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Der Somerton-Mann

756 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Australien, November, 1948 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Somerton-Mann

12.11.2019 um 17:05
@all
Zitat von GildonusGildonus schrieb:Ich denke nach wie vor das der Mann aus Amerika angereist ist und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit geistig verwirrt war.
Möglich scheint es, nichts Genaues weiss man ;-)

Ich hatte mal überlegt, ob sich SM möglicher Weise während/nach dem zweiten Weltkrieg in einem der australischen Internierungslager
-bspw. Tatura (Archiv-Version vom 06.12.2019) oder Hay- befand. Dort lebten Menschen verschiedener Nationalitäten zwangsweise zusammen (Italiener, Japaner, Deutsche …).

Vllt. wollte er nach der Internierungszeit nicht mehr zurück in sein Heimatland, blieb in Australien.
Könnte ja sein, dass er dort dann aber nicht wirklich zurecht kam (keine Anstellung als Profitänzer weil inzwischen nicht mehr trainiert genug oder zu alt o.Ä.). Vllt. hatte man ihm die Klamotten die er trug, bei irgendeiner Institution, die sich um ehemalige Internierte kümmerte, gespendet?
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Den Internierten aus Großbritannien und Europa wurde nach dem Kriegsende erlaubt Australien zu verlassen, wie auch denjenigen Personen, die die Briten festgesetzt hatten. Die Japaner, einschließlich derjenigen, die in Australien geboren wurden, mussten im Jahr 1946 Australien verlassen. Die meisten europäischen Kriegsgefangenen wurden bis Mitte 1947 repatriiert, obwohl ihnen die Erlaubnis zum Verbleib in Australien erteilt worden war.[18]

Displaced Persons:
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Australien einen großen Zufluss von Displaced Persons aus Europa, zu einem geringen Teil auch deutschsprachiger Herkunft. Nach einer Lockerung der australischen Einwanderungspolitik konnten seit 1952 auch Deutsche wieder nach Australien einwandern. In den folgenden 20 Jahren wanderten 150.000 Migranten aus der Bundesrepublik Deutschland nach Australien aus. Aus der Schweiz und Österreich kamen weitere 30.000 Deutsch sprechende Personen. Als sich der Wohlstand in den weiter oben genannten Ländern entwickelte, entstand eine hohe Rückwanderungsquote, denn etwa ein Drittel kehrte zurück. 1991 gab es 112.000 in Deutschland geborene Einwanderer in Australien. Seit den 1980er Jahren ging die Einwanderung von Deutschsprachlern auf etwa 1.000 Personen je Jahr zurück. Parallel fand auch eine vermehrte Rückwanderung statt. Diese Tatsache wird auf die Folge der rigiden australischen Migrationspolitik Australiens zurückgeführt.[19]/quote]

Nazi-Spione in Adelaide (während des Krieges):
Während des Zweiten Weltkriegs gab es, wie es Barbara Poniewierski in einer Veröffentlichung belegte, geheimdienstliche Spione in der NSADAP/AO in Tanunda und Adelaide von den frühen 1930er Jahren bis zum Ende des Krieges. Spione der Gestapo überwachten in Adelaide deutsche Matrosen, die im Hafen ankamen, sowie lutherische Pastoren und Australienbesucher. Australische Unternehmen, die Nichtarier beschäftigten, erhielten keine Aufträge von Deutschen, während dies bei Firmen der Fall war, die der nationalsozialistischen Ideologie zugewandt waren. Australische Verluste im Verlauf des Kriegs wurden nicht bedauert, sondern sollen gefeiert worden sein.[21]
Wikipedia: Deutsche in Australien
Ist bekannt, ob Jestyn während des Krieges als Krankenschwester in einem Internierungslager tätig war?


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Der Somerton-Mann

12.11.2019 um 18:12
Zitat von GildonusGildonus schrieb:Ich denke nach wie vor das der Mann aus Amerika angereist ist
Zitat von GildonusGildonus schrieb:Je nach dem wie ausführlich die Quellen die Kleidung beschreiben, stammte diese zumindest aus Amerika und war für das in Australien herschende Wetter einfach zu warm.
Einerseits war seine Kleidung amerikanischer Herkunft und wurde anscheinend in Australien auch nicht vertrieben - was tatsächlich auf einen Amerikaner hindeutet.

