Christian B. Serientäter, Sadist, Pädophiler

Palio schrieb:Ich glaube, daran würde es vielleicht gar nicht scheitern. Ich habe mir das Urteil des Landgerichts Braunschweig vom 16.12.19 durchgelesen (das ist zumindest bei juris veröffentlicht) und die Zeugenaussagen von Helge B. und Manfred S. nehmen dort einen großen Raum ein (28 Absätze von 121) und sie werden für glaubhaft gehalten. Ich denke, RA Fülscher ist schon auf der richtigen Fährte, wenn er sich auf die Verjährung im Zusammenhang mit dem unklaren Datum konzentriert. Allerdings habe ich die aktuellen Zeugenaussagen von Helge B. und Manfred S. im hiesigen Prozess nicht verfolgt, vielleicht gibt es da noch weitere Angriffspunkte.

HB und MS sind wahrscheinlich nicht mehr die besten bzw. nützlichsten Zeugen. Das Hickhack um das Video und die unterschiedlichen Aussagen von HB bezüglich dessen Verbleibs helfen sicher nicht (auch wenn man ihm keine bewusste Falschaussage nachweisen kann). Und MS kam mir auch nicht so überzeugend vor. Er hat ein paar Erinnerungslücken. Aber grundsätzlich unglaubwürdig sind sie selbstverständlich nun auch wieder nicht.

HB:

https://www.braunschweiger-zeitung.de/niedersachsen/braunschweig/article406066495/prozess-gegen-christian-b-hauptbelastungszeuge-helge-b-sagt-aus.html

MS:

https://www.braunschweiger-zeitung.de/niedersachsen/braunschweig/article405860668/dritter-prozesstag-gegen-christian-b-in-braunschweig.html

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Heute ging es wohl um das gefundene Beweismaterial in Neuwegersleben.

Nachdem 2020 öffentlich wurde, dass der mehrmals vorbestrafte Sexualstraftäter Christian B. im Fall Maddie verdächtigt wird, wurde auch nach möglichen Verbindungen zu Inga gesucht. Die Polizistin gab an, sich über den Nachbarn informiert zu haben, weil sie gemeint habe: „irgendwas ist mit dem komisch“. Ihre Kontakte zu Ermittlern auch in Braunschweig gab sie aber erst auf Nachfrage an. Neben der Verteidigung wies auch die Richterin sie mehrmals auf ihre Wahrheitspflicht hin und machte große Zweifel an der Aussage der Polizistin deutlich.

Quelle: https://www.sueddeutsche.de/panorama/staatsanwaltschaft-polizistin-im-prozess-gegen-christian-b-unter-druck-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-240604-99-273358

Eine Polizistin scheint eigenmaechtig gehandelt zu haben, indem sie ihrem "Ermittler-Instinkt" nachgegangen ist:

Am Dienstag griff die Verteidigung die Angaben der Freundin, die als zweite Zeugin vernommen wurde, massiv an. "Ich glaube Ihnen kein Wort", sagte Anwalt Friedrich Fülscher. Die Polizistin, die mit den Ermittlungen offiziell gar nichts zu tun hatte, räumte ein, dass sie schon Monate vor dem Fund auf dem Grundstück war, ohne richterlichen Beschluss Fotos machte und diese weiterleitete. Unter anderem stand sie wohl im Kontakt mit einem Ermittler im Vermisstenfall Inga, die am 2. Mai 2015 verschwand.

Quelle: https://www.zeit.de/news/2024-06/04/polizistin-im-prozess-gegen-christian-b-unter-druck

Hoffentlich werden die Beweise zugelassen. Aber die Story vom Nachbarn und seiner Polizistenfreundin hört sich wirklich unglaubwürdig an. Es wäre echt eine Katastrophe, wenn die das jetzt mit dieser Aktion versemmelt hätten.

Thira schrieb:Hoffentlich werden die Beweise zugelassen. Aber die Story vom Nachbarn und seiner Polizistenfreundin hört sich wirklich unglaubwürdig an. Es wäre echt eine Katastrophe, wenn die das jetzt mit dieser Aktion versemmelt hätten.

Ich hoffe auch, dass das zugelassen wird. Habe aber so meine Zweifel. Das wäre echt mehr als Ka****, wenn durch die unbedachten Aktionen Beweise nicht zugelassen werden.

