Hallo,
in Bezug auf den Mordfall an Frauke Liebs habe ich mir heute Nacht ein paar Gedanken zu einem möglichen Täter gemacht.
Hierbei habe ich die vielen wertvollen Informationen aus diesem Forum zusammengetragen und das Eine oder Andere ergänzt.
Sicherheitshalber möchte ich gerne ansprechen, dass dies nur einen Versuch darstellt, ich versuche einfach nur, eine plausible Indizienkette aus dem Gewirr zu erstellen.
Ich halte den Täter für intelligent, belastbar und konflikterfahren. Weiterhin sehe ich hier einen ausserordentlich hohen Planungsgrad.
Im folgenden möchte ich diese Gedanken gerne darlegen und hoffe, dass sie mit Euren Ergänzungen eine ausreichend belastbare Indizienkette bilden, um eventuell weitere Ermittlungen zu rechtfertigen.
1) Zum Vorfeld:
Der ständige SMS-Verkehr im Pub stellt ein Anzeichen für eine mögliche spätere Verabredung dar. Wir wissen nicht, ob diese Person unbekannt war oder nicht (und ob es eventuell eine Vorbeziehung gab).
Da Frauke offensichtlich aus der Innenstadt mitgenommen wurde und keine Indizien für eine Entführung vorliegen, kann von einem freiwilligen Mitgehen ausgegangen werden.
Eine Vorbeziehung im Pub ist nicht bekannt.
Generell halte ich den /die Täter für hochgradig belastbar und organisiert, die weitere Argumentation ergeht aus den folgenden Punkten.
2) Lokationen / Uhrzeiten:
Quelle zu allen Funkmastenangaben:
http://gsm.yz.to/Kontakt 1 (Mittwoch, 21.06.2006, 0:45)
Zu Nieheim bin ich unschlüssig. Wichtig ist: Der erste Kontakt fand in der Nähe von Nieheim - Entrup statt (eventuell auch Industriegebiet), da dort 3 Funkmasten bestehen, müsste die Ortung relativ präzise gewesen sein (Kreuzpeilung)
Ich denke nicht, dass der Täter dort wohnt (Entrup / so klein dass die Polizei nur einmal hätte hupen müssen) aber in der Nähe.
Bei der zugehörigen SMS bin ich mir leider unsicher, ob diese von Frauke unbefangen versandt wurde oder nicht. Ich sehe ein ausgewogenes Pro und Contra.
Ich spreche sicherheitshalber nochmals konkret Nieheim - Entrup an, da im Vorfeld auch von Erentrup oder so gesprochen wurde, dies liegt mehrere Kilometer entfernt und ist sachlich nicht zutreffend.
Kontakt 2 (Donnerstag, 22.06.2006,22:26, Nähe Sennelager):
Dies sehe ich als "Balanceaktivität" zu Kontakt 1, ich vermute, einer der ersten beiden Kontakte ist nah am Tatort.
Kontakt 3, 5, 6 und 7 (Do, 23.06., Fr, 24.06., So, 26.06., Mo,27.06., jeweils zwischen 22:28 und 23:29)
Hier bewegt sich der Täter ausschliesslich in verlassenen Gewerbegebieten. Alle verfügen über eine gute Verkehrsanbindung in verschiedene Richtungen, die nächste Bundesstrasse ist nie weiter als einen km entfernt.
AUFFÄLLIGKEIT AM 23.06.2006: Das Telefon wurde absichtlich mehrere Minuten angelassen, um Reaktionen abzuwarten. Daher konnte der Bruder Frauke erreichen. Wäre dies nicht gewollt gewesen, waere Frauke -wie sonst- nicht erreichbar gewesen. (Quasi ein Test des Stress - Levels Ihrer gewohnten Umgebung)
Kontakt 5 (Samstag, 25.06.2006, 14:22) in PB-Mönkeloh:
Seht euch bitte mal die Lokation an: abgelegen und Samstag nachmittags bestimmt verlassen. Dort ist KEIN Einkauszentrum o.Ä., sondern ausschliesslich Lagerplätze und eine Bauunternehmung. Die Positionsangabe halte ich aufgrund der Dichte der Sendemasten für relativ präzise.
Schlussfolgerung zu den Lokationen: Hier hat jemand wenig Zufälle gelassen, alle Lokationen wurden mit Bedacht gewählt. Und DAS mit dem Opfer im Auto.