Auf der anderen Seite erweckt sein spärlicher Kofferinhalt keineswegs den Eindruck, als hätte er sich auf einer Weltreise befunden. Und interkontinentalen Flugverkehr, der einen Kurztrip möglich gemacht hätte, gab es damals noch nicht.

Ich habe mir überlegt, ob er vielleicht auf einem Schiff gearbeitet hat, das in Sydney oder Melbourne vor Anker lag. Und er nutzte die paar Tage, die das Schiff im Hafen verweilte, um z.B. eine alte Freundin in Adelaide zu besuchen, dazu fuhr er mit der Bahn dorthin. Es könnte sein, dass er den Großteil seiner Kleidung auf dem Schiff gelassen hat oder dass er dort ohnehin nur Berufskleidung trug, die er bei seinem Ausflug nach Adelaide natürlich auch nicht mit sich führte. Das könnte einerseits seine für Australien eher zu warme "Zivilkleidung" erklären. Es könnte auch erklären, warum er amerikanische Kleidung trug und warum ihn in Australien keiner vermisste. Übrigens muss er dann gar nicht mal unbedingt Amerikaner gewesen sein, es reicht ja, wenn er sich irgendwann einmal - bei einem anderen längeren Landgang - in einer amerikanischen Hafenstadt mit Kleidung eingedeckt hatte.


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Der Somerton-Mann

12.11.2019 um 18:40
@Menedemos
Zitat von MenedemosMenedemos schrieb:was tatsächlich auf einen Amerikaner hindeutet.
Oder auf einen Aufenthalt in den USA.
Zitat von MenedemosMenedemos schrieb:es reicht ja, wenn er sich irgendwann einmal - bei einem anderen längeren Landgang - in einer amerikanischen Hafenstadt mit Kleidung eingedeckt hatte.
Eben.
Zitat von MenedemosMenedemos schrieb:Ich habe mir überlegt, ob er vielleicht auf einem Schiff gearbeitet hat, das in Sydney oder Melbourne vor Anker lag
Aber hätten die ihn nicht vermisst?


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Der Somerton-Mann

12.11.2019 um 19:47
Villeicht hatte er ja eine private Person als Übernachtungsmöglichkeit.

Und diese Person hatte vielleicht schon einige Kleidung parat unter anderem auch Socken, sodass er nur wenige Dinge im Koffer mitnehmen musste.

War nur so ein Gedanke. Eher unwahrscheinlich :-)


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Der Somerton-Mann

12.11.2019 um 19:56
Zitat von off-peakoff-peak schrieb:Aber hätten die ihn nicht vermisst?
Vermisst ja, aber ob sie das den australischen Behörden gemeldet hätten? Wenn sie pünktlich hätten ablegen wollen, hätten sie dazu überhaupt keine Zeit mehr gehabt. Und gewartet hätten sie erst recht nicht auf ihn.

Auch Kreuzfahrtschiffe warten nicht auf ausstehende Passagiere, und ich vermute, dass nicht einmal die das den örtlichen Behörden melden.

Ich denke, es kommt immer wieder mal vor, dass Matrosen es sich anders überlegen und nicht mehr zum Schiff zurückkehren. Und es ist nicht die Aufgabe des Kapitäns, die ganze Stadt oder gar das ganze Land nach denen abzusuchen. Und wenn sie erst einmal auf hoher See sind, dann bekommen sie es gar nicht mit, dass in Adelaide eine seltsame Leiche entdeckt wurde...

Blieben natürlich die paar Habseligkeiten des Abgängigen, die in irgendeinem Spind auf dem Schiff zurückgeblieben sind. Aber auch da, denke ich, wäre es die Aufgabe des Besitzers, sich an die Reederei zu wenden, um sein Zeug vielleicht zurückzubekommen, nicht die Aufgabe der Besatzung, sich darum zu kümmern. Selbst wenn sie wollten, was sollten sie tun, wenn sie nicht einmal wissen, wo er abgeblieben ist?
Ich denke, spätestens im Heimathafen würde der Spind geleert, der Inhalt eventuell (!) irgendwo für einige Zeit deponiert, und später dann entsorgt.

So stelle ich mir das jedenfalls vor. Vielleicht kennt sich jemand besser aus. Kommt wohl auch auf das Schiff an und die Flagge, unter der es fährt. Aber ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass man ein großes Gewese darum macht, wenn mal ein Matrose nicht zurück aufs Schiff kommt.


