Mordfall Hinterkaifeck

@AngRa

Zu Karl Gabriel kann man folgendes sagen:

Es wurde gemeldet, dass er
in Frankreich gefallen sei. Sein Kopf sei gespalten gewesen und er wurde erst nach vier
Tagen geborgen.

Ich spekuliere jetzt mal:

- Karl Gabriel war bei einem
Gefallenen mit einem gespaltenen Schädel, der ijm einigermaßen ähnlich sah.

- Er
tauschte seine Erkennungsmarke mit der des Gefallenen und desertierte

- Er tauchte
in der Fremdenlegion unter und kam 7 Jahre später in die Heimat zurück

Keine
dieser Spekulationen kann bisher entkräftet werden. Im Gegenteil gibt es in beiden
Weltkriegen genug Beispiele, dass angeblich Gefallene nach dem Krieg wieder aufgetaucht
sind.

@AngRa

Ich vermute, ihr Misstrauen dürfte auch eine Vorgeschichte gehabthaben.
Grundsätzlich hatten die Hinterkaifecker einerseits das Problem, dass sie nichtunumstritten in der Gegend waren und dass ihr Hof andererseits bauseits so konzipiertwar, dass es ein Einbrecher, der in den Stadel eingedrungen war, sehr leicht hatte, auchin den Wohnbereich vorzudringen.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang, wie schonerwähnt, den abhanden gekommenen Haustürschlüssel, die nächtlichen "Besuche" an derKammertür der Ex-Magd Kreszenz Rieger, den Einbruch mit Diebstahl des Knechts Georg unddie "Poltergeister" auf dem Dachboden.

Was mir auch nicht nachvollziehbar ist, dass die Hinterkaifecker einen neuen Stall bauenwollten, vermutlich weil sie den Viehbestand erweitern wollten, auf der anderen Seiteaber unterbesetzt waren mit Arbeitskräften. Holledauer hat uns ja schon daraufhingewiesen, dass das Land mit dem alten Gruber und Victoria kaum zu bewirtschaften war.Für weitere Arbeitskräfte hätte man Raum benötigt. Im Haus konnten nur alternativ Knechtoder Magd untergebracht werden. Nach dem Arbeitsanfall hätten sie aber mindestens wohleine Magd und einen Knecht oder einen neuen Ehemann gebraucht.

Es wäre im Haus außer im Schlafzimmer von der Victoria kein Bett mehr frei gewesen für einen Helfer. DasHaus war somit zu klein. Für wie viel Personen mag es wohl gedacht gewesensein?

Das alles wirkt auf mich auch irgendwie ohne Perspektive. Allein diedauernde Überforderung mit der Arbeit auf dem Hof muss doch eigentlich schon für ständigeSpannungen unter den Bewohnern gesorgt haben. Da müsste doch schon aus diesem Grund jederan der Änderung der Lebenssituation interessiert gewesen sein. Nachhaltig ändern könnenhätte sich das Leben nur durch eine Wiederverheiratung der Victoria, unter derVoraussetzung, dass für die Altenteiler ein kleiner Anbau errichtet wird, in dem dieseund vielleicht noch ein Knecht wohnen können. Das vorhandene Geld hätte hierzu vermutlichauch gereicht.
Aber der Kopf war vermutlich nicht frei.

Ist es auch möglich,dass vorübergehende landwirtschaftliche Hilfskräfte in den Heukuhlen geschlafen haben?Oder ist das ganz unmöglich?

@hexenholz
Das mit den Waffen ist nicht so einfach. Ich bin mir absolut nicht sicher,welche Waffen abgegeben werden mussten. Kontrolliert wurde die Waffenabgabe derZivilbevölkerung von einem französischen Beauftragten, der ziemlich scharf gewesen seinsoll. Er soll immer gesagt haben: La guerre n´ est pas finie. Wir kommen dann auch in denBereich der Waffenscheine. Einen solchen muss man beantragen. Es soll aber nur jemandeinen bekommen haben, der nicht vorbestraft war. Leider war Andreas Gruber vorbestraft.Er hätte dann die Waffe auf jemand anders ( seine Ehefrau?) anmelden müssen, weil außerihr niemand vorbestraft war. Fragen über Fragen.

Jedenfalls waren die Zeiten nachdem 1. Weltkrieg vorbei, wo man allerlei Waffen halten durfte und sich niemand dafürinteressiert hat.