In der Nähe von Stuttgart ist ein Täter mal aufgeflogen, weil eine Anwohnerin im ersten Stock das Opfer im Auto sah, als der Täter hinter einem Bus halten musste. (Damals: Ziviler Angestellter der US-A)
Wie ist so etwas möglich?
Diese Person war mit Sicherheit hoch belastbar (stellt Euch mal vor, Ihr kommt in so einer Situation an ne Ampel) und / oder wusste, dass die Wahrscheinlichkeit, kontrolliert zu werden, sehr gering war.
Ich fuhr in meiner BW - Zeit im Ausland steuerfrei meinen Privat - PKW mit Militärkennzeichen
(sieht aus wie die alten 80er - Kennzeichen, erste Buchstaben AFI) UND DURFTE VON DER POLIZEI NICHT KONTROLLLIERT WERDEN. (Regelung gibt es nach wie vor)
Dies war ausschliesslich der Militärpolizei gestattet. Da in der ersten Woche in PB keine konkreten
Fahndungsansätze aufgrund der noch unsicheren Gesamtsituation durchgeführt werden konnten, konnte der Täter sogar sehr entspannt herumfahren.
(Stellt Euch mal vor: Die Polizei geht zum Oberst / Commander und sagt: Wir vermissen da seit
2,3 Tagen eine junge Frau, filzt mal alle Angehörigen, die lachen sich erst nen Ast und dann gibt es politische Schwierigkeiten für den Dienststellenleiter, von der wirtschaftlichen Bedeutung des Militärs für PB mal ganz abgesehen)
Warum dann die "Heimlichtuerei" nachts bzw am Samstag? Weil der Täter entweder beruflich eingebunden war oder über kein Fahrzeug verfügte, welches Frauke komplett verdeckt hätte. (Beispiel: VW - BUS / Standardmobil zumindest bei der BW,
hierzu benötige ich bitte noch Infos zu der Situation in PB damals , was fuhren die?)
Warum dann kein geeigneteres Fahrzeug? Weil dann der Schutz durch die Militärkennzeichen evtl. weg wäre, und das war ein massgeblicher strategischer Vorteil.
Warum der SAMSTAG NACHMITTAG?
Eventuell weil dem "Täter" das "Paderborner Saturday Night Fever" zu heiss war (zu viel Innenstadtaktivität) oder er einfach anders geplant hatte (Frauke / gesellschaftliche Verpflichtungen oder ER EIN OFFENSICHTLICHES VERHALTENSMUSTER vermeiden wollte,
welches durch die Ermittlungsbehörden genutzt werden koennte.
Er konnte den Ermittlungsstand ja nicht beurteilen, nur (versuchen zu) steuern.
Der Täter hat nicht nur die Anrufdauer begrenzt, sondern auch noch getimed. Und staendig die Lokationen gewechselt. Ich kann mir sogar vorstellen, dass der Täter kriminalistische Kenntnisse besitzt und daher so raffiniert vorgegangen ist. So etwas gibt es: MP, bei uns: Feldjäger.
Wenn man weiss, wie ein Profiler arbeitet, untergräbt man "einfach" dessen Annahmen. Und eine der wichtigsten Annahmen ist (wie auch hier geäussert): Der Täter klammert Wohnorte aus. Eine Lokation deutet auf Sennelager, Nieheim sieht die Polizei ja als mögliches Rückzugsgebiet.
Des Weiteren sind zwingend Ortskenntnisse nötig.
3) Ablauf der Kontakte:
Dass Frauke vermutlich sediert / unter Drogen gesetzt wurde, ergeht ja aus den verschiedenen Schilderungen. Warum schien sie nur freiwillig zu kooperieren? Eventuell, weil der Täter Ihr angedroht hatte: Falls die Polizei auftaucht, bringe ich dich um, bringen (wir?) deine Angehörigen um oder wie auch immer. Das klingt zunächst unglaubwürdig, muss es aber nicht bleiben. Kriegswaffen und - Montur, alleine schon die Zugehörigkeit zum Militär (mit entsprechender Storyline Frauke gegenüber) machen sicherlich beklemmenden Eindruck.