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Der Somerton-Mann

25.11.2019 um 18:29
Hallo @life-is-life , hallo @alle !


An die Möglichlkeit, der Tote sei ein Internierter aus dem deutsprachigem Raum gewesen, habe ich auch mal gedacht.

Beim betrachten der "kryptischen Buchstaben" fiel mir, unter Berücksichtigung von Schreibfehlern versteht sich, die Worte "Im Paket" und "Samstag" auf. Wenn der Somerton Mann "Stimmen und Pfeiftöne" gehört hat, wie es bei verschiedenen psychichen Erkrankungen passiert, könnten diese Stimmen "auf deutsch" gesprochen haben.

Einen "Internierten" hätte man wahrscheinlich sehr schnell identifiziert. Deshalb glaube ich nicht daran.


Gruß, Gildonus


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Der Somerton-Mann

27.11.2019 um 00:10
@Menedemos
Deine Schiffs-Theorie erklärt im Gegensatz zu den anderen ziemlich viele Dinge: Dass ihn niemand vermisst oder dort gekannt hat, die amerikanische Kleidung, den unvollständigen Koffer. Nicht aber das Buch und die merkwürdigen Zettel. Wie wäre es mit einer Kombination daraus und einer geistigen Verwirrung?


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Der Somerton-Mann

27.11.2019 um 23:07
Zitat von LinguLingu schrieb:Wie wäre es mit einer Kombination daraus und einer geistigen Verwirrung?
Hast du dazu eine konkrete Vorstellung?


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Der Somerton-Mann

27.11.2019 um 23:14
Zitat von GildonusGildonus schrieb:Im Paket" und "Samstag"
Wenn ich das unter dieser Voraussetzung lese, erkenne ich auch

Morgen Abend
und
Samstagabend

auf diesem Blatt.


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Der Somerton-Mann

27.11.2019 um 23:36
Eine Frage, die ich mir stellen: Wieso sind wohl die Ms in der 1. und 3. Zeile korrigiert? Wenn man wirklich Wörter schreibt, wäre das doch ungewöhnlich, sich 2x so zu verschreiben. Einzelne Buchstaben würde man wohl eher bei einem Code o.ä. korrigieren?


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Der Somerton-Mann

01.12.2019 um 13:21
Zitat von AloceriaAloceria schrieb am 27.11.2019:Wieso sind wohl die Ms in der 1. und 3. Zeile korrigiert?
Ich könnte mir vorstellen, dass die ersten Buchtaben in Zeile 1 und 3 keine Korrekturen sondern W's darstellen.
Der Buchstabe M taucht in der dritten Zeile 1x auf, in der vierten Zeile 2x.
(Das M taucht auch 1x in dieser durchgestrichenen Buchstabenreihe zwischen der ersten und zweiten Zeile auf.)
Das M wurde stets mit einem runden Bogen geschrieben. Bei den möglichen W’s wurde eine gezackte Verbindung geschrieben. -


Die letzten drei Buchstaben GAB erscheinen mir z.Zt. allerdings wie ein mögliches Namenskürzel.
Vllt. von einem Doppel-Vornamen G-A, und einem Nachnamen mit Angfangsbuchstaben B?

Das G wird hier mit einer durchgezogenen Linie zum A geschrieben, anders als das G in der ersten Zeile.
Das B erhält eine Art künstlerische Verlängerung unter die Buchstaben GA, was sich wie
eine Art kreativer Schlenker für den Anfangsbuchstaben des Nachnamens darstellt.


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Der Somerton-Mann

01.12.2019 um 16:49
@life-is-life Möglich, dass da sogar ein Bindestrich sitzt. Andererseits sind auf der Zeile auch mehrere andere kleine Striche auf Buchstaben, wo es nicht wirklich Sinn ergibt, z.B. auf dem S, dem M, und auch über dem S davor. Für mich sieht das eher so aus, als habe da versehentlich beim Schreiben der Stift aufgesetzt, weil es wackelte - zB im Auto. Oder im Zug? Die holperten früher ja auch noch etwas mehr, als die Züge heute, glaube ich.


