Angenommen, du hättest die einzigen Schlüssel zur Wohnung und dein WG-Mitbewohner würde schreiben "Komme später". Würdest du ihn nicht fragen "wann?".
das kommt drauf an
wenn ich jemanden länger kenne und gut,dann ist das vertrauen und das verständnis anders.
ich würde zb schreiben wann ich komme ,damit der wartende sich drauf einstellen kann
wenn man sich aber gut kennt und lange ,ist das nicht nötig.
Vielleicht kannten die beiden sich gar nicht mehr so gut. Der Gedanke kam mir schon häufiger.
Die beiden hatten eine gemeinsame langjährige Vergangenheit aber was war aktuell?
Frauke soll sich bei Chris "beschwert" haben, dass sie zwar beste Freunde seien aber nur die Adresse gemein hätten.
Was wußte er aus ihrem aktuellen privatem Leben mit den neuen Bekannten, in dem sie so glücklich war?
Nach einer Trennung, wenn mindestens einer der Expartner einen neuen Partner/eine neue Partnerin hat, entsteht doch meist erst mal eine emotionale Distanz. Die Wohngemeinschaft zwischen den beiden dürfte auf Grund ihrer Ausbildungen ursprünglich eine Art Zweck-WG gewesen sein. Mit dem Vorteil, dass man sich schon gut kannte. Man wusste der eine geht lieber früh ins Bett und mag keine roten Vorhänge oder kalte Butter etc.
Wenn man jung ist und das Verhältnis dann einigermaßen ok ist und auch der große Schmerz der Trennung vorüber ist, ist es nur verständlich, dass man versucht diesen Schritt dann gemeinsam zu gehen. Allein schon um Geld zu sparen. Und mit einem völlig fremden eine WG zu gründen ist auch im ersten Augenblick nicht der prickelnste Gedanke. Also nutzt man das Altbewährte.
Aber was wußte Chris von Frauke noch? Sie war viel im Internet, machte ihre Ausbildung, war in den letzten Wochen öfters auf städtischen Partys, von denen er vielleicht auch die Bilder gesehen hat. (Residenz, Capitol zum Beispiel) Er hatte sie wahrscheinlich auf das große Uni-Sommerfest mitgenommen und unter Woche waren beide vielleicht auch mal in einer Kneipe. Bei den mauen finanziellen Möglichkeiten der beiden (sofern die Familien nicht zugeschossen haben), dürfte das auch nicht zu oft gewesen sein. Zumal sich Chris jeden Donnerstag verabschiedet hat und in sein neues Leben in der alten Heimat fuhr.
Und Frauke? Frauke hatte Schichtdienst. Sie musste früh und spät raus. Und was man in dieser Ausbildung alles sieht, ist alles andere als ein Zuckerschlecken.
Ich habe selbst in dem Alter 500 km weit weg von zu Hause gewohnt. Frauke mag viele Bekannte gehabt haben, aber dieses viele im Internet sein, deutet für mich eher darauf,dass sie sich emotional etwas einsam fühlte oder emotional nicht ganz so glücklich war.
Die Aussage Chris gegenüber, es würde ihr so gut gehen, alles würde gut laufen und sie sei richtig glücklich, mag stimmen. Ich habe aber den Eindruck, dass diese nicht so ganz vollständig war. Wer gibt dem Expartner, der in einer neuen glücklichen Beziehung ist und Kontakt zu allen alten Freunden hat, schon gerne zu, dass er Nähe vermisst. Das machen die Wenigsten.
Wenn Chris wirklich nichts damit zu tun hat und die Filme in dem Ablauf dramaturgisch nicht verändert wurden, als der tatsächliche Ablauf war, spricht noch etwas dafür, dass er aktuell nicht mehr viel von ihr wußte.
Die Zeit nach der ersten SMS und der nächste Morgen. Eigentlich hätte er aufwachen müssen und denken, oh Gott Frauke hat doch keinen Schlüssel.
Wir wissen ja nicht ob irgendein Nachbar einen Ersatzschlüssel hatte, den sich Frauke hätte besorgen können.
Wenn er tatsächlich erst gegen Mittag in ihr Zimmer geschaut hat, vorher nicht nachgesehen hat um zu fragen:"Hör mal was war denn gestern noch und wie bist du hereingekommen? Hast Du Dir den Ersatzschlüssel von XY noch geholt?"
hat er vielleicht gedacht, dass sie bei irgendeinem/ irgendeiner neuen Bekannten schläft.
Ich kriege immer mehr den Eindruck, dass die Filme in den anfänglichen Abläufen stark eingeschränkt dargestellt wurden (wodurch auch immer) oder aber das da gewaltig etwas faul ist.
Diese ganzen dargestellten Abläufe sind genauso unlogisch wie all diese Anrufe, wenn Frauke wirklich entführt und tagelang festgehalten wurde.
Vielleicht sollten wir das ganze Geschehen einmal von der anderen Seite aufrollen. Wir verstehen Fraukes Verhalten bisher nicht, auch weil wir sie nicht kennen.
Was würde euch veranlassen eine junge Frau "wahrscheinlich" festzuhalten, mit ihr oder einer "Mittäterin/Mitwisserin" derartige Anrufe auszuführen und die Leiche dann dort abzulegen wo sie gefunden wurde? Vielleicht kommen wir so ein Stück weiter. Lasst mal "eure dunkle Seite heraus".