sie bestimmte Erinnerungslücken aufarbeiten können, entsprechende Sachverhalte, die problematisch für den Täter waren, dargestellt, dann hätte man ihr später kaum Glauben geschenkt. Dagegen stand auch sein guter Leumund als Arzt, und dagegen stand Fraukes mysteriöses Verschwinden und ihr eindeutig unklarer Zustand.
@bura Und genau davon gehe ich auch aus, dass ein Mittäter mindestens weiblich war.
Mir fällt auf, dass auch die Gerüchte, dass Frauke schon einmal weggelaufen sei, das Ziel gehabt haben könnten, Fraukes Geisteszustand zu problematisieren. Wer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat, ist fraglich, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es eine der Mitschülerinnen war, die damit ihre Panik am Mittwochmorgen begründete. Vielleicht ist da am Morgen dieses Gerücht entstanden.