Hmm bei dem, was sich hier offenbart, könnten die "beweise" aber auch fingiert sein.
Laut Aussage des Freundes, der Polizistin, "nur" Stofffetzen und Geruch (Verwesumgsgeruch?) In einem Erdloch,

Nichts von Hundekopf der rausschaut oder sonstiges.
Noch dazu fand das Monate vor der Durchsuchung statt.

Das ist schon irgendwie merkwürdig.

Thira schrieb:Hoffentlich werden die Beweise zugelassen. Aber die Story vom Nachbarn und seiner Polizistenfreundin hört sich wirklich unglaubwürdig an.

Und das sieht offenbar auch die Richterin so. Es könnte daher auf Feststellung einer rechtswidrigen Beweisgewinnung hinauslaufen. Außerdem gab es doch noch ein weiteres formelles Problem, weil keine vollständige Umschreibung der Asservate stattfand. Aber eine Chance, dass die gefundenen Beweise nicht unter das Verwertungsverbot fallen, besteht noch, wenn das Gericht das Interesse der Allgemeinheit höher einschätzt als die des Betroffenen und wenn die Wahrscheinlichkeit als hoch einzustufen ist, dass die Beweise beim vorliegenden Sachverhalt auch rechtmäßig hätten erlangt werden können.
Ein Vergleichsfall, der aber in meinen Augen noch etwas klarer ist:

Ob dies der Fall ist, muss nach der Rechtsprechung im Einzelfall aufgrund einer umfassenden Abwägung des Interesses der Allgemeinheit an der wirksamen Strafverfolgung mit dem Interesse des Betroffenen an der Einhaltung der Verfahrensvorschriften geprüft werden ….Dies gilt auch für eine Durchsuchung zum Auffinden von Beweismitteln …. Die Abwägung ergibt, dass der Verfahrensfehler die Rechte des Angeklagten bei der Beweisgewinnung nicht erheblich beeinträchtigt hat und das Interesse an der Verwertung der in der Geldkassette gefundenen Sachbeweise überwiegt.
(…)
Nachdem seine Identität durch Auffinden des Entlassungsscheins aus der Justizvollzugsanstalt, aus der er bedingt entlassen worden war, bekannt war, ist auch anzunehmen, dass ein Ermittlungsrichter in dem Fall, dass ein Antrag auf Gestattung der Durchsuchung der Geldkassette gestellt worden wäre, höchstwahrscheinlich einen Durchsuchungsbeschluss erlassen hätte. Diese Möglichkeit der hypothetisch rechtmäßigen Beweiserlangung ist im Rahmen der Abwägung zu …. Sie führt dazu, dass aus der ohne richterliche Gestattung erfolgten Durchsuchung kein Beweisverwertungsverbot resultiert. Anhaltspunkte dafür, dass der Richtervorbehalt von den Ermittlungsbeamten bewusst missachtet wurde, liegen nicht vor.“

https://www.juracademy.de/rechtsprechung/article/rechtswidrige-durchsuchung-beweisverwertungsverbot

Diese Anklagen mit allen Tücken und Fallstricken sind schon eine Herausforderung für das Gericht.

Auch wenn es natürlich ein wenig hin und her geht und die Verteidiger versuchen zu verzögern finde ich das die letzten Wochen kaum Überraschungen gebracht haben. Es ist das bestätigt was seit Jahren und Monaten bekannt ist bzw. vermutet wird und alles geht seinen Gang. Das juristische mag hier und da temporär nochmal kontrolliert und hinterfragt werden aber im Endeffekt ändert sich nichts an der Sache sprich den Taten. Es wird sicher schon bei dem TV und seinen Verteidigen angekommen sein das es jetzt eher darum geht wie man sich mit der weiteren Vorgehensweise in ein möglichst geringes Strafmaß verhandeln kann.

Palio schrieb:Diese Anklagen mit allen Tücken und Fallstricken sind schon eine Herausforderung für das Gericht.

Stimmt. Aber am Ende sind es viele Punkte, das große Ganze. Selbst wenn einzelne Punkte strittig sind oder gar wider erwarten dem angeklagten nicht zur Last gelegen werden können ist es im ganzen doch alles doch recht simpel und klar.