@Raspelbeere Ich benutze den Begriff Autist nicht abwertend.
Unter anderem beziehe ich mich auf Axel Brauns, der in seinem Buch „Buntschatten und Fledermäuse“ seinen Autismus beschreibt.
Ich fand es sehr aufschlussreich, dass er seine Mitmenschen in seiner Kindheit entweder als Buntschatten oder Fledermäuse beschrieb. Es offenbarte sich ein vollkommen neues Weltbild für mich in diesem Buch. Ich hatte in meiner Kindheit nicht das Gefühl von Buntschatten oder Fledermäusen.
Ich beanspruche nicht zu wissen, wie alle anderen Autisten die Welt erleben. Was ich weiß: Autisten mit Asperger haben einen großen Bezug zur Außenwelt und können sehr gut kommunizieren, siehe Axel Brauns.
Was ich durch Axel Brauns gelernt habe, ist, dass es grundsätzlich überraschende Sichtweisen bei anderen Menschen gibt und zwar solche, die mir nie zuvor auch nur annähernd in den Sinn gekommen wären.
Ich war schwer überrascht durch Axel Brauns, als ich erfuhr, dass Erinnerung für ihn etwas anderes war als für mich, für ihn nämlich „aus den Augen, aus dem Sinn“. Ich war davon ausgegangen, dass alle Menschen alles im Prinzip so erinnern wie ich: Erinnerungen bleiben bei mir präsent.
Ich bin insofern bereit, mich durch mir unbekannte Autisten überraschen zu lassen.
Die Autisten, die ich persönlich kenne, würden nicht auf die Idee kommen, einen Totenschädel zu platzieren, da bin ich mir sicher.
Entscheidend ist das Motiv des Menschen, der den Schädel platziert hat: wollte er freundlich seine Mitmenschen an den Tod erinnern, wollte er schocken, sich wichtig machen, die Polizei foppen, die Totenpräsenz, die er oder sie im Inneren spürt, auch im Außen sichtbar werden lassen … oder wollte er oder sie auf einen Mord hinweisen?