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Der Somerton-Mann

02.12.2019 um 16:24
@Aloceria
Zitat von AloceriaAloceria schrieb:Für mich sieht das eher so aus, als habe da versehentlich beim Schreiben der Stift aufgesetzt, weil es wackelte - zB im Auto.
Ja, gut vorstellbar, dass irgendwelches Gewackel während der Fahrt zum Absetzen des Stiftes bzw. zu kleinen, nicht beabsichtigten "Zusatzstrichen" führte. Vllt. deshalb auch Druckschrift bzw. Druckbuchstaben, weil die leichter zu lesen sind?
Das durchgestrichene S in der letzten Zeile erscheint mir allerdings eher beabsichtigt.

Ich dachte mal die erste Zeile könnte "We reach Glenley on a blessed and beautiful day." bedeuten.
Aber diese Variante scheitert ja bereits daran, dass das "We" nicht plausibel erscheint, weil SM vermutlich eher allein unterwegs war.
Ok, man könnte überlegen, ob er das geschrieben haben könnte, als er im Bus mit anderen Mitfahrenden nach Glenley unterwegs war.
Man formulierte aber für Gewöhnlich doch eher auf sich selbst oder befreundete Mitreisende bezogen, und weniger auf Fremde.

Von daher: es ist nicht einfach ohne bestimmten Kontext sinnvolle Aussagen herzustellen.
Ich gehe auch davon aus, dass es sich um englisch handelt, und dass die Buchstaben für Anfangsbuchstaben bestimmter Wörter stehen.

Prof. Abbott (Uni. Adelaide) hatte mit Studenten aus der letzten Zeile eine Aussage erzeugt, die sinngemäß ungefähr lautete:

time to move to …. zu dieser Straße, in der Jestlyn wohnte.

Ist Dir diese Aussage präsent, bzw. hast Du vllt. einen Link dazu?


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Der Somerton-Mann

02.12.2019 um 18:46
@life-is-life Beim S bin ich mir nicht sicher. Der Strich da sieht zwar absichtlich platziert aus, aber sowas kann durchaus auch zufällig entstehen. Insgesamt denke ich, wurde der Zettel in einem Fahrzeug geschrieben. Die Buchstaben sind alle nicht ganz regelmäßig in der Höhe und Größe, besonders die unterste Zeile. Und auch gerade der letzte Buchstabe, das B, sieht abgerutscht aus, mit dem Schlenker unten. Oder die Linie unter allem, die wurde doch eindeutig mehrfach gezogen, weil sie beim 1. Mal nicht wie gewünscht gerade wurde. Wenn ich eine krumm gewordene Linie nochmal nachziehe, sieht das genau so aus.
Zitat von life-is-lifelife-is-life schrieb:"We reach Glenley on a blessed and beautiful day."
Ich würde zu "bright and beautiful" tendieren, das ist eine feste Wendung und wäre auch ein Verweis auf das Wetter. Das "We" ist natürlich etwas unpassend - es sei denn, es war doch irgendjemand dabei?
Zitat von life-is-lifelife-is-life schrieb:Ich gehe auch davon aus, dass es sich um englisch handelt, und dass die Buchstaben für Anfangsbuchstaben bestimmter Wörter stehen.
Die Frage wäre aber auch, wieso er so verschlüsselt schrieb?
Zitat von life-is-lifelife-is-life schrieb:Ist Dir diese Aussage präsent, bzw. hast Du vllt. einen Link dazu?
Leider gerade nicht. Ich kann aber nachher mal danach suchen.


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Der Somerton-Mann

02.12.2019 um 19:56
@Aloceria
Zitat von AloceriaAloceria schrieb:Insgesamt denke ich, wurde der Zettel in einem Fahrzeug geschrieben.
Dem schiesse ich mich an.
Zitat von AloceriaAloceria schrieb:Ich würde zu "bright and beautiful" tendieren, das ist eine feste Wendung und wäre auch ein Verweis auf das Wetter.
Vielen Dank, dass Du Dein Wissen teilst!
Ich spreche selten englisch, und dieses leider auch nur eher auf Schulniveau.
D.h. ich bin auf jeden Fall nicht wirklich firm mit englischen Redewendungen etc.

Würde es im Englischen alltagstauglich bzw. stimmig klingen, wenn man z.B. sagen würde:

We'll reach Glenelg on a bright and beautiful day.

