Mordfall Hinterkaifeck

Danke Euch allen für das Feedback und melde mich in den nächsten Tagen, wenn ich mit dem Einrichten soweit bin. Falls ich Hilfe benötige, wende ich mich gern an (den altgedienten) Keller :-)

@stalinstadt

ich finde dass auch eine klasse Idee!!!

Guten Tag äähh Nacht,

bin neu hier und zwar seit grade. Hab aber vorher hier schon endlich viele Blogs zu diversen Themen gelesen.
Zu diesem Thema gibt es ja auch ein Buch...
Hat das jemand??

Erpressung

Irgendwie bekomme ich das mit der Erpressung nicht hin. Riedmayr hält S. zwar eine Erpressung vor, aber woher das genau kommt, wissen wir nicht. Oder?

Kleines Resume: Der alte Gruber droht über einen Anwalt dem S. weil der die Vaterschaft nicht anerkennen will. S. zieht die Klage wegen Blutschande daraufhin durch und zieht sie dann wieder zurück, um sie erneut an zu zeigen. Das Gericht trifft wegen der widersprüchlichen Aussagen für beide Seiten keine negative Entscheidung.

Meine Frage jetzt: Hat S. sein Erpressungspotential nicht damit verschossen?
War es jetzt nicht umgekehrt, dass Viktoria S. hätte erpressen können und das später auch getan hat. Und das war ja der Stand Anfang 1920.

Vielleicht frage ich da jetzt naiv: Haben die Geldbeschaffungsversuche von Viktoria gar nichts mit dieser Geschichte zu tun?


Aber ich gebe zu, dass dies eine Geschichte ist, die die Emotionen hoch kochen ließ und etwas mit dem Mord zu tunhat, will ich gar nicht abstreiten.

@keller

Ich sehe das ganz ähnlich. Das Verhalten von Viktoria in den Wochen vor dem Verbrechen könnte tatsächlich auf eine Erpressung im grossen Stil hindeuten.

Allerdings sehe ich in dieser Zeit auch kein Erpressungspotential mehr gegeben, das eine Forderung von rund 50.000 RM, davon einmalig 40.000 Mark in Gold (!) auch nur andeutungsweise gerechtfertigt hätte.

Nach wie vor denke ich, dass uns ganz entscheidende Informationen über die Lebenssituation der HKer fehlen, die eine erpresserische Geldforderung in dieser Höhe erklären könnten.

Die Anzeige S. aus dem Jahr 1919 bezog sich auf Blutschande im Jahr 1918 (Zeugung des Josef). Wegen der widersprüchlichen Angaben des S. und der Vaterschaftsanerkennung wurde Gruber damals freigesprochen.

Dass hindert doch nicht an einer erneuten Anzeige im Jahr 1921 oder 1922 wegen erneuter Blutschande in dieser Zeit. Außerdem steht auch der Straftatbestand der schweren Kuppelei im Raum. Voraussetzung ist doch nur, dass diese erneute Blutschande /Kuppelei belegt werden kann, etwa durch Zeugenaussagen.

Es sind ja genug Leute umhergegeistert am Hof (Siehe Aussagen Dersch, Kreszenz Rieger). Vielleicht hat einer was gesehen oder es zumindest behauptet, um Victoria unter Druck zu setzen. Evtl. musste sie diese Dinge vor dem alten Gruber geheimhalten, weil der vielleicht sonst ausgerastet wäre und dem Erpresser den Hals umgedreht hätte.

Es würde mich mal interessieren, welche Anhaltspunkte Leuschner dafür nennt, dass die alten Grubers von denGeldbeschaffungen Victorias nichts wussten.

Außerdem darf man nicht vergessen, dass erneute Verurteilungen wegen sog. Unzuchtsdelikte auch den Sorgerechtsentzug für die Kinder nach sich gezogen hätte. Wegen unsittlichlichen Lebenswandels (eine längere Haftstrafe wegen Unzuchtsdelikten impliziert das) wäre das Sorgerecht damals entzogen worden. Eine längere Haftstrafe hätte auch Victoria als Wiederholungstäterin zu erwarten gehabt. Die Gruberin wäre wegen schwerer Kuppelei eingerückt und der Alte wegen schwerer Blutschande. Es hätte sich ja auch niemand mehr um die Kinder kümmern können.

Ich denke unter Hinweis auf diese Folgen kann man doch gut erpressen.

Guten Morgen allerseits,

@troadputzer

Danke für diese tolle Gegenüberstellung. Also ich bin mir aufgrund dessen sicher, daß es "wucherisch" heißt. Und ich habe gesehen, daß ich bei meinem letzten Eintrag einen Fehler hatte..:O)
Ich wollte schreiben, daß in der Mitte ein langes "h" ist, nicht ein "s". .. Mein Fehler...
Daß das ein Gutachter nicht lesen konnte... komisch.. meine Mutter hatte da kein Problem damit...

@all

Wenn das mit der Erpressung stimmt - worauf vieles hindeutet - macht mich aber noch eines stutzig: Ich geh von mir aus... wenn mich jemand erpreßt, dann brauch ich Geld, evtl. viieel Geld um die Forderungen zu erfüllen. Dann geb ich doch davon nicht einen großen Teil der Kirche für die Mission... Das ergibt meiner Meinung nach doch überhaupt keinen Sinn.
Ich muß dem Erpresser Geld geben, muß meine beiden Kinder versorgen.. hab alte Eltern.. will Hof erneuern... und dann soviel Geld für die Kirche?

