Todesfall Claudio Worm - Deutscher Student in Japan tot aufgefunden

Der Rucksack kann auch gestohlen worden sein und die Sachen dort abgelegt, verstreut, Handy weggeschmissen. Möglichkeiten gibt es viele und noch ist alles offen.

Wie er das mit dem Rückflug machen wollte, wissen wir halt nicht. Auch alles spekulativ.

Justsaying schrieb:@Maifalter
Wie ist das denn in Japan? Sprechen die Leute dort Englisch und kann man sich an jemanden wenden, wenn man in Not geraet? Oder ist man da leicht ganz boese aufgeschmissen, wenn man allein als nicht japanisch sprechende Person unterwegs ist?

Prinzipiell lernen die Japaner natürlich englisch in der Schule. Da die Aussprache für uns aber etwas schwer zu verstehen ist und die Japaner generell nicht viele Möglichkeiten haben um englisch zu sprechen, sind viele doch recht schüchtern.

Nichtsdestotrotz ist man keinesfalls aufgeschmissen und prinzipiell sind Japaner auch wahnsinnig hilfsbereit. Zur Not öffnen sie auf dem eigenen Handy einfach eine Übersetzungsapp. Oftmals kommt auch gleich wer an und will helfen, wenn er sieht, dass man gerade etwas lost ist.

Ich war das erste Mal 2008 in Japan, da gab es noch keine Smartphones und ich konnte noch kein japanisch und ich kam trotzdem überall zurecht, das war absolut kein Problem, nie.

Interested schrieb:Der Rucksack kann auch gestohlen worden sein

Da war dann ja wohl auch der Reisepass dabei. Und der weg ist, kontaktiert man doch als allererstes die dt. Botschaft. Wenn man noch kann.....
Hier war es dann moeglicherweise kein Diebstahl (oder Verlust durch 'liegengelassen und verloren') sondern ein Raub, bei dem CW so verletzt wurde, dass er keine Hilfe mehr holen konnte.

@anthe
Was verstehst du denn unter "aufgeschmissen"?

Man kann sich trotzdem essen oder was zu trinken kaufen, sowohl an den zig Automaten, in den Convinience Stores und auch in den meisten Restaurants.

Wakayama ist eher kleiner und vielleicht ist es schwierig von A nach B zu kommen, ohne Google Maps, aber nicht unmöglich. Das war früher ohne Smartphone auch kein Problem.

Justsaying schrieb:. Und der weg ist, kontaktiert man doch als allererstes die dt. Botschaft. Wenn man noch kann.....

Das weiß ich nicht, ob einem das bewusst ist. Dann muss man sich ja ohne Handy erstmal jemandem verständlich machen. Nummer und Adresse der dt. Botschaft ausfindig machen, seine Leute kontaktieren. Alles ohne Handy. Wie gesagt, noch ist alles offen.

Interested schrieb:Das weiß ich nicht, ob einem das bewusst ist.

Die Annahme ist doch erst mal, dass er rechtzeitig zum Studium (also am 14.) zurueck sein wollte.
Wenn dann kurz vorher das Handy und Pass verloren geht (durch welche Umstaende auch immer), versucht man doch, erst die Botschaft zu kontaktieren und dann mit den benoetigten Papieren rechtzeitig am Flughafen zu sein.

So waere doch der Ablauf gewesen, wenn er seine Sachen einfach verloren haette oder wenn sie ihm gestohlen worden waeren.
Da dies nicht geschehen ist, ist er wohl daran gehindert worden (Entfuehrung, Toetung) oder er hat andere Absichten (Suizid) verfolgt.

Unfall mit Einlieferung in ein Krankenhaus passt nicht, da haette man ihn ja inzwischen gefunden.
Ausstieg passt fuer mich auch nicht - ohne Reisepass ist doch vorprogrammiert, dass man frueher oder spaeter Aerger bekommt. Und dazu noch Auslaender ohne Sprachkenntnisse ....