@arschimedes
Es ist meine persönliche Meinung, dass ich Karl Gabriel alsTatverdächtigen ausschließe. Ich tue dies, weil es mir nicht in den Kopf geht, dass einerdie Tat erst nach Jahren verübt ( Josef war immerhin schon älter als zwei Jahre) unddass ein Vater seine Tochter erschlägt. Außerdem existiert eine Aussage von einem Zeugennamens Haas ( wenn ich das jetzt richtig in Erinnerung habe), dass er Karl Gabriel totgesehen hat. Warum sollte dieser Mann etwas erfinden?

@AngRa

landwirtschaftliche Hilfskräfte haben früher sehr oft auf dem Heubodengeschlafen, dies war sogar noch in den 40/50er Jahren der Fall.

@arschimedes

Deine Geschichte ist, zumindest theoretisch gesehen, nichtunmöglich.

Mein Hauptargument dagegen ist und bleibt: Warum dauerte es über siebenJahre, bzw. über drei Jahre nach Kriegsende, bis ihm eingefallen ist, er könnte geradejetzt seine (Ex-) Familie niedermetzeln und dann für immer und ewigverschwinden?

Für mich ist diese Möglichkeit zu unwahrscheinlich.Interessanterweise hielt sie sich aber sehr, sehr lange in den Köpfen derEinheimischen.

@AngRa

Tja, leider kennen wir viel zu wenig Details aus demWirtschafts- und Erwerbsleben der Hinterkaifecker. Auch für mich ist es nichtnachvollziehbar, wie diese Menge an Ackerland mit nur einem Ochsenpaar als Zuggespann fürlandwirtschaftliche Geräte überhaupt zu bewirtschaften gewesen sein soll. Die fehlendenUnterkunftsmöglichkeiten für Personal kommen hinzu.
Ich vermute, dass einige Felderwohl überhaupt nicht bewirtschaftet werden konnten und zumindest zeitweise brachlagen.
Ganz ausgeschlossen ist es sicher nicht, dass vorübergehend auch Personal auchim Heu geschlafen hat. Aber bei den "Heukuhlen" vom März 1922 kann ich mir schwervorstellen, dass sie noch vom Aushilfspersonal der Vorsaisonstammten.

@hexenholz

Hatten VIP´s aus Gröbern Sonderrechte im Bezug aufWaffenbesitz (Trommelrevolver)?

@saro
Na, ja dann ist es ja möglich, dass die Heukuhlen eine ganz harmlose Bedeutunghaben.

@AngRa

Die Aussage des Haas' ist meines Erachtens kein Widerspruch. Soviel ichweiss hat er K.G. nach vier Tagen gesehen und ich denke mir, wenn jemand tot mitgespaltenem Schädel vier Tage auf dem Feld liegt und einem zu Lebzeiten einigermassenähnlich sieht, kann es durchaus zu einer Verwechslung kommen (wie gesagt, reineSpekulation).

Der nächste Punkt: Wenn er bei der Fremdenlegion war, musste er sichbei der ersten Dienstzeit schon mal fünf Jahre verpflichten, zusätzlich könnte er dieDienstzeit dann zwei Jahre verlängert haben.

Zum Dritten: Wer sagt denn, dass diekleine Cäzilie seine Tochter und nicht das Ergebnis des Inzests war ?

Zum Vierten:Wenn man alle oben angeführten Punkte zusammennimmt und man dann noch berücksichtigt, wieer in seiner Zeit auf dem Hof behandelt wurde und noch zusätzlich die Verrohung derLegionäre in Betracht zieht, könnte er durchaus der Mörder sein.

Desweiteren wurdenur untersucht, ob er nicht mit einem Gefangenentransport kurz vor dem Mordzurückgekommen ist. Meine Theorie wurde nie untersucht!

@AngRa

> Aber bei älteren Leichen verfärben sich die Flecken immer weiter undwerden dunkel schon wegen der Zersetzung ...

