Lady.Sherlock schrieb:Die wahrscheinlichste Variante, dass der Täter dem Kind vertraut war, wird ignoriert und tabuisiert. Und dabei wird auch bei Ermittlungen eventuell kostbare Zeit vertan.
Tabuisiert und ignoriert wird das vor allem von der Presse und der breiten Öffentlichkeit. Bei der Presse kann man es doch wohl verstehen und erwarten, ohne gesicherte Informationen lehnen sie sich in so einer Situation sicher nicht aus dem Fenster und lassen wilde Spekulationen los. Zum einen ist das ja auch nicht Aufgabe der Presse, gegenstandslose Vorverurteilungen und Vermutungen rauszublasen. Und zum anderen kann man darüber nur froh sein, denn man versetze sich bitte einmal in die Lage von Angehörigen, aus deren Familie ein Kind verschwunden ist oder getötet wurde, wenn dann plötzlich unbegründete Verdächtigung gegen enge Verwandte auftauchen.
Und Ermittler ignorieren diese Variante ganz sicher nicht. Für die ist das absolutes Basic, dass v.a. das nahe Umfeld des Opfers eines Gewaltverbrechens - egal ob Tötungsdelikt und egal welches Alter das Opfer hatte, also ob Kind, Jugendlicher, Erwachsener oder Greis - abgeklärt. Tötungsdelikten und Gewaltverbrechen allgemein passieren selten aus dem Nichts heraus, sondern sind in den weit überwiegenden Fällen Beziehungstaten.
Insofern finde ich die Behauptung, dass bei Ermittlungen kostbare Zeit vertan würde völlig haltlos und an den Haaren herbeigezogen.
Die Polizei kassiert in den Fällen, in denen sich dann schließlich herausstellt, dass der Täter nicht aus dem engen Umkreis des Opfers stamm, dann ja sogar oft Schelte durch die Angehörigen. Sie sehen es dann ja genau umgekehrt: das bei den Ermittlungen wertvolle Zeit vertan wurde, gerade weil intensiv gegen Angehörige ermittelt wurde und werden musste. Und die Presse inkl. die liebe Öffentlichkeit stimmen dann oft genug empört in diese Vorwürfe ein.