4) Sonderfall: Verdeckte Transaktionen
Es wurde mittlerweile mehrfach festgehalten, dass Frauke intelligenterweise verdeckte Transaktionen nutzte. Dies sind Äusserungen, welche neben der eigentlichen Sprachbotschaft eine weitere (META) - Ebene enthalten, welche sich üblicherweise nur im situativen Kontext und nur in das jeweilge Kommunikationsmodell integrierten Peronen erschliessen. Beispiele: Christos statt Chris, die Anderen informieren etc....
Auf diese Weise versuchte Frauke verzweifelt, auf sich aufmerksam zu machen. Das letzte "Du kennst mich doch" koennte als Hilferuf à la "Sag mal, checkst Du es nicht?" gewertet werden.
Ich finde, diese Versuche waren auffällig. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich dies in dieser Situation getraut hätte. Warum dies trotzdem eine Weile funktionierte, koennte daran liegen, dass der / die Täter der deutschen Sprache nicht sicher mächtig waren und Frauke versuchte, diese Chance zu nutzen.
5) Fundort:
Hinsichtlich des Fundortes hatte Wolfsblut schon geäussert, dass der / die Täter offensichtlich Reifenspuren bewusst vermieden und sich nur auf dem Betonabschnitt bewegten. Ich vermute, dass der Fundort eine Notlösung war und man Frauke nicht tiefer im Wald verstecken wollte, um nicht zu sehr auf das Militär aufmerksam zu machen.
Aus der Perspektive eines alliierten Soldaten gesehen (der sich natürlich aufgrund seiner temporären Anwesenheit in Deutschland keine perfekten Ortskenntisse aneignen kann) frage ich mich, wo "man" Frauke verstecken würde.
Am besten dort, wo:
-ich mich als Soldat trotz meiner reduzierten Ortskenntnisse auskenne
-die Wahrscheinlichkeit der Entdeckung gering ist: Auf einem ehemaligen Militärgelände. Und ganz genau das ist Herbram - Wald, der Ort wurde just deswegen gegründet.
Wikipedia: Herbram-WaldIch würde mir diesen Ort auch mal genauer ansehen, sämtliche Rodungsspuren im Wald (siehe google Earth) stammen übrigens aus der militärischen Nutzung früher.
Zusammenfassung:
Ich sehe im Rahmen dieser rein spekulativen Theorie einen oder mehrere Täter im Alter zwischen 20 und 50 Jahren (Fitness) mit einem als militärisch zu beschreibenden Präzisionsgrad.
Aufgrund der hochgradigen Professionalität sowie der Fähigkeit, sich weitgehend frei zu bewegen, gehe ich von einem Offiziersgrad oder einem Mitglied einer Spezialeinheit aus.
In jeder Facette der Tat spiegelt sich meines Erachtens nach Planung wieder. Weiterhin absolute soziale Inkompetenz (Quälen der Angehörigen) bis zur antisozialen oder gar maligne geprägten Persönlichkeit.
Die Ursache vermute ich in einer Traumatisierung und denke entgegen Herrn Oestermann daher nicht, dass der Täter explizit unter dieser Tat leidet, vielmehr leidet er vermutlich unter seinen vorherigen Erfahrungen. Des Weiteren gehe ich davon aus, dass der Täter nicht mehr in PB stationiert ist, sondern diese Tat eventuell aufgrund der Kenntnis seiner Abberufung durchführte. (Ermittlungen sind für die Polizei dann ultraschwierig und das Militär ist sich dieser Verantwortung in den allermeisten Fällen auch bewusst.
(eigene Erfahrung als ehemaliger Soldat der NATO)
Motivlage:
Dies sehe ich sexuell - sadistisch (ich halte mich zurück), in der Projektion (Ersatz für Frau, Exfreundin, abgewiesene Liebe, Dekompensation nach Kränkung) oder dem Wiedererleben einer vergangenen Erfahrung jedweder Qualität.
Ich bin mir bewusst, jetzt ne Menge geschrieben zu haben, ich bedanke mich für den wertvollen Input aller Forenmitglieder, und möchte diese Theorie gerne der Diskussion stellen.
Ich distanziere mich ausdrücklich von jedwedem Generalverdacht gegenüber jedweder Bevölkerungsgruppe, zu einer Beurteilung der Krankenhaustheorie reichten die aktuell verfügbaren Fakten leider nicht aus. Vielleicht weiss jemand, ob es an Fraukes Arbeitsplatz mögliche Schnittstellen zum Militär gab.
Über Euer Feedback freue ich mich,
So long,
DE_Zwo.