Mordfall Hinterkaifeck

Korrektur zu meinem Beitrag "Zustand des Futtergangs":

Das Augenscheinsprotokoll der Gerichtskommission Neuburg beinhaltet KEINE ANGABEN ZUM ZUSTAND DES FUTTERGANGS !!!

Also ist wohl davon auszugehen, dass der Gang um 22:00 Uhr schon verschmutzt war, wie ihn auch Reingruber morgens um 6:00 Uhr vorgefunden hat.


@elfeee

Andreas Schwaiger berichtete davon, dass in der Futterkammer ein fahrbarer Steigbaum vorhanden gewesen wäre.

Also zu Eurer Diskussion ein paar Seiten vorher: Viktoria hat wahrscheinlich die erste Stimme im Kirchenchor gesungen, weil sie eine gute Singstimme hatte und die Stimme halten konnte. Um Mitwirkende/r eines Kirchenchores zu sein, muss man nicht unbedingt einen superchristlichen Lebenswandel nachweisen, jemanden, der gern mitsingen möchte und die Voraussetzungen dazu mitbringt, nicht aufzunehmen, verbietet schon das christliche Gebot der Nächstenliebe.

Zur Heufrage - Heu wird frühestens im Mai geschnitten, also musste genug Heu bis dahin für das Vieh vorhanden gewesen sein. Wobei ich ja von den Fotos eher davon ausgehe, dass die Leichen mit Stroh zugedeckt gewesen waren.

Für den Tathergang habe ich zumindest eine Theorie: Die Tat muss am Abend des 31.3. begangen worden sein, denn ansonsten hätte die Magd ihren Rucksack bereits ausgepackt gehabt. Also
16:30 - Magd kommt mit deren Schwester an
17:00 - 17:30 Schwester der Magd verlässt den Hof
anschließend Brotzeit - oder Kühe melken und füttern und dann Brotzeit
nach der Brotzeit:
Das "Weibervolk" (alte Gruberin, Viktoria und Maria Baumgartner) ratscht noch in der Küche, während sie selbige aufräumen, Klein-Cäcilia wird ins Bett geschickt und Josef auch bettfertig gemacht, Gruber begibt sich auch in Richtung Bett. Die Frauen ratschen vielleicht noch ein bisschen weiter, lösen die gemütliche Runde dann aber auf und die Magd geht in ihre Kammer und will ihre Sachen auspacken, während eben die alte Gruberin und Viktoria noch irgendetwas machen wollen, bevor sie zu Bett gehen.

Meine momentan brennendste Frage ist: Warum wurden die Leichen ausgerechnet in diesem saublöden Eck gestapelt, an dem man IMMER vorbei muss, wenn man sich um das Vieh weiter kümmern möchte/muss.

Ach ja - und wo war die Tür her, die darübergelegt wurde?

Und wie schwer war die Tür?

@topfsekret

Die ´mainstream-Interpretation´ ist eigentlich, daß die Opfer im wesentlichen da liegen geblieben sind, wo sie auch zu Tode kamen. Eine Ausnahme wäre evtl. nur Andreas Gruber gewesen, den der Täter über die Frauen gelegt (gezerrt) haben könnte.
Die schwer zu beantwortende Frage ist allerdings, inwieweit die Leichen am Auffindetag von L.S. bewegt worden sind und ob die folgende Rekonstruktion des Ausgangszustandes (für ein Foto) gelungen ist.

Zur Tür gibt es zwei Vermutungen:

- als Rampe über die Stufen zum Stall benutzt (für eine Schubkarre)

- stand als ´Altbestand´ irgendwo im Stadel herum und sollte evtl. für den kommenden Neubau (wieder-)verwendet werden

Hmmm - kann mir nicht so recht vorstellen, was die alte Gruberin im Dunkeln noch in der Scheune wollte - nochmal in den Stall nach dem Rechten sehen ist ja schön und gut, aber den Futtergang in Richtung Scheune queren? Ich gehe nämlich davon aus, dass die alte Gruberin die erste Tote war, denn sie hatte ja Schuhe an und durch die Geräusche, die das Erschlagen zweifelsohne gemacht hat, ist die Vik nachgerannt gekommen.

Was mir auch nicht so ganz einleuchtet ist die Tatsache, dass man angeblich in der Küche keine Geräusche aus dem Stall gehört haben soll - da waren doch nur zwei Türen dazwischen.

@alle

Wir haben in den letzten Wochen eine Menge neuer Informationen erhalten und wir dürfen uns nicht verzetteln.