@Interested
Aber dann geht man halt zur nächsten Polizei? Ich sehe jetzt das Problem nicht.

Zudem ist das eigentlich alles auch nicht wichtig, weil selbst wenn er ohne Handy aufgeschmissen gewesen wäre oder total planlos und nicht gewusst hätte, was er nun machen soll, dann verschwindet er ja nicht einfach so.
Da hätte er sich mit Sicherheit zu helfen gewusst.

Maifalter schrieb:Da hätte er sich mit Sicherheit zu helfen gewusst

Naja, er 'hat sich ja nicht geholfen'. Die Polizei wuesste doch, wenn CW sich wegen Handy/Passverlust an sie gewandt haette. Fuer mich bleiben diese Optionen:

Justsaying schrieb:Da dies nicht geschehen ist, ist er wohl daran gehindert worden (Entfuehrung, Toetung) oder er hat andere Absichten (Suizid) verfolgt.

Entweder er ist kurz, also wenige Stunden vor seiner Abreise, an 'die Falschen' geraten (Was moeglich waere.
Eine Nacht ohne eine Uebernachtungsmoeglichkeit hatte er bereits. Und eine weitere Nacht in Bahnhofsnaehe verbringen ist wohl auch nicht so ungefaehrlich).
Oder er wollte nicht zurueck.

Ich war oft abends oder nachts in Bahnhofnähe, alleine als Frau. Da gab es nie komische Leute oder beängstigende Situationen.

Natürlich kann ich nicht für die Nächte in Wakayama Mitte Oktober sprechen, aber generell ist auch das eigentlich kein Problem.

Ich weiß nicht, wie der Pressekodex in Japan ist hinsichtlich Werthereffekt. Aber ich könnte mir auch gut vorstellen, dass die Japaner nicht pietätlos sein möchten und deshalb erstmal zurückhaltend sind, was einen möglichen Suizid angeht.

Letztlich ist ein Suizid auch viel wahrscheinlicher als dass er entführt wurde. Gerade in einem Land wie Japan, wo die Suizidrate sehr hoch und die Kriminalitätsrate extrem niedrig ist.

Maifalter schrieb:Aber ich könnte mir auch gut vorstellen, dass die Japaner nicht pietätlos sein möchten und deshalb erstmal zurückhaltend sind, was einen möglichen Suizid angeht.

Ich wusste es auch nicht, aber in der japanischen Kultur ist der Suizid offenbar weniger mit Makel verbunden als in unserer Kultur:

Anders als in christlich und islamisch geprägten Ländern ist ein Suizid in der japanischen Geistesgeschichte keine Sünde, sondern wurde traditionell eher als ein Übernehmen von Verantwortung oder eine Bitte um Vergebung verstanden. Bekannt ist auch der Mythos der Samurai, die sich in ausweglosen Situationen aus Ehrgefühl das Leben nahmen, oder die Geschichte der Kamikaze genannten Selbstmordpiloten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Einer der berühmtesten Schriftsteller Japans, Yukio Mishima, nahm sich 1970 öffentlichkeitswirksam das Leben. Durch internationale Medien geistern Storys über den „Selbstmordwald“ am Rande des Fuji, wohin einige Menschen gehen, um sich aufzuhängen. Laut der Weltgesundheitsorganisation liegt Japans Suizidrate über 70 Prozent über dem weltweiten Durchschnitt: Nahmen sich 2016 durchschnittlich rund zehn von 100.000 Menschen das Leben, waren es in Japan über 18 (und in Deutschland über 13)

Quelle: https://www.fluter.de/suizid-von-jugendlichen-in-japan

Mglws ist der Umgang damit aber ein anderer, wenn es sich um Menschen handelt, die nicht der japanischen Kultur entspringen.

behind_eyes schrieb:Mglws ist der Umgang damit aber ein anderer, wenn es sich um Menschen handelt, die nicht der japanischen Kultur entspringen.

Ja, das meinte ich vorallem damit, dass sie vielleicht nicht pietätlos sein möchten.

