Hallo allerseits,
ich bin neu angemeldet und schreibe meinen ersten Beitrag, Mit dem Fall Frauke Liebs beschäftige ich mich schon eine ganze Weile und habe hier auch viele Beiträge gelesen. Leider aber nicht alle, dafür sind es zu viele. Sollte ich also etwas schreiben, was hier schon erwähnt wurde, seht es mir bitte nach.
Ich beschäftige mich seit Jahren mit dem Thema operative Fallanalyse, oder wie es der Angelsachse ausdrücken würde: dem Profiling.
Ich habe versucht mich in den Täter hineinzuversetzen und die Tat, so wie sie hier und in Aktenzeichen XY dargestellt wird, zu rekapitulieren, aber es hakt extrem an der Tatsache, dass FL nach ihrem Verschwinden noch eine Woche gelebt haben soll.
Die Auffindesituation mit derselben Kleidung des Abends im Pub, die Ablage im Wald und vieles mehr deutet im Vergleich zu anderen Verbrechen dieser Art darauf hin, dass FL am Abend des Verschwindens getötet wurde.
Weiterhin spricht dafür, dass ein unglaublicher logistischer Aufwand nötig wäre, um FL eine Woche lang versteckt und gefangen gehalten zu lassen. Zudem ohne frische Kleidung. Alle Entführungsopfer bekamen von ihren Entführern frische Kleidung, wenn man sich die einschlägigen Berichte ansieht. Bei geplanten Entführungen wurden in den Verliesen umfangreiche Vorkehrungen mit Nahrungsmitteln, Kleidung, Decken, Hygieneartikeln, usw. getroffen (siehe N. Kampusch, Oetker, Schlecker, Reemtsma, U. Herrmann,...).
Völlig wird der Rahmen aber dadurch gesprengt, dass FL in dieser Woche auch noch durch die Gegend gekarrt worden sein soll und dabei Anrufe mit ihrem Exfreund tätigen durfte/sollte.
Es wurde hier ja bereits die sog. "Fake Frauke"-Theorie aufgestellt, bei der eine andere junge Frau diese Anrufe tätigte. Um dieses Verbrechen jedoch durchführen zu können, brauchen wir diese "Fake Frauke" nicht. Es existiert und existierte auch 2006 eine große Auswahl an Voice-Morphing-Software. Oder auf Deutsch: Software, die die Stimme eines Menschen verändern kann.
Hier ein Beispiel:
http://de.kioskea.net/faq/1236-stimme-per-software-andernIch kann mich an einen befreundeten Nerd erinnern, der es sehr erhebend fand (Ende der 90er Jahre), bei mir mit gemorphter Darth-Vader-Stimme anzurufen. Ein anderes Mal hatte er die Stimme eines kleinen Kindes. In einem süddeutschen Radiosender macht ein Spaßvogel Scherzanrufe mit einer derart gemorphten Stimme und nennt sich "der kleine Nils".
Meine Theorie der Tat:
FL lernte über ihre Chataktivitäten einen Mann kennen, der sie interessierte und mit ihr schlussendlich ein Treffen vereinbarte. FL teilte dies aber keinem mit, möglicher Grund wäre, dass es sich um ein reines Sextreffen handeln sollte und es ihr zu peinlich/intim wäre, dies irgend jemand anderem mitzuteilen.
Der Ablauf des ganzen Abends am Tag des Schweden-England-Spieles lief auf dieses Treffen zu. FL war mit Mutter und Exfreund essen, diese brachten sie zum Pub und fuhren heim, sie war die beiden damit los. Im Pub schaute sie das Spiel, evtl. simste sie bereits mit ihrem Date und verabschiedete sich zeitig von ihren Freunden (kein Geld mehr, Akku leer, ich muss weg). Nun war die Bahn frei für ein geheimes Techtelmechtel mit dem Täter. Der Täter holte FL wahrscheinlich mit dem Auto ab. Mit Sicherheit verfügte der Täter über ein Auto, da dies zur Tatausübung zwingend notwendig war. Chris musste noch beruhigt werden, da er wartete, was durch die - meiner Meinung nach - freiwillige SMS erfolgte.
Nun bleibt ein Zeitfenster von knapp zwei Tagen, bis zum ersten Anruf bei Chris.
Zieht man Vergleiche zu anderen Verbrechen heran, so ist es am wahrscheinlichsten, dass FL bereits in der ersten Nacht getötet und am Auffindeort abgelegt wurde. Diese Vorgehensweise spräche auch für den klassischen Mord zur Befriedigung des Geschlechtstriebes. Leider waren hierzu keine näheren Spuren mehr zu sichern (oder? verschwiegen aus ermittlungstaktischen Gründen?)
Nun kommt die Voice-Morphing-Software übers Handy zum Einsatz. Der Täter ruft Chris zu den bekannten Zeitpunkten von verschiedenen Orten an und führt die verwirrenden Telefonate. Dafür ist nicht mehr als ein Laptop, das Handy und am besten ein Auto notwendig, da man dort ungestört mit Handy und Computer sitzen kann.
Dafür spricht zB, dass der Täter Chris mit Christos anspricht, was FL so nie getan hätte. Dh, der Täter wusste, dass FL mit einem Christos zusammenlebt, weiss aber nicht, wie er genannt wird.
Weiterhin spricht dafür, dass er ein anderes Sprechtempo als FL hat, was durch die Software auch nicht verändert wird. Und er flüstert fast, da man dann die Stimme nicht so gut erkennen kann.
Was zu überlegen wäre ist, ob der Täter erst nach der Tat am PC FLs Stimme "nachgebastelt" hat, oder ob er bereits mit ihr per Mikrofon gechattet hat und ihre Stimme aufgezeichnet hat. In letzterem Fall wäre das Morphen der Stimme deutlich einfacher, da es Softwarefunktionen dafür gibt.
Die Polizei vermutet, dass sie den Täter evtl. schon vernommen hat, nämlich als sie die Internetkontakte überprüft hat. Allerdings hatte wohl keiner dieser Kontakte die Möglichkeit, eine andere Person eine Woche lang gefangen zu halten. Setzt man nun voraus, dass dies gar nicht nötig war, sieht die Sache schon ganz anders aus und man muss diese Kontakte unter den neuen Gesichtspunkten überprüfen.
Insbesondere gilt es herauszufinden, ob vor dem Tattag von der IP-Adresse einer dieser Personen eine derartige Software heruntergeladen wurde. Da aufwändigere Programme dieser Art kostenpflichtig sind, wäre auch eine Überprüfung der Kreditkartendaten spannend.
Ich bin gespannt auf die Reaktionen