Könnte ein "we'll" (we will) stimmig sein, wenn man beschreiben möchte, dass man gerade in einem Bus oder Zug auf dem Weg irgendwohin ist? Also das man in diesem Fall von "wir" statt von "ich" reden könnte/würde, weil man im entsprechenden Fahrzeug nicht alleine unterwegs ist? Oder wäre das doch eher unüblich?
Zitat von AloceriaAloceria schrieb:Die Frage wäre aber auch, wieso er so verschlüsselt schrieb?
Plausibel für diese Art von verklausuliertem Ausdruck könnte eine höchstpersönliche Angelegenheit sein,
von der man nicht wollen würde, dass irgendjemand Kenntnis davon erlangen könnte.
Also konkret in diesem Fall: möglicher Weise setzte sich während der Busfahrt von Adelaide nach Glenelg eine Person direkt neben den SM.
Diese Person hätte seine Gedanken mitlesen können, wenn der SM sie ausgeschrieben hätte.
Daher könnte er sich für die ersten Buchstaben seiner Gedankengänge entschieden haben, um damit seine Wünsche oder Hoffnungen
schriftlich -und sich damit ggf. selbst bestärkend- besser zu fokussieren.
Rein theoretisch (!) könnten die Buchstaben M und L zu Beginn der dritten Zeile auf bspw. "My Lord" hinweisen,
was dann wiederum ggf. auf eine Art "Stoßgebet" (in den Zeilen 2 und 3) hinweisen könnte (das ist aber nur reine Spekulation).

Ansonsten könnte es so gewesen sein, dass er nicht genug Platz auf dem Papier hatte, seine Gedanken zu formulieren,
und sich deshalb für diese "Kurzschreibschrift-Variante" entschied.

Äh, musste gerade feststellen, dass ich bei dem Satz in meinem obigen Beitrag einen Fehler gemacht habe.
Der Ort heisst ja gar nicht Glenley sondern Glenelg, sorry.


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Der Somerton-Mann

02.12.2019 um 20:31
Zitat von life-is-lifelife-is-life schrieb:Könnte ein "we'll" (we will) stimmig sein, wenn man beschreiben möchte, dass man gerade in einem Bus oder Zug auf dem Weg irgendwohin ist? Also das man in diesem Fall von "wir" statt von "ich" reden könnte/würde, weil man im entsprechenden Fahrzeug nicht alleine unterwegs ist? Oder wäre das doch eher unüblich?
Nee, das wäre bei einer Einzelperson noch immer unüblich, sofern gar kein Bezug zu einer Gruppe besteht. Bei einer festen/organisierten Reisegruppe würde es beispielsweise gehen, auch, wenn man die Leute nicht näher kennt. Aber mit ganz Fremden im Bus, während man allein reist? Nee, ich denke nicht.

Außerdem glaube ich, "we will" hätte er eher mit "W W" abgekürzt. Aber das ist natürlich so eine individuelle Frage. Manche Leute würden es wohl machen. Letztendlich folgen diese Abkürzungen ja eh keinen richtigen Regeln.

Auch die Erwartung, die bei "we will" heraussticht... Ich bin mir nicht sicher, ob das zur Wetterangabe passt. Würde man schreiben
"Wir werden Glenelg an einem schönen, sonnigen Tag erreichen"? Mag auch wieder sowas Individuelles sein, aber ich würde so eine Wetterangabe eigentlich erst in dem Moment machen, in dem ich dort bin, oder sogar nachträglich ("Wir haben Glenelg an einem schönen, sonnigen Tag erreicht" bzw "Wir erreichten Glenelg an einem schönen, sonnigen Tag").

Natürlich könnte "W R" auch "we reached", also "wir erreichten" heißen - dann hätte er den Brief allerdings nicht auf dem Weg, sondern schon im Ort geschrieben. Wie groß war der damals eigentlich, kann/muss man innerorts auch Bus fahren?
Zitat von life-is-lifelife-is-life schrieb:möglicher Weise setzte sich während der Busfahrt von Adelaide nach Glenelg eine Person direkt neben den SM. Diese Person hätte seine Gedanken mitlesen können, wenn der SM sie ausgeschrieben hätte.
Stimmt, das ist sehr plausibel. Vielleicht sollte die Notiz auch als "Vor-Schrift" für einen Brief dienen? Ich kenne das jedenfalls von mir selbst, wenn ein wichtiger Brief ansteht, über den ich unterwegs schon grüble, dass ich mir dann durchaus bei einem spontanen Einfall auch schonmal eine Notiz unterwegs schreibe, und dann eben den richtigen Brief später zuhause verfasse.
Zitat von life-is-lifelife-is-life schrieb:Rein theoretisch (!) könnten die Buchstaben M und L zu Beginn der dritten Zeile auf bspw. "My Lord" hinweisen, was dann wiederum ggf. auf eine Art "Stoßgebet" (in den Zeilen 2 und 3) hinweisen könnte (das ist aber nur reine Spekulation).
Ich weiß nicht. Die Formulierung mit dem schönen Wetter klingt ja nicht so dramatisch, sondern eher ruhig. Passt übrigens wieder zum Brief... Und: ML könnte dann, an eine Frau gewandt, die Anrede "My Love" sein. So kann man durchaus Sätze anfangen.