> Dass mit den Totenflecken passtschon

Dein vielseitiges Wissen über Leichenveränderungen in allen Ehren, also ichhabe Frau Gisela Zimmer - Rechtsmedizin (Thieme Verlag) wieder gegeben, in derausführlich über Totenflecke referiert wird und dort steht davon nichts, dass die sichbei einer Liegedauer von 3 Tagen dunkel verfärben, wie gesagt, gerade bei Käte sollen sieHELLrot sein. Wenn ich mir die Fotos aus dem Buch anschaue, dann denke ich, dass solcheFlecken auf einem Schwarz/Weiß Bild eher hell als dunkel erscheinen. Dunkle oder brauneTotenflecken kommen nur bei bestimmten Todesarten vor. Aber als Rechtsmedizinerin aneinem der wenigen Institute für Rechtsmedizin kann man natürlich nicht alles wissen, dasist schon klar.

Und übrigens: hier ist kein Spaßversteckt!

Wenn die Hinterkaifecker Felder, die vorhanden waren, nicht bearbeitet haben, dann sindsie im Prinzip hinter ihren Möglichkeiten geblieben. Sie hätten vermutlich bei Ausnutzungaller Möglichkeiten und Inanspruchnahme von Arbeitskräften wesentlich besser lebenkönnen. Warum sie die Chancen nicht genutzt haben kann ja nur darin begründet liegen,dass sie unkonventionelle familiäre Verhältnisse hatten, in die sie niemandem von außenEinblick gewähren wollten. Sie mussten sich ja alle insbesondere vor Zeugen hüten.Dannkann man sagen, dass zumindest wohl dem alten Gruber und Victoria die Beibehaltung derVerhältnisse wichtiger waren, als größerer materieller Wohlstand. Das wird aber der altenGruberin auch aus diesem Blickwinkel überhaupt nicht gefallen haben.

@all

Weiss zufälligerweise jemand, wie die Hausnamen (nicht die Familiennamen) derHauptakteure waren ?

@AngRa

Ja, ich denke auch, dass die Hinterkaifecker sich im Leben und Wirken nachaussen selbst im Wege standen. Die ganze innere und äussere Frustration und Verbitterungkönnte sich in derartiger Passivität geäussert haben.
Sie gerieten in einenTeufelskreis, weil sie als "Sonderlinge" kein Personal bekamen, aber ohne Personalwiederum keine optimale Bewirtschaftung Ihres Bodens erreichen konnten.
Einnahmenwurden lieber gehortet, als gewinnbringend ins eigene Unternehmen reinvestiert.Finanziell sind sie wohl auch ganz neue und unkonventionelle Wege gegangen (Aktien,Pfandbriefe usw.).

Ich denke, dass der traumatisierende Einschnitt ins Leben mitder Inhaftierung von Andreas Gruber 1915 begonnen und letztlich mit der Ermordung derganzen Familie 1922 ihr Ende gefunden hat.

Trotzdem ist mir immer noch nicht ganzklar, woher das kleine Vermögen kam, das sie in kürzester Zeit anhäufen konnten...

@arschimedes

bei Leuschner sind diese drei Bezeichnungenerwähnt:

Perterbauer=Schlittenbauer
Dammerbauer=Schwaiger
Hauserbauer=Sigl

Mehr finde ich nicht.

@oldschool70

Danke.

Du wirst im Hieber-Film auf den Namen Dammerbauerstoßen.

@arschimedes

Hast Du den Hieber Film auf Video. Könntest Du mir eine Kopiezukommen lassen? Deine Ausgaben würde ich Dir selbstverständlich ersetzen.

@arschimedes
Kann ich mich da auch mit anhängen? Ich hatte den Film damals, als er imZDF gelaufen ist zwar mitgeschnitten, aber sicher weißt du ja, wie das so ist. IrgendwannHeirat, dann Kinder, dann Trickfilme... und dann merkst du, dass jemand gerade dieseCassette überspielt hat. Wie gesagt, natürlich gegen Unkostenerstattung.

Gruß,Manfred

@keller, @hexenholz

Ich habe zwar den Film, kann ihn aber wegen Copyrights usw.nicht weitergeben.

Gruß

Sepp

@hexenholz

Danke für den Link!

Scheint nun zu funktionieren. Jetzt werde ich mir erstmal in Ruhe deine Dokumente anschauen und mich später wieder melden!
BesteGrüße
vom golch

@hexenholz

Wie wärs, tun wir uns zusammen: Ich habe mal beim ZDF einen Filmgekauft, war allerdings ziemlich teuer, 1 Stunde 40 Euro. Vielleicht ist das auch beimHieber Film möglich. Interesse?