Der Fall Dirk Schiller
10.01.2015 um 12:48
Ich stelle mal die Zeitskala des Tages ein, wie im Buch dargestellt, vielleicht kann Frau Stein ja was dazu sagen, ob es anders war oder was ergänzt werden muss, was im Buch nicht steht, damit wir den Ablauf besser nachvollziehen können:
ca. 7.00 Uhr: Familie Schiller verlässt ihre Ferienwohnung und geht frühstücken im angrenzenden FDGB-Haus.
ca. 8.30 Uhr: Familie Schiller beendet ihr Frühstück und bricht zur Höhle auf. Unterwegs halten sie an einem Lebensmittelladen an und kaufen 5 frische Gurken, 4 kg Äpfel und ein paar Süßigkeiten für die Kinder. Da sie im Halteverbot stehen, werden die Einkäufe schnell auf den Rücksitz geworfen. Dann fahren sie weiter zur Höhle an der Heimkehle.
ca. 9.15 Uhr: Ankunft an der Höhle. Der Parkplatz ist leer. Feststellung, dass die Höhle noch bis 10 Uhr geschlossen hat. Man entschließt sich, mit den Kindern wieder zum Parkplatz zu gehen und die Umgebung zu erkunden.
ca. 9.30 Uhr: Das Paar mit dem Moskwitch kommt den Schillers zu Fuß entgegen auf deren Rückweg zum Parkplatz (im in meinem Buch abgelichteten Vermisstenprotokoll wird es dagegen so dargestellt, dass dieses Paar schon vor Ort war und den Schillers auf deren HINweg zur Höhle entgegen kam - hier an Frau Stein die Frage, welche Version stimmt und ob ich das Protokoll abfotografieren und hier einstellen darf, da es nicht in allen Büchern vorkommt?) Die Schillers gehen mit den Kindern über die Brücke, die über die Thyra führt (nicht gefroren) zu einem weiter links dahinter befindlichen zugefrorenen Bachlauf. Die Kinder spielen auf dem zugefrorenen Bach, der komplett zugefroren ist und auch nur knöcheltief. Die nicht gefrorene Thyra ist weiter weg (wie weit?) und wäre nur durch Überwindung eines hohen Walls für die Kinder erreichbar.
ca. 9.45 Uhr: Herr und Frau Schiller beschließen, die vorher getätigten Einkäufe (5 frische Gurken, 4 kg Äpfel und ein paar Süßigkeiten) vom Rücksicht in den Kofferraum umzuladen. Die Kinder haben keine Lust, mit zum Auto zurückzukommen. Man entschließt sich, dieses Umladen gemeinsam vorzunehmen und die Kinder kurz unbeaufsichtigt zu lassen, da sie dies gewohnt waren und auf Silvia als große Schwester beim Aufpassen auf den kleinen Bruder sonst auch immer Verlass gewesen ist (Zitat: "Wir hatten die Kinder schon oft allein spielen lassen, manchmal sogar länger als eine Stunde.") Außerdem sei Dirk ein Kind gewesen, das nicht zum Weglaufen neigt und gerade an Gewässern ängstlich/vorsichtigt ist. Am Auto angekommen stieg Frau Schiller auf die Rückbank und reichte ihrem Mann von dort aus die Einkäufe nach hinten, der sie in den Kofferraum packte. (Hierzu habe ich eine weitere Frage an Frau Schiller: Der im Buch abgebildete Wagen, den Sie fuhren, war ein Saporoshez Typ SAS 965A, dieser hatte laut Wikipedia den Motor im Heck montiert. Wäre in dem Fall der Kofferraum nicht vorn zu suchen gewesen?) Während der Umpackaktion hörten sie den Moskwitch des Ehepaares wegfahren. Der Wagen muss über die Brücke an den spielenden Kindern vorbeigefahren sein.