Wer sich nochmal die Lokalitäten verdeutlichen möchte, es wird in dem NDR-Video sehr gut dargestellt.

In Japan vermisst

Ferienwohnung und Bar sind im Süden der Stadt, der Fundort der Gegenstände im Norden. Das Handy soll, offiziell nicht belegt, noch weiter flussaufwärts am Kinokava gefunden worden sein.

Justsaying schrieb:Seine Sachen, inkl. Reisepass, wurden am 12 Okt gefunden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese ueber mehrere Stunden nicht abgegeben wurden.

Wenn die Sachen in einem Mülleimer in der Toilette lagen, nicht jeder schaut da nach, um was für Gegenstände es sich handelt.

emz schrieb:Wenn die Sachen in einem Mülleimer in der Toilette lagen, nicht jeder schaut da nach, um was für Gegenstände es sich handelt.

Die Gegenstände wurden in Tokudagicho gefunden. Die einzigen öffentlichen Toiletten, die ich dort sehe, sind die auf dem Baseballplatz, ein Platz, der normalerweise nicht sehr frequentiert ist.

Gmaps Tokudagicho

@Dancingfool
Wenn man sich das jetzt alles anschaut, finde ich kann es eigentlich nur einen Grund für sein Verschwinden geben.

Dancingfool schrieb:Die Gegenstände wurden in Tokudagicho gefunden. Die einzigen öffentlichen Toiletten, die ich dort sehe, sind die auf dem Baseballplatz, ein Platz, der normalerweise nicht sehr frequentiert ist.

Das ist quasi auf der Rueckseite des Bahnhofs, Richtung Fluss. Gruen, mit Parkplaetzen und dem Baseballplatz, die besagten Toiletten. Nachts wohl eher 'Niemandsland'. Tagsueber Erholungs- und Freizeitgebiet.

In diesem Video wird der Fundplatz des Handys gezeigt (Sattellitenbild). Das ist schon ein gutes Stück flussaufwärts, ich schätze 5km. Soweit soll der Claudio noch gegangen sein, ohne von Kameras gesehen zu werden? Vielleicht möglich wenn man direkt am Fluss geht...

Youtube CW vermisst

Sorry es ist mehr, ca. 10km zum Fundort des Handys

@Dancingfool
Er wurde ja erst 5 Tage nach seinem Verschwinden vermisst gemeldet. Eventuell waren da einige Aufzeichnungen bereits überschrieben.

Maifalter schrieb:Er wurde ja erst 5 Tage nach seinem Verschwinden vermisst gemeldet.

Wenn ich mir diese vielbefahrene Brücke in Streetview anschaue, wo der Handyfundort ist, denke ich eher es wurde dort aus dem fahrenden Wagen geworfen.
Man kann sich dort auch schwer in den Fluss stürzen, das Wasser ist flach.

Wenn ich mir dies durchlese und auf Google Maps schaue, liegen nur rund 20 minuten Fussweg zwischen dem Bahnhof und der Bruecke, auf der das Handy gefunden wurde.
Der Baseballplatz ist direkt vor der Bruecke, da in der Naehe gibt es auch eine oeffentliche (barrierefreie) Toilette.

Das scheint doch alles recht dicht beieinander zu liegen.
Ich habe keine Vorstellung davon, wie da die Gegend ist, gerade des Nachts.
Also ob sicher oder ob da nicht doch fragwuerdige Gestalten unterwegs sind.

According to prefectural police, a woman found Worm's smartphone at around 1 p.m. on Oct. 12 while crossing the Kitajima Bridge over the Kinokawa River. At around 3:30 p.m. that day, police said his passport was located among some 40 other personal items at a public washroom alongside the river.

A person resembling Worm has reportedly been seen on security camera footage taken near Nankai Wakayamashi Station and other places on the evening of Oct. 11.

Quelle:
https://mainichi.jp/english/articles/20241023/p2a/00m/0na/005000c