W R G O A B A B D
We reached Glenelg on a bright and beautiful day.
Wir(?) erreichten Glenelg an einem schönen, sonnigen Tag.

M L I A O I
My Love, I am...
Meine Liebe, ich bin...

?


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Der Somerton-Mann

02.12.2019 um 20:39
Das "M L I A..." kommt ja 2x vor. Oben das erste Mal durchgestrichen. Könnte ein Hinweis sein, dass er unsicher ist, wie er sich der Frau genau mitteilen möchte. "Meine Liebe, ich bin..." - wenn es um eine Liebesbeziehung geht, würde ich da wohl auch überlegen und korrigieren, weil der Satz ganz klar "sitzen" soll.

M L I A B O A I A Q C
My Love, I am beyond (o...?) and I am... (q) (c)

T T M T ...
to tell me the...?


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Der Somerton-Mann

02.12.2019 um 20:59
...A I A Q C
T T M...

and I am quite curious
to tell more

und ich möchte unbedingt mehr darüber/davon erzählen


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Der Somerton-Mann

02.12.2019 um 21:19
@Aloceria
Ja, es ist interessant, dass die durchgestrichenen Buchstaben die Buchstabenfolge MLIA enthält.

In der durchgestrichenen Zeile schrieb er nach der Buchstabenfolge MLIA die Buchstaben OI.

Und in der ausgeschriebenen dritten Zeile folgte der Buchstabenfolge MLIA ein B, und hier schreibt dann nach dem O kein I sondern AI,
also MLIA B OAI. Damit hat er die ursprüngliche Aussage aus der durchgestrichenen Zeile vermutlich präzisiert, ergänzt, auf jeden Fall klarer formulieren wollen.

Könnten die beiden Linien mit dem Kreuz sowie die unterste Linie andeuten, dass die beiden dazwischenliegenden Zeilen (3 und 4 )
ggf. statt der durchgestrichenen Zeile eigesetzt werden sollen? Ggf. wäre die derzeitige zweite Zeile dann die letzte Zeile.

Ich ergänze Deine Vorlage zu MLIA mal mit einer weiteren Möglichkeit (soweit das vom Sprachgebrauch mit einem sich anschliessendem B funktioniert):

MLIA
My Love, i ask ...
oder My Lord, I ask / I adore .... so ganz kann ich von einem Gebet noch nicht ganz weg, wie Du bemerkst ;-)
Ich pendle zwischen einfachen klaren Gedankengängen im Hier und Jetzt, und einem möglicher Weise christlichen Hintergrund.
Aufgrund des Vierzeilers denke ich nicht nur an das Tamam-Shud-Buch sondern auch an ein Vers oder Zeilen aus einem (individuellem?) Gebet.

Du hast viel Interessantes geschrieben @Aloceria. Danke! Werde es mir in Ruhe zu Gemüte führen, und komme gerne darauf zurück.


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Der Somerton-Mann

02.12.2019 um 21:27
Zitat von AloceriaAloceria schrieb:...A I A Q C
T T M...

and I am quite curious
to tell more

und ich möchte unbedingt mehr darüber/davon erzählen
Das ist ein schlüssiger/flüssiger Inhalt ... ich hätte curious mit neugierig übersetzt, wäre demnach nie zu Deiner Aussage gelangt.
Das muss ich mir jetzt mal im Zusammenhang mit meinen Überlegungen zum Kontext ansehen.
Ich hatte mit AIA bisher "as I always" ... im Kopf, und dann natürlich Probleme mit dem sich anschliessenden Buchstaben Q ...


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