@AngRa

Nicht so wichtig, Nur nebenbei: Die Kresenz Rieger könnte für 1919 keine Zeugin sein, weil sie erst Nov 1920 für die Grubers gearbeitet hat.

Nur ein Gedanke:
und wenn wir mit LS total auf der falschen Fährte sind? Daß es mehrere Menschen waren, die diesen Sündenpfuhl auslöschen wollten? Daß das "Dorf" dies nicht mehr dulden wollte. Da spräche die "Mauer des Schweigens" deutliche Worte...

Klar, das mit der Erpressung würde dann nicht so ins Bild passen... aber die 700 EUR als Reue von Vic dann eher...

vielleicht waren sie ja mal von einem der sich auf dem Hof rumtrieb dabei erwischt worden.. dem wollten sie Schweigegeld geben.. vielleicht sogar freiwillig...
vielleicht wurden sie schon lange vorher (Spuk lt. Kreszenz) beobachtet... vielleicht wollte jemand Gewissheit über die Blutschande haben...

leider viele vielleichts....

Wegen dieser Anzeigen wg. Blutschande, wer hätte das beweisen sollen?
Lag jemand bei den Beiden im Bett dabei?
Die Gruberin hätte als Zeugin sicherlich für Mann und Tochter ausgesagt.
Wurden dafür Vaterschaftstests (Josef) herangezogen?

@schatten69

Immerhin sind der alte Gruber und Viktoria von der Magd Kresenz Rieger "in flagranti" erwischt worden. Sie hat aber nichts gesagt.

@AngRa

Jetzt muss ich nachfragen: Wenn S. einen solchen Zeugen gehabt hätte, das würde die Erpessung erklären. Aber warum kam es dann zum Mord? Immerhin hätte S. dann ja die Oberhand gehabt.

hab grad meine Neuauflage 2007 per Post bekommen. Das ist ja viel dicker als die allererste Auflage, die ich damals gelesen hatte..
Ob ich da heute noch was arbeiten kann..:O)

@AngRa

Aber die beigebrachten Zeugen, die der Erpresser dafür benötigt hätte, müssten "Gewehr bei Fuss" gestanden haben, um nötigenfalls die belastenden Aussagen zu machen und absolut verlässlich gewesen sein.
Bei der grossen Geldsumme, die erpresst wurde, sollte auch zumindest Viktoria gewusst haben, dass ein zuverlässiger und gewichtiger Zeuge existieren muss, der jederzeit gegen sie aussagen kann.
Ich denke nicht, dass Viktoria bezahlt hätte, wenn sie nicht auch genau gewusst hätte, dass dieser Zeuge real existieren muss.
Denn eine neuerliche, ggf. aus der Blutschande resultierende Schwangerschaft war nicht gegeben.

Man muss sich vor Augen halten, dass S. bei einem nicht verlässlichen und ggf. gekauften Zeugen, der vor Gericht ausgepackt hätte, selbst für längere Zeit hinter schwedische Gardinen gewandert wäre. Von den Auswirkungen auf seine Stellung als Ortsführer gar nicht zu reden.

Bei dem dafür scheinbar in Frage kommenden Personenkreis(Bichlers, Thalers) wäre der Schuss für S. wahrscheinlich nach hinten losgegangen, da muss man kein grosser Prophet sein.

Grundsätzlich halte ich diese Erpressung aber durchaus für möglich, wenngleich ich ahne, dass uns einige, ganz entscheidende Hintergrundinfos fehlen könnten...

@schatten69

Daran hab ich noch nicht gedacht! Woher wußten die Leute, einschl. LS; daß Josef vom Gruber-Vater gezeugt wurde? Woher wußten die leute überhaupt von der Blutschande? Ich nehme nicht an, daß die HK das jemanden erzählt haben. Also, wer brachte das an die Öffentlichkeit? Oder waren das vielleicht alles nur Gerüchte, denen dann auch LS zum Opfer fiel und eine Anzeige machte? Denn Gerüchte gibts auf dem land zuhauf... kann ein Lied davon singen.. auch heute noch!
Hat LS vielleicht die beiden mal erwischt und ist daher davon ausgegangen, daß auch Josef nicht von ihm sein kann?
Denn auch wenn die Magd die beiden nach 1920 mal inflagranti erwischt hat... die Anzeigen von LS waren ja viel früher?
Und ich glaube nicht, daß es da Vaterschaftstests gab.

@oldschool

Auch wenn Zeugen beigebracht werden könnten... nachdem es damals noch kein "Lenssen und Partner mit Fotoapparaten" gab, wäre es doch auch ein leichtes für die HK gewesen, dies einfach abzustreiten, dann wäre Aussage gegen Aussage gestanden. Weiß man, ob die Beiden denn irgendwann die Blutschande zugegeben haben? ich glaube nicht, sonst wäre der Gruber ja nicht wegen ungereimter Aussage von LG wieder freigelassen worden.

@Sabine123

Das sehe ich auch so. Allerdings fehlen uns alle Details zum Prozess aus dem Jahre 1915, woraufhin der alte Gruber zu einem Jahr Zuchthaus und Viktoria zu einem Monat Gefängnis verurteilt wurde.
Diese Umstände könnten durchaus noch die nötige Brisanz gehabt haben.