@keller und @ldschool70 sind unbestechlich gut im logischen Denken. Sie befassen sich in mehreren hundert Beiträgen mit dem Tatablauf, der Situation nach der Tat und der Auffindung der Leichen. Ich sehe sie förmlich vor mir, wie sie Puzzleteil für Puzzleteil verschieben und nach neuen Teilen suchen. Sie nähern sich den Dingen streng nach Fakten. Ihren Beiträgen sollte hinsichtlich dieser Punkte eine besondere Bedeutung beigemessen werden.

Auch @Badesalz richtet sich streng nach Fakten. Seine ordnende Hand möchte ich nicht missen, sonst würden wir im Chaos versinken.


Ich persönlich bin an dem "Drama" Hinterkaifeck interessiert. An den Beteiligten, dem Motiv, der Eskalation, dem Inzest.
Konrad Müller hat gesagt, dass er sich inzwischen so mit der Materie vertraut ist, dass er die Hker am Tisch sitzen sieht und reden hört. Dahin möchte ich auch kommen. Das ist für mich schon deshalb schwierig, weil ich nicht aus Bayern komme. Inzwischen höre ich aber von den Personen schon ein Geraune, weil @troadutzer mich in letzter Zeit sehr gut in den sprachlichen Klang der bayerischen Sprache eingeweiht hat.

Ich nähere mich dem Thema auch ausschließlich über Fakten, das sind Zeugenaussagen, Verträge und amtliche Dokumente. Wenn ich Karl Gabriel vorgestern erwähnt habe, dann weil ich etwas Neues über ihn erfahren hatte und weil er auch zum Drama gehört, wenn auch nicht als Hauptdarsteller.

Für mich sind die Verträge der Hker wichtig, weil ich aus ihnen Schlüsse auf die Lebenssituation schließen kann und auch alle Zeugenaussagen, die ihren Alltag betreffen. Ich bin nicht Wachtmeister Schneider, der nur aufgrund einer amtlichen Eintragung daran glaubt, dass Gabriel tot ist.

Ihm fehlt ganz einfach das Motiv um ein Massaker anzurichten. Außerdem ist mir nur von einem bekannt, dass er von den Toten auferstanden ist.

Also pack mer`s! Pfiad Eich!
Servus
Angela

Mal OT - AngRa - es gibt ZWEI, die von den Toten auferstanden sind, Du hast wohl Lazarus vergessen.

Haber gerade bei Amazon.de ein Schnäppchen gemacht - Hinterkaifeck von Leuschner für 15,00 Euro plus 3,00 Versand, gebraucht aber wie neu - es lohnt also, da regelmäßig zu gucken!

Darf ich fragen, was euch an dem Thema so reizt? Gibt viele ungeklärte Morder, aber nur dieses Thema ist so populär. Woran liegt das? Versucht ihr den Fall zu lösen?

@Hesher: Also ungeklärte Sechsfachmorde sind jetzt wohl eher nicht an der Tagesordnung. Und auch die Begleitumstände sind doch gerade bei diesem Fall sehr bizarr, wenn man nur daran denkt, dass der oder die Mörder sich noch Tage später auf dem Hof aufgehalten haben. Dazu kommt, dass es gerade dieses Verhalten schwer macht, auf das tatsächliche Motiv zu schließen, denn meiner Meinung nach muss es einen für den oder die Mörder zwingenden Grund gegeben haben, dass die Morde nicht "frühzeitig" entdeckt werden - wann immer das aus Sicht des/der Täter/s gewesen sein mag. Das sind die Aspekte, die mich daran faszinieren.

@alle: Von daher glaube ich eigentlich auch nicht, dass es LTV war, denn auch da fehlt mir die Motivlage, egal wie verdächtig sein Verhalten nach oder bei Auffinden der Leichen gewesen sein mag.

@all
Ich habe ein Forum bzgl. "Sondeln" gelesen. Dort sagt einer er will nach HK und er war in 2000 dort und hat ne Tasse gefunden!?!? Dieses Thema hat @AngRa hier schon mal angesprochen.

Weiß jemand mehr darüber? Oder war gar schon mal jemand dort?

Die Erklärung ist: Banditen! Fertig, Fall gelöst ;)

@wolpemuc

habe diesen Beitrag schon mal vor längerer Zeit gelesen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die jetzige Eigentümerin der damaligen Hofstelle damit einverstanden war/ist.

