Srensen schrieb:“Probleme mit den Wechseljahren” hätten auch gereicht. Vielleicht hätte sie dann etwas mehr Mitgefühl erhalten, als es jetzt der Fall ist.
Da sieht man mal wieder wie die Bewertung von völlig fremden Menschen von den eigenen sozialen und sonstigen Vorurteilen geleitet wird. Ätzdend! Ich finde es irritierend, wie auch hier teilweise inzwischen über Nicolas Probleme diskutiert wird. Das zeugt für mich von Unwissenheit und mangelnder Empathie und von Doppelmoral.
Jede zweite Frau hat Probleme mit den Wechseljahren, dafür kann keine, das passiert eben ab einem gewissen biologischen Alter. Leider sind die somatischen, kognitiven und emotionalen Folgen der weiblichen Hormonumstellung während des Klimateriums ein gesellschaftliches Tabuthema und mit Scham besetzt. Die Symptome können persönlichkeitsverändernd sein und die betroffenen Frauen leiden sehr darunter. Das ist kein Spaziergang. Eingeschränkte Leistungsfähigkeit und depressive Verstimmungen sind nicht selten. Wenn man bedenkt, was Nicola alles zu leisten hatte, und wie gut sie das alles sehr lange hinbekommen hat, dann wundert es mich überhaupt nicht, wenn sie unzufrieden wäre mit ihrer Situation und möglicherweise sehr erschöpft. Der Schlafmangel ließ sich offenbar auch mit Medikamenten nicht beheben. Ich kenne viele Eltern um die Mitte vierzig bis Mitte fünfzig, die in den Ferien regelmäßig Alkohol trinken, um runterzukommen und zu chillen, anders halten die das gar nicht aus mit den Kindern. Kein Wunder, dass während der Corona-Pandemie der Alkoholkonsum überall zugenommen hatte. Insofern halte ich die "OMG, sie hat Alkohol getrunken, Auweia"-Fraktion für weltfremd und heuchlerisch. Zumal überhaupt nicht klar ist, in welchem Rahmen und Ausmaß sich das Ganze bewegte. Man muss ja nicht gleich immer vom schlimmsten Szenario ausgehen. Schon fabulieren Foristen hier, ob sie am Morgen ihres Verschwindens vielleicht sogar hackevoll in den Fluß gefallen sein könnte. Euer Ernst? Inzwischen findet man auch in den Medien öfter mal Beiträge über Frauen und Sucht, das scheint also ein verbreitetes Phänomen zu sein, und kein Nischenthema. All das sind keine Gründe, jemanden zu verurteilen oder abzuwerten oder ihm Anteilnahme und Mitgefühl zu entziehen. Mir tut es sehr leid für Nicola und ihre Familie, und ich hoffe, dass ihr Verschwinden aufgeklärt werden wird.