ca. 10 Uhr: Schillers gehen zu ihren Kindern zurück, um sie für die Höhlenbesichtigung abzuholen. Silvia kommt ihnen allein entgegen. Von Dirk fehlt jede Spur. Silvia sagt, er war gerade noch hinter ihr, dann kam der fremde Wagen vorbei, und dann direkt ihre Mutter und Dirk sei plötzlich weg. Familie Schiller sucht daraufhin die ganze Umgebung incl. angrenzendem Wald ab, kann Dirk aber nicht finden. Ein Schneetreiben setzt ein und Schillers beschließen, die Polizei zu rufen, da sie sich nicht gewachsen fühlen, bei dem Wetter die Suche allein vorzunehmen. Frau Schiller setzt sich ins Auto und fährt einen Notruf absetzen bei einem nahegelegenen Gipswerk. Laut Protokoll der Vermisstenanzeige geht der Notruf um 12 Uhr ein.
ca. 12 Uhr: Auf dem Parkplatz sind inzwischen Touristen eingetroffen per Bus und beteiligen sich bei der Suche. Dann treffen Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen ein. Auch mehrere Taucher unterstützen die Suche und tauchen in der Thyra. Während der Suche muss sich Familie Schiller getrennt einem unangenehmen Verhör unterziehen, in dem ihre familiäre private Situation genau abgefragt wird, sogar Silvia wird befragt (nach dem Verhältnis zueinander, Streit, ob die Kinder verprügelt wurden etc., auch die beiden vorher verstorbenen kleine Söhne der Familie werden thematisiert).
ca. 17 Uhr: Die Helfer versammeln sich alle mit traurigen Gesichtern und brechen die Suche mit Bedauern ab. Die Taucher haben stundenlang unter Einsatz ihrer eigenen Gesundheit das eiskalte Wasser abgesucht, der Kommandant des Suchtrupps versichert den Schillers, man habe alles menschenmöglich versucht, um Dirk zu finden. Man verabschiedet sich von den Schillers, welche auch den Ort verlassen und in ihre Ferienwohnung zurückfahren. (Frage hierzu an Frau Stein: War zu der Zeit immer noch Schneegestöber? Dazu steht im Buch an der stelle nichts mehr.) In der Ferienwohnung warteten sie bis zum
nächsten Tag um 11 Uhr auf Nachricht der Polizei und versuchen, ihr Zimmer zu verlängern, was aber nicht geht, da abends neue Gäste erwartet werden. Auch sonst ist alles ausgebucht und kein Zimmer zu bekommen. Nachdem Herr Schiller selbst die Polizei anrief, um dort zu erfahren, dass die Suchaktion unterbrochen wurde und man ihnen rät, nach Hause nach Görlitz zu fahren (330 km entfernt), packen Schillers ihre Sachen und machen sich auf den Heimweg. Unterwegs halten sie noch mal an der Höhle, um mit dem Pförtner dort zu sprechen und sich zu erkundigen, ob dort schon mal sowas geschehen ist. Der Pförtner sagt, es fallen immer mal wieder Kinder in die Thyra und 4 sind auch schon dort ertrunken, seit er da arbeitet, aber kein Kind sei je dauerhaft vermisst worden, man habe sie alle wieder gefunden. Schillers suchten noch mal die Gegend von Dirks letztem Aufenthalt nach Fußspuren ab, aber der zwischenzeitlich gefallene Neuschnee hat alle Spuren bedeckt.
Gegen Mitternacht treffen Schillers in Görlitz an. Am Vormittag des nächsten Tages (= 12.03.79) gingen sie zusammen zur Polizei Görlitz und gaben eine Vermisstenmeldung auf (so steht es im Buch, im dort abgebildeten Protokoll dieser Anzeige vom 13.03.79 steht, dass der Vater um 19 Uhr die Anzeige erstattete, meine gestrige Aussage, dass die Anzeige erst laut dem Protokoll am 13. erfolgte, ist also falsch, da habe ich mich vertan, denn das Protokoll ist erst am nächsten Tag geschrieben worden, aber die Anzeige war eben schon vom 12. abends).