In Hinterkaifeck (ehemalige Hofstelle) war ich persönlich schon öfters, da ich nicht sehr weit davon wohne.


@all

war in den letzten 7 Tagen dienstlich verhindert und konnte nicht wie gewohnt im Forum mitarbeiten. Hoffe, daß sich das jetzt wieder ändert.


Gruß Kcefiak

Hofübergabe 1914

Am 11.3.1914 wurde zwischen den Eheleuten Andreas und Cäzilia Gruber und ihrer Tochter Victoria Gabriel ein Hofübergabevertrag geschlossen, nach dem Victoria Gabriel Alleineigentümerin des Anwesens Hinterkaifeck wurde. Vereinbart wurde für die Eheleute Gruber ein Leibgeding, bestehend aus Naturalleistungen, Wohnrecht, Hege und Pflege.

Ebenso am 11.3.1914 wurde zwischen Victoria und ihrem Ehemann ein Ehe-und Erbvertrag geschlossen. Als Güterstand wurde allgemeine Gütergemeinschaft vereinbart.

Dieser Ehe-und Erbvertrag wurde nach dem Muster der Erb-und Eheverträge des bayerischen Landrechts geschlossen, nach dem der Hof Lebensgrundlage war und in beider Eheleute Eigentum stand:

Dazu heißt es in Dr. J.A. Seuffert`s Blätter für die Rechtsanwendung v.9.5.1891:

"Die innige Lebensgemeinschaft, welche die Ehe unter den Ehegatten begründet, erfordert, dass sie durch die Ehe den Ehegatten gewährte wirtschaftliche und gesellschaftliche Lebensstellung nach dem Tode des einen Ehegatten dem Ueberlebenden, soweit als thunlich, erhalten werde. Es ist daher im Wesen der Ehe begründet, dass dem während der Ehe bestandenen Güterverhältnisse eine Nachwirkung zugunsten des Überlebenden eingeräumt wird. Im erhöhten Maße macht sich das Bedürfnis einer solchen Nachwirkung für diejenigen Ehegatten geltend, welche in allgemeiner Gütergemeinschaft leben. Denn diese haben auch das von ihnen zusammengebrachte Vermögen, ihre Ansässigkeit und ihren beiderseitigen Nahrungsstand gegründet. Das gemeinschaftliche Vermögen soll nach ihrer Ansicht nicht nur vorübergehend bis zum Tode des Erstversterbenden, sondern dauernd bis zu dem Tode des Überlebenden die Grundlage ihres wirtschaftlichen Lebens bilden"

Aufgrund dieses Ehevertrages wurden Karl und Victoria Gabriel am 5. Mai 1914 somit als Eigentümer des Anwesens Hinterkaifeck im Grundbuch von Wangen eingetragen. Es wurde ebenfalls in diese Spalte der Ehevertrag vom 11.3.1914 und der Güterstand (allgemeine Gütergemeinschaft) eingetragen.

Hieraus ergibt sich, dass Karl Gabriel eine abgesicherte Stellung als Miteigentümer hatte. Wenn eine Scheidung durchgeführt worden wäre, dann hätte er Ansprüche aus dieser Position geltend machen können. Er war nicht ohne Rechte.

AngRa, weiß man eigentlich, womit sich der älteste Sohn von Cäcilia Gruber seinen Lebensunterhalt sicherte?

Ach ja - und warum hat nicht die Halbschwester von Viktoria geerbt? Kennt sich wer mit dem damaligen Erbrecht aus?

@topfsekret

Martin Asam hat gemäß Eintragung in seiner Stammrolle, die hoffentlich niemand anzweifelt, bis zu seiner Einberufung im Mai 1915 in Hinterkaifeck als lediger Arbeiter, somit als Knecht gelebt.


Cäzilia Starringer und Martin Asam haben ein Vatergut bekommen in Höhe von 685 Mark, auch dessen Löschung ist im Grundbuch verzeichnet.

Auf jeden Fall hat Martin Asam länger als bisher angenommen mit den Hinterkaifeckern an einem Tisch gesessen.

@AngRa

Besten Dank für die neuen Informationen aus dem Grundbuch.

@all
Hallo, kann mir jemand verraten, wo ich die 2 Bände ( das 1 und 3 (2007) Buch
von P. Leuschner bekommen kann ?. Das Buch von 1997 habe ich bereits.
Wäre sehr nett. Vielleicht auch noch die Unterlagen aus dem Donaukurier.
Danke