Mordfall Rimbach in Lüttgenrode/Harz
16.07.2015 um 21:28Fortsetzung der Berichterstattung:
Thai-Prozess: Ungereimtheiten bei zeitlichen Abläufen(der Link funktioniert leider nicht mehr)
BAD HARZBURG. Auch am zehnten Tag im Prozess gegen einen 42-jährigen Vienenburger, dem Mord und versuchter Mord vorgeworfen werden, fand die Fortsetzung der Hauptverhandlung vor dem Landgericht Braunschweig unter regem Zuschauerinteresse statt.
Ein kurzfristig geladener Polizeibeamter im Ruhestand beschrieb sein Verhältnis zum Angeklagten, mit dem er bis 2003 befreundet gewesen war. Er habe den Vienenburger über den Hundesport kennen gelernt und sei später Trauzeuge bei der zweiten Heirat des Angeklagten gewesen. Mit dieser habe sich aber das Verhalten des stets hilfsbereiten und netten 42-Jährigen nicht geändert. Die Ehefrau sei „so nebenher gelaufen“, und die „Frauengeschichten“ hätten weiter ihren Lauf genommen. Darüber sei die Ehefrau sehr unglücklich gewesen.
Die Kammer fragte den Zeugen, ob er beim Angeklagten jemals ein Herbertzmesser gesehen habe. Dies verneinte der 63-Jährige. Auf Vorhalt der Staatsanwaltschaft konnte sich der Zeuge nicht daran erinnern, einem Polizisten erzählt zu haben, wie schnell der Angeklagte ein solches Messer habe ziehen können. Erinnerlich war dem Beamten a.D. jedoch eine Situation, bei der der Angeklagte und er auf einer Feier einen Randalierer zur Besinnung gebracht hatten. Dabei habe der 42-Jährige Anstalten gemacht, „über das Ziel hinauszuschießen“. Heute sei er überzeugt, so der 63-Jährige, dass der Vienenburger zu Recht angeklagt sei.
Über die Daten der Festplatte der Ende Januar sichergestellten PC-Anlage des Angeklagten klärte ein 38-jähriger Polizist auf. Nach Auswertung aller Daten der Festplatte wie auch der Handy-Verbindungen könne es unmöglich gewesen sein, dass der Angeklagte am Morgen des 9. September 2005 zu der von ihm angegebenen Zeit am Tatort vorbei gekommen sei. Der Vienenburger hatte zunächst gesagt, er sei gegen 8.30 Uhr auf dem Weg zur Arbeit nach Braunlage dort entlang gefahren und habe ein „großes Polizeiaufgebot“ gesichtet. Später hatte er 7 Uhr angegeben. Gegen 11.30 Uhr hatte sich der 42-Jährige telefonisch bei einem befreundeten Polizisten danach erkundigt, ob in dem Haus auf der Herzog-Julius-Straße eine Razzia stattgefunden habe.
Auch für den Tatabend fehlte der Kammer und der Anklagevertretung eine nachvollziehbare Erklärung, wie der Vienenburger den späten 8. September verbrachte. Der Angeklagte hatte die Gelegenheit, sich zu den unklaren Komplexen zu äußern. Zunächst bekundete er: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen und mit der Tat habe ich nichts zu tun.“ Zu den zeitlichen Unstimmigkeiten erklärte er, dass er möglicherweise auch schon morgens um 6 Uhr nach Braunlage gefahren sei, oder aber später am Vormittag. Er könne sich nicht konkret erinnern, er ziehe nur Rückschlüsse anhand der ausgewerteten Daten. Auch wusste der 42-Jährige nicht mehr, woher er an diesem Morgen gekommen war.
Im vorigen Termin hatte der leitende Ermittler angegeben, dass in der Tatnacht bis 5 Uhr am Tatort Spuren gesichert worden seien. Morgens sei der Einsatz gegen 9.45 Uhr fortgesetzt worden.I.B.
Quelle:http://www.goslarsche.de/gz/specials/artikel_text/?id=2874&showit=yes